Blizzard Entertainment: Kreative Wege zur Kostensenkung (Buyouts) in Vorbereitung auf ein "mageres Jahr 2019"

22.12.18 | Marcel Kleffmann

Im Zuge des nicht offiziell bestätigten Kostensenkungsprogramms bei Blizzard Entertainment haben in diesem Jahr über 100 Mitarbeiter ihre Jobs beim europäischen Kundendienstzentrum in Cork (Irland) aufgegeben bzw. vielmehr ein Bonusprogramm zur freiwilligen Kündigung in Anspruch genommen.

Quellen aus dem Blizzard-Büro in Cork, die Eurogamer.net darum baten, anonym zu bleiben, erklärten, dass Blizzard ein freiwilliges Bonusprogramm gestartet hätte, das Mitarbeiter mit einem Batzen Geld belohnen würde, wenn sie das Unternehmen auf eigene Faust verlassen. Der Geldbetrag sei in diesem Jahr mindestens fünfmal angehoben worden. Ein Blizzard-Mitarbeiter meinte, dass das gebotene Geld für den freiwilligen Ausstieg ungefähr die Höhe eines Jahreslohns gehabt hätte. Die Person meinte, dass das Angebot sehr verlockend war, aber zugleich einen Schatten auf die dortige Zukunft warf. Auf Nachfrage meldete sich Blizzard Entertainment zu Wort und stellte klar, dass dieses Angebot vollkommen freiwillig war und kein Mitarbeiter in irgendeiner Form gezwungen wurde, seinen Job aufzugeben.

Zugleich deutete ein Mitarbeiter in anonymer Form an, dass das Kundenserviceangebot durch die Reduktion des Mitarbeiterstabes belastet werde - als Beispiel wurde genannt, dass der Service am 19. Dezember 2018 nach 17 Uhr eingestellt wurde. Blizzard wiederum beteuert, dass sie das "Service-Niveau" halten wollen. Außerdem würde es keine Pläne geben, den Standort in Cork zu schließen.

Dieser Bericht steht im Einklang mit einem neuerlichen Artikel bei Kotaku über Kostensenkungen bei Blizzard Entertainment durch stärkere Einflussnahme seitens der Finanzabteilung von Activision Blizzard. Demnach hat Activision Blizzard in den letzten Jahren die Zügel gestrafft und das Studio aufgefordert, mehr und in regelmäßigeren Intervallen Spiele sowie Inhalte zu veröffentlichen und dabei trotzdem irgendwie Geld einzusparen. Während Blizzard aktiv versucht, die Spiele-Entwicklerteams zu vergrößern und deswegen viele offene Stellen ausgeschrieben wurden, versuchen sie, an anderen Stellen zu sparen, um sich auf ein mageres nächstes Jahr vorzubereiten. 2019 werden zwar WarCraft 3: Reforged und die obligatorischen Hearthstone-Erweiterungen erscheinen, aber es steht zum Beispiel keine WoW-Erweiterung an.

"Blizzard hat das ganze Jahr damit verbracht, große Maßnahmen zur Kostensenkung zu ergreifen, um sich auf ein mageres Geschäftsjahr 2019 vorzubereiten. Zu diesen Maßnahmen, die von Leuten mitgeteilt wurden, die für das legendäre Studio arbeiten oder gearbeitet haben, gehören Mitarbeiter-Buyouts, bei denen den Mitarbeitern Geld für eine Jobaufgabe angeboten wird, eine Vergrößerung der Finanzabteilung und die Begrenzung der Budgets für jedes Team im Unternehmen, das nicht direkt Spiele macht", schreibt Jason Schreier von Kotaku. Als Beispiel führt er das Angebot "Career Crossroads" an. Das Programm bietet Mitarbeitern, die das Unternehmen verlassen wollen, "umfangreiche Abfindungspakete". Dieses Programm wurde zunächst für erfahrene QA-Tester (Qualitätssicherung) entwickelt, die mehr als fünf Jahre bei Blizzard waren, aber in diesem Jahr auf den Kundenservice und die IT ausgedehnt. Auch die Anzahl der Jahre, die für einen Buyout benötigt werden, wurden gesenkt.

"Im Laufe des letzten Jahres hat Blizzard sehr aktiv versucht, kreative Wege zur Kostensenkung zu finden, die keine negative Presseaufmerksamkeit erregen", sagte ein ehemaliger Mitarbeiter.

Laut Kotaku hat Amrita Ahuja (Chief Financial Officer), die von Activision kam, den Mitarbeitern bei einem Meeting mitgeteilt, dass es an der Zeit sei, die Ausgaben zu reduzieren. Dies sei in diesem Jahr ein allgemeines Thema in vielen Abteilungen gewesen. "Uns wurde gesagt, wir sollten monatlich die Kosten senken", verriet ein Mitglied eines Nicht-Entwicklungsteams.

Bislang erfolgten die Kostensenkungen vor allem in den Nicht-Spiele-Bereichen bis Blizzard kürzlich verkündete, die Teamgröße der Entwickler von Heroes of the Storm zu reduzieren und das eSport-Programm komplett einzustellen. Die Entscheidung über das Ende der eSports-Bemühungen bei Hereos of the Storm wurde allem Anschein nach ziemlich überstürzt gefällt, denn selbst die professionellen eSports-Teams wurden von der plötzlichen Einstellung überrascht.
Quelle: Eurogamer, Kotaku, Polygon