von Benjamin Schmädig,

GDC Europe 2010: Bist du ein Hardcore-Zocker?



Zockt ihr Hardcorespiele? Oder vertreibt ihr euch mit Casual-Games die Zeit? Meist meint man ja zu wissen, welche Art der Unterhaltung sich gerade auf dem Monitor abspielt... Aber könntet ihr die Begriffe genau definieren? Matt Firor, ehemaliger Produzent von Dark Age of Camelot und inzwischen bei ZeniMax Online Studios für die Entwicklung von Online-Rollenspielen verantwortlich, wollte der Definitionsfrage nachgehen und untersuchte dafür zunächst  herkömmliche Unterscheidungsmerkmale. So wären Casualtitel meist wenig zeitaufwändig, nutzten vorrangig stark stilisierte Grafiken und liefen am PC sowohl auf starken als auch auf schwachen Rechnern. Außerdem könne man in solchen Spielen nicht in Sackgassen geraten und wäre nicht gezwungen, im Spiel überhaupt voranzukommen - der Unterhaltungswert liege schon im Spielen selbst. In Hardcorespiele müsse man sich hingegen erst einarbeiten, man könne sie schlecht zwischendurch spielen und sie setzten auf möglichst realistische oder zumindest sehr aufwändige Grafik. Das Gefühl der Dominanz beim Sieg über andere Spieler spiele zudem eine große Rolle und unumkehrbare Konsequenzen wären ein beliebtes Stilmittel. Kurz und schmerzlos stehe also aufwändig und schmerzhaft gegenüber.

Doch wie kam es überhaupt zu dieser Unterscheidung? Firor sieht darin nämlich keine natürliche Trennung, sondern eine aufgesetzte. Der Grund für sei das Aufkommen von Spielen wie Doom, die in einer vergleichsweise naiven Videospielwelt mit Zugpferden wie Mario düstere Kontrapunkte setzten. Das Marketing suchte laut dem Redner deshalb nach Unterscheidungsmerkmalen, um solche unterschiedlichen Inhalte entsprechend hervorheben zu können. So wurde alles Farbenfrohe zu Casual, während alles Düstere zu Hardcore wurde. An spielerische Merkmale wäre die Trennung nicht gebunden.

Es ist also kein Wunder, dass Firor viele der zuvor genannten Merkmale in Frage stellt. Was wäre denn mit einem Farmville, in dem der ständige Fortschritt einen Großteil der Motivation ausmache? Natürlich könne das Facebook-Spiel auch zwischendurch unterhaltsam sein. Der eigentliche Reiz bestehe aber im strengen Wiederholen der immer gleichen Aktionen - ein typisches Hardcore-Indiz. Im Gegenzug könne man viele so genannte Hardcore-Titel auch nur wenige Minuten am Tag spielen. Spiele wie World of WarCraft befänden sich zudem genau zwischen den Fronten. Immerhin könne man sich ebenso in den Blizzard-Titel verbeißen wie man ihn in aller Ruhe schmerzfrei erkunden könne. Es komme immer auf den jeweiligen Spieler an, wie er oder sie an ein Spiel herangehe. Und so gelangt der ZeniMax-Mann letztlich zu dem Schluss, dass es im Grunde gar keine Hardcore- oder Casualtitel gäbe - vielmehr gäbe es nur Hardcorespieler und Casualspieler.



Kommentare

Wulgaru schrieb am
Tja, einer der ersten Entwickler, der mal zugibt, dass das ganze einfach nur ne künstliche und größtenteils bescheuerte Abgrenzung ist.
Chibiterasu schrieb am
Nekator hat geschrieben:Was er gute Mann noch verschwiegen hat.. Casual Games haben im Großteil keinen Anspruch und die Leute müssen und wollen sich meist nicht anstrengen. weder geistig noch in der Leistung ..
Sehe ich nicht so.
Typische Casualspiele wie Guitar Hero haben eine starke Lernkurve und extrem hohen Schwierigkeitsgrad auf höheren Levels. Selbst Wii Sports kann auf höchster Stufe oder gegen starke menschliche Gegner eine große Herausforderung sein.
Da ist es schon eher leichter ein Mass Effect durchzuspielen oder in WoW Rang 80 zu bekommen und in den großen Raids zu bestehen - auch wenn es viel Zeit erfordert.
Beil schrieb am
Ich dachte immer, der Unterschied läge in der Anforderung an den Spieler, sowohl was die Komplexität der Spielregeln betrifft, als auch im Schwierigkeitsgrad das Geforderte umzusetzen.
7yrael schrieb am
Gar nicht mal so schlecht, die Aussage. +1
Nekator schrieb am
Was er gute Mann noch verschwiegen hat.. Casual Games haben im Großteil keinen Anspruch und die Leute müssen und wollen sich meist nicht anstrengen. weder geistig noch in der Leistung .. ok ersteres kann man Shootern auch nachsagen (womit sein Doom Vergleich etwas lächerlich wird) aber insgesamt sind "Hardcore" Spiele einfach ansprchsvoller.. wird natürlich keiner offen sagen, da es immer mehr gibt die sich dem einfachen zuwenden.
schrieb am