von Jan Wöbbeking,

Blizzard Entertainment - BlizzCon-Proteste: Blizzard entschuldigt sich, nimmt Sperrungen aber nicht zurück

Blizzard Entertainment (Unternehmen) von Blizzard Entertainment
Blizzard Entertainment (Unternehmen) von Blizzard Entertainment - Bildquelle: Blizzard Entertainment
Auf der BlizzCon entschuldigte sich Blizzards Firmen-CEO J. Allen Brack öffentlich auf der Bühne (via pcgamesn.com) für die Sperrung des professionellen Haerthstone-Spielers "Blitzchung" (Ng Wai Chung sowie zwei Moderatoren). Wai hatte in einem Stream seine politische Meinung zu den Hong-Kong-Protesten kundgetan (zur News).

“Vor einem Monat hatte Blizzard die Gelegenheit, die Welt in einem schwierigen Hearthstone-E-Sports-Moment zusammenzubringen", so Brack, "doch das haben wir nicht geschafft. Wir waren zu schnell mit dem Fällen unserer Entscheidung und haben die Lage noch verschlechtert, indem wir nicht schnell genug mit euch allen gesprochen haben. (...) Wir wurden unseren eigens gesetzten, hohen Standards nicht gerecht und haben unseren Zweck verfehlt. Das tut mir leid und ich übernehme die Verantwortung dafür. In Zukunft werden wir es besser machen - aber unsere Taten werden stärker wiegen als jedes dieser Worte". Blizzard habe sich dem Ziel verschrieben, dass ein Jeder das Recht besitze, sich auszudrücken, so Brack.

In einem Telefongespräch mit pcgamer.com klangen die Worte des CEOs allerdings ein wenig anders. Als er darauf angesprochen wurde, warum die Sperre trotzdem nicht zurückgenommen, sondern nur auf sechs Monate abgeschwächt wurde, antwortete Brack dem Magazin:

"Wenn wir keine Maßnahmen ergriffen hätten, wenn wir nicht etwas getan hätten, hättest du dir ja den Rattenschwanz vorstellen können, den das in künftigen Interviews nach sich ziehen würde. Sie würden sich in Zeitfenster für Leute verwandeln, die ein politisches Statement - über was auch immer sie wollen - abgeben, zu welchem Thema auch immer. Diesen Weg wollten wir einfach nicht beschreiten."

Die Moderatoren wiederum seien laut Brack von Blizzard engagiert worden, um einen Job zu erledigen. Und dieser gebe es nun einmal vor, dass sie sich auf das fokussieren, auf was sie sich fokussieren sollen, nämlich die Spiele, die Gewinner und die Storys, die sich daraus ergeben: "Sie waren nicht erfolgreich in diesem Job. Daher haben wir diese Entscheidung auf diese Weise gefällt".

Auch in den laut pcgamer.com eher spärlich am Rande der BlizzCon verteilten Protestgruppen habe es eine gemischte Stimmung gegeben. Ein gestriges Ticker-Update von 17:28 Uhr bringt es relativ anschaulich auf den Punkt: "Die meisten von ihnen unterstützen zwar die Protestler, doch die Stimmung ist fröhlich. Es wirkt so, als wäre der Protest ein Feature der BlizzCon, also Teil der Festivitäten."

Am Mittag davor lautete das vorläufige Fazit: "Ein paar von ihnen empfanden die Entschuldigung von J. Allen Brack als ehrlich, obwohl sie gerne die Aufhebung von Blitzchungs Strafe seitens Blizzard sehen würden. Einer von ihnen räumte allerdings ein, dass das die Fluttore für jegliche Art der Meinungsäußerung während Blizzard-Streams öffnen könnte, und Blizzard momentan gewissermaßen die Hände gebunden seien", so das Magazin.


