Star Raiders17.05.2011, Jens Bischoff
Star Raiders

Im Test:

Nach Neuauflagen von Haunted House und Yars' Revenge hat Atari zuletzt auch Star Raiders (ab 8,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) ein Remake spendiert. Die goldenen Zeiten klassischer Weltraum-Ballerorgien sind zwar längst passé, aber vielleicht blitzen sie in der Xbox Live Arcade ja nochmals auf...

Weltraum-Comic für Arme

Über 30 Jahre ist es nun schon her, dass Star Raiders Ataris Heimcomputer und Videospielkonsolen unsicher machte. Doch seit Kurzem tobt der Krieg zwischen Ataren und Zylonen auch in HD. Mittendrin ein aufstrebender Pilot namens Talon, der den Bau einer zylonischen Superwaffe verhindern soll. Viel mehr braucht man über die lieblos mit eingescannten Konzeptbildchen servierte Handlung eigentlich nicht wissen - die Geschehnisse zwischen den Einsätzen sind bedeutungslos, die Figuren bloße Statisten und die mit mikroskopischen Lettern untertitelten Dialoge völlig banal.

Auch für die holprig übersetzten Briefings würde sich eine Lupe empfehlen, wären die Aufgaben nicht immer dieselben: Stets gilt es eine bestimmte Menge vorgegebener Schiffstypen abzuschießen, die am Bildschirmrand aufgelistet sind. Hin und wieder muss man sich dabei auch mal etwas beeilen, statt Schiffen Generatoren zerstören oder durch unübersichtliche Tunnelsysteme fliegen. Aber im Grunde sind fast alle der insgesamt 33, meist nur wenige Minuten dauernden Einsätze nach dem gleichen Muster gestrickt, nur dass die Gegner auf den Abschusslisten mit der Zeit größer und zahlreicher werden.

Trostloses Geballer

Epische Schlachten, bei denen ganzen Flottenverbände in gleißenden Feuergefechten aufeinander treffen, oder spannende Dogfights mit feindlichen Elitepiloten darf man aber nicht erwarten. Es gibt nicht einmal gelegentliche Unterstützung von Flügelmänner oder atmosphärischen Funkverkehr. Auch sonst ist die Soundkulisse eher trostlos, die Grafik reichlich unspektakulär. Die ganze Zeit düst man still und fernab seiner Kameraden durchs All, wo man zylonische Jäger, Fregatten, Zerstörer, Kreuzer und Raumbasen bzw. deren Generatoren im Alleingang ausradiert.

Dabei muss man nicht einmal auf seine Energie achten, denn wird das eigene Raumschiff zerstört, findet man sich nur wenige Sekunden später in einem neuen wieder und kann seinen Einsatz nahtlos fortsetzen - und das beliebig oft. Wer nur Munitionsenergie nachladen muss, kann das zwar auch an entsprechenden Ladestationen machen, oft ist ein Kamikazeangriff jedoch wesentlich effektiver, da man dadurch nicht erst suchen muss und gleich auch noch seine Schilde voll aufgeladen bekommt.

Taktische Verwandlung

Nicht viel los im All: Den Krieg zwischen Ataren und Zylonen entscheidet man quasi im Alleingang.
Nicht viel los im All: Den Krieg zwischen Ataren und Zylonen entscheidet man quasi im Alleingang.

Nicht unwichtig ist hingegen das situationsbezogene Transformieren des eigenen Schiffs, das sich jederzeit auf Knopfdruck in einen schnellen Jäger, eine wendige Nahkampfdrohne oder einen schwer bewaffneten Geschützturm verwandeln lässt. Die einzelnen Formen steuern sich nicht nur unterschiedlich, sondern verfügen auch über individuelle Panzerungen und Waffensysteme. Letztere kann man als Spieler mit verdienten Credits aufrüsten und auswechseln. Das Angebot reicht von zielgerichteten Photonen- und Elektronenkanonen bis hin zu Wärme suchenden Marschflugkörpern, lähmenden EMP-Raketen oder verheerenden Antimaterietorpedos.

Darüber hinaus kann man auch gegnerische Zielerfassungen mit Störsignalen kurzzeitig außer Kraft setzen sowie feindliche Raketen mit Täuschkörpern ablenken. Zudem gibt es eine Reihe von androiden Kopiloten, die sich rekrutieren lassen und individuelle Boni auf Energieverbrauch, Geschwindigkeit oder Schildkapazität gewähren, sonst aber nicht in Aktion treten. Die Steuerung der drei Schiffstypen geht nach kurzer Eingewöhnung gut von der Hand. Der Jäger steuert sich ähnlich einem Flugzeug, während sich Drohne und Geschützturm wie in einem Ego-Shooter manövrieren lassen.

Vermisst habe ich lediglich eine Einstellung der Stickempfindlichkeit, die mir persönlich etwas zu sensibel war. Auch dass sich einmal gemeisterte Missionen nicht wiederholen lassen, ist ein Unding: Wer den letzten Einsatz nochmals fliegen will, muss alle 32 vorausgegangenen Missionen ebenfalls wiederholen. Einen Mehrspielermodus gibt es auch nicht - dabei hätte gerade der dafür sorgen können, doch noch spannende Gefechte im sonst so drögen Star Raiders-Universum zu erleben...

Fazit

Auch wenn Star Raiders mit seinen taktischen Schiffstransformationen sowie anpassbaren Waffensystemen und Kopiloten Interesse weckt, sorgen das eintönige Missionsdesign und die trostlose Inszenierung schnell für Ernüchterung. Schon die aus eingescannten Konzeptzeichnungen zusammengeschusterte Rahmenhandlung hätte man kaum liebloser inszenieren können. Doch auch im Cockpit herrscht Tristesse: Es gibt keine spannenden Dogfights, keine begleitenden Flügelmänner, keine groß angelegten Weltraumschlachten mit gleißenden Lasergewittern - nicht einmal hektischen Funkverkehr. Stattdessen düst man reichlich träge und mutterseelenallein durchs All, arbeitet Auftrag für Auftrag seine Abschussliste ab und sammelt hier und da mal etwas ein, sofern man nicht orientierungslos durch finstere Tunnelsysteme rumpelt. Selbst das Zerbröseln feindlicher Flaggschiffe oder Raumstationen wirkt irgendwie unbefriedigend, Mehrspielerfunktionen sucht man vergebens und für die holprig übersetzten Texte braucht man fast schon eine Lupe. Diese Neuauflage hätte man sich sparen können...

Pro

taktische Schiffstransformationen
aufrüstbare Waffensysteme & Kopiloten

Kontra

trostlose Inszenierung
eintöniges Missionsdesign
Einsätze nicht wiederholbar
gelegentliche Orientierungsprobleme

Wertung

360

Klassischer Space-Shooter mit interessanten Schiffsverwandlungen, aber öden Missionen und liebloser Inszenierung.

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