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Für viele Top, für mich Flop – drei beliebte Spiele, mit denen ich nichts anfangen kann

Kolumne: 3 Spiele, die jeder feiert – nur ich nicht

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Es gibt diese Spiele, die sind unangefochtene Lieblinge von Kritikern und Fans gleichermaßen. Sei es God of War: Ragnarök, Elden Ring, The Legend of Zelda: Breath of the Wild oder Baldur’s Gate 3

. Es sind Titel, die ein Genre revolutioniert haben, aus dem Nichts heraus plötzlich alle überraschten oder mit viel Vorschusslorbeeren auf einem Hype Train herangerauscht kamen und dann auch noch alle Erwartungen erfüllen konnten.

Dennoch kann auch das beste Spiel nicht jedem alles recht machen. Wahrscheinlich hat jeder schon einmal die Erfahrung gemacht, mit viel Vorfreude an ein Game heranzugehen, weil alle davon geschwärmt haben… und dann doch irgendwie enttäuscht zu werden.

Für viele Top, für mich Flop – drei beliebte Spiele, mit denen ich nichts anfangen kann

Kolumne: 3 Spiele, die jeder feiert - nur ich nicht

Drei von Gamern und Kritik gelobte Spiele und warum ich sie nicht mag

Und dabei rede ich nicht davon, dass ich mit dem Genre nichts anfangen kann. Ich zum Beispiel bin überhaupt kein Fan von Soulslikes; die frustrieren mich und verderben mir schnell den Spaß, aber ich würde deshalb nie behaupten, dass Elden Ring oder Sekiro keine guten Spiele wären.

Aber ein paar Spiele gibt es, die ich gerne besser finden würde; weil sie eigentlich das mitbringen, was ich mag, weil ich den Vorgänger toll fand oder ein Freund des Genres bin… oder weil gefühlt jeder das Spiel geil findet.

NieR. Automata – So leer und eintönig

Ursprünglich hatte ich das Spiel und das komplette Universum gar nicht auf dem Schirm, es wurde mir aber schnell durch diverse Kritiken schmackhaft gemacht. NieR.Automata sei ungewöhnlich, hieß es, weil es mit euren Erwartungen spielt, verschiedene, scheinbar unpassende Genres und Spielphysiken zusammenwirft und zum mehrfachen Durchspielen nicht nur anregt, sondern auffordert.

Gerade zu Anfang hat mich das Spiel auch wirklich in diesen Punkten überrascht. Es beginnt mit einer Shoot’em-up-Passage gegen zahlreiche Kampfjets, in den folgenden Arealen wechselt die Third-Person- mal in eine Top-Down-Perspektive, dann wiederum steuere ich Androidin YoRHa 2B von der Seite, wie in einem 2D-Plattformer. Die Sprünge und Attacken laufen flüssig, wie es in einem Hack’n’Slay sein soll. Nach einer Dreiviertelstunde dann der erste Downer: Natürlich sterbe ich beim ersten Boss… und das Spiel beginnt komplett von vorne. Ja, der erste Speicherpunkt kommt erst nach diesem gigantischen Schrotthaufen von Gegner.

Protagonistin YoRHa 2B in noch einer der schöneren Levelumgebungen.

Gehört zum Spielprinzip, kann ich akzeptieren, den zweiten Versuch habe ich trotzdem erst am nächsten Tag gestartet. Man muss sich auf das Spiel einlassen, das finde ich auch gut; wenn man besser versteht, wie es tickt, lernt man auch dazu. Das Spiel bestraft eben auch Dummheit. 

Als Beispiel: Man kann in seinem Speicher verschiedene Daten löschen, wie zum Beispiel die Anzeige der Umgebungskarte oder das Quest-Radar, um Platz für Fähigkeiten zu schaffen. Man kann aber auch seine Lebenserhaltung entfernen… hoffentlich habt ihr dann vorher rechtzeitig gespeichert. Anderes Beispiel: Ein Händler gibt euch nach einer Quest einen Fisch, warnt euch aber mit den Worten, dass der letzte Androide, den er einen solchen Fisch hat essen sehen, daran zugrunde gegangen ist. Also ratet mal, was passiert, wenn ihr den Fisch esst.

Dummheit wird bestraft

Das sind Momente, in denen man vor der Konsole denkt: „Ja, klar… das Spiel hat mich auch gewarnt.“ Man rechnet einfach nicht damit, dass man sich selbst das Licht ausknipsen kann.

