Buntes Skaten für alle?
Dieser Winter wird heiß - denn im Dezember will OlliOlli World für alle gängigen Plattformen erscheinen. Wer sich davon angesprochen fühlen sollte? Jeder, der etwas mit Skateboard-Spielen oder knallharten Geschicklichkeitsprüfungen anfangen kann - denn obwohl OlliOlli World (wie seine beiden Vorgänger) ein Rollbrett-Spiel ist, sind Verwandschaftsbeziehungen zum Jump’n’Run nicht zu leugnen. Im Gegensatz zum Genre-Übervater
Tony Hawk's Pro Skater tickt die Spielwelt von OlliOlli World nämlich in zwei Dimensionen - man brettert mit einem Affenzahn von links nach rechts (oder auch mal in die Gegenrichtung) durch flache Areale voller halsbrecherischer Rampen, Rails und Gaps; der Flow und das auf schnellen Reaktionen fußende Grundkonzept erinnert tatsächlich ans Plattformer-Genre.
Das ist die Crew - die schrullige Bande begleitet euer Alter Ego auf allen Wegen durchs Skaterparadies Radlandia.
Im Gegensatz zur zweckmäßigen Präsentation der beiden Vorgänger inszeniert das Team um Studiogründer Simon Bennett und Game Designer Tom Hegarty die Spielwelt von Teil 3 als charmantes Comic-Skate-Utopia voller knautschiger Menschlein und lustiger Tierwesen. Irgendwo zwischen Cartoon-Hits wie Adventure Time und Tuca & Bertie angesiedelt, unterstreicht die pastellige Grafik sowohl die Verrücktheit als auch den enorm entspannten Grundtenor der Spielwelt.
Als Actionheld einer fünfköpfigen Rasselbande, die einem das Spiel erklärt und durch den Story-Verlauf rund um ominöse Skatergötter führt, klemmt man sich das Brett unter die Füße und rollt los. Von einer Oberwelt geht es in die thematisch verschiedenen Areale von Radlandia - und dort in anfangs kurze, bald aber immer komplexer werdende 2D-Parcours.
Der Comic-Look von OlliOlli World ist extrem gelungen - natürlich nimmt man beim Vorbeirauschen nicht alle Details wahr. Doch wer oft auf die Nase fällt, kann auch oft hinschauen...
Man schiebt an, hebt durch Loslassen des Analogssticks ab, reiht mühelose Flips, Grabs und Drehungen aneinander, kombiniert das mit kratzigen Grinds plus rasanten Wallrides und treibt den Punktezähler durch das Verbinden von ellenlangen Trick-Combos via Manuals in schwindelerregende Höhen. Ja, das schreit nach Übung - doch schon in der ersten Spielstunde wurde mir klar, dass sich Roll7 vom nicht gerade inklusiven Ansatz des zweiten Teils distanziert. OlliOlli World soll (und muss wohl auch) neue Zielgruppen begeistern - jenseits vom angestammten Klientel, das sich schon beim PS-Vita-Debüt in die Serie verliebte. Neuerdings gibt es Checkpoints in den Leveln und der reine Spaß am Rollen, Staunen und Springen in den toll arrangierten Stages hat, zumindest am Anfang, einen ebenso großen Stellenwert wie das fehlerfreie, blitzschnelle Kombinieren von Kunsstücken. Zudem ist die Pflicht zu sauberen Landungen weniger streng als in den Vorgängern - perfekt getimtes Beenden von Tricks wird zwar noch immer belohnt, die punktemäßige Bestrafung für weniger versierte Spieler fällt jedoch weg.
Nahezu perfekt?
Die Wallrides gehen lässig von der Hand und schulen das Verständnis von Timing - wer hier zu rechten Zeit loslässt, kann viel Höhe und Tempo mitnehmen.
Natürlich kann und will ich mir nach einer guten Stunde in Radlandia noch kein finales Urteil erlauben - aber das Gespielte machte einen dermaßen guten Eindruck, dass ich mir sicher bin, dass unterm Strich ein Hit dabei herauskommt. Die Steuerung ist schnell verstanden und macht keinerlei Zicken (ich habe eine Demo-Version auf Steam mit Gamepad gezockt), die cartoonige Truppe ist extrem sympathisch und erklärt das Spiel auf angenehme Weise. In den Levels geht es mit Tempo auf wunderbar komponierte Abschnitte voller hoher Sprünge und traumhafter Grinds. Das unverwüstliche, kombolastige Spielprinzip der Vorgänger wird durch die eleganten Wallrides, Quarterpipes (die das Rollen in die Gegenrichtung einleiten) und den an etlichen Stellen möglichen Wechsel zwischen zwei Fahrspuren erheblich aufgewertet. Und natürlich will Roll7 die eingefleischten Fans der Vorgänger nicht vergraulen - deswegen hat sich ein Teammitglied eurer cartoonigen Crew für jede Strecke herausfordernde Zusatzaufgaben ausgedacht, die dann auch nur der Teil der Spieler schaffen wird, der die Strecken in- und auswendig kennt.