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Death Stranding 2: Ich dachte, dass ich mit dieser Welt durch bin, aber der Trailer holte mich sofort zurück

Kolumne: Der Trailer macht Lust, wieder in diese Spielwelt einzutauchen

© Kojima Productions / Sony

Es gibt immer wieder Videospiele, die aus verschiedensten Gründen polarisieren – weil ein neuer Teil einer seit Jahren prächtig laufenden Reihe nicht genug Innovation bietet (Call of Duty), weil ein plötzlicher Erfolg auf dem geistigen Eigentum anderer basiert (Palworld) oder weil Personen hinter einem Franchise zu diskriminierenden Aussagen neigen (Hogwarts Legacy).

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Death Stranding

hatte ich immer den Eindruck, dass man es nur lieben oder hassen kann. Allein schon wegen seines Schöpfers: Die einen mögen die Art von Entwickler Hideo Kojima nicht, die anderen kulten alles ab, was er anfasst. Ich bin damals unvoreingenommen in das Spiel reingegangen und hab versucht, es so zu nehmen, wie es ist – und enttäuscht hat es mich keinesfalls. Ich hatte es allerdings als abgeschlossen angesehen und war eher skeptisch, als ein Nachfolger angekündigt wurde. Als ich jedoch letzte Woche den ultralangen Trailer zu Death Stranding 2: On the Beach gesehen hab, war ich sofort wieder am Haken. 

Death Stranding 2: Ich dachte, dass ich mit dieser Welt durch bin, aber der Trailer holte mich sofort zurück

Kolumne: Der Trailer macht Lust, wieder in diese Spielwelt einzutauchen

Death Stranding 2: On the Beach – Warum ich wieder zurück an den Strand will

Ich will nicht behaupten, dass ich die Story von Death Stranding in ihrer gesamten Komplexität verstanden hätte; dass mir der Aspekt der sozialen Verlinkung, mit der ich Dank der Hilfe anderer die Welt besser erschließen kann, komplett aufgegangen wäre; oder dass mir die Stealth-Passagen um die schattenhaften Regenmonster (GDs) sowie die Kämpfe gegen selbige nicht auch mal auf die Nerven gegangen wären. Aber ich habe das Spielerlebnis insgesamt genossen.

Ich mochte die Charaktere und die ergreifende Geschichte; die Flashbacks mit Mads Mikkelsen in den verschiedenen Kriegsgebieten waren eine spannende und actionreiche Alternative; ich fand es angenehm weird, dass ich Gegner mit Granaten aus meinem eigenen Blut besiegen konnte und Pilze dort gewachsen sind, wo ich hingepinkelt habe. Die Einbindung der Steuerung war interessant, wenn ich durch das Wiegen meines Controllers das Baby beruhigen oder mit dem Einsatz der Schultertasten die Balance bei schwerer Beladung halten konnte. Und dann bin ich noch gar nicht auf die beeindruckenden Landschaften und den beruhigenden Soundtrack eingegangen.

Vielleicht ist das Spiel von seinem Gameplay-Kern tatsächlich nicht mehr als ein Walking-Simulator, ein Paketdienst-Simulator. Man kann ihm nicht absprechen, dass ein Großteil der Zeit darauf aufgewendet wird, Lieferungen durch die menschenleere Welt zu tragen, zu schleppen oder zu fahren. Action gibt es nur in den rar gesäten Kampfszenen. Aber genau das wirkt auch ein bisschen entschleunigend – ich fand es sehr angenehm, die Gegend zu Fuß zu erschließen, Straßen zu errichten und die Stille dieser Postapokalypse auf mich wirken zu lassen. 

Ist es Style over Substance? Versucht Kojima, mit obskuren Details und einer wendungsreichen Story darüber hinwegzutäuschen, dass die Welt größtenteils recht leer und das Spielprinzip doch eher einfach gestrickt ist? Vielleicht, aber wenn man das akzeptiert und vielleicht sogar erwartet, ist das gar nicht so schlimm. Kurzum: Ich hatte eine gute Zeit, würde Death Stranding nicht als bahnbrechendes Meisterwerk bezeichnen, aber als sehr gutes und neuartiges Adventure, welches wert ist, dass man seine Zeit dafür aufwendet.

Die Wandlung von Antagonist Higgs Monaghan ist gewöhnungsbedürftig. Sein Flash-Guitar-Kampfstil aber sehr eindrucksvoll.

