Rock Revolution25.08.2008, Michael Krosta
Rock Revolution

Vorschau:

Wer heute in Guitar Hero oder Rock Band abrockt, der vergisst schnell, dass eigentlich Konami zu den Pionieren im Musikspiel-Genre gehört. Schon lange Zeit vor Rock Band & Co brachten die Japaner mit Titeln wie Drum Mania oder Guitar Freaks Musik und Videospiele zusammen. Jetzt, wo das Spielprinzip den Massenmarkt erobert hat, möchte man auch bei Konami ein Stück vom wertvollen Kuchen. Also startet man die Rock Revolution (ab 4,95€ bei kaufen)...

Das gewohnte Prinzip

Mittlerweile dürfte jedes Kind wissen, wie Musikspiele funktionieren: Von oben laufen farbige Icons nach unten und ihr müsst im richtigen Moment (und Takt) die entsprechende Taste auf dem Plastikinstrument drücken - sei es auf einer Klampfe oder auf einem Drum-Kit. Auch Konamis Rock Revolution unterscheidet sich hier nicht von den Mitbewerbern, hat aber einige Besonderheiten zu bieten: Während die Gitarre ein Zwillingsbruder des Guitar Hero-Instruments sein könnte, geht man beim Schlagzeug-Set eigene Wege und bringt satte sechs Pads in dem Plastikgehäuse unter. Neben Snare-Drum und Hi-Hat bekommt ihr auch noch jeweils zwei Toms und Becken dazu - allerdings nur in Form von Pads und nicht etwa kleinen Becken, wie man sie beim Drumset von Guitar Hero: World Tour findet. Zusammen mit der Kick Drum müssen Konami-Schlagzeuger also bis zu sieben Symbole im Auge behalten, was gar nicht so einfach ist, denn im Gegensatz zu anderen Bandspielen

Das Spielprinzip ist so, wie man es von Musikspielen kennt - allerdings packt Konami beim Drumset bis zu sieben Spuren voller Symbole auf den Bildschirm.
bekommt die Beinarbeit hier ihre eigene, ganz normale Spur anstatt nur in Form einer horizontalen Linie angezeigt zu werden. So besteht das Risiko, dass die Übersicht in diesem Symbol-Chaos schnell untergeht bzw. noch deutlich mehr Übung gefordert ist als in Rock Band.

Schlechte Verarbeitung?

Unabhängig von der Komplexität stellt sich beim Schlagzeug immer die Frage nach der Verarbeitung - nicht nur, was die Belastbarkeit der Pads, sondern auch deren Geräuschkulisse angeht. Während Harmonix mit nachrüstbaren Aufsätzen bereits das nervige Schlaggeräusch gedämpft hat und es für Rock Band 2 weiter minimieren will, scheint man diesen Faktor bei Konami zu ignorieren. Klar, wenn man auf einer großen Bühne voller fetter Lautsprecher steht und die Anlage aufdreht, ist von dem "Klok-klok" nichts zu hören, doch zu Hause im stillen Kämmerlein sind die lauten Schlaggeräusche einfach nur störend und übertreffen sogar die Geräuschkulisse des Rock Band-Sets. Hier sollten sich die Designer auf jeden Fall noch etwas einfallen lassen, um für ein ruhigeres Drumvergnügen zu sorgen. Doch insgesamt fand ich die Aufteilung der Pads mit ihren unterschiedlichen Größen nicht gerade vorteilhaft - da wirkt das Drum Kit eines Guitar Hero: World Tour deutlich cooler. Hinzu kommt, dass beim Konami-Set die Pads nicht berührungsempfindlich reagieren: Egal, wie leicht oder fest ihr auf die Drums eindrescht, bleibt die Lautstärke immer gleich. Bei Rock Band 2 und dem neuen Guitar Hero könnt ihr eurer Performance am Schlagzeug dagegen etwas mehr Gefühl und Individualität verleihen, indem ihr Passagen auf Wunsch leiser spielt. Auch wenn die Konkurrenz vielleicht keine solch komplexen Drumsets auffährt, ist sie Konami in

Leider sind nur Dreierformationen bestehend aus Drummer, Bassist und Gitarrist möglich - Sänger bleiben außen vor.
Sachen Technik, Verarbeitung und Aufmachung voraus. Wie es bei der Gitarre aussieht, können wir leider nicht beurteilen, da wir uns auf der Games Convention nur als Drummer austoben durften.

