Im Test: Schwanengesang im Wrestling-Ring
Das Monopol-Syndrom
Bereits zu THQ-Zeiten hatte die von Yukes Entertainment entwickelte WWE-Serie nur wenig bis gar keine Konkurrenz. Und wie ähnlich wettbewerbsarme Sportspielserien mit jährlichem Veröffentlichungsturnus (siehe auch Madden NFL) litt man immer wieder unter Stagnation. Warum sollte man sich auch die Mühe machen, Umwälzungen durchzuführen, wenn man nicht durch äußere Umstände dazu gezwungen wird? Immerhin: Mit der in einem anderen Yuke's-Studio entstehenden UFC-Undisputed-Serie gab es zumindest den Ansatz eines internen Wettbewerbs, der sich vor allem visuell positiv auf die WWE-Spiele auswirkte. Und wenn es in der einen oder anderen Ausgabe mechanisch nur wenig Fortschritt gab, konnte man sich darauf verlassen, dass inhaltlich aufgestockt wird, so dass in dieser Dekade schließlich ein Rundum-Glücklich-Paket entstand, das mit umfangreichen Editoren punkten konnte und den Spieler letztes Jahr eindrucksvoll durch 30 Jahre Sports-Entertainment-Geschichte führte.
Bekannt und weniger
Zwar gibt es beim bewährten Kampfsystem, das in den letzten Jahren den Wrestling-Zirkus als Timing-basierten Prügler inszenierte, nur rudimentäre und für das Spielgefühl nur unerhebliche Fortschritte. Doch der Wechsel zwischen Schlägen, Griffen und Würfen ist nach wie vor gelungen und wird von einer ordentlichen Konter-Mechanik ergänzt, von der auch die KI vernünftig Gebrauch macht. Ebenfalls bekannt sind die Moveschleifen, die weiterhin gar nicht oder nur höchst selten unterbrochen werden können und die sowohl offline gegen die KI oder menschliche Kontrahenten als auch online zu
Konnte man im Vorgänger 30 Jahre WrestleMania-Geschichte miterleben und in WWE 13 die Faszination der Attitude-Ära nachempfinden, während man in den einzelnen Matches bestimmte Aufgaben erfüllte, ist der diesjährige "2K Showcase" ein Rückschritt. Hinsichtlich Aufbau (Mischung aus Videos der echten Events, Nachspielen bestimmter Situation in den Matches, besondere Aufgabenstellungen) sind die zwei realen Storylines, denen man hier folgt, identisch. Doch sowohl die Geschehnisse rund um Triple H und Shawn Michaels als auch die Fehde zwischen CM Punk und John Cena können nicht mehr so mitreißen. Vielleicht liegt es daran, dass beide Erzählstränge in der eher jüngeren Vergangenheit liegen und austauschbarer sind als die historisch wichtigeren Ereignisse der Vorgänger. Denn letztlich hätte es hier keinen Unterschied gemacht, wenn man den "Bruder"-Duellen zwischen Undertaker und Kane ähnlich viel Raum gegeben hätte. Oder sich einer der anderen zahlreich vorhandenen Fehden aus den WWE-Archiven verschrieben hätte. Das Besondere fehlt, auch wenn die mittlerweile zu Kultstatus erhobenen Interviews mit CM Punk sicherlich die Ehre der Software-Verewigung verdient haben. Doch das hätte man auch als DLC anbieten können.
Weniger ist mehr?
Der auf den "alten" Systemen exklusive "Who-got-NXT"-Modus, der einen mit fünf Nachwuchs-Athleten der WWE bekannt macht und sie schließlich als spielbare Figuren freischaltet, kann ebenfalls nicht für Euphorie sorgen. Im Aufbau eine erzählerisch stark verkürzte Variante der bekannten Storylines von Attitude bis Showcase, liegt die Qualität der Inszenierung noch eine Stufe drunter. So bleibt der Eindruck eines Lückenfüllers. Apropos Lücken: Bei der Athleten-Auswahl muss man sich vor allem im Bereich der Legenden auf diese einstellen. Die Anzahl an zur Verfügung stehenden Superstars, Manager und Diven wurde von beinahe 90 auf knapp über 60 zurück gestuft. Da aber viele aktuelle Wrestler darunter sind, leidet der bekannte WWE-Welt-Modus (im Original WWE Universe) mit seinen dynamischen Storylines und Rivalitäten, auf die man Einfluss nehmen oder sie sogar komplett umschreiben kann, in keiner Form. Tatsächlich habe ich in diesem Jahr mehr Spaß an diesen Matches als zuvor. Was allerdings eher am vergleichsweise biederen Showcase liegt. Und daran, dass ich keine Möglichkeit mehr habe, mir von der Community erstellte Stories herunterzuladen. Denn auch in den nach wie vor üppigen Editoren wurde der Rotstift angesetzt.
