Microsoft27.05.2013, Michael Krosta
Microsoft

Special:

Im Rahmen der Vorstellung von Xbox One hatten wir die Gelegenheit, in Redmond mit Phil Spencer, Corporate Vice President der Microsoft Studios, über die Konsole, kommende Titel, den Gebrauchtspielemarkt und weitere wichtige Themen zu sprechen.

4Players: Peter Molyneux hat jüngst verkündet, er wünscht sich für die nächste Xbox eine stärkere Fokussierung auf Spiele. Doch es scheint so, als wolle Microsoft auch die neue Konsole als Multimedia-Zentrum für Filme, Musik, TV und eben auch Spiele positionieren. Welchen Stellenwert genießt das Gaming?

Phil Spencer:

Phil Spencer ist für Microsofts Studiofamilie verantwortlich.
Phil Spencer ist für Microsofts Studiofamilie verantwortlich.
Spiele sind die wichtigste Unterhaltungsform auf Xbox One. Noch mal: Spiele sind am wichtigsten! Wir haben die Veranstaltung [vom 21. Mai, Anm. d. Red.] dazu genutzt, um Xbox One anzukündigen und um die Hardware zu zeigen.  Wir glauben, es war wichtig, die Konsole, den Controller und Kinect zu zeigen.  Und um über die Designentscheidungen zu sprechen, die wir bei der Entwicklung der Box und dem Betriebssystem getroffen haben. Dann noch unsere Partnerschaften, die wir mit EA, Activision, Stephen Spielberg und der NFL eingegangen sind. Ich, als jemand von den Microsoft Game Studios, wollte vor der E3 ein paar Spiele zeigen, wo es jede Menge Spiele zu sehen geben wird. Wir haben Forza Motorsport 5 gezeigt, einen Teaser von Quantum Break von Remedy. Wir wissen, dass die E3 in nur drei Wochen bevorsteht, wo wir 90 Minuten auf unserer Bühne zur Verfügung haben, um uns intensiv auf die Spiele zu konzentrieren und sie zu zeigen. Also: Spiele stehen ganz oben auf der Liste!

4Players: Die Microsoft Game Studios haben wichtige Studios wie Bungie entweder verkauft oder wieder in die Unabhängigkeit entlassen. Als man die Gelegenheit hatte, Bizarre Creations zu kaufen, hat man die Chance nicht wahrgenommen. Der nächste große Wurf von Rare – unter Nintendo noch eine der großen Kreativschmieden – lässt immer noch auf sich warten. Warum hat man so viele talentierte Entwickler ziehen lassen und keine große Studiofamilie aufgebaut, wie es z.B. Sony getan hat?

Phil Spencer: Die Microsoft Game Studios sind derzeit so groß wie nie. Und die kreativen Spiele- Teams, die derzeit innerhalb der Microsoft Studios arbeiten, sind enorm wichtig für unseren Erfolg. Wir werden bald mehr von unseren Studios wie Black Tusk und Lift London zeigen. Ich bin stolz auf Studios, die innerhalb der Microsoft Game Studios entstanden sind. Turn 10, 343 Industries, die meiner Meinung nach in diesem Jahr eine klasse Arbeit mit Halo 4 abgeliefert haben. Zudem waren uns unsere Partnerschaften ebenfalls immer enorm wichtig. Wie mit Remedy, mit Crytek und bisher noch nicht angekündigten Partnern, von denen man auf der E3 mehr hören wird. Für mich ist es am wichtigsten und der Schlüssel, mit den besten kreativen Leuten der Spieleindustrie zusammenzuarbeiten. Ich war stolz auf die Zusammenarbeit mit Peter. Ich war stolz auf die Zusammenarbeit mit Bungie. Die Welt ist klein in der Spielebranche. Es könnte durchaus sein, dass wir irgendwann wieder zusammenarbeiten. Aber das kreative Potenzial innerhalb der Microsoft Studios ist zum jetzigen Zeitpunkt so groß wie nie zuvor.

