Project Gotham Racing 411.10.2007, Michael Krosta
Project Gotham Racing 4

Im Test:

Wenn es einen Titel zum Start der Xbox 360 gab, der das Potenzial der neuen Microsoft-Konsole deutlich machte, dann war es PGR 3. Selbst heute, also fast zwei Jahre später, macht der Arcaderacer von Bizarre Creations immer noch eine gute Figur und fährt trotz massiver Konkurrenz weiter vorne mit. Mit PGR 4 will man die Messlatte jetzt noch ein Stückchen höher legen. Können die Entwickler weiter Gas geben oder wird das Konzept langsam aber sicher ausgebremst?

Die Kudos-Evolution

Seit Metropolis Street Racer (MSR) im Jahr 2001 auf Segas Dreamcast-Konsole raste, hat sich in der Welt der Rennspiele etwas verändert: Es ging nicht mehr länger nur um Siege und Podestplätze. Nein, seitdem dreht sich die Welt um Kudos. Denn wer Kudos hat, der hat Stil. Wie hieß es noch in MSR? "It´s not about how fast you drive. It´s about how you drive fast". Das bringt es auf den Punkt. Den Kudos-Punkt. Gas geben kann jeder. Aber die Ideallinie zu nutzen, ein ausbrechendes Heck sanft abzufangen und nicht in jeder Kurve gegen die Bande zu krachen - dazu gehört schon mehr. Was mit MSR

Motorräder feiern in PGR 4 ihre Serien-Premiere.
 begonnen hat, wurde in der Project Gotham Racing-Serie konsequent weitergeführt und weiter entwickelt. So ist es keine Überraschung, dass sich auch in PGR 4 alles um Kudos dreht - also Punkte, die ihr nicht nur für eure Platzierungen, sondern auch für stilvolles Fahren mit coolen Drifts, weiten Sprüngen oder dem Ansaugen im Windschatten einheimst. Wenn ihr es richtig anstellt, könnt ihr sogar ganze Kombos abfackeln. In diesem Zusammenhang haben sich die Entwickler ein neues "Sterne-System" einfallen lassen: Je höher (und länger) die Kudos-Kombo ausfällt, desto mehr Sterne bekommt ihr, wobei ihr pro Manöver maximal fünf absahnen könnt. Die Punkte sind nicht nur ein Indiz eures fahrerischen Könnens, sondern gleichzeitig auch das Zahlungsmittel in der Gotham-Welt. Im neuen PGR-Shop kauft ihr euch nicht nur neue Fahrzeuge und Strecken, sondern schaltet auch weitere Spielmodi und Extras wie eine Unterstützung von 3D-Brillen für den Fotomodus frei. Wer sparsam ist, darf sich für eine Million Kudos-Punkte sogar ein besonderes Spielerbild für sein Xbox Live-Profil leisten.

Mit Gefühl!

Es gibt viele Rennspiele, die bezüglich der Fahrphysik eine Gratwanderung zwischen Simulation und Arcade versuchen. Das Ergebnis ist in diesen Fällen oft genug für beide Seiten unbefriedigend. Auch PGR 4 ist einer der Kandidaten, der mit einer Mischung aus Realismus und Spielbarkeit aus der Garage fährt. Und was soll ich sagen? Das Fahrverhalten der etwa 130 Boliden ist schlichtweg traumhaft. Zwar gibt es keine großen Unterschiede zum Vorgänger, aber warum auch? Schon in PGR 3 hattet ihr die Flitzer hervorragend im Griff, konntet gefühlvoll durch die Kurven rutschen, präzise gegenlenken und mit Vollgas über die Geraden brettern. Hier findet ihr ein Paradebeispiel, wie ein Kompromiss aus Arcade und Simulation auszusehen hat. Eine kleine Umgewöhnung ist allerdings bei den Motorrädern nötig, die neuerdings Einzug in den Fuhrpark gehalten haben. Hier müsst ihr eine alternative Linie für euch finden und ein anderes Gefühl für die Drifts entwickeln. Auch dürft ihr auf den Zweirädern diverse Stunts vom Wheelie bis zum Endo ausführen, die eure Kudos-Kasse klingeln lassen. Allerdings lassen sich solche Aktionen

