Der Pate03.10.2006, Mathias Oertel
Der Pate

Im Test:

Gut ein halbes Jahr nachdem ihr im Auftrag Don Corleones auf PC, PS2 und Xbox versucht habt, die Macht über die New Yorker Gangster-Familien an euch zu reißen, ruft der Pate wieder zu den Waffen. Dieses Mal allerdings erstmalig als Vertreter der nächsten Generation. Kann die 360-Version in neue Wertungshöhen vorstoßen?

Willkommen zurück in der Familie

Im Wesentlichen hat sich am Spielprinzip nichts geändert. Musste ja auch nicht: Die gut in das aus den Kult-Filmen bekannte Paten-Universum eingebaute "Open World"-Mechanik im GTA-Stil war uns vor einigen Monaten satte 80 Prozent wert. Nachfolgend werden wir daher hauptsächlich auf die Änderungen eingehen, die für die 360-Fassung vorgenommen wurden und uns mit der Frage beschäftigen, ob diese vielleicht sogar ausreichen, um die Wertung nach oben zu schrauben.

Euer Schicksal als aufstrebender Gangster wird sehr gut in das Filmuniversum eingebunden.
Neue Qualität

Es gibt z.B. diverse neue Missionen, auf die Besitzer der bisherigen Versionen keinen Zugriff hatten. Da diese sich aber nicht auf den weiterhin linearen Verlauf der Hauptgeschichte auswirken, in dem ihr nach wie vor keine Einflussmöglichkeiten habt, sind diese eher als Goodies denn als Spielerweiterung anzusehen.

Wesentlich interessanter ist die neue Möglichkeit, ab einem bestimmten Punkt im Spiel Gefolgsleute anheuern zu können, die euch bei den teilweise recht happigen Aufgaben unterstützen. Dabei reagiert die KI weitestgehend gut und erweist sich bei ausufernden Feuergefechten sowohl als treffsicher als auch bemüht, wenn es darum geht, Deckung zu finden. In die Mitstreiter-Schublade lässt sich auch die leicht erweiterte Funktion der Beamtenbestechung einordnen. Konnte man bislang mit Zahlungen an die lokalen Gesetzeshüter nur dafür sorgen, dass sie im richtigen Moment wegschauten, können ausreichende Geldmittel nun dafür sorgen, dass die Polizei bei Auseinandersetzungen aktiv an eurer Seite mitkämpft.

Sehr angenehm ist auch die Verbesserung der Fahrzeugsteuerung, die seinerzeit vor allem auf der PS2 eher durch Ungenauigkeit und Schwammigkeit denn durch Freude am Fahren auffiel. Im Paten der nächsten Generation hingegen reagieren die Fahrzeuge, von denen es leider immer  noch nicht genügend Varianten gibt, ebenso sauber wie der Rest der übersichtlichen und leicht erlernbaren Kontrollmechanismen. Schon nach kurzer Zeit prügelt, schießt und droht man sich durch New York, als ob man nie etwas anderes gemacht hätte.

Alte Qualität

Das weitere Umfeld kennt man bereits aus den gut sechs Monate alten Fassungen: Angefangen vom umfangreichen Editor, in dem ihr euch euer verbrecherisches Alter Ego basteln könnt bis hin zu der sauberen deutschen Lokalisierung finden sich alle Qualitäten, die dem Titel seinerzeit zur 80-Prozent-Wertung gebracht haben. Im Gegensatz zu einigen anderen 360-Portierungen müssen keine Abstriche gemacht werden. Das Respekt-System motiviert nach wie vor, einzig die immer noch fehlende Möglichkeit, die Sprachausgabe auf die englische Originalversion zu stellen, stößt bei der spielerisch insgesamt sehr sauberen Umsetzung etwas sauer auf...

Die Fahrzeugsteuerung wurde deutlich verbessert und auch das grafische Niveau leicht angehoben - so richtig Next-Gen möchte sich der Pate allerdings nicht präsentieren... 
Alte Optik

Angesichts der spielerischen Erweiterungen und Ergänzungen, die EA eingebaut hat, ist es allerdings bedauerlich, dass die Zeit nicht genutzt wurde, um die Kulisse auf ein Niveau zu heben, das einer Next-Gen-Konsole würdig ist. Ja: Die Ladezeiten wurden auf ein Minimum reduziert und fallen nur bei Einspielungen von Zwischensequenzen ins Gewicht. Und ebenfalls ja: Die Explosionen wirken deutlich imposanter als bei den bisher veröffentlichten Fassungen. Doch der Rest der Kulisse liegt nur wenig über dem Eindruck, den die PC-Fassung hinterließ. Vor allem Häuserfassaden und für den Spielverlauf unerhebliche Figuren sehen so gar nicht nach nächster Generation aus. Immerhin wurde die Anzahl an Clippings und sonstigen störenden Grafikeinflüssen minimiert und die Kulisse zeichnet insgesamt ein lebendiges Bild des New York der 40er Jahre - auch wenn man wie bei den Current-Gen-Versionen auf Dauer zu wenig Varianten sowohl im Fassaden- und NPC-Design zu Gesicht bekommt.

Aber schaut man sich daneben z.B. Saint's Row an, wird deutlich, dass man hier "Fast-aber-nicht-ganz-Next-Gen-Optik" geboten bekommt. Das wirkt sich zwar nicht nachteilig auf den Spielspaß aus, doch da an der Feinmechanik des 360-Paten geschraubt wurde, wünscht man sich, dass es sich mit der Kulisse ebenso verhalten würde.  

Fazit

Der Pate macht auch auf der 360 eine gute Figur – zumindest spielerisch. Weitestgehend identisch zu den bislang veröffentlichten Versionen, um ein paar neue Missionen sowie die Möglichkeit ergänzt, Gangster als Mitläufer anzuheuern, macht das Gangsterdasein nach wie vor einen Heidenspaß. Noch schöner wäre es allerdings gewesen, wenn sich die Kulisse Next-Gen-würdig zeigen würde. Explosionen und Spezialeffekte wurden zwar auf 360-Standards gebracht, doch Häusertexturen und das Aussehen der meisten NPCs bleiben z.B. hinter dem ähnlich gelagerten Saint’s Row zurück. Doch sei’s drum: Die 360-Version des Gangster-Epos ist dank der leichten Überarbeitungen und Ergänzungen die spielenswerteste – doch im Vergleich zu den anderen Fassungen nicht so fortgeschritten, dass sich für alteingesessene Paten ein Neuanfang lohnen würde.

Pro

vorbildliche Lokalisierung
umfangreicher Charaktereditor
eindrucksvolle Präsentation
so gut wie keine Ladezeiten
gelungene Einbindung in das Filmuniversum
motivierendes Respektsystem
gut umgesetzte "Blackhand"-Steuerung
flexible Waffen- & Skill-Upgrades
hervorragende Synchro & Soundkulisse
neue Missionen
Mitstreiter können angeheuert werden
gute Fahrzeugsteuerung

Kontra

ohne Al Pacino
kein englischer Originalton
linearer Hauptstory-Verlauf ohne Einflussmöglichkeiten
Personen
& Gebäude-Recycling
Kulisse nicht auf Next-Gen-Niveau

Wertung

360

Dank neuer Inhalte auch auf der 360 ein unterhaltsames Gangter-Epos!

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