Im Test:
Die Legende lebt
Die Szene ist nicht nur bei Trekkies beliebt: Auf einem felsigen Planeten liefert sich Kirk einen Ringkampf gegen ein erstaunlich behäbiges Reptilienwesen, das einen gewaltigen Felsbrocken werfen kann. Die Entwickler bei Digital Extremes fanden das legendär langsame Duell offenbar derart faszinierend, dass sie die Gorn kurzerhand zu Antagonisten ihres Shooters gemacht haben. Im Spiel sind die Biester zwar immer noch nicht die schnellsten, wuseln aber um einiges flotter vor dem Phaser herum als in der Vorlage.
Als die kriegerischen Gorn entdeckt haben, dass eine von Vulkaniern gebaute Energie-Station Risse im Raum erzeugt, versuchen sie, die Technik in die Finger zu bekommen, um sie für Invasionen zu missbrauchen. Also ballert sich das Duo von der Enterprise im Stil von Gears of War durch diverse Sorten der grünen Biester, um ihr Vorhaben zu vereiteln. Zu Beginn darf man sich für eine Figur entscheiden. Je nach Wahl erlebt man die Mission manchmal aus einem etwas anderen Blickwinkel, weil die beiden sich immer wieder helfen. James deaktiviert z.B. einen Laser, damit der Vulkanier unbeschadet am Vorsprung entlang klettern kann. Oder man lädt sich einen Freund ein und legt kooperativ los. Das klappt offline im Splitscreen, online mit einem Freund oder mit vermittelten Partnern aus der Spielersuche. Der Koop-Modus funktionierte bei unseren Testspielen sauber und flüssig - zumindest auf den Konsolen. Auf dem PC konnte die Spielersuche bisher keine Verbindung herstellen.
Erstaunliche Verschmelzung
Auch scharfe Texturen und Effekte sind auf der Enterprise Mangelware. Ein „Highlight“ sind die Animationen: Die stocksteifen Passanten drehen sich wie Holzpuppen auf einer Achse und Spock tanzt sogar den Moonwalk, wenn er an einem Tisch hängen bleibt. Auch die enge freundschaftliche Bindung zwischen den Protagonisten wird mit einer innovativen Bildsprache dargestellt. Wer will, kann die beiden sogar miteinander verschmelzen lassen: Spaziert einfach mit Kirk in Spock hinein und schon könnt ihr ganz ohne Kollisionsabfrage ein waberndes Konstrukt aus beiden Körpern bewundern. Mein Tipp: Bewegt die Kamera ein wenig umher, dann habt ihr einen guten Blick auf die in der Luft schwebenden Augäpfel und die zuckenden Kiefer.
Das schwere Los der Kreativen
Die ständigen Unterhaltungen der englischen Originalsprecher erinnern ein wenig an Uncharted, die lockere Stimmung wird aber immer wieder von den öden Schießereien verdorben. Ähnlich wie dort schlägt man sich per Knopfdruck in Deckung, hier fühlt sich das Ganze aber schrecklich hakelig an. Immer wieder starte ich versehentlich eine Ausweichrolle ins offene Feuer, da sie mit dem gleichen Knopf ausgelöst wird und ich nicht nah genug an der Deckung stand. Auch das Wechseln hinter eine andere Wand funktioniert zu träge und fehlerhaft. Wenn ich mit dem Zielkreuz auf eine Deckung ziele, akzeptiert das Spiel nur wenige Punkte. Ist das Symbol endlich erschienen, muss ich den Knopf eine quälend lange Sekunde gedrückt halten. Erst wenn sich die ringförmige Leiste gefüllt hat, laufe ich weiter zur nächsten Deckung – manchmal sogar auf die falsche Seite.
