Insgesamt 35 Lieder finden sich auf den beiden CDs von Immortal 4, darunter Musik aus Kultspielen wie Cannon Fodder, Lemmings, Flashback oder Turrican 2. Aber auch Soundtracks aus Spielen, die in erster Linie nicht auf dem Amiga, sondern auf anderen Plattformen berühmt wurden, von denen aber Ports für die "Freundin" existieren. So sind beispielsweise Wing Commander und Leisure Suit Larry zuallererst auf dem PC zu Ehren gekommen, während Final Fight vor allem die Spielhalle und die 16bit-Konsolen aufmischte. Ein LED Storm war zwar auf dem Commodore 64 ein Hit, nicht hingegen auf dem Amiga. Ebenfalls vertreten sind Titel aus den späten 1990er Jahren, in denen der kommerzielle Amiga-Spielemarkt nur noch ein Schattendasein fristete. T-Zero (1999), Capital Punishment (1996), Flink (CD32 / 1995) oder das gar erst im Jahr 2000 veröffentlichte Tales from Heaven fallen in diese Kategorie der Kleinodien, welche nur noch wenige User genießen konnten.
| Immortal 4 (offizielle Website) Preis: 24,95 Euro Erhältlich bei MAZ Sound Tools. Track-Liste CD1: 01. LED Storm / Tim Follin (Remix von J. Liljedahl) 02. Lemmings "March of the Green Tops / Tim Wright 03. Tales from Heaven "Thousand Tales" / M. Linzner 04. Gauntlet 3 / Tim Follin (Eike Steffen) 05. Flink "Forest" / Matthias Steinwachs 06. Pickled Onions / Philip Nixon 07. Jaguar XJ 220 / Martin Iveson (Ch. Nagel) 08. Cannon Fodder "War" / R. Joseph & J. Hare 09. Paradroid '90 / Jason Page 10. Wolfchild / Martin Iveson (F. Del Priore) 11. Leisure Suit Larry / Al Lowe (J. Zottmann) 12. Walker / Raymond Usher (S. Ross) 13. Big Run / Jolyon Myers (H. Nugel) 14. Liberation: Captive 2 / Mark Knight 15. Future Wars / Jean Baudlot 16. Fury of the Furries "Lagoon" / Frédéric Motte 17. Fascination / Frédéric Motte 18. Cannon Fodder "Narcissus" / R. Joseph & J. Hare Track-Liste CD2: 01. Flashback / Jean Baudlot 02. Benefactor / Olof Gustafsson 03. F17 Challenge / Nicola Tomljanovich 04. Turrican 2 "Desert Rocks" / Ch. Hülsbeck (D. White) 05. T-Zero "Alien Scratch" / Fabio Barzagli 06. Final Fight / Jolyon Myers (Frequency 44) 07. Zarathrusta / Tomas Dahlgren (Ch. Zwang) 08. Capital Punishment / Nicola Tomic 09. Zeewolf / Allister Brimble (Ch. Pignon) 10. Atomino / Hans-Hermann Franck 11. Ultimate Body Blows / Steve Blenkinsopp 12. First Samurai / Michael Davis (A. Burt) 13. Dangerous Streets / René Gazzoldi 14. TFX "Anarchy" / Barry Leitch 15. Don't Waste My Time / Philip Nixon 16. Puggsy "Puggs in Space" / Tim Wright 17. Wing Commander / Dave Govett | Ganz der Tradition der Immortal-Reihe folgend wurden alle Soundtracks komplett neu arrangiert und klingen nun frischer, sauberer und zum Teil auch anders. Das ist in den meisten Fällen wieder der Verdienst der Originalkomponisten, die ihre alten Meisterwerke überarbeitet haben. Produzent Jan Zottmann hat wie immer viel Zeit und Geduld investiert, um das Projekt in die richtigen Bahnen zu lenken, die Musiker ausfindig zu machen und ihnen hin und wieder in den Hintern zu treten, wenn es mal wieder etwas länger dauerte. Da ein solches Album nicht von heute auf morgen produziert ist, sind bis zum offiziellen Release fünf lange Jahre seit Teil 3 vergangen. Unsterbliche Musik Immortal 4 nutzt die Gelegenheit, die Musik aus weniger populären Amiga-Spielen ins Rampenlicht zu rücken, auf eindrucksvolle Art und Weise. So sollte man über das