Far Cry: Instincts - Predator11.04.2006, Michael Krosta
Far Cry: Instincts - Predator

Im Test:

Während sich Far Cry-Jünger auf der Xbox mit dem Add-On Evolution vergnügen, bekommt die Xbox 360 eine Next-Gen-Fassung spendiert, die nicht nur das ursprüngliche Far Cry Instincts in einer optisch minimal aufpolierten Version, sondern auch gleich noch die Erweiterung enthält. Wir sind mit Jack Carver durch den Dschungel gewetzt, haben Fallen gelegt und für bleihaltige Tropenluft gesorgt.

"Ich will zurück nach Westerland"

"Oh, ich hab solche Sehnsucht" wird sich so mancher Actionfan gemäß des Ärzte-Songs eine Xbox 360-Fassung von der Insel-Ballerei Far Cry Instincts herbeigewünscht haben, die mit Predator jetzt Wirklichkeit wird. Auf den ersten Blick hat sich

Die Wassereffekte sind auch auf der Xbox 360 eine Augenweide.
beim Sprung auf die leistungsfähigere Plattform nur wenig getan: Hintergrundstory und der Schauplatz  entsprechen mit den Jacutan-Inseln 1:1 dem Xbox-Original und so nimmt Jack Carver auch auf der 360 den Auftrag der Journalistin Val Cortez an, der ihn schon kurze Zeit später zu einer lebendigen Zielscheibe einer ganzen Söldnerarmee macht, die über das idyllische Inselparadies herfällt und es in einen Guerilla-Kriegsschauplatz verwandelt.

Vom Gejagten zum Jäger

Aber die fiesen Schergen haben ihre Rechnung anscheinend ohne Jack Carver gemacht, der sich aufgrund seiner Militärausbildung nicht nur mit Waffen von der Pistole bis zum Snipergewehr und Granaten hervorragend zur Wehr setzt, sondern sich auch unauffällig an seine Widersacher heranschleicht und sie mit dem Butterfly-Messer kurz und schmerzvoll niedersticht. Allerdings verfügen die Söldner auch auf der Xbox 360 über ein hervorragendes Hörvermögen und gehen einem ungewöhnlichen Rascheln gerne nach. Das ist die beste Gelegenheit für euch, eine oder mehrere fiese Astfalle(n) um die Baumstämme zu spannen, die den neugierigen Gegner sprichwörtlich von den Socken haut. Was, er marschiert in eine andere Richtung? Dann lockt ihn einfach an, indem ihr einen Stein in die Nähe eurer Falle werft. Werdet ihr aber entdeckt, könnt ihr euch auf einige Probleme gefasst machen, denn auf Microsofts Next-Gen-Konsole treiben sich deutlich mehr Gegner im Busch

Als Mutant fahrt ihr eure Klauen aus und benötigt keine Waffengewalt.
herum als auf der Xbox und nehmen euch im Alarmzustand sofort in die Zange. Zwar verhalten sich die KI-Söldner auf der 360 einen Tick intelligenter und suchen schon mal Deckung, doch haben sie oft mit den gleichen Defiziten zu kämpfen, wie sie bereits jüngst beim Add-On Evolution bemängelt wurden. Sprich: Manchmal stellen sich die Kerle extrem blöde an und warten anscheinend nur darauf erschossen zu werden oder realisieren selbst dann nicht meine Anwesenheit, wenn ich sie schon fast berühre – und ich meine jetzt nicht, wenn ich mich von hinten anschleiche, sondern direkt neben oder sogar vor ihnen stehe. Trotz solcher Aussetzer ist der Schwierigkeitsgrad ziemlich happig ausgefallen, denn haben euch die schwer bewaffneten Söldner erst eingekreist und feuern aus allen Rohren, neigt sich eure Lebensenergie sehr schnell dem Ende, wenn sich gerade kein Heilpaket in der Nähe befindet. Da auch auf der Xbox 360 das Speichersystem mit teilweise sehr weit auseinander liegenden Checkpoints zum Einsatz kommt, müsst ihr bei einem vorzeitigen Ableben größere Abschnitte oft mehrmals in Angriff nehmen, was auf die Dauer sehr frustrierend sein kann. Seid ihr zu Beginn noch als normaler Einzelkämpfer unterwegs, erhaltet ihr im späteren Verlauf die wilden Fähigkeiten, mit denen ihr auf Knopfdruck eurer animalischen Seite freien Lauf lasst und Gegner anhand ihrer Gerüche wittert, schneller lauft und höher springt sowie auch in dunklen Höhlen den Durchblick behaltet oder Widersacher wie ein wildes Biest mit euren Klauen erledigt. Allerdings verbrauchen diese Fähigkeiten Adrenalin, so dass ihr nur für einen begrenzten Zeitraum eure Überlegenheit ausnutzen könnt. Die Adrenalinanzeige kann mit entsprechenden Injektionen sofort aufgefüllt werden, regeneriert sich mit der Zeit aber auch automatisch. Spielt ihr die Evolution-Kampagne, die nach dem erfolgreichen Abschließen des Hauptspiels freigeschaltet wird, stehen euch alle Fähigkeiten übrigens schon von Anfang an zur Verfügung.

