WoW Classic: Hardcore - Zum Release heute Nacht: Die wichtigsten Fragen im Entwickler-Interview geklärt

24.08.23 | Paul Radestock

Vor ziemlich genau einer Woche durfte ich für 4Players.de die einmalige Chance ergreifen, mich in entspannter Runde einmal ganz ausführlich mit Blizzards Entwicklern hinter World of Warcraft Classic: Hardcore – einer unter Fans beliebten, unbarmherzigen Spielversion, in der ihr jederzeit vor der Herausforderung steht, dem permanenten Tod von der Schippe zu springen – im Rahmen eines Interviews zu unterhalten.

Dabei hatte ich selbstverständlich die wichtigen Fragen parat: Wird es deutsche Realms geben? Was passiert bei einem Disconnect? Und welche Inhalte stehen uns vom Launch der Hardcore-Server in WoW Classic: HC zur Verfügung? Associate Production Director Clay Stone und Lead Software Engineer Ana Resendez nahmen sich freundlicherweise eine halbe Stunde ihrer Zeit, mich bestens darüber aufzuklären, worauf wir uns zum Release in der Nacht zum 25. August einstellen dürfen.

World of Warcraft Classic: Hardcore – Disconnects? Deutsche Realms? WoW-Token? Die Entwickler geben Antwort im Interview


Als jahrelanger Anhänger der World of Warcraft, in der ich einen nicht unbeachtlichen Teil meines bisherigen Lebens verbracht habe, fiel es mir natürlich leicht, schnell mit Clay und Ana ins Gespräch zu kommen. So verzichtete ich auf die typische Eisbrecherfrage und ging direkt zu den wirklich spannenden Themen über. Vor allem fragte ich mich als künftiger Bewohner der Classic: Hardcore-Server, ob es diese auch für die deutsche Community geben wird – oder wir auf größeren, internationalen Realms zusammenfinden, um gemeinsam ums Überleben in Azeroth zu kämpfen.

Doch auch, welche Mechaniken und technischen Möglichkeiten hinter der alternativen Spielversion stecken, ebenso wie etwaige monetäre Aspekte, beispielsweise in Form einer bezahlbaren Wiederbelebung eines Charakters, der frühzeitig das Zeitliche gesegnet hat, interessierten mich brennend. Ohne euch also weiter auf die Folter spannen zu wollen, bekommt ihr hier das komplette Interview mit den Entwicklern, ehe es dann schon übermorgen wieder heißt: Looten, leveln und, noch viel wichtiger: leben.

Deutsche Server, Layering und Content-Phasen


4P|Paul: Meine erste Frage ist vor allem wichtig für die deutsche Spielerschaft: Wird es zum Launch von WoW Classic: Hardcore deutschsprachige Realms geben, oder ist geplant, mehrere, größere internationale Server zur Verfügung zu stellen?

Clay Stone: Wir wollen zwar so wenig wie möglich Realms zum Launch anbieten, allerdings wollen wir gleichermaßen auch Overcrowding und Situationen, in denen lange Warteschlangen entstehen, vermeiden. Wir rechnen definitiv mit einem großen Ansturm direkt von Beginn an. Wie bereits zuvor angekündigt, soll es auf jeden Fall mindestens einen Realm in jeder Region geben – also Nordamerika, Europa und dann noch einen in Taiwan und einen in Korea.

Dies bedeutet auch, dass es womöglich mehr als einen [Realm, Anm. der Red.] in Nordamerika oder Europa geben wird und das ist etwas, was wir zum Start sehr, sehr genau beobachten werden, um zu versuchen, die Größe jedes dieser Gebiete zu erhalten. Das sind unsere derzeitigen Pläne. Im Moment sind wir gespannt, wie die Nachfrage sein wird und wie sie nach dem Start aussehen wird. Von dort aus können wir dann weitere Anpassungen, Ergänzungen oder Änderungen vornehmen.

Ana Resendez: Wir haben auch an der technologischen Seite der Dinge gearbeitet. So haben wir die Handhabung von mehreren Spielern gleichzeitig weiterentwickelt und all das optimiert. Wir hoffen also, dass es für die Spieler eine gute Erfahrung sein wird. Und ja, wir arbeiten immer noch daran und versuchen, einige Optimierungen vorzunehmen.

