Mad Riders30.05.2012, Jan Wöbbeking
Mad Riders

Im Test:

Endlich geht es zurück in die Wildnis: Pure-Entwickler Blackrock wurde zwar vor einem Jahr geschlossen, doch Konkurrent Techland sorgt für Nachschub. Im zweiten Quad-Racer der Polen drängeln sich die geländetauglichen Alleskönner wieder über abenteuerliche Strecken – diesmal allerdings nur digital über PSN und XBLA.

Ab durch die Mitte!

Passend zum Arcade-Konzept lassen sich die freigeschalteten Quads nur visuell aufmotzen.
Passend zum Arcade-Konzept lassen sich die freigeschalteten Quads nur visuell aufmotzen.
Bereits vor zwei Jahren kopierte Techland das Pure-Schema und machte es noch arcadelastiger. Das Highlight von nail'd war die durchgeknallte Streckenführung: Mal segelte man über eine Reihe von Windrädern, anderswo heizte man blitzschnell an der Decke eine Luftschachts oder seitlich an einer riesigen Staumauer entlang. Vor allem im LAN-Modus machte das Drängeln Laune.

Auch in Mad Riders ist der Name Programm: Ganz so abgefahren wirkt die Streckenführung zwar nicht mehr, trotzdem rast man auch hier beinahe senkrechte Abhänge hinab. Sogar eine an Hubscharubern hängende Straße wird über der Strecke eingeflogen, wenn man kurz vorher ein blaues Symbol erwischt. Die Veranstaltungen führen in den dichten Dschungel, auf idyllische Tropeninseln, an Burgen vorbei und natürlich durch jede Menge braunen Matsch.

Offroad-Pausensnack

Wer keine Luft-Akrobatik mag, kann den Nitro auch mit den roten Symbolen füllen.
Wer keine Luft-Akrobatik mag, kann den Nitro auch mit den roten Symbolen füllen.

Das Kernstück der Karriere sind normale Rennen: Der Kampf gegen neun Gegner macht eine Menge Spaß, vor allem, wenn man im richtigen Moment eine Abkürzung öffnet, den Nitro-Tank mit einer Trick-Kombo füllt und in letzter Sekunde mit einem Affenzahn am Führenden vorbei zischt. Durch die aus nail'd übernommene Fischaugen-Optik wirkt der Geschwindigkeitsrausch noch intensiver. Leider macht sich hier aber auch die Gummiband-KI bemerkbar, welche mitunter kurz vor der Ziellinie in die Eisen steigt.

Neben gewöhnlicher Rennen gibt es auch Stunt-Wettbewerbe, Zeit- und Checkpoint-Rennen zu meistern. Die ersten beiden gestalten sich recht unterhaltsam, die Checkpoint-Jagd dagegen öde. Man düst lediglich durch eine fade designte Arena und muss - anders als bei Dirt: Showdown – niemand anderen verschrotten. Stattdessen klappert man einfach die leuchtenden Markierungen ab.

Mario Kart im Gelände?

Die Streckenführung ist fast so durchgeknallt wie in nail'd: Hier wird z.B. eine Abkürzung eingeflogen.
Die Streckenführung ist fast so durchgeknallt wie in nail'd: Hier wird z.B. eine Abkürzung eingeflogen.

Die vierrädrigen Allrounder steuern sich um einiges gutmütiger als im inoffiziellen Vorgänger: Statt den Schwerpunkt von ATV und Fahrer behutsam auszubalancieren, kann man ohne Bedenken entspannt einen steilen Berg hinauf heizen. Die Quads fühlen sich allgemein leichter an – ihr Fahrverhalten erinnert beinahe an einen Fun-Racer. Wenn man zum Vergleich eine Runde nail'd startet, macht es vor allem an Steilwänden deutlich mehr Spaß, das Fahrzeug auszubalancieren.

Ebenfalls schade: Im Vorgänger sorgte das Abschießen der Gegner nicht nur für Genugtuung, sondern füllte auch die Nitro-Leiste. Diese Belohnung wurde komplett gestrichen. Im Gegenzug wurde aber der Rest des Stunt-Systems verbessert. Die einschneidendste Änderung: Endlich muss ich in der Luft nicht mehr nur die Flugbahn korrigieren, sondern darf zusätzlich ein paar Akrobatik-Tricks starten. Dazu zählen Vorwärts- Rückwärts- und diagonale Salti sowie ein seitlicher Dreher im Sprung. Auch am Boden wird getrickst. Wheelies und das etwas zu unpräzise Schliddern füllen ebenfalls den Boost auf.

Neue Luft-Stunts

Anfänger sollten sich nicht von den neuen Stunts abschrecken lassen. Die Tricks und stärkere Quads werden erst nach und nach freigeschaltet und lassen sich kinderleicht mit einfachem Stick- und Knöpchen-Kommandos ausführen. Wer möchte, kann außerdem jederzeit die Cleverness der KI auf leicht oder schwer umstellen. Könner dürfen sich außerdem an einigen Elite-Herausforderungen versuchen. Hat man erst einmal den Bogen 'raus und sich ein wenig Streckenkenntnis erarbeitet, kettet man blitzschnell einen Trick an den anderen und füllt den Turbo beinahe schneller, als man ihn leeren kann. Das simple Kombosystem bietet weniger Tiefe als in Pure, passt aber zur einsteigerfreundlichen Ausrichtung. Hat man erst einmal einen Stunt erlernt, darf man ihn jederzeit ausführen; während des Rennens lassen sich keine weiteren Trick-Stufen freischalten.

