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Spielkultur | Special | 4Sceners

26.08.13, 23:29 Uhr, Bobic

Evoke 2013 - Party with a heart and a Mega Drive

Man muss an dieser Stelle einmal die Zahlen für sich sprechen lassen. Auf der Kölner Demo-Party Evoke 2013 gab es acht Releases beim Demo-Wettbewerb. Alle davon stellen wir an dieser Stelle ausführlicher vor. Warum das so ist, wo wir doch normalerweise selektieren und uns nur auf die wichtigsten Vertreter beschränken? Weil es hier einfach acht gute, bis schweinegeile Demos zu sehen gab! Doch war die Qualität nicht nur in dieser Kategorie so hoch. Auch bei den Intros, den Wild Demos, den Grafik- und Musikwettbewerben wurde unser unersättlicher Hunger nach kreativer Computerkunst gestillt, was die 2013er Ausgabe der Evoke zu einer der stärksten Veranstaltungen aller Zeiten macht. Wobei ein Werk dann doch noch über allem anderen, egal ob von STILL oder von JCO, schwebt. Eine Oldskool-Demo für das Mega Drive, die aufgrund ihrer Champions-League-reifen Inszenierung sogar schon Diskussionen ausgelöst hat, ob denn nie wieder Demos für die betagte Sega-Konsole geschrieben werden würden. Denn diese zu toppen, scheint ein aussichtsloses Unterfangen zu sein. Viel Spaß beim Anschauen!



Overdrive / Titan (Sega Mega Drive, 1. Platz Oldskool-Demo)

"Mehr Demo-Style als hier geht nicht! Ich war hin und weg von dem, was ich hier gesehen habe. Unglaubliche Grafiken (diese Roboter!) und Musik, und dann noch diese Effekte, die ich zur damaligen Zeit noch nie in einem Spiel gesehen habe!" (Loaderror / Ephidrena)

Das, was der Chefprogrammierer der norwegischen Demogruppe Ephidrena hier sagt, können wir sofort unterschreiben. Seine Meinung zur Demo Overdrive für das Sega Mega Drive, spiegelt genau das wieder, was eigentlich die gesamte Demoszene von diesem Meisterwerk hält. Denn die Demogruppe Titan hat Geschichte geschrieben.

Overdrive ist ein höllisch schnelles Spektakel für eine, eigentlich ausgestorbene Plattform. Es kitztelt das Letzte aus den Chips dieser Konsole, wirft Effekte auf den Bildschirm, wie wir sie in dieser Qualität nie dafür gesehen, geschweige denn gar möglich gehalten hätten. Da rauschen uns die Bobs um die Ohren, wir fliegen über eine Landschaft wie sie der Super-FX-Chip des konkurrierenden SNES-Systems nicht schöner hätte darstellen können. Wir ergötzen uns an schattierten Vektoren, Circle-Moves, Twistern und vieles mehr. Und das Beste daran: Alles geht flüssig ineinander über. Keine Szene wird zu lang oder zu kurz dargestellt. Das Timing passt auf die Millisekunde. Dass dies alles so gut funktioniert liegt aber auch am audiovisuellen Design. Schicke Grafiken allüberall erblickt das Auge, während der pfeilschnelle, klassische Techno-/Elektro-Soundtrack fast ein wenig an die Amiga-Kultdemo Technologial Death der Mad Elks erinnert.

"Titan sucks" war gestern. Heute ist Overdrive. Ein Meilenstein!



Calcifer / STILL (Windows, 1. Platz PC-Demo)

Abstrakte Demos. Ein Spiel wilder Formen begleitet von atmosphärischen Ambient-Klängen. An Energia oder Wonder von Sunflower denken wir, an frühe Werke von STILL wie etwa Iso9241 oder die Vorläufer-Demos von Bauknecht und LKCC wie Trocken oder Above. Es sind klassische Demos die hier genannt wurden. Sie vereinen faszinierende Visuals auf technisch hohem Niveau mit extrem stylischem Design abseits der realen Welt. Viel zu selten ist diese Art Demo heute geworden, beziehungsweise muss man gute Vertreter dieser Gattung mit der Lupe suchen. Bis jetzt. Denn jetzt ist Calcifer da, die neue Demo der Gruppe STILL. Hier sprechen die Macher wieder diese abstrakte Sprache. Sie werfen uns in Splitterströme, legen Partikelschichten darüber, strahlen hier und da extrem hell heraus und versetzen uns mit den langsamen Kamerafahrten und der permanenten Bewegung der einzelnen Dreiecke in einen wahren Rausch. Schuld an diesem Zustand ist auch der Soundtrack. Was zuerst mit ein paar Geräuschen beginnt, wird im Laufe der Zeit ein opulentes, klanggewaltiges Feuerwerk des Ambient-Sounds, wie sie zur Jahrtausendwende auf einem Sampler wie der legendären 'Audiophonik' für Furore gesorgt hätte. Was STILL hier machen ist ein Schritt zurück in der Zeit. Es ist altes Demodesign, das hier zu uns spricht. Aber es ist so verdammt gut. Hier wird eine Atmosphäre aufgebaut, wie sie nur wenige Echtzeitkünstler dieser Tage zustande bringen. Und je öfter man sich Calcifer ansiet, umso besser wird es. Wie Energia. Wie Wonder. Wie all die anderen Werke von früher.



