von Jörg Luibl,

Uni Siegen kontra Killerspiel-Hysterie

Während in der Tagespresse eher die Pauschalisierung vorherrscht, gibt es auch hilfreichere Gedanken nach dem hysterischen Schneeballeffekt von Emsdetten. Die Medienwissenschaftler der Universität Siegen haben sich angesichts der Killerspieldebatte und des geplanten Verbotes zu Wort gemeldet, die wir nur befürworten können. Hier die wichtigsten Feststellungen der Forschungsgruppe "Mediennarrationen und Medienspiele":

1. Computerspiele vermitteln Spielern keine Konfliktlösungsmodelle, weder in einem humanistischen noch in einem zynischen Sinne, sie fordern und trainieren vielmehr, wie andere Spiele auch, spielspezifische Formen körperlicher und geistiger Geschicklichkeit.

2. Die Befürworter eines Verbots so genannter "Killerspiele" nennen im Wesentlichen drei Argumente, um ihre Position zu begründen: Jugendliche Gewalttäter konsumieren oft auch entsprechende Gewaltvideos und Computerspiele; empirische Studien haben nach dem Konsum von Gewalt darstellenden Computerspielen eine erhöhte Bereitschaft zu aggressivem Verhalten gemessen; in Armeen werden Computerspiele eingesetzt, um Soldaten auszubilden. Die Überzeugungskraft dieser Argumente beruht auf einem oberflächlichen Blick auf die Sachlage.

3. Eine alltagsnahe Simulation von Handlungen kann durch eine immer illusionistischer wirkende Computergraphik nur versprochen, nicht aber eingelöst werden. Der Aspekt des Künstlichen und Realitätsfernen kann in Computerspielen prinzipiell nicht überwunden werden und teilt sich den Spielern immer und eindeutig mit.

4. Der gewalttätige Inhalt mancher Computerspiele dient einerseits der Konsistenzanmutung des Computerspiels, andererseits kann die Differenz zwischen dem provokanten Inhalt der Bilder und der spielerischen Beherrschung dieser Provokation vom Spieler als Souveränitätsvorsprung genossen werden.

Hier die Schlussworte:

Die Ästhetik der Brutalität wird ihre Faszinationskraft erst dann verlieren, wenn das Spielprinzip des Ego-Shooters alle Altersgruppen und Sozialmilieus erreicht hat und zur kulturell etablierten medialen Praxis geworden ist. Dann kann das Provokationspotenzial der Geschmacklosigkeit nicht mehr verfangen, weil die Harmlosigkeit der Simulationen offenkundig geworden ist. Solange die ästhetische Geschmacklosigkeit aber zur sozialpsychologischen Gefahr hochstilisiert wird und in Verbotsdebatten mit Angstvokabeln wie "Killerspiel" gearbeitet wird, konserviert man den Status Quo und bereitet der Geschmacklosigkeit den Boden, den man ihr entziehen möchte.