Der enge und fordernde Stadtkurs von Macau zählt zu den neuen Kulissen.
praktisch nur in den Außenansichten sinnvoll umsetzen. Seid ihr auch auf dem Bike in der an sich genialen Cockpitansicht unterwegs, verliert ihr beim Ausführen der Tricks vollkommen den Überblick. Der große Vorteil von Motorrädern liegt in ihrem Gewicht und der daraus resultierenden besseren Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit. Bei Kollisionen haben Biker jedoch schlechte Karten und werden aus dem Sattel geschleudert, während es für Autofahrer einfach weitergeht. Trotzdem kann man davon ausgehen, dass die Motorräder ihren vierrädrigen Konkurrenten überlegen sind, wenn man sie perfekt beherrscht. Momentan ist es noch zu früh, das Balancing genau zu analysieren. Hier kann erst die Zukunft zeigen, ob Biker-Profis den Auto-Verfechtern in Onlinerennen auf und davon fahren werden. In unseren bisherigen Sessions war das Verhältnis zwischen beiden Vehikelklassen ziemlich ausgeglichen.

        

Im Gegensatz zum herrlichen Fahrgefühl steht das Schadensmodell, das rein optischer Natur ist und keine Auswirkungen auf das Fahrverhalten hat. Daran ist prinzipiell nichts auszusetzen, aber wenn schon nur das Aussehen der Boliden beeinträchtigt wird, dann will ich auch mehr sehen als eine kaputte Scheibe, ein paar kleine Beulchen und Kratzer. Ich will Motorhauben durch die Gegen fliegen sehen, halb abgetrennte Stoßstangen, die fette Funken sprühen während sie über den Asphalt schleifen sowie stark eingedellte Karosserien. In Sachen Schadensmodell ist PGR 4 eine Enttäuschung. Auch die Kollisionsphysik ist nicht das Gelbe vom Ei und so macht es kaum einen Unterschied, ob ihr mit 100 oder 250 Sachen in eine Bande kracht.

Was darf´s denn sein?

Wie im Vorgänger wird der Fuhrpark auch hier in verschiedene Kategorien unterteilt: Sieben Leistungsklassen stehen zur Auswahl, wobei sich auch die Eigenschaften der Boliden innerhalb einer Klasse zum Teil deutlich voneinander unterscheiden. So eignen sich manche Flitzer hervorragend zum Driften, während andere mit ihrer Wendigkeit die erste Wahl für die fordernden Pylonen-Tests darstellen. Wie bereits in den Vorgängern, wurden auch für den vierten Teil wieder eine ganze Menge Traumwagen lizenziert: Namen wie Ferrari, Lamborghini & Co dürften ein Leuchten in den Augen von Autoliebhabern sorgen, zumal auch die Cockpits jedes einzelnen Flitzers originalgetreu nachgebildet wurden. Doch auch Klassiker wie die Corvette Stingray stehen zur Auswahl - genau wie das coole Ariel Atom-Kart. Bei den Motorrädern zeichnet sich ein ähnliches Bild ab, denn auch hier wurden Maschinen unterschiedlicher Epochen und Leistungsklassen ins Spiel integriert.

Um euch ein besseres Bild von den Stärken und Schwächen zu machen, bekommt ihr Eigenschaften wie Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit oder Grip mit einer Bewertung von null bis zehn für jedes Vehikel aufgelistet. Entsprechend

Der Fuhrpark kann sich erneut sehen lassen und bietet über 100 Autos & Motorräder, unter denen sich auch manche Klassiker befinden.
 verfügt jedes einzelne Modell über individuelle Charakteristika und auch wenn die Unterschiede manchmal nur gering ausfallen, spürt ihr jederzeit, dass sie vorhanden sind.

Individualisierung & Community

Neben den Standardlackierungen habt ihr jetzt auch erstmals die Möglichkeit, diverse vorgefertigte Muster auf dem Lack anzubringen. Dies geht zwar längst nicht so weit wie bei Forza 2, ist aber trotzdem eine nette Ergänzung. Auch das Aussehen eures Fahrers dürft ihr angefangen beim Geschlecht über den Overall bis hin zum Helmdesign bestimmen. Tuning-Optionen im Stil von Need For Speed werdet ihr hier aber genau so wenig finden wie irgendwelche Setup-Möglichkeiten. Hier fährt Bizarre Creations immer noch voll auf der Arcadeschiene - und das ist auch gut so.

