von Jan Wöbbeking,

Fortnite: Epic strebt einstweilige Verfügung gegen Entfernung aus dem App-Store an

Fortnite (Shooter) von Epic Games / Gearbox Publishing
Fortnite (Shooter) von Epic Games / Gearbox Publishing - Bildquelle: Epic Games / Gearbox Publishing
In der vergangenen Woche wurde der Battle-Royale-Shooter Fortnite (ab 30,83€ bei kaufen) aus Apples App-Store und Googles Play-Store entfernt, nachdem Entwickler Epic Games ein eigenes Zahlungssystem ins Spiel implementiert hatte, um Gebühren an die Stores zu umgehen. Epic reichte in der Folge Klage gegen das "Vertriebsmonopol" ein und startete eine begleitende PR-Kampagne (mehr dazu hier).

Wie pcgamer.com berichtet, hat Apple Epic mittlerweile informiert, dass deren Zugänge zu jeglichen Entwickler-Accounts für iOS und Mac am 28. August gesperrt werden sollen. Epic wiederum habe darauf mit einem Antrag auf einstweilige Verfügung reagiert. Epic erwartet laut Antrag, seinen Fall gegen Apple aufgrund "begründeter Ansprüche" zu gewinnen. Man benötige allerdings eine temporäre Verfügung, da man andernfalls noch vor dem Urteil irreparabel von Apples geplanten Schritten geschädigt würde.

Diese schädigenden Pläne seitens Apple beträfen auch die Nutzer der Unreal Engine: "Wenn die Unreal Engine nicht länger Apples Plattformen unterstützen kann, werden die Software-Entwickler, die sie nutzen, gezwungen sein, Alternativen zu nutzen. Der Schaden für Epics fortlaufendes Geschäft und seine Reputation sowie Vertrauen der Kunden wird nicht quantifizierbar und irreparabel sein" so Epic.

Das neue Gerichtsverfahren solle Apple davon abhalten, Fortnite sowie Fortnite-Updates im App-Store zu "entfernen, auszulisten, sich zu weigern, es zu listen oder es anderweitig unverfügbar zu machen" (also ohne Epics direkte Verkaufsmöglichkeit der "V-Bucks" entfernen zu müssen). Des Weiteren richtet sich der Antrag gegen Verkaufsverbote oder die Entfernung jeglicher anderer Spiele von Epic sowie der Unreal Engine - und warnt vor ernsthaften Konsequenten, sollte der einstweiligen Verfügung nicht stattgegeben werden: "Apples Vergeltungsmaßnahmen repräsentieren eine existenzielle Bedrohung für Epics Unreal Engine", so der Entwickler.

OS-Anbieter wie Apple würden gängigerweise nur eine kleine oder gar keine Gebühr von Entwicklern erheben, damit diesen die Entwicklung von Software auf ihrer Plattform gestattet wird, so der Standpunkt von Epic. Auch Epic-Gründer Tim Sweeney kritisierte in einem Statement zur Klage, dass Entwickler sich künftig gegen die Unreal Engine entscheiden würden, weil viele davon heutzutage eine Unterstützung von Apples Plattformen erwarteten. Die Einarbeitung in eine Engine bedeute für Entwickler viel Aufwand, so dass diese auf eine möglichst breite Verfügbarkeit achteten. Auf Twitter äußerte Sweeney sich folgendermaßen:





Letztes aktuelles Video: SpritztourUpdate

Quelle: pcgamer.com, Twitter-Auftritt Tim Sweeney

Kommentare

RealMK schrieb am
Ach, ich finds so scheinheilig. Falls Epic sich durchgesetzen sollte und Fuss im Markt gefasst hat, werden sie es doch genauso machen. Exklusive Inhalte im eigenen Shop und überteuerte Lizenzgebühren bei anderen Shopanbietern für ihre Software und Ingame-Währungen.
Aber es ist immer gut erstmal mit den Fingern auf andere zu zeigen. Ich freue mich schon auf die Konsequenzen. Smartphones werden teurer, Bezahlupdates, damit es auch schön sicher bleibt.
Ich finde es nach wie vor schäbig, ein System umgehen zu wollen, dessen Finanzierung fast ausschließlich über den Platform-Shop stattfindet. Und das, obwohl Epic bis auf die mickrige Entwickler Registrierungsgebühr nichts beigetragen hat.
Zudem wäre es einfach richtiger, lieber Apple zu boykottieren anstatt unsinnige Gerichtsverhandlungen anzustreben. Microsoft geht ja solch einen Weg. xCloud wird nur auf Android erscheinen, sowohl Google Playstore und Samsung Galaxy Store. Die Smartphone Gemeinde funktioniert eben nur uber die Macht, die die User haben und wenn Apple User verliert, weil die Konkurrenz Software hat, die auf iOS nicht möglich ist, dann wird Apple schon reagieren.
NewRaven schrieb am
Wobei man hier anmerken muss: Epic hat nicht nur in zwei von seinen drei Punkten die einstweilige Verfügung nicht durchbekommen, sondern, der Teil, den sie am Ende durchbekommen haben, haben sie auch nur sehr bedingt aufgrund der Begründung ihres ursprünglichen Antrags durchbekommen. Ich hab die Entscheidung des Gerichts bisher nur kurz überflogen und mich noch nicht mit der Aufarbeitung anderer Medien zum Thema auseinandergesetzt, aber so wie ich das sehe, hat das Gericht hier im Kern wegen dieser zwei Argumente in einem Punkt für Epic entschieden: "ganz andere Firma" und "nicht absehbarer irreparabler Schaden (an Dritten)".
- Apple kann unter den gegebenen Bedingungen nicht völlig andere Vertragspartner ausschließen (in dem Fall Epic Games International, S.à r.l.) da hier ein nicht-reparabler Schaden nicht nur an diesem Partner sondern auch an anderen Firmen (Unreal-Lizenznehmern, wie eben Microsoft) entstehen könnte. Das Gericht äußerte sich nicht dazu, ob oder ob es nicht Epics "Aufspaltung" da jetzt rechtlich anerkenne (das könnte zukünftig aber nochmal sehr interessant werden), sondern setzte es, für die einstweilige Verfügung, als gegeben an, dass Apple bewusst Verträge mit unterschiedlichen Parteien abgeschlossen habe, selbst wenn sie zum gleichen Firmengeflecht gehören. Dieser Punkt wird auf jeden Fall nochmal ein großes Thema in der Hauptverhandlung sein, wenn Apple ihn nicht gar nutzt, um gegen die Verfügung vorgehen zu wollen. Kann ich mir allerdings nicht vorstellen, denn im Kern haben sie alles erreicht, was sie primär wollten und wenn sie die Tür jetzt noch einmal aufstoßen, geben sie auch Epic wieder die Gelegenheit zu kontern.
- der potenzielle "irreparable Schaden". Die Gefahr ist natürlich gegeben und das war auch der einzige meiner Meinung nach "gute Punkt" den Epic in seinem ursprünglichen Antrag auf die einstweilige Verfügung aufgeführt hat. Dabei geht es nicht nur um den Schaden, den Epic selbst erleiden könnte, sondern eben auch den, den am...
Girion schrieb am
Apple darf Fortnite aus dem dem Store ausschließen aber nicht die Unreal-Engine. Solange die App die Regeln verletzt, darf sie ausgeschlossen werden und Epic könnte das Problem ja selbst lösen damit diese wieder aufgenommen wird. Da ein Ausschluss der UE Auswirkungen auf andere hat darf Apple diese nicht ausschließen.
https://www.heise.de/news/Apple-gegen-E ... 77995.html
Edit: MacRumors hat auch eine gute Zusammenfassung
https://www.macrumors.com/2020/08/24/ap ... 8-removal/
greenelve schrieb am
