Lego Batman 2: DC Super Heroes26.06.2012, Paul Kautz
Lego Batman 2: DC Super Heroes

Im Test:

Lego, Lego, Lego - und kein Ende ist in Sicht. Wie oft kann man die schon so häufig benutzte Formel noch bemühen, bevor sie schlimmer stinkt als ein aufgeschlitztes Tauntaun? Grundsätzlich eine berechtigte Frage, die aber an dieser Stelle falsch ist. Denn Lego Batman 2: DC Super Heroes (ab 4,19€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) wagt erstaunlich viel Neues!

Lego Kombat!

Lego-Spiele haben einen weiten Weg hinter sich. Und nirgends sieht man das besser als in Lego Batman 2. Natürlich ist das Ganze im Großen und Ganzen eine Ansammlung von bunten Klötzen verschiedener Größen - aber verdammt nochmal, sieht das Ganze gut aus! „Lego Crysis“ würde zu weit gehen, aber die 3D-Engine, die Traveller’s Tales‘ neustes Abenteuer befeuert, hat mächtig Zunder! Detailverliebte, verschnörkelte Räume mit Massen an zerstörbaren Objekten, schnieke Oberflächenreflexionen, fauchende Flammen, beeindruckende Legomännchenmengen gleichzeitig im Bild - viel Blingbling, viel Glitzer, viel anerkennendes Kopfnicken.

Und auch in anderer Hinsicht merkt man, dass die Lorbeeren der Entwickler wohl nicht ganz so bequem sind, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte, denn an allen Ecken und Enden wurde geschraubt: Es gibt jetzt Klopper-Kombos mit Finishing Moves (nix Mortal-Kombat-kompatibles, sondern nur unterschiedliche Lego-Zerpflücker, die

Verschiedene Anzüge ermöglichen es dem dynamischen Duo, ihre Fähigkeiten nochmals zu erweitern. Hier in Aktion: Der Magnet-Anzug.
Verschiedene Anzüge ermöglichen es dem dynamischen Duo, ihre Fähigkeiten nochmals zu erweitern. Hier in Aktion: Der Magnet-Anzug.
extra-viele Punkte geben), man kann direkt von Greifpunkt zu Greifpunkt springen - und es gibt Check- sowie Speicherpunkte innerhalb der Missionen! Das ist insofern wichtig, als dass die 15 Story-Aufträge zum Teil verdammt lang sind: Lässt man sich Zeit mit dem Erkunden und Zerkloppen von Lego-Gebilden, kann man in manchen Abschnitten locker eine Stunde verbringen. Und selbst wenn man mit Supergeschwindigkeit durch die Handlung rast, ist das Spiel noch lange nicht vorbei - sogar noch weniger als früher mal. Denn Lego Batman 2 ist groß. Verdammt groß!

Ein düsterer Spielplatz

Das liegt vor allem an Gotham City, dem Liberty City der Lego-Batman-Welt. Eine gigantische Stadt, in der es irre viel zu tun gibt: Überall schreien Passanten um Hilfe, denen man unter die in Not geratenen Arme greifen kann. Man kloppt sich mit Schergen

Gotham City ist ein gigantischer Spielplatz, in dem es massig zu entdecken und freizuspielen gibt.
Gotham City ist ein gigantischer Spielplatz, in dem es massig zu entdecken und freizuspielen gibt.
von Joker, Riddler & Co., um sie, wie in Lego Pirates of the Caribbean, nach genügend Backpfeifen kaufen zu können und im Sortiment zu haben. Man aktiviert Bat-Scanstationen, die den Aufenthaltsort von Bossgegnern aufdecken (die man anschließend ebenfalls vermöbeln und der eigenen Sammlung hinzufügen kann), fährt Checkpunktrennen, begibt sich auf die Suche nach dem großen Bonuslevel - und hält die Augen nach roten und goldenen Lego-Steinen offen. Gerade diese sind zum Teil verdammt gut verborgen und nicht einfach über einen mal schnell hin fliegenden Superman zu erreichen. Stattdessen muss man die Sonderfähigkeiten diverser Figuren nutzen, um an die Klunker zu gelangen, teilweise auf sehr ausführlichen Wegen.

Der komplette Titel trifft den Nagel präzise auf den Schädel: Lego Batman 2: DC Super Heroes besteht eigentlich aus zwei getrennten Teilen. Der erste ist die Kampagne, die sich fast ausschließlich um Batman und Robin dreht. Später darf man auch Superman

Innerhalb der Kampagne gibt es immer wieder Railshooter-Abschnitte, in denen man aus dem Batwing oder als Superman sehr belanglos herumballert.
Innerhalb der Kampagne gibt es immer wieder Railshooter-Abschnitte, in denen man aus dem Batwing oder als Superman sehr belanglos herumballert.
kontrollieren, erst kurz vor Schluss kommen Wonder Woman & Co. ins Spiel, aber der Fokus liegt ganz klar auf dem dynamischen Duo, das sich der Doppel-Bedrohung aus dem Joker und Lex Luthor stellen muss. Wer mehr Spaß mit den anderen DC-Figuren haben möchte, ist in Gotham City gut aufgehoben, denn erst dort kommen sie richtig zur Geltung. Das Spiel in seiner Gesamtheit dreht sich nicht um einen Film oder eine Serie, sondern ist ein Kuddelmuddel aus allem, was mit Batman, Superman und all den anderen DC-Figuren zu tun hat - natürlich auch mit vielen Schurken wie Catwoman, Bane, Mr. Freeze oder Harley Quinn. Ein Teil davon mimt auch in der Kampagne den Oberschurken, wobei die Bosskämpfe zum Teil sehr ausgefallen sind. Meine Highlights waren der mit jeder Runde psychedelischer werdende Fight gegen Scarecrow oder der Joker und Lex Luthor, welche die Bathöhle zerpflückten.

