von Jörg Luibl,

Jugendschutz: Petition für PEGI-System

Jugendschutzgesetz (Sonstiges) von Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Jugendschutzgesetz (Sonstiges) von Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Bildquelle: USK (Prüfstatistik 2019)
Wer sich für einen europäischen Jugendschutz in Form von PEGI (Pan European Game Information) engagieren will, kann seine Stimme in einer aktuellen Petition beim Deutschen Bundestag abgeben: Bisher haben sich knapp 3000 Leute registriert - das Ganze läuft noch bis zum 4. März.

Hier die Petition im Wortlaut:

Der Deutsche Bundestag möge beschließen, das PEGI System in Deutschland als Prüfung für elektronische Unterhaltungssoftware einzuführen und im Gesetz verankern, dass elektronische Unterhaltungssoftware mit Filmen und Büchen bei der Bewertung gleichzustellen ist.

Begründung

Sehr geehrte Damen und Herren,

Computerspiele gehören mittlerweile zum kulturellen Leben wie Filme, Bücher und Theater. Dies hat auch der Kulturrat bereits für sich beschlossen und dem wachsenden Interesse aller Altersgruppen an Unterhaltungssoftware Tribut gezollt. Dennoch werden Erwachsene in Ihrer Freiheit eingeschränkt auszuwählen was sie denn gerne spielen möchten und in welcher Form. Viele Firmen veröffentlichen manche Spiele in Deutschland gar nicht mehr, da die Kosten für eine extra für Deutschland geschnittene Fassung zu hoch sind oder starke Verkaufseinbußen durch Indizierung zu erwarten sind. Deutschland ist trotz bereits vorhandener, freiwilliger Entschärfung von Gewaltdarstellung durch die Hersteller (welche exra nur für Deutschland durchgeführt wird) strenger bei der Freigabe als die anderen europäischen Länder wo keine Zensur stattfindet. Der Import dieser geschnittenen Spiele als PEGI Fassung aus dem europäischen Ausland wie UK oder AT ist jedoch erlaubt und möglich. Dadurch werden diese Verkäufe nur ins Ausland verlagert worunter der Einelhandel in Deutschland zu leiden hat.

Deutschland ist das einzigste Land in dem eine solche Zensur stattfindet. Für viele der erwachsenen Spieler und Spielerinnen ist dies inakzeptabel. Wir möchten selbst entscheiden was wir spielen und in welcher Form.

Daher möchte ich, dass der Bundestag folgende Dinge beschliesst:

* Einführung des PEGI Systems in Deutschland. USK sollte nur noch als letzte Instanz auf Fälle prüfen in denen die Gewaltdarstellung zu weit geht und gegen geltende Gesetze verstößt wie als Beispiel das in Deutschland beschlagnahmte Manhunt. Menschenleben verachtende Software möchten auch die deutschen Spieler und Spielerinnen in Deutschland nicht haben.

* Notwendigkeit der Zensur von Spielen in Deutschland aufheben

* FSK18/PEGI18 stärker kontrollieren. Händler die Software für Erwachsene an Minderjährige verkaufen härter bestrafen und Stichproben durchs Ordnungsamt mit Testpersonen anordnen.

* Abgetrennte Bereiche im Handel für Unterhaltungssoftware ab 18 sind denkbar, ähnlich wie bei pornographischem Inhalt.

* Zertifiziertes und sicheres Onlineverfahren für eine Altersprüfung einführen damit auch der Onlinehandel wie Steam (und viele andere) PEGI18 in Deutschland anbieten kann. Eine Webseite des Bundestages wäre sicher denkbar wo sich jeder deutsche Staatsbürger anmelden kann für eine Altersprüfung per Post/Bürgeramt und der Onlinehandel diese Daten abfragen kann. Wobei hier auf Basis des Namens nur ein JA/NEIN als Antwort erfolgen sollte und keine weiteren Daten übermittelt werden sollten.