Papa, wer ist der Mann da?
Wenn man schon sparsam mit den Inhalten umgeht und sogar wichtige Teile bei Community-Kreationen streicht, ist doch bestimmt Zeit da, um der Kulisse einen neuen oder zumindest überarbeiteten Anstrich zu geben, oder? Das war meine letzte Hoffnung. Doch auch die wurde zunichte gemacht. Die Figuren haben nur minimale Fortschritte gemacht. Zwar gab es abseits der Moveschleifen und ein paar unsauberer Animationen wenig am
Ebenfalls nach wie vor problematisch sind die Diskrepanzen bei der Wiedererkennung der Figuren. Während der virtuelle Triple H ein akkurates Abbild des echten „King of Kings“ darstellt, ist sein Buddy Shawn Michaels nur mit viel Fantasie als solcher zu erkennen. Und das ist bei einem Fokus auf eine Fehde zwischen den beiden im Showcase natürlich suboptimal. Mitunter sind es nur Kleinigkeiten, die fehlen, um den gelungenen Eindruck der digitalen Ebenbilder der Superstars zu vervollkommnen. Mitunter weiß man nicht, ob Yukes beim Digitalisieren der Vorlagen einen Unschärfefilter darüber gelegt hat oder ob sich bei den Designern jemand einen Spaß erlaubt hat und Augenhöhlen etc. in der Größe verändert hat. Wenigstens hier hätte man die Lizenz bis zum Letzten ausnutzen müssen. Jetzt ruhen alle Hoffnungen auf den Fassungen für die aktuellen Konsolen.
Fazit
Der Fokus liegt hoffentlich dieses Jahr auf den Versionen für PS4 und Xbox One. Denn anders lässt sich die stiefmütterliche Behandlung von WWE 2K15 auf PS3 und 360 kaum erklären. Man hat nicht nur bei den spielbaren Superstars gespart -obwohl immerhin noch über 60 angeboten werden-, sondern vor allem bei den Editoren den Rotstift angesetzt; besonders der Story-Editor wird schmerzlich vermisst. Mechanisch hat man nur Details verändert, die neuen Modi können trotz frappierend ähnlichen Aufbaus nicht die gleiche Faszination erreichen, wie die traditionsschwangeren 30 Jahre WrestleMania-Geschichte, die man in der letzten Ausgabe nacherleben durfte. Dazu kommt, dass der Wiedererkennungswert der Figuren von sehr realitätsnah bis hin zu "Wer soll das sein?" reicht. Immerhin wurden die Kommentare auf einen ordentlichen Stand gebracht: Jerry Lawler und Michael Cole wirken als Duo so lebendig wie schon lange nicht mehr, werden aber auch hier irgendwann Opfer der Abnutzung durch Wiederholung. Doch selbst die zwei Mikrofon-Haudegen können nicht verhindern, dass WWE 2K15 es unter dem Strich nicht einmal ansatzweise schafft, seinen fast in jeder Hinsicht überlegenen Vorgänger aus dem Ring zu werfen. Das hier ist das Gegenstück zu Vince McMahons Montreal Screw Job – irgendwo unterhaltsam und seinen Zweck erfüllend, aber auch einen bitteren Geschmack zurücklassend.
Pro
Kontra
Wertung
360
Mechanisch baugleich zum letzten Jahr, wird die Faszination des WrestleMania-Modus nicht erreicht. Geringerer Umfang und gestrichene Editoren machen sich deutlich bemerkbar.
PlayStation3
Mechanisch baugleich zum letzten Jahr, wird die Faszination des WrestleMania-Modus nicht erreicht. Geringerer Umfang und gestrichene Editoren machen sich deutlich bemerkbar.
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