4P|Paul: Damit habt ihr fast schon eine meiner späteren Fragen beantwortet, ich möchte allerdings an dieser Stelle noch einmal etwas näher darauf eingehen: Wie wollt ihr im Falle eines großen Spielerandrangs reagieren? Wird es Systeme wie zum Beispiel Phasing oder Layering, wie es aktuell auf den World of Warcraft Classic: Wrath of the Lich King-Servern der Fall ist, anbieten oder verfolgt ihr für die Classic: Hardcore-Server eine andere Strategie?

Ana Resendez: Ja, ich meine, die Server haben die gleiche Technologie wie die Ära-Server, also werden sie auch auf das Layer-System zurückgreifen. Das heißt: Je mehr Leute auf die Server kommen, desto mehr Layer gibt es. Und wenn wir einen bestimmten Schwellenwert erreicht haben, schaffen wir neue Layer. Dies ermöglicht, mehr Spieler auf demselben Server zu haben und mit euren Freunden zu spielen. Ich empfehle aber, beim Wechseln eines Layers Vorsicht walten zu lassen, vor allem in World of Warcraft Classic: Hardcore. Schließt ihr euch einer befreundeten Gruppe an, seid aber selbst gerade auf einem anderen Layer unterwegs, solltet ihr euch zunächst eurer Umgebung bewusst sein – oder euch lieber direkt in Gebieten aufhalten, in denen ihr etwas mehr Sicherheit genießt.

4P|Paul: Danke für den Ratschlag! Soll es in World of Warcraft Classic: Hardcore Phasen geben, also ganz ähnlich wie zum Launch der ursprünglichen Classic-Server im Jahr 2019, oder verfolgt Blizzard einen ähnlichen Content-Plan wie mit den Seasons of Mastery? Bekommen wir eine erste Phase mit dem Geschmolzenen Kern und eine letzte mit der Öffnung von Naxxramas, oder stehen sämtliche Inhalte von Beginn an zur Verfügung?

Clay Stone: Bereits zum Launch werden wir uns auf den Classic: Hardcore-Servern in der finalen Phase befinden. Das bedeutet, alle Features und Inhalte sind direkt von Beginn an freigeschaltet. Ihr könnt auf Level 1 starten, direkt bis zur Maximalstufe von 60 Leveln und sofort nach Naxxramas gehen – wenn ihr das wollt. Als wir Hardcore entwickelt haben, haben wir die Classic-Era-Realms aus 2019 als großartigen Sandkasten gesehen, in dem wir sehr subtile Änderungen vornehmen können, aber auch als ein extrem gut konstruiertes Spiel, das schon so lange beliebt ist.

Eines der Dinge, die uns jedes Mal auffallen, wenn wir eine neue Erweiterung oder sogar einen neuen Patch für unsere klassischen Spielversionen veröffentlichen, ist, dass innerhalb von zwei Wochen nach der Veröffentlichung eines solchen Patches bereits Leute und Freunde und Freunde von Freunden fragen, ob es nicht zu spät sei, anzufangen.

Wir wollen nicht, dass die Spielerbasis, insbesondere die Hardcore-Spieler, dieses Gefühl haben, sondern, dass es nie zu spät ist, anzufangen. Für Hardcore-Spieler geht es immer um die Reise von 1 bis 60 und die Erfahrungen, die man dabei macht. Und dann, wenn man es geschafft hat, was man im Endgame macht. Die Spieler sterben ständig und erstellen immer wieder neue Charaktere. Wir haben uns also bewusst dafür entschieden, alles auf einmal zu launchen – aus eben all jenen Gründen.

Bezahlbare Services, Disconnect-Schutz und das WoW-Token


4P|Paul: Ergibt Sinn, immerhin wäre es auch verrückt, direkt auf Level 60 dem wohl schwersten Raid überhaupt einen Besuch abzustatten. Es sei denn, ihr plant, einen bezahlbaren Service in das Spiel zu bringen, mit dem sich bereits gestorbene Charaktere in World of Warcraft Classic: Hardcore wiederbeleben lassen…

Ana Resendez: Oh, nein, das auf keinen Fall. Es gibt aktuell zumindest keinerlei Pläne dafür. Allerdings gibt es eine andere Option: Wir ermöglichen kostenlose Transfers von den Hardcore-Servern auf die anderen Ära-Server. Wenn ihr also sterbt und euch euer Charakter ans Herz gewachsen ist, vielleicht ist er schon auf Stufe 60, dann könnt ihr immer noch weiterspielen, aber ihr müsst ihn vom Server transferieren.