NewRaven hat geschrieben: ?25.08.2020 02:45 Den Fall - als Anti-Trust-Case, wie er in den USA ja dann auch verhandelt wird, hätten sie allerdings auch so vor Gericht bringen können - da nutzt ihnen ihr "erst Vertragsbruch, dann klagen"-Versuch nichts, schadet aber wohl auch nicht in der Hauptsache. Der Rest umfasst ja eher die einstweilige Verfügung - und hier ist es durchaus möglich, dass Vertragsbruch das Zünglein an der Wage ist, was Epics Anliegen da vom Schreibtisch fliegen lässt, denn meines Wissens nach mögen es US-Richter (oder Richter allgemein) eher nicht, wenn ein Rechtsbruch stattfindet um ihnen zusätzliche Arbeit zu machen, die ohne diesen Rechtsbruch gar nicht entstanden wäre.
Der von dir verlinkte Youtuber geht von einem jahrelangen Streit aus. So einfach scheint die Sache icht vom Tisch zu fliegen.
Epic macht es nicht nur wegen der PR, Apple hat sich mit dem Zug auf UE-Engine ein Stück selbst ins Knie geschossen, meiner Meinung nach, denn damit bringen sie andere Entwickler gegen sich auf (wie Microsoft), was Richtung PR pro Epic geht und sie stützen damit den Kritikpunkt des Ausnutzen eines Monopols.
Ist auch nicht der erste Fall in der Richtung: https://www.theverge.com/interface/2020 ... -tim-cook/ <- die überhebliche Haltung passt zum Vorgehen mit der UE-Engine, als zusätzliches Druckmittel gegen Epic zu verwenden, damit Epic ihr Vorgehen fallen lässt und sich wieder den 30% fügt.
Was mich zum Gedanken bringt, so resolut wie Apple vorgeht, scheinen sie nicht davon auszugehen, dass die Klage einfach abgewiesen wird und alles wieder seinen gewohnten Gang nimmt. Ebenso mit der ganzen Kampagne von Epic (Werbesport von Apple aus den 80ern aufs Korn genommen) scheinen mir beide zu wissen, das juristische Spiel kann ne Weile gehen.
ps: Interessanterweise könnte eine (drohende) Kartellentscheidung gegen Apple in den USA auch Auswirkungen auf Tech-Firmen wie Facebook und Google bzw. Alphabet im Ganzen haben. Überlegungen, ob diese nicht zu mächtig...
NewRaven schrieb am
greenelve hat geschrieben: ?23.08.2020 16:13
Genau das habe ich am Anfang gesagt, zusätzlich wie ich die Motivation von Epic sehe: Epic hat den Rauswurf provoziert, damit sie den Fall vor Gericht bringen können.
Den Fall - als Anti-Trust-Case, wie er in den USA ja dann auch verhandelt wird, hätten sie allerdings auch so vor Gericht bringen können - da nutzt ihnen ihr "erst Vertragsbruch, dann klagen"-Versuch nichts, schadet aber wohl auch nicht in der Hauptsache. Der Rest umfasst ja eher die einstweilige Verfügung - und hier ist es durchaus möglich, dass Vertragsbruch das Zünglein an der Wage ist, was Epics Anliegen da vom Schreibtisch fliegen lässt, denn meines Wissens nach mögen es US-Richter (oder Richter allgemein) eher nicht, wenn ein Rechtsbruch stattfindet um ihnen zusätzliche Arbeit zu machen, die ohne diesen Rechtsbruch gar nicht entstanden wäre. Da Epic allerdings auch sonst in diesem Fall, insbesondere, wenn man die Unreal-Engine und den zugehörigen Developer-Program-Zugang mal außen vor lässt, nicht wirklich viel in der Hand hat, war es ihnen vermutlich egal... es dient der PR-Kampagne und "kaputt machen" können sie ja nicht viel. Wenn ich darf, würde ich hier gern nochmal auf die meiner Meinung nach wirklich guten Aufarbeitungen von Hoeg Law auf Youtube zu der Sache verweisen. Das ist zwar natürlich auch nur eine Einschätzung eines Fachanwalts, aber im Gegensatz zu anderen Artikeln und Beiträgen, die ich bisher zum Thema gelesen und gesehen habe, erklärt er wirklich gut, wie er zu den Schlüssen kommt, zu denen er eben kommt. Leider hab ich so allerdings auch festgestellt, dass im US-Recht tatsächlch gerade bei den Wettbewerb- und Lizenzsachen einige Dinge ziemlich anders sind, als ich sie als Europäer erwartet hätte.
schrieb am
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