Muoto / Traction & Brainstorm (Windows, 2. Platz PC-Demo)

Wir sprechen so oft für die tolle Farbwahl in Demos, über knackig scharfe Texturen und visuellen Augenschmaus. Dabei zeigt uns Preacher, dass vier Farben mehr als genug für pure Demo-Faszination sein können. Blau, Rot, Gelb und Schwarz genügen dem Finnen, um eine künstlerisch extrem hochwertige Show abzuliefern. Mit diesen vier Farben tapeziert er immer wieder die aus purem Minimalismus gebaute Kulisse, die optisch mehr an die der Filmkünstler der Avantgarde-Zeit erinnert. Dabei groovt er aber gekonnt auf den Klangwellen des Soundtracks mit, pflastert auf technisch hohem Niveau seine sparsamen Farbplatten auf Würfel, baut Kugeln zusammen und zerlegt sie wieder, flitzt an Rohrensystemen entlang oder lässt die magischen Vier als Sechseck-Ketten herumschwirren. Muoto ist also immens vielfältig geworden und besticht mit tollen Effekten und perfekter Synchronisation zur Musik.



Within the Mesh / Mandarine (Windows, 3. Platz PC-Demo)

Within the Mesh ist eine Hommage an die ASD-Demo 'Beyond the Walls of Eryx'. Im Gegensatz zum Wireframe-Look und der starren Iso-Perspektive des Originals bewegt sich die Kamera hier in einer Art Egoshooter-Perspektive durch texturiertes Gebiet. Sieht alles nicht schlecht aus, erreicht aber beileibe nicht die Atmosphäre und Klasse des Vorbilds. Zumal die Klangkulisse nicht über Geräuschuntermalung hinaus kommt. Nett ist jedoch die Möglichkeit, sich per Mausklick und -bewegungen in der Hauptszene umzusehen.



REF / Rebels (Windows, 4. Platz PC-Demo)

Eine Schönheit ist die neue Rebels-Demo nicht. Klar, das war in den letzten Jahren auch nicht ausschlaggebend bei den Produktionen der Ungarn. Pasys Oldskool-Würfel-Charme hat einfach immer gewirkt. Mit Ref ist das jedoch anders. Ref ist hässlich. Das liegt am viel zu penetrant eingesetzten Blur-Effekt und zu viel Glow auf den Würfeln, aus denen sich viele Szenen zusammensetzen. Rettung kommt in Form des treibenden Soundtracks von Teo, dem coolen Flüssigkeitseffekt, der gekonnt die Moderne mit der Vergangenheit vermengt, sowie der fetzigen Inszenierung, die einfach gut auf die Klänge der Musik abgestimmt ist.



pb02: Zuperstar / Poo-Brain (Windows, 5. Platz PC-Demo)

Also gut, sie haben Jesus auf dem Gewissen. Das mag für den ein oder anderen ein ziemlich makaberer Scherz sein. Denn Poo-Brain überfahren mit ihrem Spaßmobil mal so eben den Heiland. Später jedoch lassen sie ihn wieder auferstehen und setzen ihn an die Turntables auf dem Dach ihres Mobils. Das klingt sowas von verrückt, ist es auch, und zeigt wie die Jungs von Poo-Brain ticken. Sie sind sich für Nichts zu schade, rütteln mit ihren Demos die ganze Szene durcheinander und finden dennoch damit großen Anklang. Obwohl sie nicht selber programmieren, sondern auf die Unity-Engine als Unterbau setzen. Das sieht man ihrem Zuperstar auch an. Er weiß zwar mit ein paar schönen Modellen und Texturen zu gefallen, dennoch versinkt die gezeigte Wüstenwelt in der technischen Mittelklasse. Erst später, als der Bus auftaucht und die sandige Umgebung begrünt, wird's ein wenig besser. Klarer Fall: Das hier ist etwas für Fans von Monty Python und Co.!



