Facebook markiere hunderttausende von Kindern danach, ob sie an Werbung für Alkohol oder Glücksspiel interessiert sein könnten - so
eine Investigativ-Reportage der britischen Tageszeitung The Guardian und der Danish Broadcasting Corporation. Die Werbe-Tools des Social-Media-Konzerns hätten enthüllt, dass es 740.000 Minderjährige (13.000 davon in Großbritannien) mit einem entsprechenden Glücksspiel-Interesse markiert habe.
Beim Alkohol sind es 940.000 Minderjährige (150.000 davon in Großbritannien). Diese "Interessen" würden anhand des Nutzerverhaltens automatisch von Facebook generiert. Werbetreibende könnten sie nutzen, um gezielt Nachrichten an Zielgruppen zu senden, welche entsprechend markiert wurden. Facebook entgegnete in einem Statement an die Zeitung:
"Wir erlauben keine Anzeigen, welche den Verkauf von Alkohol oder Glücksspiel gegenüber Minderjährigen bewerben und wir sanktionieren solche Aktivitäten, wenn wir sie finden. Wir arbeiten eng mit den Aufsichtsbehörden zusammen, um Marketern Anleitung und Hilfe anzubieten, damit sie ihre Zielgruppe effizient und verantwortungsbewusst erreichen."
Ein Facebook-Insider behaupte dagegen, dass gezielt Nachrichten an markierte Minderjährige angepeilt würden. Als Beispiel wurde z.B. ein Anti-Glücksspiel-Service genannt, der Kinder mit entsprechenden Tendenzen Hilfe und Unterstützung anbieten wolle. The Guardian gibt zu bedenken, dass sich auch Produzenten von mit Lootbox-Mechaniken durchzogenen Spielen die Markierung zunutze machen könnten.
Außerdem sei der Algorithmus für die automatische Entfernung verbotener Werbung keine Garantie dafür, dass diese schnell genug gefunden werde. Im einem von mehreren News zum Themenbereich berichtete die Zeitung bereits Juli 2018 darüber, dass 65.000 Russen als "an Verrat interessiert" markiert worden seien - was sie in die Gefahr von Repressialien des Staates gebracht habe.