von Marcel Kleffmann,

Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Quantic Dream (Unternehmen) von Quantic Dream
Quantic Dream (Unternehmen) von Quantic Dream - Bildquelle: Quantic Dream
Drei unterschiedliche französische Magazine (Le Monde, Canard PC und Mediapart) haben Berichte über problematische Arbeitsbedingungen bei Quantic Dream (Heavy Rain, Beyond: Two Souls, Detroit: Become Human) veröffentlicht. Die Magazine berufen sich auf Informationen von ehemaligen Mitarbeitern - einige Mitarbeiter sollen laut Le Monde sogar Klage gegen die Ex-Arbeitgeber eingereicht haben. Berichtet wird über unangemessenes Verhalten, sexistische und homophobe Witze bzw. Bilder, rassistische Bemerkungen und generell eine vergiftete Atmosphäre in dem französischen Studio. Stellenweise ist auch von langen Arbeitszeiten (60 Stunden pro Woche) und vielen Überstunden die Rede. Sämtliche Vorwürfe werden von den Studio-Leitern David Cage und Guillaume de Fondaumière als haltlos zurückgewiesen. Es sei bloß eine Hasstirade von ehemaligen Angestellten.

Cage wird in den Berichten als Person beschrieben, mit der es schwierig sei, zusammenzuarbeiten. Für seinen autokratischen fast schon tyrannischen Führungsstil, die geforderten Überstunden und die Tatsache, dass er nicht auf andere Personen hören würde, soll Cage oftmals als "Papa", "Gott" oder "Sonnenkönig" von den Angestellten bezeichnet worden sein. Er würde seine Mitarbeiter bloß als "Werkzeuge" und nicht als Individuen sehen. Die Bezahlung sei hingegen gut. Le Monde hebt hervor, dass ungefähr 50 Mitarbeiter das Studio zwischen 2015 und 2016 verlassen hätten, viele davon aufgrund von Depression oder Burnout. Weiter heißt es, dass es für Cage nahezu unmöglich sei, mit Mitarbeitern mit starken Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten.

Cage wird vorgeworfen, keine Rücksicht auf weibliche Kollegen zu nehmen sowie schmutzige Bemerkungen in Gegenwart seiner Frau und unangemessene Bemerkungen über Schauspielerinnen in seinen Spielen gemacht zu haben. Ein Ex-Mitarbeiter meint, dass Cage die Firma als seinen privaten oder halbprivaten Raum ansehen würde. Andere Ex-Mitarbeiter berichten von homophoben und rassistischen Witzen. Bei einem Vorfall wurde ein Einbruch auf Überwachsungskamera beobachtet. Bei der Betrachtung der Aufnahmen soll Cage angeblich einen Mitarbeiter tunesischer Herkunft gefragt haben: "Ist das ein Cousin von dir?"

Cage sagte, die Vorwürfe seien "lächerlich, absurd und grotesk". Er fuhr fort und verteidigt sich: "Sie wollen über Homophobie sprechen? Ich arbeite mit Ellen Page zusammen, die für LGBT-Rechte kämpft. Sie wollen über Rassismus reden? Ich arbeite mit Jesse Williams zusammen, der für Bürgerrechte in den USA kämpft ... Beurteilen sie mich anhand meiner Arbeit." Und obwohl 83 Prozent der Belegschaft (180 Personen) männlich sind, würde dort keine "Rubgy-Umkleideraum-Atmosphäre" herrschen, meinte Cage.