Under View Control / 0mod4 (Java, 6. Platz PC-Demo)

Bäääh, mag da der ein oder andere denken. Doch haltet ein. Gebt Under View Control eine Chance. In diesem Erstlingswerk von 0mod4, Strongground und Subdream steckt so viel Atmosphäre - das reicht für das ganze Wochenende. Erstklassige, stimmungsvolle Musikuntermalung, eine sensationelle Eröffnungsszene bestehend aus Partikel, dazu die Röntgenaufnahme eines menschlichen Gebisses, und noch so viel mehr. Hier ist der Beweis, dass Java mehr kann. Auch Demos!



Hallo Demoszene / Brainstorm (Windows, 7. Platz PC-Demo)

Den Titel für den bescheurtsten Demo-Titel des Jahres hat Micha mit seinem Erstlingswerk bereits sicher. Trotzdem ist er mit 'Hallo Demoszene' ein heißer Kandidat für den Titel 'Newcomer des Jahres'. Mit seinem Erstlingswerk zeigt er wirklich schicke Dot-Magie. Bereits der Ladebalken ist eine Schau! Danach folgen ein paar Kugeln, die ebenfalls ganz aus Punkten aufgebaut sind, ein cooler Flug durch eine beleuchtete Wolkenkratzer-Stadt und ein stylisch aussehender Wellengang. Untermalt wird das Geschehen von einer wundervollen Ballade, komponiert von Mystra. Also können wir nur sagen: Herzlich Willkommen in der Demoszene, Micha! Weiter so!



Replicant / MFX (Windows, 8. Platz PC-Demo)

Ungewöhnlich, wieder einmal. Aber mit einer Atmosphäre zum Schneiden, so zeigt sich die neue MFX-Demo Replicant. Uncle-X spielt mit dicken Scheiben oder Kugeln, die sich irgendwie wie Bakterien unter dem Elektronenmikroskop verhalten. Sie zittern, wabern, schwappen ein wenig - und machen dabei eine äußerst gute Figur. Immer wieder ziehen sie sich zurück und geben den Blick auf den Weltraum frei. Nur kurz, dann sind sie schon wieder zurück und ändern gelegentlich ihre Farbe. Das sieht alles sehr stimmungsvoll aus und wirkt auch so. Dafür sorgt unter anderem die Musik von Blamstrain, die nur aus ein paar atmosphärischen Tönen besteht, nicht jedoch als Musik an sich bezeichnet werden kann. Uns hat's jedenfalls gefallen, auch wenn es definitiv nicht so leicht zu konsumieren ist.



Visual Approach to the Aesthetics of Sampling / JCO (1. Platz Wild-Demo / Animation)

Wie entsteht Musik, bzw. mit welchen Mitteln lässt sich Musik erzeugen? Auf diese Frage hat JCO eine Antwort gesucht. Gefunden hat er sie auf einem alten Industriegelände. Dort musiziert er mit Rohren, mit Ventilrädern und jeder Meine Blech. Das Resultat klingt superb und wird durch die entsprechenden Videoaufnahmen visualisiert. Wer auf ungewöhnlich gemachte Musik steht und schon immer erleben wollte, wie ein Muh-Apparat zum Dubstep-Phänomen werden kann, muss hier unbedingt einen Blick reinwerfen.




905509 / Stroboholics (Windows, 1. Platz PC-64k Intro)

Bei Intros von den Stroboholics weiß man genau, was man bekommt. Terror-Techno, Blitzlichtgewitter und den obligatorischen Spikeball. Letzterer ist natürlich auch in 905509 enthalten. Was überrascht ist jedoch, dass diese 64k Intro so gänzlich anders als die anderen Strobo-Sachen anfängt. Es ist so ruhig, so melodisch, so wunderbar schön mit seinen glänzenden, schimmernden Oberflächen und hübschen Farben. Man fühlt sich wie im Traum und ist sofort berauscht. Der Bruch lässt aber natürlich nicht lange auf sich warten. Schon werden die Töne verzerrt, die Musik hektischer und dann setzt es ein: Das monotone Technostampfen. In diesem Fall macht uns das aber überhaupt nichts aus, denn die Stroboholiker sind dieses Mal in Sachen Bass nicht ganz so penetrant. Außerdem fahren sie nach wie vor technisch schwere Geschütze auf. Mit extrem hübschen Wurfsternen, einem Raketenflug ins All, Amboss und Hammer und all den hübschen Farben und Szenen, die noch in diesem kleinen Wunderding schlummern. Was bleibt zu sagen: Stroboholics, da weiß man, was man hat! Klasse Teil!



