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Spielkultur | Special | 4Sceners

The next big thing(s)
Mehr als ein halbes Jahr später waren ASD wieder mit einem Frühlingsduett zurück - sowie einer erneuten Verwirrung. Mit Captive (#3, Breakpoint 06, Deutschland) und Animal Attraction (#1, The Gathering 06, Norwegen) machten ASD wieder alles anders, bewegten sich abermals konsequent abseits vom Blockbuster-Format auf eher spielerischen, experimentellen Pfaden. Trotz des eigenwilligen, verstörenden Konzepts von Captive (wovon übrigens auch eine interaktive Variation Captive: The game in der Game-Compo released wurde) und den leiseren, poppigen Tönen in Animal Attraction belegten beide Produktionen vordere Plätze.

Evolution of Vision (#1 at Sundown 2006) zeigt Echtzeit-Video-Abtastung per Image Processing.
Wohlverdient, meinen die einen, "name voting" die anderen. Die Diskussion um ästhetische Präferenzen bei ASD-Demos war dabei ein weiteres Mal so emotional und grundsätzlich, wie sie essentieller Bestandteil der Demokultur ist. Vor allem ist sie Ausdruck einer Auseinandersetzung mit der eigentlichen Frage, was und vor allem wie eine Demo sein soll. Denn während die effektorientierte technische Innovation von Demos nach wie vor die Kriteriumsliste anführt, ist das Ringen um Stile, Ästhetik, Konzepte und Inhalte immer wichtiger geworden. Auch, weil man sich zusehends in Wechselbeziehung zu anderen audiovisuellen Kunstformen wieder findet. Eine Sinnsuche, die ASD voll mitmachen und der sie - trotz Gegenwind - mit immer wieder neuen Konzepten, mutigen Experimenten und radikalen Stilbrüchen begegnen -- bei gleich bleibender technischer Brillanz.

Ihr neuester Trick: Echtzeit-Video-Abtastung durch Image Processing. In der Demo Evolution of Vision (#1, Sundown 06, UK) verdichten sich wunderschöne artifizielle Strukturen, Punkte und Linien zu einer Ahnung von einer Videosequenz. Dass diese im Datei-Ordner der EXE-Datei als AVI-Film beiliegt - und ausgetauscht werden kann - macht sowohl klar, dass Evolution of Vision die wohl kunstvollste Veredlung eines belangloses Softporno-Schnipsels ist, als auch wo die außergewöhnlichen Möglichkeiten von Echtzeit-Animation liegen. "Die Bildverarbeitung in Evolution of Vision ist einfach, aber effektiv.", erklärt Navis. "Man muss das AVI einfach in ein Bild umwandeln, die Filter für den Rand und die Kontur festlegen. Die Konturen sind als "cubic splines" gespeichert, die auf Kontrollpunkte reduziert sind. Diese Splines werden dazu verwendet um die Umrisse eines Objekts zu zeichnen. Ebenfalls werden Eckpunkte und Kanten automatisch festgelegt. Das visuelle Erscheinungsbild wird mithilfe unterschiedlicher Methoden bestimmt, auf die ich per Trial-and-Error kam, wie immer eben."

Nochmal Evolution of Vision, das "State of the Art" des neuen Jahrtausends.
Das Konzept an sich ist eigentlich nicht neu für ASD. "Aphorism for the Masses war mein erster Streifzug zum Thema Image Processing in Demos. Es hat nur zwei Jahre gedauert, bis ich einige der Originalideen in Evolution of Vision wieder benutzt habe." Ein kreativer Prozess, der nach wie vor nicht abgeschlossen ist. "Eines Tages werde ich die Zeit finden um eine Demo zu machen, welche eine USB-Webcam nutzen wird. In Echtzeit, versteht sich! Das würde wahrscheinlich das Echtzeitkonzept einer Demo verständlich und zu einem Teil der persönlichen Erfahrung machen - etwas, das in letzter Zeit doch etwas verloren ging." aMUSIC ergänzt: "Nachdem es aktuelle Hardware erlaubt die Darstellung in Echtzeit so beeindruckend zu zeigen wie bei vorgerenderten Szenen, sollten wir andere Optionen suchen um uns davon zu unterscheiden." Ein theoretischer Ansatz, der nicht nur logisch, sondern vor allem viel versprechend ist. "Wenn ich so darüber nachdenke, gäbe dies bestimmt auch eine interessante Technik für VJs ab.", ergänzt Navis.

Schaut man sich die bisherige Demologie von ASD an, fällt eine Prognose schwer. Hier ist alles möglich. Vor allem, weil ASD bewiesen haben, dass sie alles können. Vom abstrakten, minimalen Konzeptgeflicker für wenige bis zum überproportionierten Monster-Meshup für die Massen. Sicher ist: ASD gehören zu den ganz großen, die die Demoszene in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Und ihr  audiovisuelles Portfolio scheint fast schon exemplarisch für die ästhetische und präferenzielle Gegensätzlichkeit einer ganzen Szene. ASD schafft es wie keine zweite Demogruppe Groupies und Kritiker zusammenzubringen, die Erwartungen aller auf höchstem Niveau zu halten und je nach Belieben zu befriedigen - mit einem neuen Meilenstein, der nächsten Neuerfindung, einem totalen Iconoclash.

 
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