* Eltern Kurse anbieten über die Schulen Ihrer Kinder um die PEGI-Symbole zu verstehen und mediensicherer zu werden, damit Eltern besser darauf achten können, dass Ihre Kinder nur altersgerechte Unterhaltungssoftware nutzen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Kommentare

Beam02 schrieb am
Ugchen hat geschrieben: Aber sag mir Mal bitte eins. Du sagst zwar, dass Gears das Umbringen von Mutanten legitimieren und "vercoolnessen" will. KÖNNTE ich nachvollziehen, jetzt kommt aber das AAAAABER...:
Demnach müsste die Hälfte aller Spiele die Freigabe verweigert bekommen, weil man überall töten muss und es überall als gut, gerechtfertigt oder nötig dargestellt wird.
Ob es nun in GTA der Exfreund der Schwester/Cousine/Whatever ist, der für den OneNightStand um die Ecke gebracht wird, ob es in Call of Duty die Zivilisten am Flughafen sind, ob es in Super Mario die plattgehüpften Gumbas sind usw.
Ebenfalls in Filmen wird getötet was das Zeug hält - meistens ohne triftigen Grund, aber IMMER ungestraft.
Bis auf das Super Mario-Beispiel stimme ich dir da zu. Es ist schon etwas anderes, ob ich in einem eindeutigen Fantasie-Szenario auf Pilze hüpfe und diese sich in Luft auflösen / in Münzen verwandeln, oder ob ich in einem der Realität nachempfundenen Szenario gegen Menschen / menschenähnliche Wesen Gewalt in einem Maße anwende, welche über den ohnehin schon unschönen Tatbestand der Tötung hinausgeht. Soll heißen, es ist schon als nicht erstrebenswert einzustufen, wenn man in einem Videospiel einen Menschen mit einem gezielten Schuss tötet. Das ganze wird dann aber vollkommen absurd, um nicht zu sagen pervers, wenn gegen diese Figuren noch Handlungen ausführt, die weit grausamer sind, als einfach nur zum Tode zu führen. Muss man seinen "Gegnern" wirklich noch gezielt Körperteile abtrennen können, sie mit Granaten in ihre Einzelteile zerlegen und das ganze wenn möglich noch aus mehreren Kamerawinkeln zeigen, am besten noch in Slow Motion?
Darüber kann man jetzt eine Grundsatzdiskussion führen. Kann man reale Gewalt mit dargestellter Gewalt gleichsetzen, ist es bei Filmen nicht genau das selbe, warum sollte es überhaupt Dinge geben, die man volljährigen Personen nicht zeigen kann, etc pp.
Da gib es die unterschiedlichsten Ansichten, wurde auch schon in hunderten Foren...
Ugchen schrieb am
Gut, ich denke es ist wirklich eine Ansichtssache mit der Gewalt.
Ich persönlich finde Dead Space um Welten extremer und vor allem "unnötiger" und du siehst es genau anders herum.
Aber sag mir Mal bitte eins. Du sagst zwar, dass Gears das Umbringen von Mutanten legitimieren und "vercoolnessen" will. KÖNNTE ich nachvollziehen, jetzt kommt aber das AAAAABER...:
Demnach müsste die Hälfte aller Spiele die Freigabe verweigert bekommen, weil man überall töten muss und es überall als gut, gerechtfertigt oder nötig dargestellt wird.
Ob es nun in GTA der Exfreund der Schwester/Cousine/Whatever ist, der für den OneNightStand um die Ecke gebracht wird, ob es in Call of Duty die Zivilisten am Flughafen sind, ob es in Super Mario die plattgehüpften Gumbas sind usw.
Ebenfalls in Filmen wird getötet was das Zeug hält - meistens ohne triftigen Grund, aber IMMER ungestraft.
