Anno 1800: Reiche Ernte02.06.2020, Marcel Kleffmann
Anno 1800: Reiche Ernte

Im Test: Traktoren, Silos und Tankhof

Die beginnende Industrialisierung der Landwirtschaft steht im Mittelpunkt von Anno 1800: Reiche Ernte. Damit deckt die fünfte Erweiterung für das Aufbauspiel zwar nur einen eng gefassten Aspekt ab, der trotzdem einen großen Umbau der bisherigen Siedlungen erfordert. Wir haben die Erweiterung getestet.

Die Industrialisierung der Landwirtschaft

Anno 1800: Reiche Ernte ist die zweite Erweiterung aus dem zweiten Season Pass von Anno 1800 (Season Pass: 24,99 Euro; einzeln: 6,99 Euro). Der Downloadinhalt fügt Traktoren für die Feldarbeit, einen Tankhof für die Treibstoffversorgung der Landmaschinen und Silos für Tierfarmen als neue Gebäude hinzu. Obwohl der DLC-Umfang auf dem Papier ziemlich spärlich erscheint, sind die Auswirkungen auf die Siedlungen in der neuen und alten Anno-Welt durchaus groß, da die Produktionsstätten schneller und effektiver produzieren können - und zugleich sowohl Bauplatz als auch Arbeitskraft eingespart werden. Der Effekt kann in etwa mit der Elektrifizierung der Fabriken verglichen werden, nur dass diesmal Produktionsgebäude verbessert werden können, die bisher keine "Steckdosenpower" brauchten.

Traktoren für die Felder

Mit einem Traktor kann die Arbeit auf den Feldern oder Plantagen schneller erledigt werden. Zunächst muss man eine Traktorscheune als modulare Erweiterung an Hopfenplantagen oder Farmen für Getreide, Kartoffeln, Paprika, Mais, Kautschuk, Baumwolle, Bananen usw. anbauen. Pro Gebäude kostet das 20 Stahlbarren und zehn Dampfmaschinen. Fertig ist der Traktor. Eine Traktorfabrik gibt es nicht.

Mit den Traktoren lassen sich nicht nur Getreidefarmen ausbauen und verbessern.
Nach dem Garagenanbau kann die bewirtschaftete Fläche der Farm um 50 Prozent erhöht werden. Eine Getreidefarm kann somit nicht nur 144 Feldstückchen bewirtschaften, sondern 216. Damit der Traktor überhaupt über das Feld tuckern kann, ist Treibstoff erforderlich, der mit dem neuen Tankhof verteilt wird. Dieser Tankhof will mit Öl via Eisenbahn versorgt werden, der als Rohstoff für den Treibstoff dient. Der verarbeitete Kraftstoff wird dann automatisch an die Traktor-Scheunen in Reichweite des Tankhofs ausgeliefert.

Die ersten Traktoren sind unterwegs ...
Ist die Treibstoff-Versorgung sichergestellt, wird die Produktivität der Farm verdreifacht, während die bewirtschaftete Fläche um 50 Prozent wächst. Außerdem wird durch den Traktor weniger Arbeitskraft in dem Betrieb benötigt, sofern man eine regelmäßige Öl-Versorgung für den Tankhof sicherstellen kann. Traktoren und Tankhof werden ab 500 Ingenieuren (vierte Bevölkerungsstufe) freigeschaltet. Eine Quest- oder Auftragsreihe ist mit den Traktoren nicht verknüpft worden, aber einige unvertonte Texttafeln erklären zumindest die Funktionsweise.

Diese vermeintlich kleinen Neuerungen werden die Lage auf den Feldern durch die Traktoren stark verändern, was wiederum viel Platz für die Optimierung der Siedlung bietet, wodurch es Anno 1800: Reiche Ernte im Gegensatz zu vielen anderen DLCs oder Mini-Erweiterungen tatsächlich schafft, den Kern des Spiels sinnvoll auszubauen. Botanika, Paläste der Macht und Gesunkene Schätze werden damit übertroffen, Die Passage aber nicht. Zudem muss man sich Gedanken machen, wo der Betrieb eines Tankhofs wirklich sinnvoll ist, denn die Öl-Versorgung ist aufwändig und lohnt sich bei wenigen Traktoren kaum.

Futtersilos für Tiere

Der Tankhof versorgt die Landmaschinen mit Treibstoff, der aus Öl hergestellt wird.
Neu sind ebenfalls die Silos als modulare Anbauten für die Tierfarmen, also für Schweine-, Alpaka- und Rinderfarmen. Solch ein Silo will mit Getreide oder Mais versorgt werden, was eine bessere Versorgung der Tiere und eine höhere Produktivität bedeutet. Die Anzahl der Felder pro Farm wird nicht erhöht. Es wird schlichtweg die Produktion verdoppelt, sofern eine entsprechende Farm oder ein Lagerhaus als Futterquelle in der Nähe ist.

Game Update 8

Zusammen mit Anno 1800: Reiche Ernte erscheint das achte Update (kostenlos) für das Hauptspiel. Mit dem Update wird der Statistik-Bildschirm, der mit Game Update 6 eingeführt wurde, um einen zusätzlichen Tab/Reiter erweitert, der sich ausschließlich um Items dreht. In der Item-Übersicht sieht man, welche Items wo gelagert oder wo eingesetzt sind. Mehrere Filter-Funktionen und ein Textfeld helfen bei der Suche nach einem Gegenstand oder einer Person. Noch nicht gesammelte Items können ebenfalls aufgelistet werden.

Außerdem kann man alle Kontore und Warenhäuser um eine zusätzliche Stufe aufwerten, wodurch die Lagerkapazität und die Anzahl der Laderampen erhöht wird. In der "Alten Welt" sind Upgrades auf maximal Stufe vier (zuvor drei) und in der "Neuen Welt" auf Stufe drei (vormals maximal zwei) möglich. Zudem können die Skins von Schiffen und Zügen (im Ölhafen) mit einem neuen Button im Objektmenü verändert werden. Ansonsten haben die Entwickler noch Änderungen an der Kartengenerierung vorgenommen. Jede Fruchtbarkeit sollte in Zukunft mindestens einmal auf der Karte (nicht Insel) vorhanden sein. Auch das Verhältnis von Kupfer und Zink sollte besser sein. Das Change-Log mit allen Bugfixes findet ihr hier .

Fazit

Trecker, Silos und eine Tankstelle. Der Umfang von Anno 1800: Reiche Ernte klingt zunächst ziemlich mau, doch im Vergleich zu vielen der bisherigen Erweiterungen wird das Aufbauspiel an der richtigen ausgebaut, und zwar beim Aufbau- und Wirtschaftssystem. Da sich nahezu alle Farmen, Plantagen und Tierhöfe in der alten und der neuen Welten erweitern lassen, kann viel optimiert, umgestaltet und verbessert werden, sofern man genug Öl als Treibstoff heranschafft. Obgleich die Preisgestaltung der Erweiterung hart an der Schmerzgrenze ist (vor allem beim Einzelkauf), gehört "Reiche Ernte" zu den thematisch und vor allem spielerisch sinnvolleren Erweiterungen für Anno 1800.

Wertung

PC

Kleine Neuerungen mit großen Auswirkungen. Anno 1800: Reiche Ernte baut das Aufbau- und Wirtschaftssystem sinnvoll aus.

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