Das dynamische Trio

Nach ein paar Einstiegsmissionen, in denen man den Schergen des Jokers (und natürlich auch Grinsebacke selbst) zeigt, wo der Frosch die Batlocken hat, landet man in der Bathöhle, in die man auch immer wieder zurückkehrt - sie ist der klassische, zentrale Hub des Spiels. Die Erzählung konzentriert sich auf Batman und Robin, die genau wie im ersten Spiel immer wieder verschiedene Anzüge überstreifen, um noch mehr Spielkram am Gürtel baumeln zu haben. Batman schlüpft z.B. in den „Sensor Suit“ (mit dem er sich nicht nur unsichtbar machen, sondern auch per Röntgenblick hinter Mauern schauen und dort kleinere Puzzles lösen kann) oder den „Electricity Suit“, der es ihm ermöglicht, elektrisch bratzende Stellen gefahrlos zu passieren und mit der aufgesaugten Energie tote Maschinen zu beleben. Robin hat dagegen u.a. die Wahl unter dem „Magnet Suit“ (mit dem er metallene Oberflächen bekraxeln und Magneten nutzen kann) oder dem „Hazard Suit“, dank dem er unter Wasser oder durch Chemiepfützen laufen und Letztere per Wasserstrahl beseitigen kann.

Superman kommt erst später ins Spiel, wird aber schnell zur wichtigen Hilfe. Außerdem himmelt ihn Robin pausenlos an.
Superman kommt erst später ins Spiel, wird aber schnell zur wichtigen Hilfe. Außerdem himmelt ihn Robin pausenlos an.
Der später ins Spiel kommende Superman kann eigentlich alles: Fliegen, Wasser gefrieren, Dinge mit Laseraugenstrahl kaputt machen, schwere Objekte ziehen, durch Wände sehen, Dinge superschnell zusammenbauen. Und unverwundbar ist er auch noch. Kein Wunder, dass Robin ihn ganz verliebt anschmachtet, während Batman ihn nicht ausstehen kann.

Wo steckt das Lachen?

In Sachen Spielprinzip bleibt Lego Batman 2 der Reihe treu: Es gibt massig kleinere Puzzles zu lösen, noch viel mehr Bösewichter zu verkloppen (die in Lego-Steinchen zerbröckeln), Minikits zu sammeln, viel kaputt zu machen, um es hinterher, ganz im Lego-Gedanken, zu anderer Form wieder zusammenzubauen. Der größte Teil der Levels bleibt einem beim ersten Durchspielen verborgen, denn um all die Geheimnisse zu erforschen, braucht es immer wieder bestimmte Figuren mit bestimmten Eigenschaften, die man erst im Laufe der Zeit erhält - sehr gut für den Wiederspielwert. Es gibt sehr viele Partner-Aktionen, bei denen die KI normalerweise gute Dienste leistet; wenn es etwa darum geht, gemeinsam Schalter zu bedienen. An anderer Stelle scheitert sie konsequent: Sehr oft finden Partner nicht von allein den richtigen Weg - in solchen Fällen muss man sie direkt kontrollieren. Ein Mal durfte ich auch beobachten, wie Superman an einem Geländer hing und minutenlang verzweifelt versuchte, sich hoch zu ziehen. Ja, genau, der Superman. Das sah so jämmerlich aus, dass ich nur kopfschüttelnd hingehen und ihm „Du... also... ich weiß nicht, ob’s dir schon einer mitgeteilt hat. Aber du kannst fliegen.“ sagen wollte. Aber er konnte mich ja nicht hören. Am besten zieht man ohnehin mit einem Partner aus Fleisch und Blut in den Kampf gegen das Verbrechen, wobei der Zweite jederzeit ein- und aussteigen kann. Der Koop-Modus beschränkt sich mal wieder auf den lokalen (und sehr dynamischen) Splitscreen, eine Online-Variante gibt es mal wieder nicht.