Kommentare

L4mar schrieb am
jaja, mir Sejener hams halt druff^^
TNT.sf schrieb am
@max_headroom
also ich fände es zumindest gut, wenn du deine worte noch ein wenig komprimieren könntest ^^
Wir sind aber das Land der Dichter und Denker, wir haben Tradition, unser eigenes Hirn zum glühen zu bringen.
das hatten wir vielleicht mal. die großen forscher sind mittlerweile überall auf der welt zu finden und anscheinend nicht mehr genetisch gebunden.
die großen dichter liegen längst unter der erde. wer will heute noch gedichte? wenn wir deutschen wenigstens kreativität in den modernen medien zeigen könnten, aber das tuen wir nicht. deutsche filme und spiele finden doch kaum internationale anerkennung.
einstein ist übrigens ein schlechtes beispiel, denn er ist auch ausgewandert :D
ich habe aber den eindruck, daß die deutschen auch garnicht mehr dichten und denken wollen. ich mein, wir könnten uns doch auf die alten tugenden besinnen, aber wer kriegt bitte schön noch den arsch hoch?
wer weiß denn schon was deutschland ist, oder wer empfindet überhaupt noch als deutscher?
wenn wir als nation noch was erreichen wollen müssten wir schon das ganze jahr fußball wm haben, damit die leute auch ordentlich motiviert sind etwas für deutschland zu tuen.
aber sehen wir es ein: deutschland ist ein land der individualisten geworden und keiner von denen will dichten oder denken.
Meine erste "Demo" zu diesem Thema hatte ich in Düsseldorf, mitte der 90er Jahre am Hauptbahnhof. Und was hat sich geändert ? Es floß nur mehr Sauerstoff von einer Ecke zur anderen.
ich war auch damals auf einer demo gegen das schulsystem, als ich selbst schüler war. aber eigentlich bin ich nur hingegangen, um mir einen freien tag zu machen. ich wusste das dies sowieso nichts bringt, daß man keine politik mit rassel rattern und trillerpfeifen machen kann.
das habe ich auch meinen freunden erzählt und wir sind dann, statt zu demonstrieren, in die stadt gegangen und haben uns einen schönen tag gemacht :)
ich gehe grundsätzlich nie auf demos. wenn ich irgendwas verändern will, dann sollte ich mich schon ein...
johndoe-freename-104702 schrieb am
allei daruber nach zudenken spieler händler und hersteller zu kriminalisire
ist schon eine frechheit die leute die den keller voller waffan haben und die waffen händler werden mit keinem wort erwähnt der idiot hat doch keinen mit
seinem coputer erschlagen oder mit der x box tot geschmissen das sollte man sich mal vor augen halten
Max Headroom schrieb am
@TNT.sf:
(..)was du bist sieht man eigentlich in einem bestimmten satz:(..)
dieser pessimismus ist typisch deutsch. du siehst wohl auch gerne schwarz :)
Leider Nein. Tut mir leid Dir dies mitzuteilen, aber weder trage ich gerne Schwarz, noch sehe ich gerne Schwarz. Aber *tatsache* ist leider, dass die Miserie hier in good-ol' Germany schon ab der Schulzeit anfängt. Unser System HAT einfach ein paar Macken, die in anderen Nachbarländer nicht vorhanden sind. Es wird sich ändern, das ist kein Zweifel. Nur wann... bzw. welche Generation wird dies denn erleben ? Die, die ohne "Killerspiele" aufwächst, oder die, die ihre Zukunft im China-Marktsegment suchen ? ;)
Jedes Land hat ihre Probleme mit Schülern und Jugendlichen. In England und USA gibt es ja auch keine Engel in der Schule, Bully bzw. Canis Canem Edit ist ja auch nach einem "Vorbild" entwickelt worden. Aber wenn es hier so weitergeht, wird sich rein gar nichts ändern. Schüler werden weiterhin ihre Mitschüler wegen Kleidung oder Accessories hänseln. Prügelorgien finden weiterhin statt. Und egal wieviele GTA-Teile den Markt überschwemmen werden, ein weiteres Massaker *wird* stattfinden. Die jetzige Gesellschaft ändert sich sicherlich nicht durch ein solches Verbot. Da braucht man nicht "schwarz" oder "typisch Deutsch" zu sehen ;)
eine nation ist ja wohl kaum dem untergang geweiht, weil sie keine hochgebildeten mehr hat. in china haben die sowas auch nicht nötig. da begnügt man sich auch billige massenware herzustellen und damit die welt zu überfallen. der erfolg gibt ihnen hier recht.
Ähm... ein altes Beispiel meines Politiklehrers vor über 10 Jahren gefälligst ?

Was hat Deutschland zu bieten: Goldminen ? Erdölvorräte ? Nicht gerade berauschend, wenn man damit in der heutigen Welt was zu sagen haben möchte. Wir sind aber das Land der Dichter und Denker, wir haben Tradition, unser eigenes Hirn zum glühen zu bringen. Also sollte man in ein Gut investieren, auf das sich auch in Zukunft bauen lässt... in Wissen. Wir sollten...
Deracus schrieb am
na immerhin....da kommen wir ja doch noch irgendwo auf einen nenner...
vielleicht nicht überall...aber immerhin haben wir das ganze auf vernünftigem wege klären können :D
schrieb am