Kein Gesang

Wie bei Rock Band dürft ihr auch hier gemeinsam auf der Bühne stehen: Neben dem Schlagzeug wird die Truppe von einem Gitarristen und Bassisten komplettiert - auf einen zusätzlichen Sänger müsst ihr im Gegensatz zu anderen Genre-Vertretern allerdings verzichten. Zur Auswahl stehen etwa 40 Songs, mit denen ihr gemeinsam oder alleine abrocken könnt. Neben Titeln wie Sk8er Boi (Avril Lavigne), Somebody Told Me (The Killers) oder Am I Evil (Metallica) finden sich aber auch viele alte Bekannte, die bereits in Rock Band oder Guitar Hero ihren Auftritt hatten. Dazu gehören etwa Wont Get Fooled Again (The Who), Are You Gonna Be My Girl (Jet) sowie Run To The Hills (Iron Maiden). Im Gegensatz zur Konkurrenz bekommt ihr bei Rock Revolution jedoch überwiegend Cover-Versionen geboten - lediglich zwei Master Tracks sollen es in die finale Setlist schaffen. Zwar hinterließen die neu eingespielten Songs einen recht guten Eindruck, doch werden sich manche sicher fragen, warum man zu Rock Revolution greifen soll, wenn man woanders die Originaltracks geboten bekommt. Zumindest aber braucht ihr euch auch hier keine Sorge um Nachschub zu machen: Genau wie bei EA oder Activision verspricht auch Konami, kurz nach der Veröffentlichung neue Songs via (kostenpflichtigen) Downloads anzubieten.    

Vom Übungsraum auf die Online-Bühne

Wer bisher noch keine Erfahrungen in Musikspielen sammeln konnte, wird sich über den Übungsmodus freuen, in dem ihr die Songs oder besonders schwierige Passagen proben und dabei sogar das Tempo anpassen könnt. Neben flotten Einzelspielen steht aber die Karriere im Mittelpunkt, in der ihr die Locations und Tracks nicht nur einfach abhakt, sondern auch eigene Setlists kreiert und euch speziellen Herausforderungen stellt. Während ihr euch in vergleichbaren Titeln mittlerweile selbst in Editoren eigene Figuren zusammen basteln könnt, müsst ihr euch bei Rock Revolution mit 15 vorgegebenen Charakteren begnügen. Wer nicht gerne alleine rockt, darf auch mit bis zu zwei weiteren Spielern auf die Bühne und entweder kooperativ oder

Die Bühnenshow im Hintergrund ist solide, könnte aber noch ein paar mehr Effekte und Kameraschnitte vertragen.
gegeneinander auf Punktejagd gehen. Das geht online sogar so weit, dass ihr im Battle of the Bands gegen andere Gruppen aus der ganzen Welt im direkten Schlagabtausch antretet, während eure Performance in Statistiken und Ranglisten festgehalten wird.

Jam-Sessions

Was ist oft die Grundlage für die Hits von morgen? Jam Sessions! Denn hier werden die ersten Ideen geboren und gesammelt. Auch bei Rock-Revolution könnt ihr euch mit Drummer, Bassist und Gitarrist zusammen setzen und einfach drauf los spielen. Damit die Kreationen nicht verloren gehen, dürft ihr eure Performance auf bis zu acht Spuren aufnehmen und editieren. Eigentlich keine schlechte Idee, doch wenn man sich im Vergleich dazu die Möglichkeiten des Editors von Guitar Hero: World Tour betrachtet, wirkt Rock Revolution leider nur noch bescheiden.

   

Ausblick

Rock Revolution wird es nicht leicht haben, gegen die Konkurrenz von Rock Band und Guitar Hero: World Tour zu bestehen. Auch wenn sich Konami damals als Pionier im Genre bewiesen hat, hinkt man den anderen Titeln nach aktuellem Stand recht weit hinterher. Schon bei den Songs muss sich Rock Revolution vornehmlich mit Cover-Versionen begnügen, während bei EA und Activision die Master Tracks auf dem Vormarsch sind. Und auch wenn die Gesangsfunktion verglichen mit Drums und Gitarren vielleicht am wenigsten genutzt wird, vermisst man sie hier, denn eine echte Rock Band hat normalerweise auch einen Sänger. Als der Titel angekündigt wurde, dachte ich noch, dass man sich zumindest mit dem Drumset von den Mitbewerbern absetzen könnte. Nach meinen ersten Auftritten als Schlagzeuger ist dieser Traum jetzt allerdings verpufft: Die nervigen Plastik-Schlaggeräusche lassen selbst das Rock Band-Kit flüsterleise erscheinen und auch die Form sowie Anordnung der sechs Drum-Pads sorgen bei dem von Symbolen überladenen Spielbildschirm eher für Verwirrung als intuitiven Durchblick. Es ist zwar hart, aber momentan sehe ich noch keinen Grund, warum ich mir Rock Revolution zulegen sollte. Die beiden Konkurrenten scheinen der Konami-Band bisher in allen Belangen überlegen zu sein: Angefangen bei den Songs über die Spielbarkeit und das Aufnahmestudio bis hin zur Verarbeitung und Technik der Instrumente marschieren Guitar Hero: World Tour und Rock Band unaufhaltsam voran, während bei Konami die angepeilte Revolution nicht so richtig ausbrechen will.

Ersteindruck: befriedigend

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