Ihr verwaltet euren Fuhrpark wie gehabt in verschiedenen Garagen. Allerdings sind diese Abstellplätze jetzt fest vorgegeben und ihr müsst euch keine neuen mehr kaufen, wenn es eng wird. Dadurch und die Tatsache, dass ihr die Garagen nicht mehr individuell füllen könnt, hat das Umherlaufen auf den ersten Blick etwas an Reiz verloren. Wären, ja wären da nicht die Poster, die plötzlich die Wände zieren. Dabei handelt es sich nicht nur um ein Element, um das Erscheinungsbild zu verschönern. Nein, das sind Screenshots, die andere Fahrer mit dem Fotomodus geschossen haben und die ihr bewerten könnt. Auch ganze Videos lassen sich im neuen Modus "PGR auf Abruf" zur Abstimmung hochladen und abrufen. Eine tolle Idee für die PGR-Community! Auf Live-Rennen im Stil des alten GothamTV müsst ihr dagegen verzichten - genau wie auf den Newsticker. Stattdessen habt ihr direkten Zugriff auf eure eigenen Videos und Fotos, die eurer Freunde sowie die Top 20 der beliebtesten Aufnahmen weltweit. Doch es gibt noch einen weiteren Punkt, der manche Leute zum Gang in die Garage motiviert. Ja, dort hinten in der Ecke steht er. Der Spielautomat. Der Spielautomat, der Geometry Wars: Waves enthält und Süchtige wie Mathias oder Ben zur Highscorejagd drängt. Es soll ja sogar Leute geben, die behaupten, dass PGR 4 nur das Bonusfeature von Geometry Wars darstellt...     

       

Rund um den Globus

Im Vergleich zu PGR 2 war der Nachfolger ein Rückschritt, was den reinen Spielumfang angeht. Es gab weniger Städte, weniger Autos, weniger Herausforderungen. Und wie sieht es bei PGR 4 aus? Besser. Viel besser! Zu den bereits aus Teil drei bekannten Städten New York, Tokio, Las Vegas, London und dem Nürburgring gesellen sich jetzt die Metropolen Shanghai, St. Petersburg, Quebec und der

Nasse Piste und Dunkelheit sind eine Kombination, in der Fahrfehler etwas schneller passieren.
Stadtkurs von Macao, der genau wie der Nürburgring in mehreren Variationen auf die DVD gepresst wurde und durch die enge Streckenführung mit fiesen Kurven eine gewisse Ähnlichkeit mit dem anspruchsvollen Kurs im Fürstentum Monaco aufweist. Zwar werden Kennern von PGR 3 einige Kurse sehr bekannt vorkommen, doch sorgen nicht nur die Neuzugänge für frische Herausforderungen, sondern auch das brandneue, dynamische Wettersystem. So kann es passieren, dass ihr bei strahlendem Sonnenschein losfahrt, das Wetter mitten im Rennen umschlägt und ihr euch nach den ersten paar Tropfen auf der Windschutzscheibe plötzlich mitten in einem heftigen Gewitter wiederfindet. Insgesamt umfasst das Wettersystem zehn Stufen, zu denen auch dichter Nebel, vereiste Pisten und Schneestürme gehören. Allzu große Auswirkungen auf das Fahrverhalten haben die Wetterumschwünge nicht, so dass ihr auch auf nassem Asphalt die Autos und Motorräder noch gut unter Kontrolle habt, auch wenn es etwas rutschiger zugeht. Nur auf dicken Eisschichten kommt ihr auch mal heftiger ins Schlingern. Trotzdem ist das Wettersystem in erster Linie ein optisches Gimmick, das manchmal etwas aufgesetzt wirkt, wenn nach einer Runde die Sonne dem Regen weicht. Schade ist zudem, dass ihr manche Strecken ausschließlich bei Nacht erlebt. Okay, Vegas macht in der Dunkelheit mit all den Leuchtreklamen und schicken Casinos einiges mehr her als bei Tageslicht, aber es wäre trotzdem schön gewesen, auch bei Sonnenschein über den Strip zu rasen. Hier hätte man sich vielleicht wieder etwas mehr auf die MSR-Wurzeln besinnen sollen, wo man die Rennen zu verschiedenen Uhr- und Tageszeiten in Angriff genommen hat.

