Als Inspirationsquellen für die meisten dienen freilich erst einmal Computerspiele - oder die ein oder andere Single-Effekt-Show bekannter Coding-Quellen (so wie etwa der Fur Shader in der Demo
Tribbles). Deshalb verwundert es nicht, dass viele TU'ler normale 3D-Flybys erschaffen. Also Vorführungen, bei denen die Kamera mal mehr, mal weniger spektakulär, über ein vordefiniertes 3D-Areal fliegt. In der Demoszene wäre etwa
YAB3DFD von Smash Designs ein typischer und bekannter Vertreter dieser Zunft ("Yet Another Boring 3D Flyby Demo"). Dies gipfelt beispielsweise in beeindruckender Form in
Lux von Alex Druml und Lukas Rössler, dem besten Technik-Demo des 2010er Jahrgangs. Was hier an atemberaubenden Kamerafahrten und -perspektiven eingebaut wurde, ist sensationell und mindestens ebenso pompös wie der Ochestersoundtrack von Immediate Music. Der trägt den Titel "With great Power", was die Machart dieser Demo wahrlich unterstreicht. In derselben Liga spielt
The Alhambra, das bislang jedoch nur als Video existiert, weil die Programmier noch weiter an ihrem Werk feilen. Ein Blick auf die
offizielle Webseite zu The Alhambra fördert hoffentlich bald das finale Release zu Tage.
Die Piratenvorführung
Grog zählt ebenso zur Gattung der von Spielen inspirierten 3D-Flugshows, wobei auch hier grafisch hervorragende Arbeit abgeliefert wurde. Ein wenig zu langatmig präsentiert sich hingegen das 2006er Release
Funsui, das für diese Zeit aber ebenfalls ordentlich aussieht. Mit
Evolution, das aus dem selben Jahr stammt, geht es hingegen viel Szene-lastiger zu, was vor allem an den gelungen Kamerafahrten und der Musik im Demo-Style liegt.
The Boilermakers peppt seine 3D-Maschine noch mit etwas Würfelsprüherei auf, was ihm gut zu Gesicht steht. Mit unheimlicher dichter Atmosphäre glänzt hingegen die Demo
Lighthouse von Daniel Cornel. Schauplatz und einzige Szene zugleich ist ein auf einer kleinen Felseninsel erbauter Leuchtturm, den die Kamera immer wieder gut einfängt und regelmäßig den Blick auf das toll gestaltete Wasser gewährt. Im Zusamenspiel mit der ruhigen Musik ergibt sich ein stimmungsvolles Schauspiel, das den Zuschauer sofort in seinen Bann zieht und an die Indie-Perle
Dear Esther erinnert. Technisch und optisch eine Augenweide ist
Insomnia. Vier Szenen werden hier gezeigt, wobei insbesondere der Flug über die Mondlandschaft entzückt, wobei sich die Darstellungszeit eines jeden Schauplatzes die Gemütslage des Zuschauers deutlich auf die Folter spannt. Hier wäre eine deutlich kürzere Laufzeit, trotz aller Schönheit, dringend erforderlich.
Deutlich mehr Demo-Style findet sich in
Euphoria, der besten Demo aus 2008. Ulrich Binder und Michael Zöch, den kreativen Köpfen hinter Euphoria, merkt man an, dass sie etwa
1995 von Kewlers & MFX kennen, zeigen sich Grafik und Effektdesign doch deutlich inspiriert von der legendären Demo der Finnen. Garniert haben sie ihre Effektshow mit einem Track des australischen Demoszene-Musiker Mick Rippon, welcher bereits in der Fairlight-Demo
Deadline verwendet wurde.
Cuberich, Preisträger aus dem Jahr 2010, weiß mit der Idee, einen großflächigen Würfel zum zentralen Element der Show zu machen, zu gefallen. Auf dessen Seitenflächen prangen jeweils andere Effekte, die zum Teil sehr gut aussehen. Das Design müsste hingegen in Sachen Flow und Rasanz deutlich abgeändert werden, um mit echten Szenedemos konkurrieren zu können. Für eine "First Prod" aber dennoch sehr gut gemacht. Ganz auf Oldskool setzt die mit dem niedlichen Namen
Trenki versehene Produktion von Markus Trenkwalder. Der gute Mann entpuppt sich als echter Kenner von vor allem der alten Demoszene. Mit zahlreichen Retro-Effekten, typisch altem Design und hervorragender Chipmusik hat er eine kleine Perle erschaffen, die sich kein Freund der alten Cracktro-Zeit entgehen lassen darf. Auch ganz auf Oldskool getrimmt ist die
Little Crew Demo, eine - der Titel verrät es - Mini-Hommage an
Second Reality von der Future Crew. Allerdings wurden hier nur zwei Effekte daraus nachprogrammiert.
Mit netten Schattenspielen überzeugt die Single-Screen-Demo
Shadow Volumes!, während
A Spark of Life ein wildes Chaos aus Licht und Schatten mit bunten Farben vermischt. Verschiedene Arten der Oberflächendarstellung werden in
Team Fortress auf diverse Würfel projeziert, Zeugs im All schickt uns in einen sehr schön gestalteten Weltraum,
Wild Light Machinery bringt ein tolles Schattenspiel in einem lichtdurchlässigen Würfel mit sich, während
Foo von Michael Mehling ganz auf Minimalismus setzt. Hier verformt sich ein einziges Objekt zu ruhiger Piano-Musik, ohne mit Textur- oder Special-Effects-Kram bombardiert zu werden. Die Klarheit und Leere bestimmt hier das Design - ganz so wie es in viele New-Media-Spots umgesetzt wird.
ShowcaseEs steckt also reichlich kreativer Geist in den Beiträgen zu den Echtzeitgraphik-Kursen der TU Wien. Einige der Besten davon haben wir unterhalb dieses Artikels noch einmal als YouTube-Videos verlinkt. Eine Liste mit allen sehenswerten Demos der Jahrgänge 2003 bis 2011 findet sich hier ebenso. Neben Verknüpfungen zu den AVI-Videos dieser Demos sind auch die ausführbaren Versionen für Windows verlinkt.
Sehenswerte Demos aus dem Echtzeitgraphikkurs der TU Wien: