von Sören Wetterau,

Kolumne: Star Wars Jedi: Survivor und andere PC-Portierungen haben ein großes Problem

PC (Sonstiges) von
PC (Sonstiges) von - Bildquelle: Electronic Arts, Bandai Namco & Warner Bros. Games
Ob Elden Ring, Warhammer 40.000: Darktide, Forspoken, ReturnalHogwarts Legacy oder ganz aktuell Star Wars Jedi: Survivor – Sie allen haben einen gemeinsamen nervigen Fehler. Sie stottern und ruckeln am PC und zwar mitunter selbst dann, wenn High-End-Hardware verbaut ist.

Während Grafikkarten zuweilen immer teurer und teurer werden, sinkt auf der anderen Seite die Qualität der PC-Portierungen. Leider ist das kein einzelnes Phänomen, welches nur ganz selten auftritt, sondern seit Monaten wird fast jedes größere Spiel von ähnlichen Problemen geplagt – und bringt zahlreiche Spieler inklusive mir zum Verzweifeln.

Update vom 01. Mai 2023: Angesichts des nächsten enttäuschenden PC-Ports in Form von Star Wars Jedi: Survivor haben wir die Kolumne aufgrund ihrer Aktualität noch einmal nach oben gezogen und um aktuelle Beispiele ergänzt. Schließlich ist die Problematik immer noch an der Tagesordnung – ebenso wie die obligatorischen Entschuldigungen der Publisher.

Ein zurückgekehrtes Problem



Dabei kann man sich als PC-Spieler auf dem ersten Blick gar nicht beschweren: In den letzten Jahren ist so gut wie jedes größere und bekanntere Spiel auch auf dem Computer erschienen. Microsoft verkündete schon vor einiger Zeit, dass zukünftig alle Xbox-Spiele am selben Tag auch für den PC veröffentlicht werden und Sony zog ebenfalls hinterher, bringt nach und nach etliche PlayStation-Hits, wie etwa Returnal, zu Steam und in den Epic Games Store. Sogar Atlus hat mit seiner Persona-Reihe den Schritt gewagt und lässt nach vielen Jahren endlich PC-Spieler an der JRPG-Reihe teilhaben.

Also ist doch alles gut, oder etwa nicht? Natürlich ist es schön, dass immer mehr Entwickler die Vorzüge und den großen PC-Markt zu schätzen wissen. Schließlich lässt sich hier tatsächlich der eine oder andere Euro verdienen und dank Mods können Spiele mitunter eine halbe Ewigkeit leben. Allerdings funktioniert das nur, wenn die Portierung selbst überzeugen kann und genau darin liegt die Krux in der aktuellen Zeit.



War man bis vor kurzem tolle Portierungen wie Death Stranding, bei dem auch die sehr gute Implementierung von DLSS lobend erwähnt werden sollte, Days Gone oder Resident Evil 2 gewohnt, bekommt man mittlerweile oft den Eindruck, dass sämtliche Fortschritte in den letzten Monaten verschütt gegangen sind. Stattdessen sind eine unoptimierte Performance, regelmäßiges Stottern und fehlende Basisfunktionen an der Tagesordnung, bei der nicht nur Besitzer von älterer Hardware betroffen sind. Selbst High-End-GPUs wie die aktuellen RTX-Grafikkarten von Nvidia oder die vergleichbaren AMD-Karten kommen an ihr Limit, obwohl die eigentliche Optik kaum eine solche Leistung verlangen dürfte.

Aus der Vergangenheit lernen



Dabei handelt es sich gewiss nicht um eine moderne Erscheinung. Schlechte PC-Ports gab es quasi schon immer: Halo 2 mit seinem Vista-Debakel, Batman: Arkham Knight, bei dem Publisher Warner Bros. Games zwischenzeitlich den Verkauf stoppte, das erste Dark Souls oder Jahre zuvor das originale Resident Evil 4. Wenn es denn überhaupt in dieser Zeit eine Portierung gab, denn nur allzu oft schauten PC-Spieler sogar ganz in die Röhre. Mittlerweile ist Letzteres nicht mehr so oft der Fall, dafür aber gibt es die Rückkehr der enttäuschenden Portierungen.



