Gauntlet (2005)26.01.2006, Jens Bischoff
Gauntlet (2005)

Im Test:

Zwanzig Jahre ist es her, als ein Spielautomat namens Gauntlet erstmals kooperative Metzelorgien für bis zu vier Spieler ermöglichte und für Ebbe in vielen Geldbeuteln sorgte. Bis heute hält die Serie an ihren Traditionen fest, die mit Gauntlet: Seven Sorrows im Februar auch online fortgesetzt werden sollen. Allerdings habt ihr schon jetzt die Möglichkeit, mit Krieger, Walküre, Zauberer und Elf Online-Luft zu schnuppern. Das Zauberwort heißt Xbox Live Arcade, wo ein Remake des Originals Nostalgikerherzen auch übers Internet höher schlagen lässt.

Deutliche Abnutzungserscheinungen

Grafisch und spielerisch haut Gauntlet heutzutage niemanden mehr vom Hocker. Aber das unverwüstliche Prinzip, mit dem ihr euch mit bis zu drei Mitstreitern durch monsterverseuchte Dungeons schnetzelt, ist nach wie vor für das ein oder andere Spielchen gut. Auf Dauer sind Spielablauf und Leveldesign jedoch einfach zu monoton, um euch in der heutigen Zeit noch schlaflose Nächte zu bereiten.

Teamgeist: Der Koop-Modus kann trotz antiquierter Spielmechanik immer noch punkten.
Auch die für damalige Verhältnisse spektakuläre Soundkulisse mit ihrer unvergleichlichen Sprachausgabe hat heute nur noch nostalgischen Charme. Dasselbe gilt für die blockartige Grafik, die auf Wunsch immerhin in leicht aufpoliertem HiRes-Gewand erstrahlt.

Kooperativer Metzelspaß

Wenn man sich mit ein paar Freunden off- oder online ins Getümmel stürzt, sind die popeligen Bitmap-Figuren, Hampelmann-Animationen und Billig-Effekte jedoch schnell vergessen und alles dreht sich nur noch um das Aufspüren des Ausgangs, während die Lebensenergie langsam zuneige geht. Hinzu kommt der Kampf um Power-Ups, heilende Vesperpakete und Schatzkisten, um sich möglichst hoch in den Highscore-Listen zu platzieren. Ansonsten metzelt ihr euch durch Massen an Monsterhorden, zerstört Gegnergeneratoren, absolviert punkteträchtige Bonuslevels, sammelt Schlüssel zum Beseitigen von Barrieren, aktiviert Druckplatten, um Weg versperrende Wände aufzulösen, probiert euer Glück mit Teleportern und versucht den ohne Zaubertrank extrem lästigen Sensenmännern zu entrinnen.

Alles wie eh und je

Spielerisch ist man dem Original absolut treu geblieben - selbst bekannte Glitches lassen sich immer noch zu eurem Vorteil nutzen. Allerdings haben auch Steuerung und Kollisionsabfrage nach wie vor so ihre Zicken: So verhakt ihr euch an engen Stellen immer wieder mit Mitspielern, diagonale Schüsse bleiben mal in Wänden stecken, mal nicht und manche Teleporter bringen euch nur bei akkurat justiertem Bildausschnitt ans Ziel, was gerade Neulinge oder Viererteams zur Verzweiflung bringen kann.

Globales Retro-Treffen: Wer keine Freunde zur Hand hat, kann auch online nach Mitspielern suchen.
Mit der Zeit kommt ihr mit diesen Widrigkeiten aber immer besser zurecht und dringt immer tiefer ins hundert Levels umspannende Gauntlet-Labyrinth vor. Schade nur, dass man online immer nur im ersten Level einsteigen und keinen bereits in Gang befindlichen Partien beitreten kann. Offline können weitere Mitstreiter hingegen jederzeit hinzu stoßen.

Einer für alle, alle für einen

Je nachdem für welchen Charakter ihr euch entscheidet, verfügt eure Spielfigur übrigens über unterschiedliche Eigenschaften bezüglich Feuerkraft, Rüstungsstärke, Geschwindigkeit oder Zaubereffektivität. Daher solltet ihr euch im Koop-Modus stets absprechen, wer die Vorhut bildet, Zaubertränke einsetzt oder Heilungen kassiert - der Headset-Einsatz ist daher ein äußerst löbliches Feature, denn nur wenn mindestens ein Spieler ins Ziel kommt, öffnet sich der nächste Level. Offline könnt ihr zwar jederzeit per Tastendruck eine Münze nachwerfen, um eure Gesundheit aufzufrischen, online seid ihr allerdings komplett auf herum liegende Vesperpakete und die Genesungen beim Erreichen des Ausgangs angewiesen. Es sei denn, ihr veranstaltet ein privates Match, wo ihr ähnlich wie im Offline-Modus Gesundheit und Schwierigkeitsgrad selbst bestimmen könnt, aber dafür mit Punktabzügen leben oder auf Ranglisten-Platzierungen verzichten müsst.   

Fazit

Was soll man zu Gauntlet großartig sagen? Es ist ein Meilenstein der Videospielgeschichte, der via Xbox Live Arcade originalgetreu wiederbelebt wurde, aber einfach nicht mehr denselben Reiz wie vor zwanzig Jahren versprüht. Während zeitlose Klassiker wie Tetris auch heute noch süchtig machen, wirkt Gauntlet trotz wahlweise aufpolierter Optik nicht nur technisch, sondern auch spielerisch reichlich angestaubt. In geselliger Runde sorgt das simple Monstermetzeln zwar nach wie vor eine zeitlang für Gaudi, aber auf Dauer ist es einfach zu primitiv und abwechslungsarm, um längerfristig zu fesseln. Nostalgikern wird‘s egal sein. Für weniger als fünf Euro werden aber auch jüngere Hack‘n‘Slay-Fans einen Download nicht bereuen, denn zwischendurch ist eine Team-Partie Gauntlet allemal eine Zeitreise wert - dank Online-Modus auch dann, wenn gerade keine Freunde zur Hand sind.

Pro

günstiger Preis
einhundert Levels
einfache Handhabung
leicht aufpolierte Optik
Headset-Unterstützung
Koop-Modus (on- & offline)

Kontra

antiquiertes Leveldesign
angestaubte Soundkulisse
mitunter hakelige Steuerung
auf Dauer zu monotones Spielprinzip
kein Einstieg in laufende Online-Partien

Wertung

360

Onlinefähige Neuauflage des mittlerweile reichlich angestaubt wirkenden Hack&Slay-Klassikers.

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