Im Test: Starke Regie, schwaches Finale
Marmor, Eis und Eisen bricht...
...aber unsere Familie nicht? Wer die Forresters in diesem Game of Thrones über sechs Episoden begleitet und seiner Familie getreu dem Motto "Iron from Ice" dienen will, muss viele harte Entscheidungen treffen. Schon zu Beginn, aber spätestens in der fünften sowie sechsten Episode gibt es je nach Spielweise schmerzhafte Konsequenzen, wenn man vielleicht im naiven Trotz den Helden spielen oder alle Beteiligten irgendwie retten will. Und was macht eigentlich einen guten Anführer aus? Ehrenhafter Stolz oder verschlagenes Schauspiel? All das ist möglich, all das wird Folgen haben. In den vielen Dialogen sind es nicht immer die offensichtlichen Anwtorten, die einem später helfen - man muss einige Klischees des Guten hinter sich lassen, wenn man sich auf dieses Abenteuer einlässt. Hilflos muss man vielleicht mit ansehen, wie Erzfeinde in der eigenen Halle morden oder wie aus freundlich lächelnden Verbündeten plötzlich wölfisch grinsende Verräter werden.
Telltale Games nimmt keine Rücksicht, wenn es um die Opfer der politischen Ränkespiele geht - egal ob sympathischer Krieger oder unschuldiges Kind. Es wird recht schnell klar, dass in diesem gefährlichen Spiel jeder betrogen werden und natürlich sterben kann. Man hat irgendwann das Gefühl, dass die größten Gefahren nicht in den blutigen Kämpfen mit ihren Reaktionstests, sondern in den heiklen Gesprächen mit all den Strippenziehern liegen. Oder gar in den eigenen Reihen. Aber auch abseits des politisch Brisanten gibt es viele emotionale Situationen, in denen es vielleicht um ein Versprechen, um die Freundschaft oder die Liebe geht. Hier wirkt dieses Game of Thrones angenehm erwachsen. Und damit inszeniert dieses Episoden-Adventure genau das, was man von den gnadenlosen Romanen des George R.R. Martin kennt.
Von der Mauer bis zur Wüste
Für diese Konsequenz verdient Telltale Games ein ebenso großes Lob wie für die
erzählerische Leistung, diese Geschichte der Forresters glaubwürdig in das große Ganze der Sieben Königreiche einzuflechten - keine leichte Aufgabe! Zwar erinnert dieses Haus des Nordens in einigen Bereichen an die Starks - vor allem in der überregionalen Verwicklung der ganzen Familie. Wer die sechs Episoden spielt, erlebt nicht nur die Story einer Familie in einem lokalen Kontext, sondern reist zur berühmten Mauer und noch weiter in den Norden, trifft nicht nur in King's Landing bekannte Persönlichkeiten wie Tyrion oder Cersei Lannister, sondern bekommt auch ein Gefühl für die außenpolitische Dimension, weil man auch auf dem Kontinent weit im Süden mit Daenerys Targaryen zu tun hat.
Um dieses breite Spektrum an Themen und Regionen anzubieten, versetzt mich Telltale Games in verschiedene Rollen, so dass mit der Szene auch die Perspektive und vielleicht das Geschlecht wechselt: Als Zofe Mira muss ich mich am Königshof ganz anders verhalten als ihr Bruder Asher als Söldner oder etwa Gared Tuttle an der Mauer. Hinzu kommen markante Nebenfiguren wie etwa die Söldnerin Baksha oder gar ein Wildling, so dass viele Konflikte und Kontroversen entstehen. All diese Charaktere sind nicht nur gut geschrieben, sie bieten auch interessante Einblicke in diese Low-Fantasywelt, in der Politik und Stahl statt Dämonen und Magie regieren. Trotzdem macht Telltale Games von Beginn an neugierig mit dem Familiengeheimnis um den mysteriösen "North Grove". Gibt es neben Drachen tatsächlich noch anderes Sagenhaftes?
Schwaches Finale und bekannte Defizite
Nach all dem Lob, folgt die Kritik, die mit dem schwachen Finale dieser sechsten Folge beginnen muss. Ja, was die dramatische Zuspitzung der Ereignisse angeht, kann ich der Regie zunächst ein Kompliment machen. Aber ohne auf Details einzugehen, bleiben einfach zu viele Fragen in dieser Familiengeschichte offen. Es ist sehr enttäuschend, dass Telltale Games hier so deutlich auf die zweite Staffel hinarbeitet, anstatt das Kapitel um die Forresters wirklich befriedigend abzuschließen. Neben diesem schwachen Finale bleiben auch die bekannten Kontrapunkte bestehen: Lediglich in Folge vier kommt mal der Hauch eines Rätsels auf, aber ansonsten enttäuscht das Abenteuer mit sehr anspruchslosem Geklicke, ohne dass man mal sein Hirn einsetzen oder clever kombinieren müsste.