Solche Kleinigkeiten haben mich amüsiert, konnten aber nicht über große Unvollkommenheiten hinweg täuschen. Die postapokalyptische Welt ist unglaublich karg und trostlos und selbst die Ruinen sehen so aus, als wären sie zu ihrer Hoch-Zeit schon nicht viel glanzvoller gewesen. Ja, es ist eine Welt nach ihrem Untergang, aber das haben andere Spiele auch schon eindrucksvoller dargestellt. Die Quests wirken belanglos, die Map ist unübersichtlich und ich war wirklich früh im Spielverlauf gelangweilt. Die Hack’n’Slay-Mechanik nutzt sich schnell ab, unter anderem, weil die Waffen sich nicht unterschiedlich anfühlen und es unfassbar wenig Gegnertypen gibt.

Das ebenfalls sehr karg und nüchterne Menü, in dem ihr euch diverse Plug-Ins deinstallieren könnt.

Natürlich weiß ich, dass das Spiel in mehreren Durchgängen anders verläuft und man sogar mit anderen Protagonisten spielt und so einen anderen Blick auf die Welt und die Geschichte bekommt. Das ist ungewöhnlich, aber ich will als Spieler trotzdem zeitnah abgeholt werden. Das ist sonst wie eine Serie, die erst ab der dritten Staffel gut wird.

Ich mochte das Charakterdesign der Androiden – nicht umsonst hat 2B zahlreiche Gastauftritte wie in Soul Calibur 6 oder Final Fantasy 14 hinter sich. Tatsächlich mag ich auch einige Spiele mit Hack’n’Slay-Kampfmechanik, da fühlen sich aber Genre-Granaten wie Bayonetta oder God of War 3 viel kraftvoller an. Ich fand es auch charmant, dass manche der von der Gesellschaft geächteten Roboter richtig menschliche Züge und Emotionen entwickelt haben – die gesamte Story des Spiels ist nicht schlecht und steckt voller Wendungen. Es macht nur einfach keinen Spaß, sie zu spielen.

Undertale: Jeu sans plaisir

Ich weiß nicht genau, was ich erwartete, als ich dieses Spiel angeworfen habe. Wenn ein Adventure im derartig reduzierten 8-Bit-Retro-Look große Wellen schlägt, muss ja etwas dran sein. Wahrscheinlich sollte man nicht nur akzeptieren, dass die Entwickler Untertale mit gehörig Selbstironie entworfen haben, sondern darf auch seine eigenen Ansprüche an ein Adventure nicht ganz ernst nehmen. Vielleicht ist es aber auch einfach nicht mein Humor.

Die Dialoge fand ich nämlich im besten Falle langwierig, meist aber ziemlich nervig. Besonders Papyrus, der sich selbst als starker Feind ansieht, aber nichts drauf hat – diesen Gag kann man halt nicht ewig durchziehen, wird aber im Spiel echt lange strapaziert. Ich war fast enttäuscht, dass ich sein Puzzle mit den bunten Fliesen nicht machen musste. Ähnlich stellt sich die Begegnung mit Mettaton dar, der quasi als Killerroboter eingeführt wird, bevor sich der Kampf mit ihm als eine Fragerunde entpuppt, die man nicht verlieren kann.

Strapazierter Gag oder nur nicht mein Humor?

Solche Spielereien mit den Erwartungen sind Grundprinzip von Undertale und auch hier kommt – wie bei NieR.Automata – zum Tragen, dass sich die Story erst zum Ende des Spiels beziehungsweise beim mehrmaligen Durchspielen in ihrer ganzen Bandbreite enthüllt. Und auch in diesem Beispiel würde ich es fast als faul betrachten, mir die Story als genialen Twist zu verkaufen, wenn man das Spiel dafür zwei oder dreimal durchgespielen muss (besonders wenn es mich schon beim ersten Mal nicht abgeholt hat).


Sieht wie ein schönes, friedliches Weihnachtsdorf aus; täuscht aber, wie fast alles in dem Adventure.

Die Optik und das Leveldesign sind sehr mau und die NPCs sehen ebenfalls gewöhnungsbedürftig aus. Dabei habe ich schon viele Retro-Adventures mit reduzierter Pixelgrafik wie

Anodyne

oder

Titan Souls

genossen. Undertale will mich jedoch auf einer Meta-Ebene abholen, auf der ich mich nicht wohl fühle. Immer mit den gezwungen witzigen Dialogen und Textboxen, einem Spannungsaufbau, der in einem Rohrkrepierer endet und langen, uninspirierten Labyrinthpassagen. 