Neuer Karrieremodus

Was in PGR 3 die Gotham-Karriere darstellte, findet ihr hier im Arcademodus. Dort erwartet euch die typische Medaillenjagd in verschiedenen Herausforderungen wie Straßen- oder Elimination-Rennen, Überholen, Hütchen-Slalom, Zeit gegen Kudos und wie sie alle heißen. Dabei bestimmt ihr selbst, wie hart die Anforderungen an euch ausfallen: Gebt ihr euch mit einer Bronze-Medaille zufrieden, werdet ihr die Prüfungen ohne große Anstrengungen meistern. Wer sich dagegen Gold- oder sogar Platinauszeichnungen sichern will, muss schon ganz schön am Lenkrad zaubern. Das liegt nicht nur an mitunter knappen Zeitvorgaben, sondern auch an der fordernden KI, die euch meist knapp am Heck hängt. Wer bei einem vorzeitigen Rückstand auf einen rettenden Gummibandeffekt hofft,

Zwar halten sich grafische Unterschiede zum Vorgänger in Grenzen, doch sehen die Kulissen auch hier atemberaubend aus und protzen mit vielen Details.
kann lange warten. Sind die Gegner mal an euch vorbeigezogen und ihr baut Mist, holt ihr sie in höheren Schwierigkeitsgraden kaum mehr ein. Richtig so, denn schließlich habt ihr euch den Schwierigkeitsgrad selbst ausgesucht. Diesen durch eine Gummiband-KI zu verwischen, wäre eine schlechte Entscheidung gewesen und so kann man Bizarre für die anspruchsvollen Kämpfe mit den anderen Fahrern um Gold oder Platin nur gratulieren. Jedes einzelne der insgesamt zehn umfangreichen Kapitel kann separat mit Autos oder Motorrädern absolviert werden, wodurch euch der Arcademodus eine ganze Weile beschäftigen wird. Daneben dürft ihr in Zeitrennen eurem eigenen oder beliebigen Geistern aus Xbox Live hinterherjagen oder Einzelrennen aufsetzen. Einen vollkommen neuen Ansatz verfolgen die Entwickler in der PGR 4-Karriere: Hier klappert ihr diverse Turniere im Rennkalender ab, um euch in einer Rangliste von 72 Fahrern bis an die Spitze zu kämpfen. Dabei schaltet ihr im Verlauf mehrerer Saisons weitere Veranstaltungen und Rennklassen frei. Die Wettbewerbe ähneln denen des Arcademodus, allerdings müsst ihr euch hier auf ein Vehikel festlegen, mit dem ihr dann die ganze Rennserie eines Events bestreitet. Außerdem erwarten euch hier immer wieder Einladungen seitens der Auto- oder Motorradhersteller, bei denen ihr nach erfolgreichen Tests besondere Modelle für eure Garage freischaltet. Trotzdem ist die neue Karriere insgesamt nichts anderes als der Arcade-Modus in einer abgewandelten Verpackung, die aber ebenfalls durch die abwechslungsreichen Wettbewerbe zum Weiterspielen motiviert.

      

Online-Power

Was alleine schon einen Höllenspaß macht, muss mit mehreren Spielern erst recht ein Knaller sein. Okay, die Rennen im Splitscreen und zwei Fahrern sind noch nicht die große Erfüllung, aber wenn ihr via System Link oder Xbox Live mit bis zu acht Piloten Gas gebt, gibt es kein Halten mehr. Egal, ob Straßenrennen, Ausscheidungswettbewerbe oder Team-Rasereien wie "Katz und Maus": Es macht einfach nur tierisch Spaß, sich mit anderen Spielern zu messen, wenn ihr vollkommen lagfrei über die Pisten donnert und um den Sieg kämpft. Das könnt ihr sowohl in einfachen Spaß-Rennen als auch in gewerteten Matches, in denen ihr sogar ganze Meisterschaften untereinander ausfahren könnt. Obwohl im Mehrspielerbereich einiges geboten wird, habe ich doch den einen oder anderen Modus aus PGR 3 vermisst - so z.B. das Kämpfen im Team um die besten Sektorenzeiten. Auch der Streckeneditor des Vorgängers ist der Schere zum Opfer gefallen, obwohl diese Spielerei keinen zu großen Verlust darstellt.

