Test: Ninety-Nine Nights (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



Publisher: Microsoft
Release:
28.08.2006
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Nicht so sehr, dass ich damit Augenringe nach einer durchzockten Nacht in der Redaktion erklären müsste, aber für ein Stündchen hier und ein Stündchen da macht das eigentlich sinnlose Vernichten ganzer Heere durchaus Laune - und das ist auch bei N3 der Fall. Was allerdings auch weniger der KI oder gar der Geschichte an sich zuzuschreiben ist. Erstere ist -wie man es kennt- meist strunzdoof und selbst im Heeresverband nur auf die pure Zerstörung und den absoluten Angriff bei Sichtweite ausgelegt; kleine geskriptete Rückzüge inklusive.

Fortgeschrittene Schlagkombos sehen zwar fein aus, sind aber leider unter dem Strich nur selten effektiver als die Standard-Möglichkeiten.
Zweitere bleibt trotz völliger Loslösung von bekannten Spieluniversen erschreckend blass und erzählt eine alltägliche Geschichte von Gut gegen Böse. Trotzdem oder gerade deshalb findet meine Motivation genau hier in diesem eigentlich unzureichend ausgenutzten Potenzial ihren Anfang. Denn ihr erlebt die Geschichte jeweils aus dem Blickwinkel der insgesamt sieben zu spielenden Figuren, die alle ihre eigenen Ziele verfolgen.

Überschneidungen der sieben Wege kommen dabei genauso vor wie komplett losgelöste Handlungsstränge. Die vor manchen Missionen angebotene Entscheidung, wo ihr jetzt weiter machen könnt, z.B. einem Hilferuf einer nahe gelegenen Stadt nachkommt oder nicht, scheinen aber keinen Einfluss auf den Gesamtverlauf der Geschichte zu haben.
Und auch wenn die ganz großen Überraschungen hinsichtlich des Plots und der damit zusammenhängenden Spannung ausbleiben, hat mir das schon als Anfangsmotivation gereicht, um das Pad wieder und wieder für eine kurze Spielesession aufzunehmen.  

Auch wenn es mir durch die selten überzeugende englische Sprachausgabe, die über die schön anzusehenden, meist in Spielgrafik angebotenen Zwischensequenzen gelegt wurde, nicht immer leicht gemacht wurde.
Die Akustik hinterlässt hingegen einen soliden Eindruck: Von passenden, wenngleich sich schnell wiederholenden Kampfgeräuschen bis hin zum orchestralen Soundtrack, der sich positiv von den harten Gitarren-Riffs der Kingdom Under Fires unterscheidet, gibt es nichts, was großartig aufregen würde - aber auch ebenso wenig, das dazu geeignet wäre, Atmosphäre aufzubauen.

Next-Gen ohne Glanz

Mit der Kulisse verhält es sich ähnlich zwiespältig wie hinsichtlich der Spielmechanik: Einerseits bleibt man zu sehr in alten Strukturen verhaftet, um für Furore sorgen zu können, befindet sich dadurch allerdings auf der sicheren Seite, andererseits möchte man viel fürs Auge bieten, verliert dabei aber den Blick für das Wesentliche.

Angesichts der viel beschworenen Grafikpower der 360, die in den Spielen der zweiten Generation wie z.B. Dead Rising auch deutlich zu sehen ist, bleibt N3 häufig erschreckend altbacken. Man ist zwar der spielerisch ähnlichen Konkurrenz aus dem Hause Koei weit voraus, doch unter dem Strich bleibt ein "Fast-aber-doch-nicht-ganz-Next-Gen"-Eindruck zurück.
Das betrifft vor allem die nicht gerade üppig zu nennende Vielfalt bei Gegnern: Dabei geht es mir nicht einmal darum, dass man viel zu häufig den immer gleichen Typen begegnet. Doch dass diese dazu auch noch alle aus dem Klonlabor kommen, wirkt befremdlich. Wenn es Capcom schafft, Dutzende verschiedener Zombies zu gestalten, wieso schafft es dann Phantagram nicht, innerhalb eines Truppentyps wenigstens für etwas Abwechslung zu sorgen? Von mir aus leichte Abweichungen bei der Haut-Kolorierung oder bei den Klamotten der Zauberer - irgendwas!