Und das ist eben der Grund warum ich das nicht nachvollziehen kann. Entweder sie führen eine neue Jugendschutzklasse "Ab 21" ein (was bei der Reifeentwicklung unserer Jugend heutzutage echt sowas von angebracht wäre) und hören dann auf mit dem "Cut für 18" oder gleich Index, oder sie indizieren sofort alles, wo jemand ums Leben kommt.
Aber ich bin echt froh, dass die BPjM seit dem C&C Generals-Debakel so stark an die Leine genommen wurde, denn das C&C Generals-indizieren war ja mehr als nur 10000% Willkür.
Beam02 schrieb am
Japp, habe Gears of War gespielt, beide Teile. Und die Protagonisten sind dermaßen harte Säue, dass ständig irgendein pseudo-cooler Spruch abgespult wird. Von dramaturgischer Regieführung kann da nicht die Rede sein. Was die Szene mit Doms Frau angeht... das mag davon abhängig sein, was man unter einem emotionalen Moment versteht. Mag sein, dass die deutsche Synchronisation die Szene lächerlicher erscheinen lässt, als sie im Kern ist, nur ist sie insgesamt einfach nicht ausreichend, um dem Spiel irgendeine Tiefgründigkeit zu verleihen. Die meiste Zeit im Spiel metzelt man sich durch Gegnerhorden, reißt markige Sprüche und sucht den Kampf. Spielerisch auf sehr gutem Niveau, dagegen will ich überhaupt nichts sagen. Es sind und bleiben (imo) zwei gute Spiele, aber der Gore-Faktor ist das Pfund, mit dem Epic Games hier wuchert. Und da gerade bei noch im Reifungsprozess begriffenen Spielern durchaus der Eindruck entsteht, dass die auf dem Bildschirm ablaufenden Handlungen in irgendeiner Weise zu rechtfertigen sind, oder gar nachahmenswert, muss ein solcher Titel in meinen Augen nicht auch noch öffentlich beworben werden. Dass die USK hier eine Freigabe verweigert hat, wundert mich überhaupt nicht.
Bei Dead Space kann ich die Freigabe aufgrund der vorhin schon geschilderten Gründe eher nachvollziehen, allerdings war und bin ich nach wie vor noch überrascht, dass dieser Titel eine Freigabe erhalten hat. Eher als GoW sicher, aber der Gewaltgrad ist wie du ja selbst geschildert hast schon extrem hoch. Auch dieses Spiel hätte meiner Ansicht nach nicht zwingend eine Freigabe ab 18 erhalten müssen.
Jetzt stellt sich ja auch die Frage, was an Indizierungen im Kern so schlecht sein soll. Für den Publisher ist es aus wirtschaftlichen Gründen natürlich eine extreme Einschränkung, wenn ein Spiel nicht öffentlich beworben werden darf. Daher war die Entscheidung von Epic und MS, GoW in Deutschland erst gar nicht auf den Markt zu bringen, durchaus verständlich. Das sollte einem...
Ugchen schrieb am
@Beam02:
Hast du Gears wirklich gespielt? Deine Erzählung hört sich an, als hättest du nur Trailer vom Spiel gesehen.
In Gears geht es auch ums Überleben. Die Locust (Mutanten aus dem Erdreich) wollen die Menschheit auslöschen und haben dies auch fast geschafft.
Das Team um Fenix gehört noch zum letzten menschlichen Widerstand, der auf der ganzen Erde vorhanden ist.
Und Gears macht nichts Außergewöhnliches, außer die Subjekte töten, welche das eigene Leben auslöschen wollen - ist ein natürlicher Menscheninstinkt.
Man pustet die Gegner normal am (und bekommt gelegentlich ein "Yeah, friss das du Scheißvieh" zu hören) und dazu bietet das Spiel (besonders der zweite Teil) eine an manchen Stellen sehr emotionale Story. Ich erinnere an die Szene wo Dominic nach tagelangem Suchen endlich seine Frau findet....