Der Nürburgring, auch bekannt als "Die grüne Hölle" muss erst gegen Kudos freigeschaltet werden.
 Insgesamt bekommt ihr auch hier einen exzellenten Mehrspielermodus, der in Zukunft aber gerne noch durch neue Features erweitert werden darf, so wie es auch bei PGR 3 der Fall war.

Mehr Vorsprung durch mehr Technik?

Sieht man sich die Kulissen und Fahrzeuge aus PGR 4 an, wird man auf den ersten Blick keine großen Unterschiede zum Vorgänger erkennen. Ein Beweis dafür, wie viel Bizarre Creations schon beim Launchtitel aus der Konsole rausgeholt hat. So könnt ihr auch hier wunderschöne, detaillierte Kulissen genießen, deren hohe Weitsicht nur ab und zu von vereinzelten Pop-Ups gestört wird. Vor allem die Wettereffekte - allen voran das düstere Gewitter - sorgen dafür, dass die Fahrten durch die Häuserschluchten mit spiegelnden Asphaltoberflächen einiges hermachen. Trotz dieser Effektorgie und der generell recht hohen Geschwindigkeit kommt das Geschehen nie ins Stottern. Die lizenzierten Fahrzeug- und Motorradmodelle stehen den aufwändig modellierten Kursen in nichts nach und glänzen ebenfalls mit vielen Details, tollen Spiegelungen und Cockpitansichten zum Verlieben, in denen ihr euch frei umsehen könnt. Neu hinzugekommen ist eine Motorhaubenansicht, aber mal ehrlich: Wer will bei diesen herrlichen Cockpit-Nachbildungen noch in einer anderen Perspektive fahren? Besitzer älterer Fernseher müssen jedoch aufpassen: PGR 4 läuft lediglich unter 60Hz. Macht euer Flimmerkasten das nicht mit, bleibt der Bildschirm dunkel.

Das dynamische Wettersystem sorgt dafür, dass ihr während der Rennen immer wieder Überraschungen erlebt.
Generell empfiehlt sich der Einsatz eines HDTVs, denn wie bei so vielen Xbox 360-Titeln ist auch dieser für HD optimiert, so dass ihr auf Standardgeräten Probleme habt, manche Schriften zu entziffern.

Das dröhnt!

Im Audiobereich haben die Entwickler mächtig nachgelegt: Neben dem Soundtrack, der von Klassik bis Hip Hop alle möglichen Stilrichtungen abdeckt und sogar mit exklusivem Material der Band Prodigy aufwarten kann, begeistern vor allem die überarbeiteten Motorengeräusche, die im vierten Teil wesentlich knackiger rüberkommen. Wer einmal den Motor eines Ferraris oder Lamborghinis in PGR 4 aufheulen hört, der weiß, was ich meine. Die kernige Soundkulisse ist dann auch der Grund, weshalb selbst Cockpit-Anhänger mal kurz auf eine der Außenansichten umschalten sollten, denn hier kommen die Motorenmelodien erst richtig zur Geltung. Bei all dem technischen Feintuning wurde ein Kritikpunkt jedoch nicht ausgebessert: Die Ladezeiten sind immer immer noch eine ganze Spur zu lang und vor allem dann ärgerlich, wenn ihr mit eurem aktuellen Wagen einfach nicht weiter kommt und auf ein anderes Gefährt umsteigen wollt. Dann heißt es erstmal warten... Selbst wenn ihr bei einem aussichtslosen Verlauf das Rennen neu starten wollt, müsst ihr eine Weile auf den Ladebildschirm starren. Angesichts des großen Racing-Vergnügens, das euch danach erwartet, kann man diese Wartezeit aber  in Kauf nehmen.    