Immerhin das Kampfsystem, in dem man bei Gegnerattacken mit einem kleinen Cursor Mikro-Ausweichspiele absolvieren muss, ist innovativ. Das ist wirklich kreativ gelöst und gestaltet sich auch bei so gut wie allen Monstern und Bossgegnern unterschiedlich und abwechslungsreich. Insgesamt trägt es aber nicht über das Spiel hinweg.

The Last of Us, Part 2: Wenn die Perspektive wechselt

Unpopular Pick, ich weiß, immerhin haben wir es hier mit dem Game of the Year 2020 zu tun. Und natürlich kann ich nachvollziehen, dass es selbstverständlich auch ein technisch herausragendes Spiel ist, das noch einmal alles aus den Möglichkeiten der letzten Konsolengeneration herausgeholt hat. Optisch sieht das Endzeitabenteuer fantastisch aus, es verliert aber für mich vor allem im Vergleich zum ersten Teil.

Dort hatte mich gar nicht so sehr die Grafik fasziniert, sondern vor allem die dramatische Story mit dem wunderbaren Zusammenspiel zwischen Joel und Ellie – weshalb

The Last of Us

zurecht eine eigene Serie spendiert bekommen hat – sowie deren Interaktionen mit den anderen Charakteren im Spiel. 

Nichts gegen Ellie als Protagonistin; aber mit Joel hat alles irgendwie noch ein bisschen mehr Spaß gemacht.

Die zusammengebrochene Gesellschaft inmitten einer Zombie- a.k.a. Clicker-Apokalypse wurde glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt, dabei immer abwechslungsreich und mit Überraschungen versehen ausgestattet. Es gab ein gutes Gleichgewicht aus Schleich- und Kampfpassagen, die Gegner waren nie unfair, wenn man sich nicht dumm angestellt hat, Upgrades konnten in vernünftigen Abständen verteilt erworben werden und fühlten sich so wie eine wirkliche Belohnung an.

Story als große Enttäuschung

Dass das Studio Naughty Dog für The Last of Us, Part 2 die Spielmechaniken also gar nicht verändern musste, um einen guten Nachfolger zu präsentieren, lag für mich auf der Hand. Leider traf die Story, der vielleicht relevanteste Punkt in einem Spiel, der prinzipiell eine interaktive Story IST, überhaupt nicht meinen Nerv. Die von vornherein als Rachegeschichte aufgezogene Reise ergibt für mich überhaupt keinen Sinn, wenn ich nach der Hälfte der Spielzeit aus der Sicht der Person spiele, die mir zuvor glaubhaft als unsympathischer Antagonist verkauft wurde – eine Rolle, aus der Abby, wenngleich sie für ihre Taten ihre Gründe hat, auch nicht wirklich herauskommt.

The Last of Us 2 sieht optisch hammerstark aus, was über eine aus meiner Sicht enttäuschende Story nicht hinwegtröstet.

Aber schon die erste Hälfte des Spiels wirkt auf mich künstlich sehr in die Länge gezogen. Ellie irrt von einem Anhaltspunkt zum nächsten, nur um in eine Sackgasse oder Falle zu laufen und zum Ausgangspunkt zurückkehren zu müssen. Die Flashbacks zu ihrer Jugendzeit mit Joel – zum Beispiel die Szene im Dinosauriermuseum – waren willkommene Abwechslungen zur noch düstereren Gegenwart; insgesamt war in der Story aber nicht viel Fortschritt zu erkennen, was mich mehr und mehr demotivierte. In diese frühen Phase des Spiels gab es schon zu wenig Varianz.

Immer wieder an Vertreter feindliche Gruppierungen heranschleichen, wobei eine Konfrontation fast unumgänglich war, dann die Clicker, die gefühlt kaum noch eine Rolle gespielt haben (so wie auch in The Walking Dead die Menschen irgendwann eine ernster zu nehmende Bedrohung waren als die Zombies); und auch die anderen Bestandteile des Spiels haben es für mich nicht herausgerissen – was, wie eingangs erwähnt, bei einer packenden Story auch gar nicht nötig wäre.

 

Das alles ist natürlich extrem subjektiv. Die Spiele sind weder schlechte Vertreter ihres Genres, noch sind sie zu unrecht beliebt. Aber ich konnte aus – vielleicht genauso nachvollziehbaren Gründen – keinen Spaß mit ihnen haben. Videospiele sind (zumindest von meinem privaten Standpunkt aus) für mich Unterhaltungsmedien, genau wie es Filme und Bücher sind, und wenn ich mich dadurch nicht unterhalten fühle, fallen sie in meinem persönlichen Raster leider durch. Schreibt gerne in die Comments, welche Spiele alle außer euch hypen? Oder vielleicht genau andersherum: Welches Spiel wird überall verrissen, macht euch aber einen Heidenspaß? 

