von Marcel Kleffmann,

astragon Entertainment - Interview: Oftmals "belächelte" Simulationen und die Strahlkraft der Nische

astragon (Unternehmen) von astragon Entertainment
astragon (Unternehmen) von astragon Entertainment - Bildquelle: astragon Entertainment
Bau Simulator, Bus Simulator, Landwirtschafts Simulator, Fishing: Barents Sea, Euro Truck Simulator, SnowRunner ... die astragon Entertainment GmbH ist für Simulationen bzw. Alltagssimulationen bekannt und feiert in dieser Nische stellenweise sehr große Erfolge - sowohl mit Eigenproduktionen als auch mit Titeln, die als Publisher hierzulande vermarktet werden. Zum 20. Jubiläum des Unternehmens haben wir mit Julia Pfiffer (CEO astragon Entertainment) über die wachsenden Erfolge in der Nische und die besondere Attraktivität der oftmals "belächelten" Simulationen gesprochen.

4Players: astragon ist ja für Simulationen bzw. Alltagssimulationen bekannt. Welche Titel waren die Meilensteine in Eurem Portfolio? Was hat Euch groß gemacht, aber auch: Was hat Euch die meisten Kopfschmerzen bereitet?

Julia Pfiffer: Einer der größten Meilensteine in diesem Genre ist für uns unbestritten die Landwirtschafts-Simulator-Reihe von GIANTS Software, die wir inzwischen seit 12 Jahren durch all ihre verschiedenen Entwicklungsstufen begleiten dürfen – vom ersten Release auf PC im Jahr 2008 über das Konsolen-Debüt 2012 und die Einführung von Modding auf Konsolen 2017 bis hin zum Sponsoring eines eigenen eSport-Teams für die Farming Simulator League in der Saison 19/20. Parallel dazu haben wir auch eigene starke Marken entwickelt und aufgebaut, die sich inzwischen international vieler Fans erfreuen: Die Bau-Simulator- und die Bus Simulator-Reihe. Darauf allein sind wir ziemlich stolz, aber wir werden in naher Zukunft weitere brandneue Spiele veröffentlichen, die aus dem Alltagssimulations-Genre herausstechen werden: das Weltraum-Taktik-Abenteuer Drone Swarm und die FPV-Drohnensimulation Liftoff: Drone Racing.

Und was hat uns am meisten Kopfschmerzen bereitet? Nun, richtige Kopfschmerzen waren es in dem Sinne nicht, aber doch eine große Herausforderung: Ein gesamtes Genre aus einer oft belächelten Nische herauszuholen und ein breites Publikum davon zu überzeugen, dass diese Spiele nicht nur eine Daseinsberechtigung haben, sondern auch richtig Spaß machen. Der Schlüssel dazu: Nicht entmutigen lassen, immer neugierig bleiben und mit jedem Spiel die Messlatte für sich selbst noch ein wenig höher legen. Wir hören dabei stark auf die Community - was hat gefallen, was war noch nicht ganz rund und welche Wünsche gibt es für die Zukunft?

Wenn wir dürfen, möchten wir uns daher an dieser Stelle einmal ganz ausdrücklich bei den vielen Spielern da draußen bedanken, die uns auf allen erdenklichen Plattformen unermüdlich konstruktives Feedback geben, unsere Spiele schon während der Entwicklungszeit bei Play- und Beta-Tests (im positiven Sinne) auseinandernehmen und uns durch ihre ehrliche Meinung dabei helfen, mit jedem Release ein bisschen besser zu werden.

Julia Pfiffer ist seit Januar 2017 CEO von astragon Entertainment GmbH - zusammen mit Tim Schmitz
Julia Pfiffer ist seit Januar 2017 CEO von astragon Entertainment GmbH - zusammen mit Tim Schmitz

4Players: Wie erklärt Ihr Euch den enormen Erfolg von Spielen aus diesem oftmals "belächelten" Genre? Sowohl der Landwirtschafts-Simulator als auch der Euro/American Truck Simulator sind ja immens erfolgreiche Titel. Auch SnowRunner, das von astragon in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertrieben wurde, hat sich schon über eine Million Mal verkauft ...

Julia Pfiffer: Simulationen bieten eine Abwechslung zu schnellen und actionreichen Spielen. Besonders die Tatsache, dass es ein sehr freies Gameplay, keinen Zeitdruck und keine Gegner gibt, wirkt entschleunigend. Zudem sorgen umfangreiche Modding-Optionen dafür, dass man sich - so man möchte - auch in dieser Hinsicht kreativ ausleben kann. Technikfans lieben die möglichst exakt wiedergegebenen Details der großen und kleinen Fahrzeuge und Maschinen - und natürlich das Vorhandensein von Lizenzpartnern, die man so auch aus dem echten Leben kennt. Simulationsspiele sprechen eine sehr breite Zielgruppe an: die bereits erwähnten Technikfans, Kinder und deren Eltern, Jugendliche und junge Erwachsene, die sich besonders für das Modding interessieren, Gelegenheitsspieler und sogar Senioren. Eine ganze Reihe von Spielern hat sogar im wahren Leben etwas mit den simulierten Berufen zu tun: Busfahrer, Landwirte oder Trucker probieren im Spiel Dinge aus, die sie im Alltag so nicht machen können – z.B. einen besonders großen Mähdrescher fahren, für den es auf ihrem Hof gar keinen Platz gäbe. Oder einmal im Leben mit ihrem LKW einen amerikanischen Highway in Arizona entlangbrettern.

4Players: Ist das nur ein Phänomen in Deutschland?

Julia Pfiffer: Nein, Deutschland ist zwar ein sehr starkes Simulationsland, aber die Faszination für dieses Genre ist schon lange ein weltweites Phänomen. Simulationsfans gibt es vor allem in Europa und den USA, aber auch in Asien, besonders China, werden Simulationen immer beliebter. Wo ein Spiel besonders gut ankommt, hängt natürlich auch immer vom Thema des Spiels, den enthaltenen Marken und dem Setting ab.

4Players: Giants Software möchte den nächsten Landwirtschafts-Simulator in Eigenregie (self-publishing) veröffentlichen, das ist jedenfalls dem aktuellen Geschäftsbericht von Focus Home Interactive zu entnehmen (Focus Home fungierte bisher als internationaler Publisher, ohne den deutschsprachigen Raum zu bedienen). Wie sehr trifft Euch so eine Entscheidung, schließlich war der Landwirtschafts-Simulator meiner Auffassung nach immer eines Eurer wichtigsten Produkte ...

Julia Pfiffer: Wir führen natürlich enge Gespräche mit GIANTS Software, den Besitzern und Rechteinhabern der Landwirtschafts-Simulator-Reihe, um die schon lange bestehende, gute Kooperation zu verlängern. Wir freuen uns zum Beispiel schon darauf, die Distribution und Vermarktung des kommenden Landwirtschafts-Simulator 19 Alpine Landwirtschaft Add-Ons sowie der Landwirtschafts-Simulator 19 Premium Edition in der DACH-Region [Deutschland, Österreich und der Schweiz] wie gewohnt tatkräftig zu unterstützen.



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