4Players:

Forza Motorsport 5 ist einer der Exklusiv-Titel für die Xbox One.
Forza Motorsport 5 ist einer der Exklusiv-Titel für die Xbox One.
Vor allem Sony hat in den letzten Jahren eine Vielzahl neuer und starker Marken ins Leben gerufen. Nintendo profitiert immer noch von Mario, Zelda & Co. Wo ist das Uncharted der Xbox? Wo sind exklusive Erlebnisse vom Schlag eines Heavy Rain oder eine Jump’n‘Run-Ikone wie Super Mario? Welche Rolle spielen exklusive Titel für Microsoft?

Phil Spencer: Wir haben 15 exklusive Spiele angekündigt, die im ersten Jahr der Xbox One erscheinen werden.  Acht davon sind neue Marken. Ich denke, das sind Aussichten, auf die sich Spieler freuen können.  Natürlich muss sich erst zeigen, wie gut diese Spiele sind, wie erfolgreich sie sich verkaufen. Wenn ich an unsere vier größten Marken auf der 360 denke – du hast Halo, Fable, Forza und ich Gears erwähnt – dann haben sie sich im Vergleich zur Konkurrenz außergewöhnlich gut verkauft.  Spieler haben sie geliebt. Ich glaube, unsere vier Top-Spiele haben sich zusammen besser verkauft als die elf besten Spiele von Sony. Spieler entscheiden selbst, was ihnen gefällt, was sie kaufen und online spielen, was für Neuigkeiten sie mit ihren Freunden teilen. Oder der Community, die rund um die jeweiligen Spiele entsteht. Gleichzeitig haben wir sehr viel in exklusive Download-Titel investiert. Wir haben Minecraft im letzten Jahr auf die Plattform gebracht und hat sich auf der 360 über sechs Millionen mal verkauft.  Wir haben…ein Investment, das sich über mehrere Genres, Spiele unterschiedlichen Umfangs und verschiedene Studios erstreckt. Ich glaube, die Leute werden sehr…  Bleibt einfach weiter am Ball und wartet, was wir auf der E3 zeigen. Und hoffentlich stellen wir sie mit der Anzahl an Spielen zufrieden, die wir auf die Box bringen werden.

Eine neue Konsole ist ein guter Zeitpunkt für frische Marken.
Eine neue Konsole ist ein guter Zeitpunkt für frische Marken.
4Players: Glauben Sie, dass sich insbesondere neue Konsolen dafür eignen, frische Marken einzuführen?

Phil Spencer: Ja. Neue Konsolengenerationen wecken naturgemäß immer das Interesse an neuen Geschichten, neuen Charakteren und neuen Welten. Halo, wie du dich sicher erinnern wirst, wurde zum Start der ersten Xbox geboren. Wie haben Spiele wie Gears of War gesehen, die im Rahmen der HD-Spielegeneration auf der 360 geboren wurden. Ich bin schon sehr neugierig zu sehen, welche Spiele auf der Xbox One diese neue Generation definieren werden. Das entscheiden die Spieler, nicht ich. Ich spiele nur ein Spiel. Nur ein Exemplar pro Spiel. Die Spiele werden veröffentlicht und Nutzer entscheiden mit ihrer Zeit und wo sie ihr Geld investieren darüber, welche Art von Spielen sie konsumieren wollen. Viele Studios arbeiten daran, um beim Start zur Stelle zu sein, damit sich die Spieler von ihren kreativen Werken überzeugen können.

4Players: Eine Technologie wie Kinect eignet sich prima für Tanz- und Gelegenheitsspiele, doch Core-Gamer konnten sich nicht für diese Art der Steuerung begeistern. Es mangelte an Präzision und einem physischen bzw. haptischen Feedback. Wie wollen Sie das Konzept auch für den klassischen Spieler interessant machen?

