Doch das eigentlich Überraschende ist die Vielfalt der Missionen, mit der Twisted Pixel den klassischen Rail-Shooter aufbricht: Jump & Run-Elemente à la Donkey Kong wechseln sich ab mit Prügeleinlagen. Man findet sich in Deckungssituationen wieder, bei denen man sein Timing beweisen muss, wenn man das herauslehnende Geballer unbeschadet überstehen will, nur um sich dann in einer Dauerfeuer-Sequenz zu sehen, bei der man ohne Nachladestress
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Laufen & Schießen: Hinter dem Rachefeldzug verbirgt sich ein Railshooter. |
aus allen Rohren (sprich: beiden Händen) die wild auf einen zustürmenden Gegnerwellen fast wie seinerzeit bei Galaga aus dem Verkehr zieht. Man bekommt kurzfristig eine mächtige Schrotflinte oder einen nicht minder mächtigen Flammenwerfer und schneidet eine Schneise der Zerstörung oder segelt kurz darauf in einer "Freefall"-Sequenz dem Boden entgegen, während man den Hindernissen wie steilen Klippen auszuweichen versucht oder nach vorne aus dem Bildschirm läuft, während man von Baumstämmen, Schlangenherden oder Felsbrocken verfolgt wird. Und das alles mit nahtlosen Übergängen und einem todsicheren Gespür für Timing: Bei keiner Sequenz hat man das Gefühl, das ein Element überstrapaziert wird. Sicherlich spielt die Tatsache, dass die Abschnitte weder übermäßig lang noch fordernd sind, diesem Gefühl in die Karten - ein Durchlauf beansprucht in etwa vier Stunden. Dennoch finde ich es beachtlich, mit welcher Leichtigkeit Twisted Pixel die Grenzen des Rail-Shooters auslotet. Einzig bei den Bosskämpfen enttäuscht das Design auf lange Sicht: Zwar greifen die Endgegner mit unterschiedlichen Mechaniken an, doch abseits des Prologs laufen die zweidimensionalen Auseinandersetzungen stets nach gleichem Schema ab. Schade, dass man hier nicht mit ebenso viel Fantasie designt hat wie beim Rest des Schützenfestes.
Gegensätzlicher Humor
Ein weiteres unheimlich sympathisches Element ist der Humor, den Gunstringer gleich auf mehreren Ebenen verströmt. Die offensichtliche liegt natürlich im aus dem Spielzeugladen entliehenen Figurendesign sowie gelegentlichem Slapstick im Stil der 40er/50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Übergeordnet und wesentlich effektiver ist jedoch der Erzähler, der ähnlich wie im Summer of Arcade-Highlight Bastion als steter Begleiter seine Sicht der Dinge zum Besten gibt. Im Stile eines eiskalten Rächers kommentiert er, was den Gunstringer bewegt, was er fühlt und wieso es jetzt gut ist, dass seine sechs Kugeln alle ins Ziel treffen. Und das alles so überzeugend, dass die Kommentare des Schauspielers R.Bruce Elliott allesamt auch bei einschlägigen Western von Django bis Erbarmungslos wie die Faust aufs Auge passen würden. Hier jedoch stehen sie als krasser Gegensatz zu den Kapriolen auf dem Bildschirm und werden dadurch kunstvoll überhöht, ohne ins Lächerliche gezogen zu werden. Eine weitere Gratwanderung, die Twisted Pixel bravourös meistert – wie auch die Einbindung von Liveszenen, die das Publikum bestehend aus (Laien-)Darstellern zeigt, wie es herrlich
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Mitunter setzt der untote Rächer auch auf schlagfertige Argumente... |
übertrieben auf einige der gezeigten Szenen reagiert. Und da man sich sowieso für nichts zu schade ist, gibt es auch spontane akustische Einspieler angefangen vom typischen Sitcom-Lachen bis hin zum überbordenden Jubel nach einem Bosskampf. Und zum Ende hin gehen die Gäule komplett mit dem Team durch – ein derart beklopptes Finish (mit einem Gastauftritt von Troma Studio-Gründer Lloyd Kaufman) habe ich schon lange nicht mehr erlebt.
Übrigens scheint der Präsident der Trashfilm-Kultschmiede sowie Erfinder des Toxic Avengers einen besonderen Draht zu Twisted Pixel aufgebaut zu haben: Es wird ein kostenloser (und insgesamt 2 GB schwerer) Bonus-Download namens "The Wavy Tube Man Chronicles" angeboten, in dem man die Schussmechanik aus Gunstringer nimmt und in eine stimmige Hommage an Mad Dog McCree einbindet. Man ist Zuschauer/Hauptdarsteller eines von Troma produzierten Filmes mit echten Schauspielern (und Lloyd Kaufman) und muss im richtigen Moment die bösen Buben ausschalten, die dann (wieder einmal) herrlich überzogen das Zeitliche segnen - herrlich! Der Vollständigeit halber sei erwähnt, dass dem Spiel auch noch ein Download-Code für den Arcade-Titel Fruit Ninja Kinect beiliegt. Das wirkt sich zwar in keiner Form auf die Wertung aus, macht das Paket für Kinect-Spieler aber nochmals attraktiver.