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Spielkultur | Special | 4Sceners

25.01.14, 13:25 Uhr, Bobic

Subsquare - Hit the grave running EP

Der Norweger Bent Stamnes ist einer der ganz großen Klangkünstler in der Demoszene. Unter dem Pseudonym Gloom hat er sich in den letzten Jahren in der bel étage des elektronischen Musikzirkus festgebissen. Mal hat er gemeinsam mit Optimize AAA-Demos wie Meet the Biots vertont, an anderer Stelle fruchtete die Zusammenarbeit mit Flipside in großartigen Hörgenuss (Evoid Droid), wobei er auch alleine Maßstäbe setzte, wie Cortex Sous-vide oder Cycliophora zeigen. So ganz nebenbei machte er noch dazu den Dubstep in der Szene salonfähig. Nun schiebt Gloom mit seiner EP Hit the grave running als "Subquare" neues Klangfutter nach. Allerdings außerhalb der Szene und ein klein wenig anders klingend, als man es bislang von ihm gewöhnt war.

Gloom ist ein Meister der brachialen Beats und derzeit gefragter denn je. Alleine drei der vier gezeigten Top-Demos auf der Szeneveranstaltung Function 2013 enthielten Musik von ihm (Apocalypse When, RedShift und Primitive Beings). Ebenso wird des öfteren in kommerziellen Produktionen wie der Crank-Demo von NVidia oder dem Benchmark CatZilla auf seine überragende Klangqualität gebaut. Mit der fünf Stücke umfassende Hit the grave running EP bricht er aus dem Sektor der Echtzeitkunst aus und will uns einfach nur gute, elektronische Musik in unseren Player schieben. Das ist ihm definitiv gelungen.

Was zu allererst bei Hit the grave running auffällt, ist das Cover. Der sexy Marilyn-Verschnitt auf einem, durch eine futuristische Großstadt heizenden Motorrad, ist wunderschön gezeichnet. Doch man kennt dieses Bild bereits. Auf der Demo-Party The Gathering 2011 belegte die Künstlerin Anne Marte Markussen mit ihrem "Babe Runner" den ersten Platz beim Freestyle-GFX-Wettbewerb. Damit sind die deutlichen Parallelen zur Demoszene aber schon wieder vorbei. Denn musikalisch sind die fünf Tracks ein wenig mehr in Richtung Mainstream gewandert, unterscheiden sich von Glooms Szene-Soundtracks durch "ravigere" Passagen und vor allem dem Einsatz von Gesang.

Chart Attack
So beginnt beispielsweise der Opener "Come Alive" erstmal mit ruhigem Pianospiel während sich im Hintergrund langsam die, für House-Musik so typisch anschwellende Tonfolge in den Vordergrund drängt, bevor ein Stakkato der Beats einsetzt. Danach beginnt Julia D'Angelo mit glockenheller Stimme zu singen und verleiht diesem Stück eine gehörige Prise Chart-Flair. Wer auf heftige WubWub-Ausbrüche wartet, der wartet vergebens. Es ist eben ein wenig anders, dieses Come Alive. Einfach massentauglicher.

Track Nummer Zwei, "Break Out", hat schon wieder ein wenig mehr Demo-Power in sich. Hier springen gleich von Anfang an ein paar dicke Beats aus den Lautsprechern, die auch in einer Demo von Excess gut zur Geltung kommen würden. Nach dem Erklingen von Jonathan Davies Stimme kommen Erinnerungen an die späten 1990er Jahre auf, als Rave-Sampler wie beispielsweise die kultige Rave-Base-Reihe, reihenweise ihre Runden im CD-Player drehten. Dennoch klingt der Stamnes-Rave cooler, frischer und frecher als das, was wir einst hörten. Sobald der Gesang endet, beginnt wieder die Beat-Zeit mit Anleihen an Glooms Demo-Tracks. Alles in allem ein erfrischendes Hörerlebnis.

Bei "Stories" ist mit Cory Friesenhan die dritte Person für die Vocals zuständig. Auch dieses Stück verbindet typische Rave-Passagen mit ruhigen, melodischen Elektronikklängen, bricht aber dennoch immer wieder gekonnt in die Big-Beat-Ecke aus. Charttauglichkeit auf der einen Seite, tanzbare Beats auf der anderen. Speziell nach rund zwei Minuten Spielzeit lässt sich erahnen, wie spektakulär dieser Track in einem großen Club zur Geltung kommen würde. Ravestep at its best!

Zurück zur Szene
Mit dem vierten Lied endet die Gesangszeit auf Hit the grave running. "Running" ist eines dieser Lieder, die kein Hauptthema aufweisen. Vielmehr ist es eines dieser Stücke, die bedächtig beginnen und im Laufe der Zeit immer lauter, bedrohlicher und vollständiger werden. Sind zu Beginn nur wenige "Instrumente" zu hören, werden im Laufe der 3.48 Minuten Spielzeit immer weitere Töne und Sounds eingebunden. Alles in allem nicht übel, aber auch Nichts, was von den Sitzen reisst.

Das abschließende fünfte Stück stellt den Höhepunkt auf dieser EP dar. Mit "Demons" werden die Mainstream-Pfade, welche die ersten drei Tracks beackert haben, wieder verlassen. Gloom kehrt zu seinen Szenewurzeln zurück. Hier versprühen ruhige, melodiöse Passagen ungeheuer viel Atmosphäre, während die für Gloom so typischen Big Beats und groovigen Sounds immer wieder für knallharte Effektvorstöße sorgen. Ein schlichtweg perfekter Soundtrack für eine Demo und mit das beste, was Gloom seit der grandiosen Musik zu Cortex Sous-vide komponiert hat.

Fazit
Hit the grave running kann man für kleines Geld auf Bandcamp beziehen. Gerade einmal 4.00 US-Dollar kostet diese 5-Track-EP. Gut angelegtes Geld für alle, die schon Glooms Demo-Soundtracks mochten. Vor allem ist es aber auch eine interessante Erfahrung, die Mainstream-Versuche von einem der besten Szenemusiker zu erforschen, denn allzu viel Musik mit Gesang haben wir vom norwegischen Soundtüftler bislang noch nicht gehört. Natürlich ist hier noch nicht alles Gold was glänzt, aber es klingt vielversprechend und findet mit "Demons" einen hervorragenden Abschluss. Wer weiß, vielleicht lässt Gloom es zu, dass dieser besondere Track in naher Zukunft mit Effekten "visualisiert" wird. Ach ja, hat er doch bereits. Nämlich in einer der besten Demos des Jahres 2013, Primitive Beings von Dead Roman.

Über Bent Stamnes:

Bent Stamnes ist in der Demoszene nicht nur als Musiker aktiv. Vor allem im Outreaching-Sektor hat er sich verdient gemacht. So war er beispielsweise einer der drei Helden, die einst nach Amerika reisten und die Kunst der Demoszene großen Firmen wie NVidia, ILM, Pixar und anderen vorstellten. Dies führte 2008 dazu, dass der Grafikkartenhersteller NVidia zum ersten Mal eine eigene Demo-Party durchführte. Im Jahr 2014 wird dieses fruchtbare Bündnis wiederholt. Gloom ist Hauptorganisator für die NVScene 2014. Auf seiner Homepage gibt es weitere Infos über seine Musik. Als Betreiber von Displayhack macht er interessante Tutorials und Making-ofs zu Szenedemos verfügbar.
 
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