Unendliche Dummheit
Auch mein KI-Partner Spock ist für einen Vulkanier erstaunlich beschränkt: Zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt panisches Im-Kreis-Rennen. Gern auch flitzt er direkt ins Feuer eines tödlichen Automatik-Geschützes. Auch wenn ich dem Gegner eine Falle stelle, sabotiert er mich. Nachdem ich eine Mine durch einen Tricorder-Hack umgepolt habe, warte ich darauf, dass eine Wache in die Falle tappt. Dumm nur dass auch Spock wie angewurzelt neben der Mine stehen bleibt: Nach der Explosion muss ich ihn erst einmal
Willkommene Abwechslung
Das Abenteuer führt mich über die Raumstation des mies gelaunten Commodore Daniels, auf fremde Planeten und in die Schwerelosigkeit des Alls. Zwischendurch bediene ich auch mal die Geschütze der NCC-1701 oder schwebe mit Spocks Hilfe durch die Erinnerungen eines Gorn. Trotz allem Ärger gibt es durchaus schöne Momente – und zwar meist dann, wenn die misslungene Steuerung und die debile KI nicht dazwischen funken. Der Weltraumspaziergang auf einem riesigen Relais z.B. ist stimmungsvoll inszeniert, vor allem dank des mal bedächtigen, mal dramatisch pompösen Orchestersoundtracks. Mit Hilfe der kleinen Beam-Kanone „ETT“ teleportiere ich das Spitzohr durch kleine Lücken in verschütteten Zugängen. In die ruhigen Momente des Spiels wurden ein paar durchaus unterhaltsame Puzzles eingebaut. Meist beschränken sich die Aufgaben auf Minispiele sowie zu simple Schalterrätsel. Auch die wenigen Schleich-Passagen machen aufgrund der allgegenwärtigen künstlichen Dummheit keinen Spaß.
Gut gefallen hat mir dagegen, dass gewaltarmes Vorgehen belohnt wird – ähnlich wie in SOCOM: US Navy SEALs - Fireteam Bravo 2. Immer wieder treffe ich auf infizierte Opfer,
Kaum Versionsunterschiede
Inhaltlich unterscheiden sich die drei Fassungen nicht. Die Konsolen-Versionen sehen nicht gerade hübsch aus, laufen aber immerhin konstant flüssig. Mit ein wenig Tearing muss man allerdings leben. Die PC-Fassung ist zwar ähnlich hässlich, trotzdem profitiert sie bei Gesichtern und anderen Objekten von deutlich schärferen Texturen. Auch Metall-Spiegelungen und die Beleuchtung wirken etwas feiner.
Fazit
Was ist nur mit Digital Extremes los? Wie kommt dieser eklatante Qualitätsunterschied zwischen The Darkness II und dieser hingeschluderten Auftragsarbeit zustande? Die plausibelste Erklärung ist Zeit- oder Ressourcenmangel. Das stupide Baller-Abenteuer von Kirk und Spock wirkt zu großen Teilen unfertig: Die Technik erinnert an die ersten Xbox-360-Spiele, die Reptilien-Gegner verhalten sich schrecklich dämlich und sogar der computergesteuerte Partner bringt mich durch debiles Umherirren ständig in Schwierigkeiten. Dazu kommen jede Menge Grafikfehler, eine schrecklich hakelige Steuerung und eine Deckungsmechanik, die man am besten ignoriert. Schade um die guten Ansätze, vor allem im kreativen Bereich: Die ruhigen Erkundungen und Weltraumspaziergänge haben mir sogar richtig Spaß gemacht. Auch die ständigen Seitenhiebe der englischen Original-Sprecher verbreiten gute Laune. Doch all das nützt wenig, wenn das Spiel-Design in den wichtigsten Punkten versagt.
Pro
Kontra
Wertung
360
Schwache KI, veraltete Technik, öde Schießereien: Auch die authentisch eingefangene Star-Trek-Atmosphäre kann den misslungenen Shooter nicht retten.
PlayStation3
Schwache KI, veraltete Technik, öde Schießereien: Auch die authentisch eingefangene Star-Trek-Atmosphäre kann den misslungenen Shooter nicht retten.
PC
Die PC-Version profitiert von schärferen Texturen und Oberflächen, im Gegenzug funktioniert der Online-Koop noch nicht.
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