Der wesentliche Unterschied zur damaligen Zeit? Man war längst besseres gewohnt und zwar von fast allen Publishern. Selbst Sony, die jahrelang nur die PlayStation bedienten, hatte zwischenzeitlich bei den Portierungen seiner PlayStation-Spiele weitgehend den Dreh raus – und dann kam The Last of Us Part 1, welches in einem desaströsen Zustand erschien. Auch ein Performance-Debakel wie es bei Wild Hearts von Electronic Arts und Koei Tecmo der Fall ist, sollte eigentlich in der heutigen Zeit nicht mehr passieren.

Trotzdem sitzt man derzeit vor dem Monitor und wird das Gefühl nicht los, dass aus der Vergangenheit schlichtweg nicht gelernt wurde. Denn ist man nicht gerade ein Ausnahmespiel wie Elden Ring oder kann auf eine starke Fanbase wie bei Hogwarts Legacy zurückgreifen, dann passiert es schnell, dass eine PC-Version finanziell enttäuscht – wobei die Lehre nicht sein sollte, dass Spieler mit Maus und Tastatur sich nicht dafür interessieren. Ganz im Gegenteil: Gute Spiele, und das wird sicherlich den einen oder anderen garantiert überraschen, mag man auch am PC. Nur wird eben auch ein qualitatives Minimum erwartet, bei dem man nicht Angst haben muss, dass man zukünftig nur noch mit Hardware jenseits der 2.000 Euro-Marke spielen kann.

Es benötigt nicht immer das Beste



Ich bin mir natürlich bewusst: Als PC-Spieler stellt man teilweise recht besondere Anforderungen, wie ein guter Port auszusehen hat: Kein festes FPS-Limit, Unterstützung von Ultra-Widescreen-Auflösungen, möglichst detaillierte Einstellungsmöglichkeiten, DLSS, FSR, Nvidia Reflex, ein guter Maus-und-Tastatur-Support und vieles, vieles mehr. Das ist zuweilen nicht einfach und je nach Genre gibt es noch einmal besondere Ansprüche, insbesondere Shooter seien hier zu erwähnen.

Geht man jedoch nach der aktuellen Lage, dann würde es fast schon reichen, wenn mindestens Spiele, die auf der Unreal Engine 4 basieren, ihre Shader vorab kompilieren würden, anstatt während des laufenden Spiels. Letzteres sorgt immer häufiger für ein regelmäßig auftretendes Stottern, welches manchmal mit Patches behoben wird – manchmal aber gänzlich vom Entwickler ignoriert wird. Dabei lässt sich das Problem zumindest in Grenzen halten, würde man im Hauptmenü bereits mit einem Kompilieren der Shader beginnen, wie es Spiele wie Call of Duty: Modern Warfare 2 oder Forza Horizon 5 machen.



Solch eine Funktion bedeutet natürlich nicht automatisch, dass ein Spiel nun ruckelfrei funktioniert und alles super über Grafikkarte und Prozessor flutscht. Es erhöht jedoch die Chance, dass zumindest diese eine Stelle nicht zum Dauerproblem wird, das auch mit der Unterstützung von erfahrenen Moddern nur bedingt aus der Welt geschafft werden kann. Hier sind schlicht die Entwicklerstudios selbst gefragt und müssen, falls nicht schon zum Launch geschehen, entsprechende Updates nachreichen.

Hoffnung am Horizont



Alternativ könnten Publisher und Entwickler auch wieder umfangreiche Beta-Tests veranstalten, die nicht in erster Linie einem Marketing-Zweck dienen. Tests, in denen sich feststellen lässt, wo es noch Engstellen gibt und bei denen man noch anschließend genügend Zeit hat, um Feedback auszuwerten und Probleme vor dem Release anzugehen. Ich bin mir zudem ziemlich sicher, dass es da draußen genügend PC-Spieler gibt, die an solchen Tests teilnehmen würden, wenn es bedeutet, dass eine Portierung am Ende technisch runder auf dem Markt erscheint.