Die Zwischensequenzen sind gut gelungen, werden aber durch die häufig lahme englische Sprachausgabe geschwächt.
Doch dies ist nicht der einzige Punkt, wo man sich wünschen würde, die Entwickler hätten mehr aus dem System geholt. Denn auch die Sichtweite ist kein Zeugnis für Grafikpower der nächsten Generation. Zwar gibt es keine Nebelwände wie bei den Koei-Produkten, doch der leicht verzerrende Weichzeichner, der sich über heranstürzende Gegnermassen legt und sich erst ca. 200 Meter vor euch auflöst, ist nur eine unwesentlich bessere Alternative.
Erst bei den aufwändigen Effekten und vor allem der schieren Anzahl an gleichzeitig auf den Bildschirm gebrachten Figuren kommen Next-Gen-Gefühle auf, die allerdings durch die bereits angesprochene Gegner-Monotonie wieder etwas abgemildert werden. Doch Trotz der fehlenden Abwechslung fühlt man Adrenalin durch seine Adern strömen, wenn Hunderte von Gegnern auf einen zustürmen.
Wenn man allerdings irgendwann in der Pflicht ist, auch den letzten, wirklich den allerletzten Gegner auf dem Schlachtfeld zu suchen, den man vielleicht in der Hitze des Gefechts übersehen hat, nimmt der Adrenalinspiegel spürbar ab und weicht einer leichten Frustration, die von der generell etwas zickigen Kameraführung nicht gerade gemildert wird.

Aber wenn man es schließlich geschafft hat, seine Magieleiste aufzufüllen, die abhängig von der Figur eine andere elementare "Smartbomb" zündet, scheint die Sonne aufzugehen: Alle Gegner mit Ausnahme der Bosse werden z.B. von einer imposanten Feuerwelle ausgelöscht und der K.O.-Zähler wird extrem schnell vierstellig. Diese Momente, die sich im Normalfall maximal ein bis zwei Mal pro Abschnitt auslösen lassen, sind letztlich neben den Story-Variationen verantwortlich dafür, dass ich immer wieder zum Pad greife.       

Kommentare

Ultimatix1989 schrieb am
@ Evin:
BTW:
Ich verlange einfach mal dass der Tester den Gamertag, mit welchem er das Spiel getestet hat kurz mit dem Inet verbindet und uns mal seine Achievments sehen lässt...
LOL, geile Idee :ugly: aber darauf kannst du lange warten und das würde auch die heile Welt von vielen 4 Players Fanboys definitiv zerstören. :ugly: Komisch das aber auch kein Moderator oder der Spieletester darauf eingegangen ist. Das ist höchst verdächtig. :ugly:
Zum Spiel: Ich kann mir noch kein Urteil darüber bilden weil ich es gerade erst neu bekommen habe. Melde mich aber in den kommenden Tagen nochmal um ein Statement abzugeben. Der Erste Eindruck ist aber positiv.
[/spoiler]
Vernon schrieb am
Jo, ist zwischendurch schon ganz unterhaltsam.
Vor allem, wenn man diesen Goblin mit den 2 Dolchen freigeschaltet hat und die ganzen abgedrehten Fratzen, die man vorher spielen musste, nach Herzenslust vermöbeln darf ;) .
Auf diese 11jährige Zauberin und den Priester hatte ich dann aber auch kein bischen Lust mehr.
lorridor schrieb am
naja wenn du auf gemetzel stehst ohne wirklich viel *grips* einzusetzten machst du kein fehler aber bei spartan musste man ja scho etwas denken :lol: aber trotzdem also mir persönlich macht es sau viel spaß und es ist das perfekte spiel für zwischen durch :wink:
GamePrince schrieb am
Für gut 30 ? bekomm ich es beim Media Markt neu.
Und ich will halt wissen, ob es sich für einen "Spartan: Total Warrior"-Fan wie mich lohnt, das Game zu holen...und dabei Spaß zu haben.
schrieb am