Im Test:
Von außen und innen hoffnungslos
Wir schreiben das Jahr 2010, da draußen gibt es glorreich aussehende Prügelspiele. In erster Linie in 3D wie Super Street Fighter IV, Soul Calibur IV oder Tekken 6, aber auch in atemberaubendem 2D, hallo BlazBlue: Calamity Trigger. Und dann kommt da ein Samurai Shodown Sen (ab 19,89€ bei kaufen) (S3) an und fragt »Und? Wie bin ich?«. Och, wenn du schon fragst: Du bist hässlich. Wirklich, wirklich hässlich! Das kannst du nicht einmal mit einer tollen Persönlichkeit wett machen, denn innerlich bist du genau so
Wie bereits erwähnt kann S3 auch nicht mit inneren Werten glänzen: Der Hauptspielmodus für Solisten ist die Story, die von ein paar dürren, japanisch gesprochenen und englisch untertitelten Worten eingeleitet, von einer kurzen Zwischensequenz unterbrochen und nach acht Kämpfen (von denen der Vor-Endboss Draco mit seiner Dauerfeuer-Knarre weitaus nervender ist als der eigentliche Obermotz) von einem nichtssagenden Abspann beendet wird. 24 Kämpfer stehen zur Wahl, von denen 13 Serienkennern bereits vertraut sind, während die restlichen elf ihren Einstieg feiern. Darunter ein Kollege des Afro Samurai, ein Wikinger-Samurai (?!) - sowie Suzu, das zierliche kleine Blondprinzesschen, das aber merkwürdigerweise einen Doppelhänder schwingt, der Soul Caliburs Siegfried die Kinnlade in den Teppich krachen lässt. Alle Kämpfer gehören einer von vier Klassen an: Power, Tricky, Skill und Speed - entsprechend sollte man einen Fighter wählen, der eher dem eigenen Spielstil liegt. Hat man keine Lust auf die Geschichte, darf man sich auch an der »Survival«-Arena versuchen, in der Reihen von Feinden abgewehrt werden müssen.
Weg mit dieser Rübe!
Neben dem lokalen Gegeneinander bleibt geselligen Schlitzern nur noch der Ausflug in die Online-Gefilde, der ebenfalls mit heftigen Wartezeiten erkauft wird - nicht weil hier so lange geladen wird, sondern weil kein Schwein spielt. Nach mehreren Dutzend gescheiterter Suchen haben wir aus der Not eine Tugend gemacht, ein zweites S3-Muster in die andere Redaktions-360 gelegt und so online gegeneinander gespielt. Ging auch wunderbar reibungslos, ohne Lag und Tadel - wie das Ganze gegen jemanden aus den USA oder Japan abgeht, kann ich nicht sagen. Aber angesichts der trostlosen Online-Situation ist das auch eher eine hypothetische Frage.
Fazit
Wenn man nach einigen Tagen Super Street Fighter 4 etwas wie Samurai Shodown Sen in die 360 wirft, sucht man unwillkürlich nach dem Scherzkeks, der einem heimlich eine PS2 in das Gehäuse geschraubt hat: Die vorsintflutliche Grafik kann unmöglich ernst gemeint sein! Es zeugt weniger von Mut als vielmehr von völliger Verkennung der Konkurrenzsituation, wenn man nicht nur zeitgleich zu Super Street Fighter 4, sondern auch auf einer Plattform wie der Xbox 360 ein Spiel herausbringt, das zum großen Teil schlechter aussieht als Soul Calibur - auf der Dreamcast! Okay, der Spruch »Sowas Hässliches habe ich schon lange nicht mehr gesehen« ist in dem Monat, in dem auch Nier veröffentlicht wurde, nicht völlig richtig. Aber wenn man sich das mal wegdenkt, dann ist S3 zur Zeit der große Herrscher aller »Was zum Henker?«-Spiele - ein Vergleich zu aktuellen Schmuckstücken wie Tekken 6, Soul Calibur 4, BlazBlue oder SSF4 verbietet sich schon aus Gründen der hysterischen Lachanfälle. Wäre S3 das einzige Prügelspiel auf der 360, könnte man durchaus auf die nach wie vor taktisch angehauchten Kämpfe oder die wirklich gelungene Musik hinweisen. Aber so ist das eines der dankbarerweise sehr seltenen Spiele, in denen das Game Over kein Brandmal spielerischen Versagens, sondern eine echte Erlösung ist. Wenn's schon Samurai Shodown sein soll, dann greife man doch bitte zur Anthology auf PS2, PSP oder Wii - die spielt sich nicht nur tausend Mal besser, sondern sieht auch weitaus hübscher aus.
Pro
Kontra
Wertung
360
Eine Qual für jeden Beat-em-Up-Fan - was ist nur aus der einst ruhmreichen Serie geworden?
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