Mit Call of Duty: Modern Warfare (
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"Dr. John Respectful, M.D" (Ex-Marine) beschreibt in einer langen Tweet-Folge, viele erschütternde Kriegserlebnisse - von mit Drogen vollgepumpten Selbstmordattentätern, über das Zurücklassen von Dolmetschern (und ihren Familien) bis hin zu einem Drohnenangriff, bei dem ziemlich sicher Zivilisten gestorben sind. Auch das problematische Leben von Soldaten mit posttraumatischer Belastungsstörung nach dem Krieg wird aufgegriffen.
Sein Fazit lautet: "Die Realität des Krieges ist ein ganzes Leben.....ein ganzes Leben.....mit Behinderungen, psychischen Problemen, Verlust, Bedauern, Schmerzen, Tränen, verlorenen Gliedmaßen, Alpträumen, kaputten Häusern, Witwen, Witwer, verwaisten Kindern und Erinnerungen, die für immer an Ihre Psyche gebunden sind. Das........DAS.....ist die Realität des Krieges. Es ist nicht etwas, das von einem Videospiel eingefangen werden kann. Du kannst das nicht digitalisieren und auf eine Disc auflegen. Man kann niemandem mit einem Controller das begreiflich machen. Du kannst es nicht durch Tutorials erklären. Also, Entwickler: Wenn ihr das nächste Mal behauptet, 'unangenehme Ereignisse' einfangen oder die 'Realitäten' des Krieges darstellen zu wollen, dann wählte diese Worte und Absichten SEHR sorgfältig. Das ist kein Spiel für uns [Soldaten]. Das ist unsere Realität. Ich bete, dass ihr sie nie erlebt."
Auch ein zweiter ehemaliger Infanterist ("They Called Him Leif") und nun Spiele-Produzent bei Bethesda stimmte mit ein. Er zählte Beispiele von Situationen auf, die niemand erleben möchte und stellte die rhetorische Frage, ob so etwas in Videospielen "Spaß" machen würde. Er hält den Entwicklern zudem vor, dass die Taten von echten Soldaten und Veteranen für ihre "Kriegsverbrecherphantasien" herhalten müssten - vor allem wenn es um Gräueltaten ginge. Zugleich ist er skeptisch, ob die Autoren/Produzente über die nötigen Fähigkeiten verfügen würden, um die Hintergründe von komplexen kriegerischen Auseinandersetzungen thematisieren zu können. Er befürchtet, dass alles viel zu einfach erklärt und auf einen Nenner gebracht wird.
Auszüge: "Aber so funktioniert das nicht. Krieg ist schwierig, beängstigend, verwirrend und für viele Menschen das Ende. Monate oder sogar Jahre von Einsätzen, die im Laufe von Jahren und Jahrzehnten des Dienstes angehäuft werden, bieten einen Kontext, der nicht leicht in einem Spiel erfasst werden kann, das mit einem Dutzend Stunden Einzelspieler-Dauer maximal auskommt. Nein, als Spieleentwickler und Veteran habe ich nicht das geringste Vertrauen, dass Infinity Ward weiß, was zum Teufel sie mit den Geschichten von Veteranen machen, noch gibt es Beweise, dass sie in der Lage sind, sie mit Respekt zu behandeln. Wieder einmal sind wir nur Requisiten in ihrer Machtfantasie. (...) Die Geschichte, die Spieleentwickler wie Konami [gemeint ist Six Days in Fallujah] und Infinity Ward erzählen wollen, ist ihre romantisierte, idealisierte Version des Krieges. Sie wollen dir eine Lüge verkaufen: dass Krieg ein Spiel ist, eine Geschichte, die verpackt, monetarisiert und für den Konsum eines Publikums verkauft werden kann, das es sicher zu Hause genießt."
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