Parallaxelerator / Inque (Windows, 2. Platz PC-64k Intro)

Es hat Raymarching, glüht an allen Ecken und Enden, ist gerade mal 64 Kilobyte groß und schmettert tiiiieefe Bässe aus den Lautsprechern. Wer hat's wohl gemacht? Können ja nur die Jungs von Inque sein. Die zeigen auch mit Parallaxelerator ihr Können. Mit tollen Maschinen die arbeiten, die pulsieren und rhythmisch rotieren. Mit interessanten Kameraeinstellungen und diesem brachialen Sound, der alles so perfekt untermalt. Kriminell gut!



fr-minus-017: coderpr0n / Farbrausch (Windows, 3. Platz PC-64k Intro)

Bitte einsteigen! Der Zug zurück in die 1990er Jahre fährt in Kürze los. Was BeRo in dieser 64k Intro zeigt, ist Happy Hardcore von seiner allerbesten Seite. Lustige Techno-Mucke, viele witzige Szenen und immer wieder eingestreute Oldskool-Pixelfilter. Das macht Laune, vor allem wenn man die damalige Zeit miterlebt hat und man tut es dem Ernie-Verschnitt im Werk gleich: Händeklatschen! Nonstop!



Heat Station / The Undead Sceners (Windows, 4. Platz PC-64k Intro)

Mit seiner zweiten 64k Intro zeigt Skypers, dass in ihm viel Potential schlummert. Sowohl der erste Raum mit seinem schicken, bunten Lichstrahl, als auch die danach folgende Bergwelt weiß aufgrund der Farbwahl und dem Spiel mit Licht und Schatten zu gefallen. Nur bei der Kameraführung hapert's ein wenig. Dank der schönen Melodie von Gaspode kommt dennoch genug Stimmung auf, auch wenn bis auf die zwei genannten Szenen nicht mehr in Heat Station steckt und der Eindruck bleibt, dass hier ein paar Kilobyte zu viel auf der Waage liegen. Dennoch unbedingt weitermachen, mein Herr!



Wishful Twisting / Fnuque & Loonies & TBC (Windows, 1. Platz PC-4k Intro)

Es ist beeindruckend, was man aus einer einfachen Idee alles machen kann. In Wishful Twisting sind es drei bunte Bänder, die sich so locker flockig leicht herumschlängeln und dabei eine Freude an den Tag legen, dass man sofort supergut drauf ist. Ein flauschiges Wolkenbällchen und ein, im Rhythmus der erst spät zu Beat-Ehren kommenden Musik tanzender, heller Schusser mit wachsenden Tentakel, runden dieses kleine Wohlfühlpaket gelungen ab. Sowas nennt man kitschige Unterhaltung auf höchstem Niveau!



Kologne Koder Kolors / T.R.S.I. (Windows, 2. Platz PC-4k Intro)

Wir vermuten es nur, haben dafür aber keine Bestätigung. Jedenfalls waren Hardy (Code) und Virgill (Musik) zuletzt fast ein kleines Traumgespann geworden. Der eine zaubert geile Effekte auf den Bildschirm, der andere sorgt für geile Musikuntermalung. Nun scheint es, dass die beiden voneinander gelernt haben. Erst überrascht uns Virgill mit einer selbstprogrammierten 4k Intro (DOTT), nun legt Hardy nach und hat für seine neue 4k Intro Kologne Koder Kolors die Musik selbst geschrieben. Die ist zwar für ein Erstrelease ordentlich gemacht, kann aber nicht wirklich überzeugen, zumal die Abstimmung mit den Effekten nunmal überhaupt nicht funktioniert und somit viel Potential verschenkt wird. Auch bei den Effekten und Design haben wir schon besseres von der Programmiermaschiene gesehen. Es sind ein paar nette Szenen dabei, die jedoch viel zu schnell in der Wiederholungsschleife landen und einfach nicht diesen Flow aufweisen, wie man das sonst von dem talentierten Mann gewohnt ist. Beim nächsten Mal also bitte wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren. Dann wird's bestimmt wieder zauberhaft!



Reflected / BluFlame (Windows, 3. Platz PC-4k Intro)

Eines muss man BluFlame lassen. Nirgendwo sonst in der Demoszene legt man so viel Wert auf Sauberkeit. Die Objekte in ihren Intros blitzen so sauber wie in keinen anderen Produktionen. Allerhöchstens Mercury / Stroboholics können da noch mithalten. Jedenfalls ist auch Reflected ein blitzblank poliertes, nettes Werk, das mit seinen Rot- und Grüntönen zwar manchmal gewöhnunsbedürftig aussieht, das aber mit seinen großformatigen Objekten wieder wett macht und alles in allem anständig unterhält.
 
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