Aber noch ist ja längst nicht aller Tage Abend – und bei weitem ist nicht jeder PC-Port dem Untergang geweiht. Dass es nämlich auch anders geht bewies Anfang des Jahres Hi-Fi Rush von Microsoft und Tango Gameworks, das mit der Unreal Engine 4 entstanden ist und neben spaßigen Gameplay auch eine überzeugende Performance fast ganz ohne Stottern liefert. Eine Sache, die ich in diesem Jahr noch gerne öfters lesen würde.
Quelle: YouTube / Digital Foundry, YouTube / Bethesda Softworks, YouTube / Rocket Sloth, Reddit, Twitter /@EAStarWars

Kommentare

str.scrm schrieb am
da kann und wird es aber die Community richten :Hüpf:
batsi84 schrieb am
die-wc-ente hat geschrieben: ?01.05.2023 22:11 Am 06. September kommt Starfield. Bugthesda legt bestimmt noch mal ne Schippe drauf :roll:
Ohne Bugs wäre es nicht das gleiche :D
die-wc-ente schrieb am
Am 06. September kommt Starfield. Bugthesda legt bestimmt noch mal ne Schippe drauf :roll:
GoodOldGamingTimes schrieb am
Problem ist Spiele werden immer größer und größer. + das Entwickler/Publisher gleichzeitg z.b die QA Abteilungen verkleinern (Hallo EA)
Ich brauche keine 50+h Open World Spiele. 10-15 Stunden lineare Action reicht mir da oftmals absolut aus.
Dazu kommt noch das sich die Entwickler gefühlt keinerlei mühe bei den PC-Versionen machen. Und die großen Spiele-Engines primär auf Konsole ausgerichtet sind.
Und wenn ich mir dann viele PC-only Projekte anschaue die dann erstmal als EA erscheinen. Davon läuft vieles bei EA-Release besser als so manches mehrfach gepatchte große Multiplatformspiel.
Ne Zeitlang haben Entwickler/Publisher den PC wieder ernstgenommen als Plattform. Aber gerade bei den großen westlichen Publishern sieht man da zuletzt wieder einige Abgründe.
Im Gegensatz Japanische Publisher. Jahrzehntelang den PC ignoriert. Und jetzt kommt da ein gutes PC-Spiel nacheinander (gut außer man heißt Square Enix :wink-old: )
batsi84 schrieb am
Spoiler
Show
DerSnake hat geschrieben: ?01.05.2023 19:07 Neure Spiele unterstützen durchaus den PS5 Controller. Leider nicht immer mit adaptiven Trigger und co was schade ist. Auch gibt es Spiele wo das Ding gar nicht läuft da muss man auf DS4 Win zurückgreifen oder DSX ( )
Gerne würde ich den PS5 Controller als Standard Controller nutzen aber da ist man mit den offzielen Xbox Controller einfach besser dran weil es zu 99% ohne Zusatz Tools unterstützt wird von den meisten Spielen.
"Während Grafikkarten zuweilen immer teurer und teurer werden, sinkt auf der anderen Seite die Qualität der PC-Portierungen. "
Ist wirklich so. PC Spiele waren ja schon immer ein Thema was "Optmierung" angeht. Aber in letzter Zeit denke ich auch bin ich im falschen Film? Bekommen das die Entwickler selber nicht mit oder ist es denen schlicht Scheiß egal ist ja nur der "PC" Wobei die Frage kann ich mir eigentlich sparen... :roll:
Ich habe weiterhin den Eindruck, dass viele Entwickler schlichtweg Probleme haben, immer größere Spieleproduktionen zu stemmen und gleichzeitig die Finanzen im Blick zu haben.
Dann werden Spiele unfertig und pünktlich zum Quartalsgeschäft rausgehauen, um die Weiterfinanzierung der Projekte zu sichern.
Und wenn noch zusätzlich Menschen wie Bobby Kotick, Lügengeschichten rund um CD Projekt und toxische Firmenkulturen wie bei Ubisoft und Blizzard dazukommen, dann wird es auch schwerer, sich gegenüber den Endverbrauchern als vertrauensvolles Unternehmen darzustellen.
Ich für meinen Teil werde meinen mittlerweile 10 Jahre alten Rechner jetzt erst Mal mit einer SSD nachrüsten und schauen wo die Reise hingeht.
Für kleine Indie-Titel und ältere Titel taugt die Kiste noch dicke - und Windows 10 bekommt auch noch 2,5 Jahre Unterstützung :)
schrieb am