Eingeschränktes Dschungel-Feeling

Insgesamt wird die Dschungel-Atmosphäre hervorragend eingefangen und verwöhnt die Augen mit etwas schärferen und detaillierteren Texturen und einer noch dichter bewachsenen Kulisse als auf der alten Xbox. Bei genauem Hinsehen werdet ihr jedoch erkennen, dass sich enorm viele 2D-Objekte auf dem Bildschirm befinden, die zwar auf den ersten Blick eine glaubhafte Illusion des Dschungels hervorzaubern, aber einer Next-Gen-Grafik ein wenig unwürdig erscheinen. Auch hätte ich mir etwas mehr Leben gewünscht, denn bis auf die entfernten Soundeffekte und ein paar Vögel am Himmel scheinen die Jacutan-Inseln vollkommen frei von Lebewesen zu sein. Wo sind die Schlangen, die von den Ästen der Bäume herabhängen

Mit eingeschalteter Zielhilfe ist es kein Problem, die bösen Buben zu treffen.
und bedrohlich zischen? Wo sind Frösche, Krebse oder anderes Getier, die schon den Dschungel von Metal Gear Solid 3: Snake Eater bevölkerten? Hier hätte die Xbox 360 mal ihre Muskeln spielen lassen und ein wesentlich lebendigeres Szenario bieten können. Allerdings scheinen die Entwickler schon jetzt an ihre Grenzen gestoßen zu sein, denn genau wie die Xbox-Fassung leidet auch die Next-Gen-Umsetzung immer wieder an merklichen Framerate-Einbrüchen sowie Pop-Ups, die jedoch nicht so stark ausfallen wie auf der alten Konsole. Auf einem Standard-TV erkennt man kaum einen Unterschied zur Xbox-Version, was entweder für die hervorragende Grafikleistung der alten Konsole oder aber eine ernüchternde Darstellung für Next-Gen-Verhältnisse spricht – oder vielleicht beides? Stöpselt man die Konsole an ein HD-Gerät, wird die Kulisse zwar merklich aufgewertet, aber man wird einfach das Gefühl nicht los, dass hier deutlich mehr drin gewesen wäre. So bleibt es bei einem lediglich dezent optisch aufgemöbelten Far Cry Instincts, das der Power der neuen Microsoft-Konsole nicht ganz gerecht wird.

Insel-Party

Auch wenn euch die Kampagne samt Add-On bereits eine Weile beschäftigen wird, lohnt sich gerade bei Far Cry der Abstecher in die peppigen Onlinepartien, an denen bis zu sechzehn "Waldläufer" in Modi wie (Team-)Deatchmatch, Jäger sowie einer Capture the Flag-Variante gegen- und miteinander antreten. Neu ist der aus dem Evolution-Add-On bekannte Modus "Sichern und retten", der auf der 360 ebenfalls zur Verfügung steht. Wie schon bei der alten Xbox hat es auch hier der leistungsstarke, wenn auch mitunter komplexe Editor auf die DVD geschafft, mit dessen Hilfe ihr eigene Karten erstellen und über Xbox Live auch anderen Spielern zur Verfügung stellen könnt. Damit sollte ein konstanter Nachschub an neuen Einsatzgebieten gewährleistet sein. Offline könnt ihr euch dagegen mit bis zu vier Spielern im Splitscreen messen.

  

Fazit

Eines gleich vorweg: Solltet ihr Far Cry Instincts bereits für die Xbox besitzen, ist die Anschaffung von FCI Predator vollkommen überflüssig, da es bis auf die Evolution-Kampagne praktisch nichts Neues bietet und ihr diese auch wesentlich günstiger als Add-On für eure alte Xbox bekommt. Wer dagegen das mit Action und Stealth-Elementen angereicherte Inselparadies noch nicht besucht hat und über Mängel wie gelegentliche KI-Aussetzer, ein frustrierendes Speichersystem und eine nur dezent aufpolierte Grafik hinwegsehen kann, sollte einen Blick riskieren: Die Ausflüge in den dicht bewachsenen Dschungel und die traumhaften Strände mit herrlichen Wassereffekten lassen nicht nur Karibik-Feeling aufkommen, sondern auch euren Puls in die Höhe schnellen, wenn ihr an den aufmerksamen Wachen vorbei schleicht oder euch ein ganzes Rudel Söldner durch die Gegend jagt. Der Höhepunkt von FCI Predator ist jedoch ohne Zweifel der Multiplayer-Modus, der immer wieder zu einem Ausflug nach Mikronesien einlädt.

Pro

dichte Dschungel-Atmosphäre
verbesserte KI
Action- und Stealth-Elemente
Karten-Editor
Add-On Evolution enthalten
umfangreicher Multiplayer
gelungene Synchronisation

Kontra

Framerate-Einbrüche
nerviges Speichersystem
hoher Schwierigkeitsgrad
KI-Defizite
Pop-Ups
leblose Kulisse
kaum Neuerungen

Wertung

360

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