Im Test:
»Do a barrel roll!«
Ich muss es zugeben: Meine Erwartungen an Top Gun: Hard Lock (ab 48,95€ bei kaufen) (TGHL) waren nicht gerade irre hoch. Uralte Lizenz, nicht gerade der interessanteste Entwickler (Headstrong Games, die mit House of the Dead: Overkill oder Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn keine schlechte Arbeit ablieferten, aber auch nicht für Tänze in den Straßen sorgten) - eine klassische Durchschnitts-Kombination. Das Schöne an niedrigen Erwartungen: Man freut sich umso mehr, wenn sie deutlich überboten werden. TGHL ist keine Offenbarung am Pad-Himmel, aber auch weit von Flugschrott wie JASF entfernt.
Der »Pad-Himmel« war schon absichtlich gewählt, denn mit Birds of Steel oder noch härteren Simulationen hat das hier gar nichts zu tun - TGHL ist Arcade pur! Es gibt nur eine Außenperspektive, unendlich viele Raketen und Bomben, eine selbstheilende Maschine und ein Flugmodell, das mit »Brett in der Luft» passabel umschrieben ist. Ein Flightstick wird auf keiner Plattform benötigt, nicht mal am PC - hier wird das 360-Pad nativ unterstützt und empfohlen. Richtig spielhallig wird’s durch das Namen gebende »Hard Lock«-System, das mit dem DFM aus Ace Combat: Assault Horizon vergleichbar ist: Nähert man sich einem Gegner von hinten, kann man ihn ab einer
Ritter in der Luft
Wer Top Gun kennt, der kennt auch den Soundtrack - und der ist zum Teil auch in TGHL enthalten, in Form des entspannten »Top Gun Theme« von Harold Faltermeyer. Der Rest ist sehr anders, aber auch sehr gut: Mal schrammeln E-Gitarren durch die Sphären, mal werden die Lüfte von fetten Breakbeats durchgerüttelt. Dazu gibt es jede Menge englischer Sprachausgabe, die sich im Falle der Flügelmänner leider sehr oft wiederholt - »Close, but no cigar!« oder »I feel the need... the need for speed!« verlieren nach dem 20ten Mal irgendwie an Coolness.
Take my breath away
In Sachen Kulisse hinterlässt TGHL gemischte Gefühle. Auf der einen Seite meinen es die Entwickler mit den Effekten echt gut: Krisseliger Filter beim Nachbrenner, gleißende Sonnenstrahlen, schön glitzerndes Wasser, Unschärfen und Zeitlupen-Einsatz an allen Ecken und Enden, mächtig gewaltige Explosionen, wechselnde Wetterbedingungen innerhalb einer Mission. Auf der anderen Seite sorgt dieser Overkill gerne auch mal für Konfusion, gerade der Nachbrenner-Filter ist eher hässlich als stilvoll. Und lugt man hinter die Oberfläche, gibt es nicht viel zu sehen: Die Landschaften sind karg und detailarm, die Ladezeiten dafür umso länger. Technisch haben PC-Flieger die Nase vorn: Die Hardwareanforderungen sind niedrig, ab einer mittelschnellen Maschine bleibt die Action jederzeit flüssig. Auf den Konsolen gibt auch meist keine Probleme, allerdings merkt man in Ausnahmesituationen (wie z.B. der Kombination Sandsturm und Nachbrenner) deutlich, wie die Framerate von fetzigen 60 auf spürbar uncoolere 30 sinkt.
Fazit
Wo kommen eigentlich in letzter Zeit all die Simulationen und »Simulationen« her? Jahrelang war das Genre toter als von Richthofen, und mit einem mal platzt das Spielregal schier vor lauter Ace Combat, HAWX, Sturmovik, Birds of Steel, JASF und wie sie nicht alle heißen. Gut so, für irgendwas haben ja viele von uns noch den einsam vor sich her summenden Flightstick auf dem Dachboden stehen! Top Gun reiht sich in dieser zischenden Staffel mittig ein: Ihm fehlt die Pracht und Abwechslung der großen Jungs (wie den Ace Combats), ist aber gleichzeitig auch Flugdreck wie JASF locker drei Flügelspitzen voraus. Am meisten punktet Entwickler Headstrong Games mit der schieren Atemlosigkeit der Action: Eine Rakete nach der anderen, Beschuss ausweichen, Ramtamtam, Hard Lock-Modus, Fassrolle, Immelmann, KAPOW - uiuiui, das geht gut ab hier, ganz besonders, wenn man die treibende Musik noch dazu rechnet. Allerdings mangelt es den Aufträgen auf Dauer an Abwechslung, außerdem macht das Hard-Lock-System, wie sein DFM-Bruder aus Ace Combat: Assault Horizon, das Spiel sehr leicht: Von wenigen Ausnahmen abgesehen lassen sich damit alle Gegner auf gleiche Weise problemlos aus den Lüften pflücken. Nichtsdestotrotz bleibt unterm Strich ein gefälliger Action-Kracher für alle, die nach Ace Combat und Co. nach ein bisschen mehr vom Gleichen oder zumindest sehr Ähnlichen verlangen.
Wertung
360
Unterhaltsamer Arcade-Rabatz, mit Schwächen beim Missionsdesign, aber einer motivierenden Extraportion Krachbumm.
PlayStation3
Unterhaltsamer Arcade-Rabatz, mit Schwächen beim Missionsdesign, aber einer motivierenden Extraportion Krachbumm.
PC
Die PC-Version bietet die leicht bessere Grafik, ist aber sonst in jeder Hinsicht identisch.
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