Die spielerischen Defizite werden nur leidlich von den gut choreografierten Kampfszenen mit ihren Reaktionstests kompensiert, die immerhin für etwas Abwechslung sorgen, auch wenn sie nach dem Scheitern erneut die gleichen Kombinationen verlangen - zum Finale hin werden diese immer drastischer bis ins Extreme inszeniert, wenn sich Stahl durch Augen frisst oder Köpfe rollen. Dieser Fokus auf explizite Gewalt passt zwar zur Romanvorlage, aber Telltale Games lässt dafür die explizite Sexualität komplett weg, die bei George R. R. Martin immer wieder vorkommt. Hier hat man fast das Gefühl, ein prüdes Adventure zu spielen, obwohl es in King's Landing genug schlüpfrige Möglichkeiten gegeben hätte.
Viel entscheidender ist allerdings, dass man während des Spielens dieser sechs Episoden in ein zu enges Korsett gezwängt wird. Die fehlenden Rätsel sind ja das eine, hinzu kommen so kleine Schauplätze, dass man kaum von Erkundungsreizen sprechen kann. Und obwohl man Gegenstände findet sowie eine Art Inventar hat, wirkt das angesichts der kaum vorhandenen Interaktionen wie ein überflüssiges Zugeständnis an alte Adventurezeiten. Last but not least sind die zweimonatigen Wartezeiten auf diese nicht mal zweistündigen Episoden viel zu lang, denn man wird komplett aus der Story gerissen. Da hätte man zumindest ausführliche Rückblicke statt diese oberflächlichen Zusammenschnitte zu Beginn einer Episode anbieten können.
Fazit
Diese sechs Episoden Game of Thrones haben mich unterm Strich gut unterhalten. Tolle Dialoge, glaubwürdige Charaktere und vor allem dramaturgische Spannung, dass man fast in den Bildschirm greifen will. Schon zu Beginn, aber spätestens in der fünften sowie sechsten Episode gibt es schmerzhafte Konsequenzen, wenn man vielleicht im naiven Trotz den Helden spielen will. Aber auch abseits des politisch Brisanten gibt es genug emotionale Situationen. Hier wirkt dieses Game of Thrones angenehm erwachsen, macht keine Kompromisse - bis hin zur expliziten Gewalt, die in den letzten beiden Folgen fast an die Schmerzgrenze geht. Damit inszeniert dieses Episoden-Adventure genau das, was man von den gnadenlosen Romanen des George R.R. Martin kennt. Drückt man angesichts der vollkommen prüden Inszenierung mal ein Auge zu, verdient Telltale Games für diese konsequent an der Vorlage orientierte Regie ein ebenso großes Lob wie für die erzählerische Leistung, diese Geschichte der Forresters glaubwürdig in das große Ganze der Sieben Königreiche einzuflechten; keine leichte Aufgabe! Auf der Kontraseite bleiben der fehlende Anspruch bei allem Interaktivem sowie die mickrig kleinen Areale - Erkundungsreize entfalten sich hier nicht. Und schließlich hinterlässt das eigentlich gut zugespitzte, aber mit seinen offenen Fragen letztlich enttäuschende Finale einen bitteren Nachgeschmack. Telltale Games arbeitet mir zu klar auf die zweite Staffel hin, so dass aktuell auch keine Vorfreude aufkommen will. Vor allem dann nicht, wenn man der nervigen Veröffentlichungspolitik treu bleibt, die mich monatelang auf nicht mal zwei Stunden Spiel warten lässt. Darauf habe ich einfach keine Lust mehr, denn die Lücke reißt mich zu stark aus der Handlung. Hier sollte man sich ein Beispiel an Capcom und Resident Evil: Revelations 2 nehmen: Da hat man nur eine Woche auf den nächsten Teil gewartet.
Pro
Kontra
Wertung
360
Trotz fehlender Rätsel, zu kleinen Arealen und offenen Fragen im Finale: Die sechs Episoden Game of Thrones haben mich unterm Strich gut unterhalten, weil sie erzählerisch stark in die Fantasywelt eingebunden sind.
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Trotz fehlender Rätsel, zu kleinen Arealen und offenen Fragen im Finale: Die sechs Episoden Game of Thrones haben mich unterm Strich gut unterhalten, weil sie erzählerisch stark in die Fantasywelt eingebunden sind.
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Trotz fehlender Rätsel, zu kleinen Arealen und offenen Fragen im Finale: Die sechs Episoden Game of Thrones haben mich unterm Strich gut unterhalten, weil sie erzählerisch stark in die Fantasywelt eingebunden sind.
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Trotz fehlender Rätsel, zu kleinen Arealen und offenen Fragen im Finale: Die sechs Episoden Game of Thrones haben mich unterm Strich gut unterhalten, weil sie erzählerisch stark in die Fantasywelt eingebunden sind.
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Trotz fehlender Rätsel, zu kleinen Arealen und offenen Fragen im Finale: Die sechs Episoden Game of Thrones haben mich unterm Strich gut unterhalten, weil sie erzählerisch stark in die Fantasywelt eingebunden sind.
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Trotz fehlender Rätsel, zu kleinen Arealen und offenen Fragen im Finale: Die sechs Episoden Game of Thrones haben mich unterm Strich gut unterhalten, weil sie erzählerisch stark in die Fantasywelt eingebunden sind.
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Trotz fehlender Rätsel, zu kleinen Arealen und offenen Fragen im Finale: Die sechs Episoden Game of Thrones haben mich unterm Strich gut unterhalten, weil sie erzählerisch stark in die Fantasywelt eingebunden sind.
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