von Julian Dasgupta,

10Tacle: Entlassungen & Umstrukturierung

Durch eher schwieriges Fahrwasser scheint sich der Darmstädter Spieleproduzent 10Tacle derzeit zu bewegen. Die Firma gab heute bekannt, dass man mit dem Investor Bertram Rickers ein "Finanzierungspaket vereinbart" habe, das es ermöglicht, dass "weitere Vorhaben des Unternehmens kurzfristig erfolgreich umgesetzt werden können."

In der jüngeren Vergangenheit hätten "Marktgerüchte die Refinanzierungsmöglichkeiten des Unternehmens erschwert", so 10Tacle. Man erwarte nun, dass ein "erheblicher Anteil" der Forderungen in Höhe von 13,4 Mio. Euro seitens dreier Fondsinvestoren innerhalb der nächsten zwei Wochen abgebaut werden können.

Das Unternehmen kündigte zudem eine umfassende Umstrukturierung an. Aufgabengebiete wie beispielsweise das Marketing würden zukünftig in die Hände der Publishingpartner gegeben. 10Tacle werde vorwiegend nur noch als Produzent in Erscheinung treten. Die Konsequenz: 25 Prozent der Belegschaft der Firma werden entlassen - Mitarbeiter, "die nicht unmittelbar in Zusammenhang mit der Entwicklung stehen." Man werde versuchen, möglichst viele der Betroffenen an andere Firmen aus der Branche zu vermitteln.

Auch gab man bekannt, dass das bisher für die Produktion des Action-Adventures Elveon zuständige Studio in Bratislava geschlossen werden wird. Die Arbeiten an dem Spiel sollen stattdessen vom britischen Entwicklerteam Climax abgeschlossen werden.

10Tacle-Chef Michele Pes merkt an:

"Die 10Tacle Studios AG ist ein junges Unternehmen. Die Verspätung der Produktionen 'ELVEON' und 'TOTEMS' hat das Vertrauen zu unserem Bedauern über das gebührende Maß erschüttert. Kombiniert mit der weltweiten Krise im gesamten Finanzmarkt ist eine Situation entstanden, die uns unerwartet hart abgestraft hat. Aus Sicht von Experten, u.a. auch den unser Unternehmen analyisierenden Researchspezialisten, ist die Marktkapitalisierung trotz der aufgezeigten Probleme derzeit absurd niedrig!"

Das Unternehmen sei stark unterbewertet, schließlich habe man ein solides Studiosystem und besitze die Rechte an diversen Marken. Kaum eine andere Firma sei so schnell gewachsen wie die Darmstädter. Man habe in der "Sturm- & Drangphase auch Fehler gemacht", insgesamt könne man jedoch sehr stolz sein. Pes selbst werde bald 10Tacle-Aktien in für seine finanzielle Verhältnisse "beträchtlichem Maße" erwerben.
Quelle: Pressemitteilung 10Tacle

Kommentare

Methadonmann schrieb am
Hmmm, also, die Kontakte, die meinereiner mit 10tacle gemacht hat, ließen mich nicht unbedingt auf seriöses oder gar stilvolles Wirtschaften schließen. Viel zu schnell gewachsen, dadurch wohl die dicke Kohle vor (dem inneren) Auge(n), tja, dass war's. Wieder eine mehr von diesen jung-dynamischen "Agenturen", die es erwischt hat.
Elric von Melnibonê schrieb am
Solange irgendjemand Elveon bald mal fertigbekommt ist mir das wurscht was mit 10Tacle passiert :|
4P|Bodo schrieb am
dermoritz hat geschrieben:die guten alten "heuschrecken" sind hier wohl am werk :-). das liest sich alles sehr ähnlich wie die meldung von hugo boss. da ziehen auch fondinvestoren so viel geld ab wie es geht um ihre eigenen schulden abzubauen und diese schulden kommen natürlich aus den spitzeninvestitionen am us-imobilienmarkt.
naja so läuft das halt - eigentlich nix falsch gemacht und trotzdem pleite.
Hi dermoritz,
natürlich ist es unschön, wenn Leute entlassen werden, aber mit den berühmt-berüchtigten Heuschrecken hat das nix zu tun. Das Geld ging ja nicht an Finanzinvestoren, sondern wurde verschleudert.
Das sind allesamt interne Managementfehler, die nun in der Finanzkrise sichtbar werden. Da wurden einfach Geld für die Entwicklung von Spielen verplempert, die es schlicht nicht wert waren. Welche Spiele sind uns denn von 10tacle in Erinnerung geblieben außer Jack Kean und GTR? Ich kann mich an keins erinnern, das irgendwie erfolgreich gewesen wäre. Die Angestellten dürfen nun die Unerfahrenheit der Leitung einmal mehr ausbaden.
Gruß,
4P|Bodo
dermoritz schrieb am
die guten alten "heuschrecken" sind hier wohl am werk :-). das liest sich alles sehr ähnlich wie die meldung von hugo boss. da ziehen auch fondinvestoren so viel geld ab wie es geht um ihre eigenen schulden abzubauen und diese schulden kommen natürlich aus den spitzeninvestitionen am us-imobilienmarkt.
naja so läuft das halt - eigentlich nix falsch gemacht und trotzdem pleite.
crewmate schrieb am
Das ist doch typisch AG.
Erwartungen werden nicht erfüllt, Gewinn bleibt aus, die Investoren werden knatschig.
Stellenabbau macht genau so viel Sinn wie Trainerwechsel beim Fußball.
schrieb am