Kommentare

83 Kommentare

  1. Ich starte mal direkt mit einem Lob. Diese Art Content würde ich gerne häufiger auf 4 Players sehen. Und Respekt für die Auswahl der Spiele, das sind ja wirklich alles richtige Fan-Lieblinge. Und solche Hot Takes regen auch zur Diskussion an, immer nur abkulten ist auch langweilig. Ich gebe dann auch mal meinen Senf dazu.
    Nier Automata: Mit den Umgebungen hatte ich weniger ein Problem. Aber das Kampfsystem fand ich auch nicht so prall. War halt langweiliges Geschnetzel. Unterm Strich trotzdem ein tolles Spiel, bei dem ich gerne alle Enden gespielt und mir die Plat geholt habe. Das eigentliche Verbrechen ist, dass nicht einmal der Soundtrack erwähnt wurde. :Häschen: Der gehört wirklich in den Olymp der Videospiel-Soundtracks.
    Undertale: Ich habe eine richtig krasse Abneigung gegen dieses Spiel. Nervig hattest du erwähnt, da stimme ich komplett zu. Gut, die Skelette waren lustig, aber das ist auch so ziemlich der einzige Punkt, der mir positiv im Gedächtnis geblieben ist. Was sich hingegen bei mir eingebrannt hat, ist die so ziemlich hässlichste Präsentation eines Videospiels ever. Dabei spiele ich sehr gerne 2D Titel und auch gerne in Pixeloptik. Ich kann wirklich verschiedene Stile schätzen und entsprechend würdigen. Aber Untertale finde ich einfach nur abartig hässlich. Und die Story... sorry, da kam ich null rein. Alles komische Monster und irgendwas mit Genozid? Das war mir wirklich einfach nur egal und ich wollte dieses nervige Spiel nur beenden. Wenn ich in der ganzen Spielwelt keinen Charakter oder irgendein Element habe, welches meine Empathie wecken kann... ja dann ist es mir auch einfach Wurst, wenn schlimme Dinge passieren. Die ganzen Viecher können ruhig alle sterben, Hauptsache ich sehe den Abspann und muss dieses furchtbare Spiel nicht mehr spielen. :Häschen: Ich oute mich gerne als Untertale Kretin, war überhaupt nicht mein Ding.
    The Last of Us 2: Da sind deine Takes gar nicht mal so hot. Das Spiel hat ja ziemlich polarisiert zu Release. Ich hingegen bin hier...

  2. Schon, ja... der Fanpatch hat wohl zumindest grafisch die gröbsten Schnitzer beseitigt und die Performance verbessert - aber ganz grundlegend ging das... in 720p - auch ohne. Wer Dark Souls in seiner ursprünglichen Form am PC ohne DSFix ertragen hat, der kam auch easy mit Nier: Automata klar. :D Das es im Fanpatch weitergehende Änderungen gab, wie "zurückportierte Steuerungstutorials" halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Am Ende bestand das Ding aus einer DLL und ein paar Konfigurationsdateien...
    Ich selbst hab auch die "alte Version" sowohl normal als auch mit Fan-Fix kurz angespielt, aber... habs dann erstmal länger beiseite gelegt, weil... naja, ihr habt mein Gemecker ja gelesen und hab dann auch erst die "neue Version" so richtig gespielt. Steuerungsprobleme hatte ich nicht, weil ich so ein "bevor ich überhaupt ein neues Spiel starte, muss ich erstmal in die Optionen"-Typ bin und mir deshalb die Steuerung schon bekannt war, bevor ich überhaupt wusste, was im Spiel abgeht. Deshalb kann ich auch nicht sagen, ob da der Tutorial-Tooltip fehlte oder da war.

  3. Khorneblume hat geschrieben: 01.11.2023 08:06Ja, wie ich mir gedacht habe. In einem Let's Play von 2017 (PC) wird Ausweichen mit R2 angezeigt. Ich war nämlich auch relativ sicher, dass Evade am Anfang gezeigt wurde.
    Mh das dritte Video, das ich da postete, ist auch ziemlich alt und stammt vom 20. März 2017. Am 17. März 2017 erschien N:A auf Steam.
    Kann es evtl. sein, dass dieser Fan-Patch damals nicht nur die Performance aufpolierte, sondern auch diesen Tooltipp wieder ins Spiel einfügte - neben paar anderen Dingen?

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