von Jörg Luibl,

GCDC 2008: Gaming 2020



Alex St. John, Geschäftsführer des erfolgreichen amerikanischen Online-Spiele-Unternehmens WildTangent ist ein selbstbewusster Redner, der gerne eine dicke Zigarre in und kein Blatt vor den Mund nimmt. Und wenn er loslegt, spürt man die Energie, die er in seine These legt, denn er überschlägt sich fast - so schnell feuert er seine Silben ab. Nachdem er seinen Vortrag über die Spielezukunft im Jahr 2020 mit dem Satz "American Education System sucks." einleitete, war ihm das erste amüsierte Gelächter sicher.





Das gefror einigen Anwesenden allerdings im Gesicht, als er sich Sony und Microsoft vornahm, die mit ihren aktuellen Konsolen, laut St.John, quasi vor dem Aus stehen:





"Xbox 360 and PS3 can never recover their losses for this generation of consoles."





Die Xbox 360 und die Playstation 3 seien aber nicht nur Todgeweihte, sondern auch die letzten ihrer Art. Denn: Konsolen sterben, laut St. John, aus. Das erinnerte ein wenig an die One-Console-Future-These von Denis Dyack (Silicon Knights) - nur mit anderen Vorzeichen. Und was kommt stattdessen? Der PC als führende Plattform, und zwar mit Online-Rollenspielen für alle Altersklassen und Bedürfnisse als dominantes Genre. Persistente Welten werden die klassischen Spiel immer mehr verdrängen.





Das wird auch daran liegen, dass großartige Grafik kein Unterscheidungsmerkmal mehr sein wird, da sie in allen Haushalten bei allen Spielen möglich sein wird - die Hardware ist egal, Konsolen sind nicht mehr nötig. Und sie sägen gerade an ihrem eigenen Ast, nämlich den klassischen Spielverkäufen im Handel, indem sie ihre Online-Services ausbauen:





"The faster consoles move to online models the faster they will die because they will disintermediate the retail channles they depend on."





Das Konsolenbusiness ist laut St. John vom Handel mit Retailfassungen abhängig. Und warum wird der Markt im Jahr 2020 von Online-Rollenspielen dominiert? Sie seien einfach unheimlich profitabel, wie World of WarCraft demonstriert. Außerdem böten das bessere Geschäftsmodell. Und in Asien dominieren persistente Spiele jetzt schon. Unter dieser Oberfläche setzen sich bereits jetzt WoW-ähnliche Titel durch: Club Penguins ist WoW für unter Achtjährige, Runescape ist WoW für über Achtjährige, Seconc Life ist WoW für alle, die keinen echten Spiele entdeckt haben.





Microsoft und Sony stehen also vor dem Konsolenaus. Der Erfolg des dritten Wettbewerbers würde das noch unterstreichen. Warum ist Wii die einzige profitable Konsole? Weil Nintendo begriffen hat, dass man sich nicht über die Grafik, sondern über die Eingabegeräte abheben kann. Das ist auf lange Sicht günstiger und kluger und wirtschaftlicher, wie die Verkaufszahlen der Wii-Konsole und Wii-Spiele zeigen.





Was erwartet uns also im Jahr 2020 außer dem PC als dominierender Plattform und MMOs als dominierendes Genre? Die totale Virtualisierung der Spielewelt, weg von Boxen, Plastik und Verpackungen, weg von Blu-ray und DVD, hin zu reinen Onlinedaten und einem wahren Boom an In-Game-Advertising: "Games become Broadcast Media." Sie werden von statischen Medien zu werbefinanzierten, mit Abo- und Kundenmodellen versehenen Medien, die man immer und überall zu eigenen Konditionen konsumieren kann.

Alex St. Johns Zukunftsvision wäre übrigens vor allem für eine Firma überaus förderlich: Seine eigene. Und deshalb präsentierte er dem Publikum am Ende noch mal am Beispiel seiner eigenen Webseite, was er jetzt und in naher Zukunft an coolen Geschäftsmodellen im Online-Business anbieten kann.



Kommentare

johndoe758499 schrieb am
vienna.tanzbaer hat geschrieben:diese art der vorraussagen entlocken mir nicht mal mehr ein sanftes lächeln...
vor etwa 15 jahren wurde nich prophezeit, dass auf grund der entwicklung im bereich computer es nicht mehr lange dauern wird, bis wir alle in einem "papierlosen" büro arbeiten... also wenn ich mich in meinem konzern umschaue ist von papierloses arbeiten keine rede... ;-)
Hieß es nicht auch, dass wr dank dem Internet bald ALLE von zu Hause aus unseren Arbeitsplatz bedienen könnten :?
vienna.tanzbaer schrieb am
diese art der vorraussagen entlocken mir nicht mal mehr ein sanftes lächeln...
vor etwa 15 jahren wurde nich prophezeit, dass auf grund der entwicklung im bereich computer es nicht mehr lange dauern wird, bis wir alle in einem "papierlosen" büro arbeiten... also wenn ich mich in meinem konzern umschaue ist von papierloses arbeiten keine rede... ;-)
johndoe702394 schrieb am
MMO als Massengenre?! Ich lach mich tod! Wieviele MMO's soll den jeder Spieler besitzen und vor allem gleichzeitig spielen? Jedes neue MMO ist der Tod der älteren MMO's!
Dieses Statement ist aller bestens eine gute Werbung für den Typen und seiner Firma. Der unmessliche Irrglaube, dass bald alles nur noch übers Internet funktioniert ist Utopie! Wo bitte sägen Sony und MS an ihrem Ast, wenn sie Spiele und Video's per Download anbieten? Wer lädt sich denn bitte im PSN oder XBL ein Spiel runter das mehrere GigaByte groß ist, wenn nicht sogar bis zu 50GB groß sein kann! Alles Thesen die nicht auf dem Verstand fussen! Eher geht der PC den Bach runter, weil den Leuten einfach das Geld fehlt bei der rasanten Hardwareentwicklung zu jedem Spiel ne neue Grafikkarte, Arbeitspeicher etc. dazuzukaufen!
johndoe569038 schrieb am
schaut euch die nintendo klassiker an... die werden doch im wii store gesaugt wie nix anderes!
auch die ps2 verkauft sich immer noch so gut wie am release tag...
die schwu*** soll wo anders ins rampenlicht treten Oo
der hat sowas von keine ahnung der noob!
für sowas bekommt dergeld?
Darkshock schrieb am
@Topic
Naja wenn er meint :roll:
Aber wenn es stimmen sollte was er sagt , bin ich draußen , denn es gibt genügend Leute die nicht auf MMOs stehen und diese greifen dann zur einem anderen Genre , aber wenn das nicht mehr möglich was dann?
PS.: Ich will garnicht wissen , wie unglaublich erfolgreich der Wii geworden wäre , wenn er ne 360 oder PS3 Grafik hätte! :wink:
schrieb am