Clay Stone: Ja, genau. Ja, absolut. Dem ist nichts hinzuzufügen, außer das, was Ana gesagt hat. Wir haben zurzeit keine Pläne, um irgendwelche bezahlten Wiederauferstehungen zu erlauben.

4P|Paul: In Diablo 4 wurde vor Kurzem eine Art Schriftrolle eingeführt, deren Namen mir gerade entfallen ist, die Spieler im Hardcore-Modus davor bewahren soll, ihren Character durch einen ungünstigen Disconnect, der zu seinem Tod führt, zu verlieren. Habt ihr eine ähnliche Mechanik auch für Classic: Hardcore geplant? Beispielsweise ein Item im Inventar, das erkennt, dass ein Spieler gerade einen Disconnect erleidet und ihm automatisch eine Schutzblase oder so etwas gewährt?

Clay Stone: Zurzeit sind keine derartigen Items geplant. Das Team hat jedoch einige Maßnahmen ergriffen, um mögliche Auswirkungen von unbeabsichtigten Verbindungsabbrüchen zu mildern. Eines der Elemente, an denen das Team gearbeitet hat, ist die Verkürzung der Logout-Zeit, damit euer Charakter nicht in der Welt verbleibt, nachdem ihr die Verbindung unterbrochen habt und möglicherweise ohne eure Kontrolle seinem Tod entgegenblickt. Abgesehen davon wird den Spielern immer noch dringend empfohlen, keine großen Gruppen von Gegnern anzulocken und dann zu versuchen, ihren Computer vom Netz zu trennen und sich auf diese Weise aus der Situation zu befreien.

Wenn ein Spieler, sagen wir mal, eine Straße entlangläuft und versehentlich die Verbindung unterbricht, dann ist die Hoffnung, dass der Charakter viel schneller ausgeloggt wird als in den anderen Versionen des Spiels. Das ist sicherlich kein komplettes Sicherheitsnetz, aber hoffentlich eine gewisse Entschärfung, die dabei helfen wird. Ansonsten gilt aber auch hier, dass ihr keine großen Gruppen von Mobs anlocken und euren Computer nicht ausschalten solltet. Bitte begebt euch an einen sicheren Ort, bevor ihr euch ausloggt. Aber ja, das Team hat in diesem Punkt einiges getan.

4P|Paul: Klingt gut! Vielleicht eine Frage mit einem eher technischen Hintergrund: Wird es die Möglichkeit geben, das WoW Token auf den Classic: Hardcore-Servern zu kaufen? Also praktisch Spielzeit gegen Gold zu tauschen – und umgekehrt?

Ana Resendez: Nope, im Moment gibt es keine Pläne für die Classic-Token [in Classic: Hardcore, Anm. d. Red.]. Derzeit ist er nur auf den Servern von Wrath of the Lich King verfügbar und wir haben keine Pläne, es auf die sogenannten Ära-Realms zu bringen, also die Realms, die vor einer unserer Erweiterungen liegen. Also überhaupt keine. Wir wollen diese Iteration von Hardcore definitiv so sauber wie möglich halten, richtig? Sozusagen als eine Ebene, als ein gleiches Spielfeld für alle. Es scheint fair zu sein, dass jeder mit begrenzten Ressourcen an der gleichen Stelle anfängt. Das ist also definitiv etwas, was es im Hardcore nicht geben wird.

4P|Paul: Das klingt sehr gut, immerhin sorgen sich viele Spieler von World of Warcraft: Classic stets um die Ökonomie der Server – die ja sehr sensibel ist.

Ana Resendez: Fresh Economy!

Statistiken, Belohnungen und geplante Erweiterungen


4P|Paul: Perfekt und genau das, was die Spieler voraussichtlich auch wollen. Kommen wir zu meiner vorletzten Frage: Wird es eine Art Statistik-System in World of Warcraft Classic: Hardcore geben? Also ein ähnliches System, welches es bereits jetzt auch schon in den moderneren Spielversionen gibt, allerdings mit zusätzlichen Infos, beispielsweise, wie oft man schon mit weniger als 100 Leben einer tödlichen Situation entrinnen konnte, oder so etwas?