Die schrammelnden Gitarren und rappelnden Breakbeats passen wieder gut zur Action – allerdings sind diesmal keine echten Ohrwürmer wie im Vorgänger dabei. Technisch wird bestenfalls Mittelmaß geboten: Der Schlamm wird z.B. nicht so schön aufgewühlt wie im vier Jahre alten Pure – und auf dem Boden sieht er eher aus wie eine platte Textur. Auch der Rest der Kulisse kann nicht mithalten: Vor allem wenn man zwischendurch einen Blick auf Dirt: Showdown wirft, merkt man, wie stark die von Techland verwendete Chrome-Engine 4 mittlerweile hinterher hinkt.

Idyllische Natur, schwache Technik

Da es schon im Vorgänger an Online-Spielern mangelte, informiert diesmal auf Wunsch ein Symbol über eröffnete Partien.
Da es schon im Vorgänger an Online-Spielern mangelte, informiert diesmal auf Wunsch ein Symbol über eröffnete Partien.

Trotzdem wurden die 45 idyllischen Naturkurse liebevoll gestaltet: Neben zerklüfteten Felsen und verfallenen Tempeln ragen immer wieder umgestürzte Bäume auf die Fahrbahn, an denen man möglichst nicht hängen bleiben sollte. Allgemein sollte man gefährliche Ecken großzügig umfahren, denn die nicht immer korrekte Kollisionsabfrage ist eines der größten Mankos: Gelegentlich wird man sogar dann auf die Strecke zurückgesetzt, wenn man eigentlich gar nicht ins Straucheln kam. In der Karriere oder den schnellen Rennen hält sich der Frust aber in Grenzen, denn nach rund einer Sekunde ist man wieder im Rennen.

In den Internet-Rennen sind unverschuldete Stürze schon ärgerlicher, denn dort werden sie mit längeren Zeitstrafen geahndet. Insgesamt wirkt der Online-Modus wieder wie ein Sparprogramm. Statt einer Autolog-Kopie oder anderer sozialer Errungenschaften gibt es nur ein Standard-Programm: Man setzt kleine Meisterschaften auf, lässt sich automatisch mit anderen Spielern verbinden und steigert seinen Online-Level.

Sparmenü für Online-Raser

Anstelle von Motorrädern gibt es als Alternative diesmal Buggies: Statt mit Lufttricks füllt sich ihr Nitro automatisch.
Anstelle von Motorrädern gibt es als Alternative diesmal Buggies: Statt mit Lufttricks füllt sich ihr Nitro automatisch.

Je nach Veranstaltung kabbeln sich bis zu zwölf Fahrer in den Modi aus der Karriere - oder man startet einen fünfminütigen Zeit-Wettkampf, bei dem nur die Geister der Gegner zu sehen sind. Ab und zu gab es bei unseren Testspielen technische Probleme. Mal flogen wir vom Server oder einer unserer Gegner konnte nicht starten. Zwei mal hängte sich das Spiel sogar komplett auf. Meist liefen die Rennen aber rund und flüssig (vor allem auf der Xbox 360) – und dann machten die erbitterten Positionskämpfe richtig Laune. Die Ranglisten beschränken sich auf das Nötigste. Statt Bestleistungen für jede Veranstaltung gibt es nur Gesamtlisten für On- und Offline-Erfahrungspunkte sowie ein paar andere Details. Ein Splitscreen-Modus fehlt - löblich ist dagegen die Option für LAN-Matches.

Inhaltlich unterscheiden sich die Konsolenfassungen nicht. Wie im Vorgänger hat Techland die PS3 aber immer noch nicht im Griff: Das leichte Ruckeln verdirbt zwar nicht den Spaß, stört aber trotzdem. Zusätzlich sehen die Kulissen auf der Xbox 360 einen Deut schöner aus.

Fazit

Techland pfeift noch immer auf Realismus: In Mad Riders dreht sich alles um den schnellen Adrenalinkick. Blitzschnelle Quads, weite Sprünge und Fischaugenoptik sorgen für einen angenehmen Geschwindigkeitsrausch. Schade, dass sich die ATVs beinahe schon so gutmütig steuern wie in Mario Kart. Im Vorgänger nail’d musste ich Fahrer und Quad noch besser ausbalancieren, wodurch Sprünge und Fahrten an Steilwänden sich viel griffiger anfühlten. Außerdem wurden die herrlich fiesen Belohnungen fürs Rempeln gestrichen. Im Gegenzug wirkt aber das Stunt-System viel durchdachter. Nicht so ausgefeilt wie im Vorbild Pure, aber immerhin kann ich endlich Luft-Tricks starten und Kombos aufbauen. Trotz leichter Gummiband-KI hat mich die Karriere gut unterhalten. An anderer Stelle wäre aber auch in einem Arcade-Titel mehr drin gewesen. Die technisch schwachen Kulissen, der simpel gehaltene Online-Modus und die schwache Kollisionsabfrage wirken altbacken. Für eine Runde zwischendurch ist der unkomplizierte Fun-Racer aber genau richtig.

Wertung

360

Trotz kleiner Fehler und altbackener Technik sorgt Mad Riders für einen turbulenten Geschwindigkeitsrausch.

PlayStation3

Die PS3-Version sieht etwas unsauberer aus und leidet unter leichtem Ruckeln.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.