seichte Erotik-Adventure Fascination, im Jahr 1992 veröffentlicht von der Firma Coktel Vision, kein Wort verlieren. Über die Musik aus dem Spiel müssen wir dafür umso mehr plaudern. Frédéric Motte hat mit dem, im Original mit "Sea of Love" betitelten Stück, ein absolutes Meisterwerk des Synthpop vorgelegt. Bereits die Originalversion klang auf dem Paula-Soundchip des Amigas hervorragend. Mit dem Remix für Immortal 4 übertrifft sich Motte hingegen selbst. Keyboard-Sounds wurden durch Gitarre und Bass ersetzt, Drum-Samples durch ein echtes Schlagzeug. Herausgekommen ist eine Rockballade, die mit ihrer dichten Atmosphäre die Luft zerschneidet. Das ist pure Erotik in musikalischer Form, die leider schon nach 5:35 Minuten endet. Ein weiteres Highlight liefert das deutsch kanadische Duo Frequency 44 mit seiner Neuinterpretation von "Lost in Time" ab, einem Stück aus dem Prügelklassiker Final Fight, im Original komponiert von Jolyon Myers. Wohl die wenigsten werden sich an diesen Track im Spiel erinnern können, zumal der Amiga-Soundtrack nichts mit dem Automaten-Pendant zu tun hat. Der Remix, mit seinem zu Beginn eher Retro klingenden Synth-Samples, die jedoch schon bald von herrlichem Pianospiel begleitet werden, weckt jedoch den Drang, das Spiel noch einmal zu spielen um nach diesem Song zu suchen. Wenn wohl auch nicht auf echter Hardware, aber zumindest per Emulation mit dem sensationell guten Emulator WinUAE. Jolyon Myers schafft es mit dem eher ruhigen "Lost in Time" jedenfalls, uns mit jedem Ton in höhere Glückssphären zu katapultieren. Gänzlich in eine andere Richtung, da bombastisch und episch, schlägt Liberation: Captive 2 aus. Hier zelebriert Mark Knight ein orchestrales Klangspektakel, das an manchen Stellen ein wenig an die Musik aus Conan, der Barbar erinnert. Heroisch klingen die Fanfaren, gefühlvoll und dramaturgisch geschickt setzen Streicher ein, während die Pauken oft brachial die gefühlte Bedrohung aufwecken. Auch Tomas Dahlgren bewegt sich auf den Spuren des orchestralen Soundtracks, allerdings nicht ganz so bombastisch wie es Mark Knight tut. Sein Remix zu Zarathrusta, ausgetüftelt von Christian Zwang, vermischt Anleihen an Filmsoundtracks auf gelungene Art und Weise mit typischen Keyboard-Sounds und verleiht dem Titel somit mehr Action - perfekt für ein Shoot 'em Up. Übrigens handelt es sich bei der Originalversion dieser Musik um einen, von Tomas Dahlgren komponierten Demo-Track namens "Poseidon", der hier noch einmal verwendet wurde. Musikalisch wenig überraschend, aber nichtsdestotrotz hervorragend arrangiert, sind viele Musiken aus der Synthpop- und Elektronikecke. Mal werden die Stücke moderner inszeniert (Paradroid ´90, Zeewolf Medley, Walker), mal klassisch und nah am Original (Wolfchild, Jaguar XJ 220, Ultimate Body Blows). Jedes dieser Stücke bietet aber genug Neues, um den Zuhörer zu fesseln. Das geht hingegen dem Remix zu Turrican 2 "Desert Rocks" ab. Das Stück ist viel zu nah am Original und bietet Nichts, was nicht auch das von Chris Hülsbeck komponierte TFMX-Meisterwerk zu bieten hätte. Das bleibt einfach unerreicht, obwohl auch der Remix seinen melodiösen Charme ausspielt, denn die herrlichen Tonfolgen stecken natürlich auch hier drin. Nur hätte es eben keine 1:1 Umsetzung sein müssen, die nur auf etwas saubere Samples baut.
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