Es war aber nie eine Welt, von der ich dachte, dass ich sie noch weiter bereisen will. Mein Auftrag war erledigt. Ich hätte nicht gewusst, was mir ein Death Stranding 2 bieten sollte. Und um ehrlich zu sein weiß ich es natürlich auch jetzt nicht. Aber der rätselhafte, leicht schaurige und stark abgedrehte Trailer hat mich wieder zurückgeholt. 

 

Style over Substance? Darauf kann man sich auch einlassen

Allein, dass der Ankündigungstrailer von der State of Play fast zehn Minuten lang ist, verdient Respekt. Und auch wenn er mehr Fragen aufwirft als ich eigentlich hatte, lässt er mich nicht ganz darüber im Unklaren, worum es in Death Stranding 2: On the Beach gehen soll. Nach den Vereinigten Staaten sollen nun auch mehr Regionen an das Netzwerk angeschlossen werden; wir sehen Sam Porter durch Steppen, Wüsten, Wälder und an den Rand von Städten laufen und ja, auch hier sieht es oft karg, aber nicht minder beeindruckend aus. Die GDs scheinen hier nicht mehr nur zu schweben, sondern laufen als schemenhafte Gestalten umher und in einer Szene ist ein Kampf mit einer gigantischen, vielfingerigen Hand zu sehen.

Aber auch hier fallen mir wieder die weirden Details auf: Warum sind Sam und Fragile in der Anfangssequenz schwarz-weiß und alles andere nicht? Was hat es mit dieser Stop-Motion-Puppe als Begleiter auf sich (die Sam nach Aufforderung natürlich nicht an seinem Hintern baumeln lässt, weil er nicht so ein unsensibler Klotz ist, wie Kratos aus God of War)? Warum sieht Higgs jetzt aus wie eine Mischung aus Low-Budget-Joker und 70er-Jahre-Glam-Rocker (okay, seine Blitze schießende Gitarre ist natürlich cool)? Bin ich der einzige, der sich bei Fragiles OP-Maske an Tomura Shigaraki aus My Hero Academia erinnert fühlt? Und ist euch die schwarze geflügelte Katze aufgefallen?

Auch Kojima setzt jetzt auf Cat Content.

Das Ganze scheint wieder ein sehr verworrener, in sich vielleicht nicht immer schlüssiger, aber dennoch emotionaler Brainfuck zu werden, den uns Hideo Kojima wieder auftischt und ich bin durchaus gewillt, mir das erneut zu geben. Beim ersten Teil war ich tatsächlich schon Wochen vor Release sogar ein bisschen gehyped, weil mir ein AAA-Videospiel selten so künstlerisch vorkam. Und ich glaube, etwas Ähnliches kann ich auch von Death Stranding 2: On the Beach erwarten, der vielleicht noch eine Schippe in puncto Innovation, Opulenz und WTF-Momente drauf packt. Bis wir uns daran laben können, ist jedoch noch etwas Geduld gefragt: Das Endzeit-Adventure soll nicht vor 2025 erscheinen. Warum Mads Mikkelsen nicht in den Cast zurückkehrt, hat Kojima übrigens auch verraten.

Kommentare

7 Kommentare

  1. Oliver R. hat geschrieben: 11.02.2024 22:37 Ich habe Death Stranding bisher noch nicht gespielt, aber diesen Trailer zum zweiten Teil fand ich einfach nur zum Fremdschämen. Vor allem gerade die schießende Gitarre und der Typ dazu waren oberpeinlich. Da kamen schlimme Erinnerungen an das Intro von Devil May Cry 3 hoch, wie Dante mit nacktem Oberkörper zu harter Gitarremusik auf einem Gegner "surfte" und dabei Mario-artige Töne von sich gab. In diese Katgegorie fällt das für mich. Einfach dümmlich und kindisch. Die Puppe wirkte auf mich auch bescheuert und völlig deplatziert. Ich glaube ich bin zu alt für diesen Kojima-Scheiß! :roll:
    Dann verpasst du möglicherweise ein Videospiel-Erlebnis, dass nicht nur sauber produziert ist, sondern sich auch endlich mal wieder von der Masse abhebt. Wie oft wird über Triple A-Produktionen genölt, dass es langweilig geworden ist, nur noch Remakes und Remaster, alles schon gesehen... Dann kommt endlich mal wieder, wie mit DS1 auch schon, ein Game, dass anhand der Trailer völlig rausfällt. Ja das mag bizarr aussehen, aber ohne Kontext schnallt man bei Kojima meistens eh nichts. Und es ist völlig in Ordnung, dass dir das nicht zusagt, aber das ist kein Grund hier so abwertend rumzumotzen oder so hart auf edgy zu machen - denn dafür solltest du auch eigentlich zu alt sein.
    Vielleicht holst du den ersten Teil mal nach, dann erschließt sich dir ein wesentlicher Teil der Absurdität dieser Spiele und macht dich etwas lockerer, für das was da auf uns zukommt.