Quelle: pcgamesn.com, pcgamer.com

Kommentare

Hokurn schrieb am
artmanphil hat geschrieben: ?05.11.2019 23:50
Hokurn hat geschrieben: ?05.11.2019 22:49 Meine Meinung über einzelne Parteien ist ja womöglich auch nicht richtig und wer entscheidet jetzt wofür Werbung ok ist. Im Zweifel der Ausrichter der Veranstaltung und das will ich bei einer unpolitischen Geschichte auch nicht unbedingt. Dann kommt so ein geldgesteuerter Blödsinn wie bei der NBA rum.
Blizzard entscheidet das. Blizzard's Moralempfinden. Sie haben durch ihr Verhalten ausgesagt, unfreiwillig vermutlich:"Wir sanktionieren jemanden, der sich für freie Rede und gegen ein faschistisches Regime äußert, weil er uns da mit rein zieht." Und genau dafür werden sie zu Recht kritisiert. Sie hätten einfach nichts tun sollen. Oder, nachdem sie den Backlash bekamen, einfach symbolisch Blizchung freisprechen sollen und klarmachen, dass sie sowas in Zukunft nicht mehr haben wollen. Was hätten sie verloren? Was wäre passiert? Sie hätten die perfekteste PR bekommen, alle würden jetzt sagen:"Cool von denen, endlich mal eine menschliche Entscheidung eines Unternehmens". Durch ihre Aktion wirken sie aber wie Donald Trump, der nicht über die Lippen bringen kann öffentlich, dass "Nazis scheisse sind", wie jemand, der es sich nicht mit bestimmten Personenkreisen verscherzen will aus Angst um den eigenen Vorteil. Donald Trump mag ein schlechter Vergleich sein, verzeihung. Ich möchte nur sagen, ganz plakativ:
Wer sich unter der Ausrede von "Regularien" und "was wäre wenn es alle täten" aktiv gegen jemanden stellt, der sich gegen Unterdrückung ausspricht, bekennt sich unfreiwillig zum Tyrannen. Oder zum Feigling, jemandem der nicht mit reingezogen werden will und daher, bevor sie überhaupt mit reingezogen worden sind, vorauseiland schon mal überreagiert haben. Direkt mal Beiboot zu Wasser gelassen, obwohl der Eisberg noch nicht mal sichtbar ist. Sie HÄTTEN es moralisch angehen können, für Werte stehen. Die Werte, die vor ihrem Hauptquartier auf den verdammten Boden eingraviert sind. Aber...
HellToKitty schrieb am
Diese Pseudoentschuldigung ist ein trauriger Versuch die Wogen zu glätten. Blizzard ist zu einem Unternehmen geworden, dass Gewinn über alle ihre Ideale stellt. The Lost Vikings war mein erstes Blizzard Spiel, Diablo 3 mein letztes. Es müsste ein Wunder geschehen, damit ich diesem Konzern jemals wieder Geld in den Rachen werfe. Deren mittlerweile bestenfalls mittelmäßigen Spiele können mir ohnehin gestohlen bleiben. Blizzard ist für mich tot.
bäuerchen schrieb am
Och Gottchen...in den China Posts schreiben, die chinesische Ehre zu schützen und der "Bevölkerung von China" durch den Ban Sühne zu verschaffen...dann dem westlichen Publikum solch eine Mär zu erzählen...ja...das zeugt schon von einem internationalen Unternehmen...jedem Publikum seine Geschichte...und danach dann dem einzigen Gott/Herscher zu huldigen...nicht der Moral, nicht der Fairness (gibt es für Moral/Fairness überhaupt eine Definition?)...dem Geld...mehr steckt nicht dahinter...da kann man so viel Beiträge in Foren schreiben wie man will...das ändert nichts, so lange man dann doch die Brieftasche zückt...ein einzelner kann ja nichts ändern :lol:
monotony schrieb am
DEMDEM hat geschrieben: ?06.11.2019 01:01 Nein, sich für LGBTQ-Rechte einzusetzen ist erstmal nicht politisch.
Gleichgeschlechtliche Ehe, Anti-Diskrimierung, Gender Identity, Adoption... Diese Rechte werden von Regierungen über Gesetze zugelassen und/oder eingeschränkt. Menschen werden auf verschiedenen Teilen der Welt aufgrund dort herrschender politischer Lage diskriminiert oder gar strafrechtlich verfolgt. Selbstverständlich ist das politisch.
DEMDEM hat geschrieben: ?06.11.2019 01:01 Und auch dann nein, ist es kein Unterschied wie die politische Haltung aussieht, ob man für oder gegen den Krieg in Syrien zum Beispiel ist, beides ist eine politische Haltung. Und die hat im sportlichen Wettkampf, der genau das nicht sein möchte, eine politische Plattform, schlicht weg nichts verloren. Denn dort geht es einzig und allein um den sportlichen Wettkampf, unabhängig von der Politik im Heimatland.
Politik ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Ob Schule, Beruf, Sport oder Freizeit. Wenn du dich dort nicht mit politischen Themen auseinandersetzen willst, ist das dein Ding. Aber du sprichst nicht für alle anderen.
Du kannst Politik nicht von Moral entkoppeln. Woher kommt dieser irre Glaube, dass jede politische Meinung gleichberechtigt behandelt werden muss? Du machst doch auch zwischen Faschismus und der Sozialdemokratie einen Unterschied, oder nicht?
DEMDEM schrieb am
monotony hat geschrieben: ?05.11.2019 22:02
DEMDEM hat geschrieben: ?05.11.2019 18:48 Wir haben doch aktuell hier in Europa genau das selbe Problem mit türkischen Fußballspielern, die den Salut-Gruß als Sympathie-Erklärung an die in Syrien einmarschierenden, Kurden abschlachtenden, türkischen Soldaten in die Kamera halten. Die UEFA überlegt sich diese Spieler zu bannen und berufen sich dabei auf den Paragraphen der politischen Neutralität.
Und es gibt gute Gründe und Absichten dafür, warum man sportliche Events politisch neutral halten möchte.
Hokurn hat geschrieben: ?05.11.2019 18:28 Wenn ich einen Kinderkirchentag organisiere, würde ich mich auch dagegen wehren, dass Mitglieder der AFD auf diesem ein paar Flyer verteilen wollen.

Es macht halt einen gewaltigen Unterschied, für was man sich politisch engagiert. Kriegsverbrechen autokratischer Regime und LGBQ-Rechte sind zwar beides politische Themen, aber aus moralischer Sicht so weit auseinander, wie nur was.
Und selbstverständlich muss niemand einer Meinungsäußerung eine Plattform gewähren. Von Kritik an dieser Entscheidung ist man dann aber nicht freigesprochen.
Nein, sich für LGBTQ-Rechte einzusetzen ist erstmal nicht politisch. und genau so wenig ist es nicht politisch eine Haltung gegen Rassismus einzunehmen. Politisch wird die Haltung wenn sie einen direkten Bezug zu einer Politik, zum Beispiel einer Regierung, hat.
Und auch dann nein, ist es kein Unterschied wie die politische Haltung aussieht, ob man für oder gegen den Krieg in Syrien zum Beispiel ist, beides ist eine politische Haltung. Und die hat im sportlichen Wettkampf, der genau das nicht sein möchte, eine politische Plattform, schlicht weg nichts verloren. Denn dort geht es einzig und allein um den sportlichen Wettkampf, unabhängig von der Politik im Heimatland.
schrieb am