Ana Resendez: Ja, das klingt wirklich spannend, aber im Moment haben wir noch keine [Systeme, Anm. d. Red.], die so detailliert sind, wie zum Beispiel das Erfolgssystem oder das Stat-System, das wir in Wrath of the Lich King sehen können, implementiert. Abgesehen davon werden wir aber das aus der Saison der Meisterschaft bekannte [System] einführen, sozusagen als Beginn unserer Hardcore-Reise, mit dem die Spieler die Möglichkeit haben, mit speziellen NPCs in den Städten zu sprechen und sich der Herausforderung zu stellen, grundsätzlich nicht zu sterben. Und wenn du es schaffst, nicht zu sterben, bekommst du, sobald du mit dem NPC gesprochen hast, einen Stärkungszauber, auf dem "Seele aus Eisen" steht - und den kannst du bis Stufe 60 behalten.

Wenn man einmal bestimmte Bosse wie Ragnaros besiegt hat, ändert sich der Tooltip und fügt einen Hinweis hinzu wie: „Hey, ich habe diesen Boss besiegt“. Dieses System wird auf unseren Hardcore-Servern verfügbar sein. Wenn ihr also wirklich versuchen wollt, all diese großartigen Raid-Encounter zu besiegen, werdet ihr eine kleine Anerkennung dafür bekommen.

Außerdem haben wir natürlich ein großartiges Team aus Analysten. Sie helfen uns, Informationen und Daten von den Spielern zu bekommen. Wir hoffen also, den Spielern einige der verrückten Daten mitteilen zu können, die wir herausgefunden haben, wie zum Beispiel über die Koboldminenarbeiter, die definitiv die Nummer 1 der NPCs sind, die Leute getötet haben, besonders in der Beta. Seid also vorsichtig mit ihnen!

4P|Paul: Nachvollziehbar, immerhin gehöre ich als leidenschaftlicher Druiden-Spieler selbst zu jenen, denen Koboldminenarbeiter und andere Höhlenkreaturen einen besonderen Schrecken einjagen können, denn mein ganzer Werkzeugkasten an Bewegungsfähigkeiten ist in geschlossenen Räumen stark eingeschränkt. Als meine letzte Frage vielleicht ein kleiner Blick in Richtung Zukunft: Gibt es bereits Pläne, die Hardcore-Server von World of Warcraft Classic auch über mehrere Erweiterungen hinweg laufen zu lassen – oder ihre Inhalte in alternativen Spielversionen, als eine Art eigenständige Expansion – anzubieten?

Ana Resendez: Ich meine, das ist der Anfang, richtig? Der Hauptgrund, warum wir uns entschieden haben, Hardcore zu bringen, war wirklich wegen der Community, richtig? Die Community war super begeistert von Hardcore auf den, wie wir sie nennen, „inoffiziellen Servern“, wo die Community die Herausforderung vorantreibt. Wir schauen uns die Community also genau an, und wenn die Community tatsächlich den Hardcore-Modus in anderen Versionen von Classic oder sogar dem modernen [World of Warcraft, Anm. d. Red.] spielen will, dann sind wir für das Gespräch offen. Im Moment haben wir noch keine Pläne, aber wir wollen wirklich von der Community hören und sehen, was sie gerne spielen würde.

4P|Paul: Ich bin unheimlich gespannt, wohin die Reise mit World of Warcraft Classic: Hardcore noch geht und freue mich schon jetzt darauf, was uns in Zukunft an Inhalten oder gar Erweiterungen erwartet.

Im Anschluss an das Interview durfte ich noch ein wenig Smalltalk mit den Entwicklern führen, bei dem sie mir ihre persönlichen Pläne verrieten. So wird Priester-Liebhaberin Ana vermutlich einen Magier spielen, während Clay sich entweder seinem allseits vertrauten Paladin widmet – oder sich im letzten Moment noch dafür entscheidet, sich der ultimativen Herausforderung, die das Leveln eines Kriegers mit sich bringt, zu stellen.

Im Namen der gesamten 4Players.de-Redaktion bedanken wir uns noch einmal bei Ana, Clay und Blizzard für die Möglichkeit, unsere brennendsten Fragen rund um den Release von World of Warcraft Classic: Hardcore losgeworden zu sein und blicken dem Launch der HC-Server in der heutigen Nacht schon jetzt gespannt entgegen.

Letztes aktuelles Video: Trailer zum Schlachtzug Naxxramas


Quelle: 4Players.de-Interview mit Clay Stone und Ana Resendez von Blizzard Entertainment