Die Kloppereien sind unterhaltsam wie eh und je, und dieses Mal auch mit mehr Kombo-Möglichkeiten versehen.
Die Kloppereien sind unterhaltsam wie eh und je, und dieses Mal auch mit mehr Kombo-Möglichkeiten versehen.
Es gibt allerdings auch einige Neuerungen, wobei nicht alle gut sind. Die Railshooter-Abschnitte z.B. sind zwar nicht so nervend wie die Pseudo-Strategie in Lego Star Wars III, aber so schrecklich belanglos: Minutenlang dreht man automatisch im Batwing oder dem Batmobil seine Kreise und zielt auf überdeutlich markierte Ziele - schnarch! Unschön auch, dass man gerade im proppevollen Gotham City merkt, wie die Engine an ihre Grenzen stößt; es ruckelt immer wieder mal spürbar. Schön ist allerdings, dass die Handhabung der vielen „Vehikel“ (vom Batmobil über Hot-Dog-Wägelchen bis hin zum Polarbären) im Vergleich zu früher deutlich verbessert wurde. Ebenfalls super: Der Soundtrack, der sehr viel auf Danny Elfmans Batman-Soundtracks setzt.

Ein zweischneidiges Schwert dagegen ist die größte, wichtigste, gigantischste aller Neuerungen: Es wird gesprochen! Lego Batman 2: DC Super Heroes ist das erste Lego-Spiel, in dem nicht mehr gebrummt und gemurmelt, sondern richtig gesprochen wird. Das ist zum einen gut, weil die Sprecher zumindest in der englischen Fassung wirklich toll sind und interessante Sachen zu sagen haben (von den deutschen sollte man dagegen Abstand halten - die klingen z.B. scheußlich, allen voran der heruntergepitchte Butler Alfred). Zum anderen schlecht, weil sie wenig Witziges von sich geben. Ein großer Teil des legendären Humors der früheren Spiele speiste sich aus der absurden Situationskomik und der albernen Mimik/Gestik. Das wurde jetzt zugunsten langer Dialoge deutlich zurückgefahren. Das Spiel ist immer noch witzig, allen voran die Nachrichtensprecherin, aber richtig laut gelacht habe ich hier kaum.

Fazit

Ich bin kein Fan der Sprachausgabe. Zugegebenermaßen ist sie qualitativ hochwertig (zumindest im Fall der englischen Version - die deutsche ist zum Davonlaufen!), und natürlich erlaubt sie den Autoren mehr Handlungsfreiheit; ganz besonders, da hier wie schon im ersten Lego Batman keine direkte Parodie erfolgt, sondern ein Universum an sich auf die Schippe genommen wird. Aber trotzdem: Ich vermisse das Gebrabbel, das ausdrucksstarke Schulterzucken, den Slapstick - und vor allem den Humor. Nicht falsch verstehen, Lego Batman 2 ist immer noch unterhaltsam. Aber so richtig witzig ist es nicht; ein Problem, das auch der erste Teil hatte. Die Thematik ist halt im Großen und Ganzen zu düster für eine echte Parodie. Davon abgesehen finde ich es allerdings bemerkenswert, wie mutig die Entwickler neue Ansätze ausprobieren, allen voran das Open-World-Prinzip - das zwar an schlechter Übersicht und gelegentlichem Geruckel leidet, aber das ohnehin schon wieder mal sehr umfangreiche Spiel nochmals vergrößert. Außerdem ist es ein wirklich saucooles Gefühl, mit Superklotzman durch das im Sonnenuntergang glitzernde Gotham City zu zischen, begleitet von John Williams‘ markantem Superman-Thema. Aber nicht alles glänzt so schön wie des Eisernen Locke: Die Railshooter-Abschnitte sind gähnend langweilig, die KI-Bugs zum Teil sehr nervend, das Spielprinzip wenig herausfordernd wie eh und je. Auf der anderen Seite ist da eine beeindruckende Präsentation, viele sinnvolle Verbesserungen im Detail sowie natürlich der unverändert gute Koop-Spaß. Kurzum: Ein rundum gelungenes Lego-Paket. Nicht perfekt, aber mit vielen positiven Überraschungen, die der Serie auch zukünftig noch gut tun werden.

Pro

unterhaltsame englische Sprachausgabe...
sehr gute Präsentation
viele sinnvolle Verbesserungen im Spielsystem
deutlich bessere Vehikel-Steuerung als vorher...
guter Koop-Spaß
sehr viel zu entdecken und freizuschalten
abwechslungsreiche Anzüge und Figuren
Massen an bekannten und weniger bekannten DC-Figuren
beeindruckender Umfang
spaßige Bosskämpfe

Kontra

...schlafmützige deutsche Sprachausgabe
fragwürdige Ballereinlagen
lange Ladezeiten
...aber immer noch oft genug fummelig
unübersichtliche Open World
nervende KI-Bugs
immer wieder Ruckeln in Gotham City
kein Online-Modus
wenig Herausforderung

Wertung

360

Ein gigantisches Lego-Abenteuer, das zwischen all den Vergrößerungen und Verbesserungen leider an Charme verloren hat.

PlayStation3

Ein gigantisches Lego-Abenteuer, das zwischen all den Vergrößerungen und Verbesserungen leider an Charme verloren hat.

PC

Die PC-Version bietet die sauberste Grafik, aber sonst den gleichen Inhalt wie die Konsolen-Brüder.

Wii

Technisch die schwächste aller Fassungen, inhaltlich kann sie aber locker mithalten: Auch hier wartet ein sehr großes Lego-Abenteuer!

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