Phil Spencer: Eine der Gelegenheiten, die wir für die Generation Xbox One gesehen haben, drehte sich um Kinect und es direkt mit jeder Konsole auszuliefern. Jetzt kann ich als Designer Entscheidungen in dem Wissen treffen, dass jeder mit Xbox One auch Kinect besitzt. Nebenfunktionen wie Sprachsteuerung oder kleine Gesten über Kinect werden einfacher zu implementieren, weil man weiß, dass die Fähigkeit in jeder Xbox-One-Konsole steckt. Ich beobachte gerade in der aktuellen Spieleentwicklung, dass die Macher zwar Kinect einbinden, aber nicht unbedingt die – ich nenne es mal - „grandiosen Funktionen“ von Kinect nutzen. Kinect Sports oder Dance Central sind große Marken, sie nutzen das komplette Skelett-Tracking. Wie auch Just Dance. Diese Art von Spielen waren unglaublich erfolgreich und wurden von Millionen Spielern genutzt. Aber es gibt andere Spiele wie ein Halo oder Call of Duty, die sich vielleicht eher auf die Nebenfunktionen von Kinect konzentrieren wollen. Als wir uns mit dieser Generation beschäftigt haben, lag unser Schwerpunkt auf Präzision, der Verzögerungszeit sowie in der Fähigkeit, selbst kleine Bewegungen zu registrieren, Finger und Gesichtsausdrücke zu erkennen. Und diese Technologie, in die wir extra für Kinect investiert haben, soll im Rahmen des Spieldesigns für mehr Immersion sorgen. Und ich glaube, man wird in dieser Generation eine Weiterentwicklung erkennen und dass es in mehr Spiele eingebunden wird. Spiele, die wie in der Vergangenheit voll auf Kinect zugeschnitten sind. Aber auch Spiele, die nur wenigen Funktionen von Kinect nutzen, um ein packenderes Erlebnis zu bieten.

4Players:

Kinect wird ein fester Bestandteil, der die Designer ermutigen soll, das System zu berücksichtigen - und sei es nur bei Nebenfunktionen wie der Sprachsteuerung.
Kinect wird ein fester Bestandteil, der die Designer ermutigen soll, das System zu berücksichtigen - und sei es nur bei Nebenfunktionen wie der Sprachsteuerung.
Wie sieht es hinsichtlich eines Online-Zwangs mit der Xbox One aus?

Phil Spencer: Die Box ist grundsätzlich so konzipiert, dass sie mit dem Internet verbunden ist. Funktionen wie Skype, Mehrspieler-Partien, Freundeslisten… Das setzt einfach eine Verbindung zum Internet voraus. Genau wie mein Telefon oder dein Laptop internetfähig ist.  Selbst manche Kameras sind heutzutage online. Die Box wurde von Anfang an so gebaut, dass sie online eingesetzt wird. Wir wissen aber, dass die Internetverbindungen nicht immer stabil sind. Manche Dinge, wie das Ansehen eines Films oder ein Singleplayer-Spiel sollten nicht abgebrochen werden, wenn jemand die Verbindung zum Internet verliert. Wir haben diese Toleranz beim Konzept der Box bedacht. Falls also die Verbindung abbricht, laufen die Spiele immer noch. Filme werden trotzdem weiter wiedergegeben.  Klar: Befindet man sich gerade in einem Skype-Gespräch und verliert die Verbindung, wird Skype abgebrochen. Wir können ja nicht zaubern.  Du kannst keinen Mehrspieler-Titel spielen, wenn die Verbindung abbricht.  Aber mit dem Internet verbunden zu sein ist sicher der beste Weg, um Xbox One zu nutzen und es ist ein wichtiger Teil unserer Designentscheidung.

Mit Happy Wars wagte Microsoft erste Gehversuche im Free-to-play-Markt...und hatte Erfolg.
Mit Happy Wars wagte Microsoft erste Gehversuche im Free-to-play-Markt...und hatte Erfolg.
4Players: Und der Gebrauchtspielemarkt? Werde ich weiterhin Gebrauchtspiele mit der neuen Konsole nutzen können oder wird dem ein Riegel vorgeschoben?

Phil Spencer: Der Gebrauchtspielemarkt hatte in der jetzigen Generation eine große Bedeutung. Und wir glauben, dass er auch für die nächste Generation wichtig sein wird. Wir werden zu diesem Thema demnächst spezifische Details nennen, wie es funktioniert und welche Mechanismen für Benutzer zur Verfügung gestellt werden, die den Gebrauchtspielemarkt nutzen wollen.  Aber es gehört zu unseren Design-Kriterien für Xbox One, dass die Nutzung von Gebrauchtspielen gewährleistet ist.

