von Marcel Kleffmann,

Liberated - Interview: Geek-Kultur und The Witcher als Gründe für die erfolgreiche Spiele-Industrie in Polen

Liberated (Adventure) von L.INC / Walkabout
Liberated (Adventure) von L.INC / Walkabout - Bildquelle: L.INC / Walkabout
In Polen entstehen viele Computer- und Videospiele. Neben den großen Vertretern wie CD Projekt (Witcher, Cyberpunk 2077), Techland (Dying Light), Flying Wild Hog (Shadow Warrior), People Can Fly (Outriders), 11 Bit Studios (Frostpunk) etc. gibt es auch diverse kleinere Studios und Entwicklerteams. Zu den kleinen Indie-Teams gehört Atomic Wolf, die gerade an der spielbaren "Graphic Novel" Liberated (ab 68,90€ bei kaufen) arbeiten, die zunächst für Nintendo Switch erscheinen wird. Wir haben Marek Czerniak (Creative Director) und Konrad Walkuski (Producer) gefragt, warum sich die Spiele-Industrie in Polen so stark und so erfolgreich entwickelt hat - vor allem im Vergleich zu dem Pendant in Deutschland (abgesehen von den Standortkosten).

Die Antwort der Entwickler: "Ehrlich gesagt, geht das wohl auf zwei Dinge zurück: Auf den Erfolg von The Witcher und auf die Art und Weise, wie sich die Geek-Kultur in den 90er-Jahren herausgebildet hat.

Zunächst das Offensichtlichste: Der Erfolg von The Witcher und den Fortsetzungen bedeutete, dass es viele Möglichkeiten für talentierte Leute gab, die sich innerhalb von CD Projekt weiterentwickelten. Dann machten einige Leute ihr eigenes Ding und es begann ein immer größer werdender Kreislauf - je mehr coole Titel aus Polen kamen, desto offener waren die Spieler auch dafür und das treibt die Branche weiter voran und zieht noch mehr Talente an.

Aber ich glaube, der oft übersehene Aspekt ist die Entwicklung der polnischen Geek-Kultur in den postsowjetischen 90er-Jahren: Die Spielkultur wurde komplett von PC-Spielen dominiert. Konsolen wie das NES/SNES waren in den 80er-Jahren im Grunde genommen nicht erhältlich. Dann kam die Ära von PlayStation und N64, die unerschwinglich waren - und so konnten sich die Konsolen nie richtig auf dem Markt durchsetzen.

Aber ein PC? Den hatte man auf jeden Fall daheim, auch wenn er nicht mit der technischen Entwicklung schritthalten konnte. Ich erinnere mich, dass ich nicht einmal eine ausreichend große Festplatte hatte, um Diablo 2 zu installieren und die Covermounts des Monats aus unserem lokalen Spielemagazin liefen nicht flüssig. Aber es war PC-Gaming und mein erstes richtiges Spielsystem war natürlich auch ein PC.

Jeder ist also ein PC-Spieler und das bedeutet, dass eine ganze Generation in Polen auch mit Modding und natürlich mit Schwarzkopien aufgewachsen sind (Spiele waren in den 90er-Jahren noch unerschwinglich teuer und der 'Graumarkt' war der berühmte Anfang von CD Projekt). Vielleicht war es also nicht immer schön oder genau genommen legal, aber es war eine äußerst kreative Umgebung. Ich denke, vieles davon fließt noch immer durch unsere Adern."

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Kommentare

CroGerA schrieb am
Vergessen wir nicht die geringeren Personalkosten und laschere Arbeitsgesetze :-)
schrieb am
Liberated
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