Gears ist brutal, ja. Aber die Protagonisten zeigen trotzdem, dass sie ihrem Leben nicht sicher sind und versuchen das mit gelegentlich lockeren Sprüchen zu vertuschen. Und extrem sinnlos überzogene Gewalt ist in dem Spiel nicht vorhanden. Oder hat jemand eine Stelle wie in Manhunt gefunden oder die berühmte Duke-Nukem-Szene mit dem Arsch--->Hals ?
Ich sehe überhaupt keinen einzigen Grund diese Spieleserie auf den Index zu setzen und trotzdem ist sie dort.
Dead Space.... "Leuten Körperteile (schön detailliert) abreißen usw, damit die Leute bessere Überlebenschancen haben"? Wenn man das jetzt mit dem angeblichen Jugendschutz in Verbindung bringen will bedeutet das: Der 16 Jährige findet nach dem nächsten Diskobesuch eine total besoffene Person und reißt ihr erstmal den Magen raus, damit er keinen Alkohol mehr im Körper haben soll, oder wie soll man das verstehen?
In Gears kannst du per Sniper-Gewehr die Köpfe abschießen, normal erschießen, per geworfener Granate den ganzen Mutanten in Stücke sprengen oder mit der Kettensäge am Gewehr einmal diagonal durch. Gut...
Sowas landet auf dem Index. Aber zieh dir Mal in Dead Space die Kill-Szenen rein...
Hier Mal nur zwei von 10.000...
Beam02 schrieb am
Ugchen hat geschrieben:USK und BPjM machen einen guten Job... Soso...
Gears of War, wo man Mutanten mit ner Kettensäge durchschneiden kann (3rd-Person) landet auf dem Index.
Dead Space, wo man die Gegner richtig schön zerstückeln kann und das auch noch in der Egosicht bekommt eine Freigabe...
Mit zweierlei Maß messen zeugt natürlich von sehr guter Arbeit.... :roll:
Herzlichen Glückwunsch, du hast das Prinzip hinter dem Vergabeverfahren der USK nicht verstanden. Es ist eben keine oberflächliche Einschätzung wie nach den Richtlinien beim PEGI-System, hier geht es nicht nur um die Bewertung von bloßen Darstellungen. Bei der USK werden die zu prüfenden Titel gespielt, und zwar von Anfang bis Ende. Mag sein, dass z.B. in Gears of War als auch in Dead Space viel Gore zu sehen ist, nur bewertet die USK auch den Kontext, in dem diese Gewalt dargestellt wird, und welche Wirkungen sie damit auf den Konsumenten hat. Bei Dead Space geht es um das nackte Überleben, Gegnern werden hier Körperteile abgetrennt, damit sich die Überlebenschancen des Spielers erhöhen. Man zieht als Protagonist nicht als Schlächter in den Kampf, man kämpft um sein Leben. Bei Gears of War hat die Gewalt eine gänzlich unterschiedliche Wirkung. Man kämpft sich mit mehreren vor Testosteron triefenden Steroid-Boliden durch Horden von Gegnern, mit Gewalt wird nicht gespart, und damit die Hauptzielgruppe auch ja angesprochen wird, streuen die Protagonisten ab und an noch markige Sprüche ins Geschehen, wodurch die Handlungen von Fenix und Co. in gewisser Weise auch glorifiziert werden. Ob man auf einer abgeschotteten Raumstation ganz alleine ums nackte Überleben kämpft oder in einem glorifizierten Kriegsszenario Massen von Gegnern dahinmetzelt und dem Ganzen einen vermeintlichen Coolnesfaktor zuspricht, sind schon zwei unterschiedliche paar Schuhe.
Ugchen hat geschrieben:Solange es weiterhin "normale" Spiele gibt, die in Deutschland geschnitten werden, damit sie überhaupt einen Ab18-Stempel drauf bekommen ist die...
schrieb am