4Players: Welche Rolle spielen unabhängige Entwickler und Free-to-play für die neue Konsolengeneration?

Phil Spencer: Ich liebe Free-to-play-Spiele. Was unabhängige Entwickler angeht: Ich habe vorhin Minecraft erwähnt.  Und ich weiß nicht, ob sich jemand mehr als „unabhängiger Entwickler“ bezeichnen kann als mein Freund Notch hier. Aber alleine, was heutzutage alles auf diesem Planeten gespielt wird – sei es auf Konsolen, auf PCs, Telefonen und Tablets: Ich glaube, heute werden so viele Spiele konsumiert wie nie zuvor. Und das bedeutet, dass die Anzahl an Entwicklern gestiegen ist, was gut für unsere Branche ist. Der Profit in unserer Industrie wächst, was ebenfalls eine gute Sache ist. Die verschiedenen Geschäftsmodelle, von denen du gesprochen hast wie Free-to-play, Werbung, Mikro-Transaktionen, der klassische Handel: Es ist wichtig, dass alle zusammenarbeiten.  Wir haben  in diesem Jahr auf der 360 damit angefangen, Free-to-play-Titel zu veröffentlichen. Derzeit haben wir zwei auf dem Markt und wir lernen gerade, wie Free-to-play auf Konsolen funktioniert. Wir haben Happy Wars im Herbst veröffentlicht, was unglaublich gut für uns als Free-to-play-Titel gelaufen ist.  Wir haben Crash Course 2, das vor zwei Wochen als Free-to-play mit Mikrotransaktionen erschienen ist. Bei investieren auch bei Windows 8 viel Arbeit in diesem Bereich, um uns das anzusehen und zu lernen.  Ich denke, diese Geschäftsmodelle gehören zu Xbox Live und die Stärke von Xbox Live wird ein wichtiger Bestandteil unserer Plattform sein.

Mario Kart auf der Xbox? Eine Traumvorstellung für Phil Spencer!
Mario Kart auf der Xbox? Eine Traumvorstellung für Phil Spencer!
4Players: Aber wie sieht es mit der Update- und Zertifizierungspolitik aus? Ich glaube, das war eines der großen Probleme für unabhängige Entwickler auf der 360…

Phil Spencer: Einer der Gründe für uns als First Party, in Spiele zu investieren, die wie Minecraft oder Happy Wars regelmäßig mit Updates versorgt werden, liegt darin, uns als Plattform dabei zu helfen , dieses Geschäftsfeld komplett zu verstehen und zu unterstützen. Wir müssen noch viel lernen. Wir sind nicht perfekt. Aber die Verbesserungen innerhalb unserer internen Prozesse haben dafür gesorgt, dass bei diesen Spielen die Häufigkeit von Updates und der Zertifizierungsprozess schon jetzt deutlich beschleunigt wurden, um den Entwickler zu helfen.

4Players: Wenn Sie sich eine Marke der Mitbewerber aussuchen dürften, die Sie gerne bei Microsoft sehen würden: Welche wäre das?

Phil Spencer: Hmm, wenn ich jetzt Mario sage, hälst du mich bestimmt für einen Drückeberger, oder?! Buuuh, Mario. Hmmm… Etwas Aktuelles oder aus der Vergangenheit?

4Players: Egal.

Phil Spencer: Also was ich persönlich gerne sehen würde?

4Players: Sie. Aber auch als Geschäftsentscheidung. Was würden Sie gerne nur auf der Xbox sehen?

Phil Spencer:  Mario Kart. Mario Kart. Das ist eine Riesennummer! Mario Kart ist gewaltig! Es ist ein spaßiges Spiel.  Auf der Xbox habe ich heute kein richtig gutes Karting-Spiel.  Ich habe gute Rennspiele, keine Frage. Forza ist klasse.

4Players: Was ist mit Sonic und Sega All-Stars?

Phil Spencer: Findest du es besser als Mario Kart?

4Players: Nein, das nicht.

Phil Spencer: Siehst du! Du hast gesagt, ich soll mir eine Marke eines Mitbewerbers aussuchen. Und ich denke, Mario Kart ist echt groß.

4Players: Vielen Dank für das Gespräch!

 
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