Quellen: Le Monde, Canard PC, Mediapart, Kotaku, Eurogamer, Resetera




Kommentare

johndoe1887640 schrieb am
Weeg hat geschrieben: ?15.01.2018 21:52
R123Rob hat geschrieben: ?15.01.2018 21:40 Wer hätte gedacht, dass dort extreme Rassisten, Sexisten und Nazis tätig sind. Und das von den Machern, die mit eines meiner Favorites in den letzten 10 Jahren abgeliefert haben: Heavy Rain
So kann man sich wieder in Menschen täuschen. Ein Kauf von Detroit ist somit sogut wie unmöglich.
Die verzweifelten Gegenargumente mit Ellen Page, LGBT etc. sind doch nur Schadensbegrenzung.
Seriously? Du lässt dich von einer News, die überhaupt nix über die Hintergründe so mitnehmen?
Warum nicht gleich den Scheiterhaufen anzünden und Cage drauf setzen?
So sind die Menschen heutzutage.
Da braucht es nicht viel. Nicht mal klare Beweise.
Liest man doch diese Tage dauernd im Internet. Meist selbst bei unbewiesenen Anschuldigungen.
Ein Verdacht, ein Gerücht oder auch ein Hund, der es einem Nachbarn gebellt hat, reichen da schon aus.
johndoe1741084 schrieb am
:Blauesauge:
Keine Sorge... mich würden eher die Updates mal interessieren.
Usul schrieb am
Nein, denn darauf muß ich natürlich noch eingehen:
billy coen 80 hat geschrieben: ?16.01.2018 22:28Es mag sein, dass dir hier schon das eine oder andere Mal böse Unrecht widerfahren ist. Aber vielleicht, nur vielleicht bist auch du daran nicht immer so gänzlich unschuldig.
Das Ganze kannst du dann auch auf dich ummünzen. Wenn dir jemand - z.B. ich - mittlerweile ständig die von dir nicht gerne gesehenen Oneliner und Vorwürfe um die Ohren haut, dann vielleicht, nur vielleicht auch deswegen, weil du nicht immer so gänzlich unschuldig bist?
billy coen 80 schrieb am
Usul hat geschrieben: ?16.01.2018 21:51 Wenn in einer Diskussion um Frauenrechte, Gleichberechtigung usw. jemand als Gegenargument ins Feld führt, daß die Frauen ja das Wahlrecht bereits vor 100 Jahren erhalten habe... und ich u.a. dieses Argument für nicht aussagekräftig - und in diesem Fall sogar bewußt relativierend - halte und du dann darauf sagst, die Frage sei erlaubt, "in wie weit Frauen wirklich stehts benachteiligt werden" - so finde ich nicht, daß meine Interpretation hier wirklich sehr weit hergeholt ist.
In der zitierten Passage liegt aber auch schon der wesentliche Fehler im System. Noch lange, bevor du nachfragst, hast du von einer Aussage offensichtlich maximal 1/3 aufgenommen. Da könnte Skas Buzzword-Erklärung tatsächlich treffen. Denn die Art, wie du das darstellst, lässt vermuten, dass du bei der Erwähnung, dass Frauen das Wahlrecht 1918 bekommen haben zugemacht hast. Du hast dir sofort zurechtgelegt: der will jetzt also die Vorenthaltung des Wahlrechts damit kleinreden, dass sie es doch vor hundert Jahren bekommen haben. Das erklärt auch deine Vernarrtheit auf immer wieder diese Zeitspanne. Mit diesem sofort gefassten Vorurteil, hast du den Rest der deutlich wesentlicheren Kausalkette gar nicht mehr wahrgenommen, nämlich: 1918 war die Gründung der Weimarer Republik; die Weimarer Republik war das erste wirklich demokratische Staatsgebilde auf deutschem Boden; davor gab es nur Wahlordnungen, die zwar allen Frauen aber auch der Mehrheit der Männer das Wahlrecht vorenthielten; Frauen mussten nicht lange in Deutschland für ihr Wahlrecht kämpfen, sie bekamen es selbstverständlich mit der Demokratisierung. Das alles magst du immer noch völlig furchtbar finden, aber es ist keine Relativierung sondern nur der Versuch, urbane Mythen mit ein Wenig Kontext zu füllen.
Wenn man dann direkt mit dem Vorwurf der Relativierung konfrontiert wird und die von dir angestrebten Nachfragen Aussagen nur grob und nicht selten verfremdend verkürzt wiedergeben, dann...
schrieb am