  2. Mir gings bei dem Trailer auch so, dass ich Teil 1 nochmal zocken wollte.
    Es gab zwar einige Sachen, die mich bei Teil 1 bereits gestört haben, und ich habe in der Vergangenheit sogar mal gesagt, dass ich diese Welt so beklemmend finde, dass ich lieber ein anderes Setting hätte... aber ich muss zugeben, dass ich trotz Kritik bis zum Abspann meinen Spaß an dem Spiel hatte.

    Rooster hat geschrieben: 12.02.2024 09:01 Anscheinend vergessen Leute wegen der mittlerweile "realistischen" Grafik wieviel wunderbarer Anime Wahnsinn in Kojima Spielen steckt. Dieses ständige spielen mit unterschiedlichen Tonarten ist ja eine der großen Stärken von Kojima und gibt seinen Spielen auch diesen einzigartigen Vibe. Da treffen bierernste Themen auf ulkigen Klamauk. Muss man nicht mögen, mit dem Alter hat das aber rein gar nicht zu tun ... dümmlich und kindisch ist daher nur dein Kommentar.
    Absolut. Volle Zustimmung. Wenn man sich an MGS 4 erinnert: Raiden als Cyborg Ninja war auch schon völlig Over The Top und ein geiler Stilbruch. Oder der abgefahrene Heiratsantrag gegen Ende des Spiels, der an Fremdschämen ja kaum zu überbieten war. Kojima ist völlig abgedreht und hat seinen eigenen Stil. Eben genau das ist der Grund weshalb seine Spiele so faszinierend sind.
    Ich zocke im Moment Last of us 2 und das Spiel hat sowas von einen Stock im Arsch! Die Stimmung ist immer bitter ernst und selbst die zwischenmenschlichen warmen Momente haben so einen düsteren Unterton, dass eigentlich immer alles schrecklich ist. Besonders westliche Medien versuchen immer konstant in ihrem Ton zu bleiben. Dies haben die Japaner besser drauf. Die erlauben sich in den dusseligen Momenten auch riiiiichtig dämlich zu werden und eben weil die so sehr zwischen den Extremen wechseln können, hauen die düsteren Tiefen umso mehr rein.

  3. Ich hatte definitiv meinen Spaß mit dem ersten Teil, gerade auch weil die Story/Charaktere so weird und mysteriös waren. Einen zweiten Teil hätte ich grundsätzlich nicht gebraucht, war dann aber gespannt auf den Trailer, ob er mich neugierig machen könnte..
    Allerdings gehöre ich zu den dümmlichen und kindischen Kommentatoren: Mich hat die komische "Handmaske" am Anfang schon abgeschreckt, bei der Puppe habe ich mich gefragt, ob das gerade wirklich ein echter/ernst gemeinter Trailer ist und bei dem Gitarrentypen war ich dann komplett raus. Ich glaube mich hat noch nie ein Trailer von einem Spiel, dem ich grundsätzlich aufgeschlossen bin, so abgeschreckt. Für mich war es auch reines Fremdschämen.
    Sollte das Feedback insgesamt gut ausfallen, schaue ich es mir vielleicht irgendwann mal an, aber so hab ich wirklich genau gar kein Interesse mehr.

  4. Anscheinend vergessen Leute wegen der mittlerweile "realistischen" Grafik wieviel wunderbarer Anime Wahnsinn in Kojima Spielen steckt. Dieses ständige spielen mit unterschiedlichen Tonarten ist ja eine der großen Stärken von Kojima und gibt seinen Spielen auch diesen einzigartigen Vibe. Da treffen bierernste Themen auf ulkigen Klamauk. Muss man nicht mögen, mit dem Alter hat das aber rein gar nicht zu tun ... dümmlich und kindisch ist daher nur dein Kommentar.

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