Fazit

Motorräder. Ein dynamisches Wettersystem. Ein paar neue Städte, Autos und Community-Tools. Nicht zu vergessen: Ein neues Geometry Wars als kostenlose Zugabe. Das ist es eigentlich schon, wodurch sich PGR 4 von seinem Vorgänger unterscheidet. Wer glaubt, Bizarre Creations würde mit innovativen Neuerungen oder spektakulären Verbesserungen aufwarten, wird enttäuscht. Aber warum sollten die Entwickler jetzt ihren Erfolgsweg verlassen? Im Gegensatz zu manch anderen neuen Konzepten, die zunächst begeistern aber nach der zweiten Wiederverwertung nur noch ein müdes Gähnen auslösen, kann mich die Jagd nach Kudos immer noch ans Gamepad fesseln. Zwar nicht mehr in dem Maße wie bei MSR, doch das Streben nach einem stylischen Fahrstil hat immer noch seinen Reiz - vor allem, wenn man in so ansprechenden Orten wie Las Vegas, New York oder dem Nürburgring auf die Piste geht, die endlich um weitere attraktive Städte bereichert wurden. Allerdings hätte ich mir manchmal nicht nur die wechselnden Wetterbedingungen, sondern auch unterschiedliche Tageszeiten gewünscht, da manche Kurse ausschließlich nachts oder bei Tag befahrbar sind. Auch die neue Karriere weiß zu gefallen und stellt eine tolle Ergänzung zu der bekannten Medaillenjagd des Arcade-Modus dar. Dazu gesellt sich der starke Mehrspieler-Teil ohne nervige Lags, der zwar in Sachen Spielauswahl minimal beschnitten wurde, aber vor allem über Xbox Live immer noch zu Hochtouren aufläuft. Mit "PGR auf Abruf" liefert man zudem ein cooles Feature, das vor allem der Bildung einer starken Community zugute kommt. Bei diesen Möglichkeiten ist der fehlende Streckeneditor schnell vergessen - nur die viel zu langen und nicht seltenen Ladezeiten stellen die Geduld immer wieder auf eine harte Probe. Schade ist zudem, dass das Schadensmodell immer noch sehr oberflächlich ist und die Kollisionsphysik nach wie vor etwas seltsam ausfällt. Trotz alter Fehler und wenigen Neuerungen schafft es PGR 4, seinen Vorgänger zu überholen. Vor allem der Zuwachs an weiteren Städten wird neben den Zweirädern, dem sehenswerten Wettersystem, PGR-Shop  und dem neuen Karrieremodus dafür sorgen, dass ihr deutlich mehr Zeit mit dem jüngsten Zuwachs in der Serie verbringt. Und an dem traumhaften Fahrgefühl gibt es sowieso nichts auszusetzen! Genau wie seine Vorgänger bis hin zu MSR gehört auch PGR 4 in jede Rennspielsammlung!

Pro

Kudos-Spielprinzip
umfangreicher Arcade- und Karrieremodus
geniales Fahrgefühl
massig Rennvariationen
hervorragende Motorenklänge
vielfältiger Soundtrack
flüssige & flotte Darstellung
tolle Metropolen
lagfreie Onlinerennen
präzise Steuerung
Fotomodus
speicherbare
hochladbare Replays
sehr schöne Cockpitansicht
clevere, fordernde KI
faires Medaillensystem
toller Fuhrpark mit Autos & Motorrädern
dynamisches Wettersystem
individuelle Fahreigenschaften pro Vehikel
detaillierte Kulissen & Fahrzeuge
PGR auf Abruf stärkt Community

Kontra

kaum Innovationen
enttäuschendes Schadensmodell
seltsame Kollisionsphysik
lange Ladezeiten
vorgegebene Tageszeiten (manche Strecken z.B. nur nachts fahrbar)

Wertung

360

PGR 4 markiert den Höhepunkt der Serie! Die Kudos-Jagd steht auch fast zehn Jahre nach MSR immer noch für puren Rennspaß!

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