Turok17.01.2008, Michael Krosta
Turok

Vorschau:

Lange Zeit war es still um den Indianer Turok (ab 20,42€ bei kaufen), der erstmals 1996 auf dem N-64 auftauchte und mit einer für damals spektakulären Grafik für Furore sorgte. Nach dem zweiten Teil Seeds of Evil versank die Serie jedoch mit den beiden Nachfolgern Shadow of Oblivion und Turok Evolution angesichts der starken Konkurrenz in der Bedeutungslosigkeit. Die Newcomer von Propaganda Games wollen dem toten Indianer neues Leben einhauchen...

Dschungel-Spiele

Dschungel-Kulissen erfreuen sich in letzter Zeit großer Beliebtheit: So wurde Snake für MGS 3in den russischen Urwald abkommandiert; Drake ballert sich in Uncharted u.a. durch dicht bewachsene Ruinen; Free Radical schickt euch auf der Suche nach Nektar in Haze ebenfalls ins Dickicht und selbst RTL hat gerade wieder das Dschungelcamp eröffnet. Mit Turok melde

Die Dinos sind los - und durch eine genetische Veränderung noch ein ganzes Stück aggressiver!
t sich jetzt ein alter Dschungel-Veteran zurück, der sich seit 2002 nicht mehr auf Videospielkonsolen blicken gelassen hat. Kann der Indianer wieder an die erfolgreiche Premiere anknüpfen oder gehört er angesichts der starken Konkurrenz im Egoshooter-Genre jetzt schon zum alten Eisen?

Schwere Geschütze

Über die Kampagne ist bisher noch nicht viel bekannt. Fest steht nur, dass ihr mit eurem Team einen Kriegsverbrecher auf einem fremden Planeten dingfest machen sollt. Beim Anflug wird euer Schiff jedoch abgeschossen und so müsst ihr euch zusammen mit den Überlebenden durch den Dschungel und Höhlensysteme schlagen. Dabei stellen sich nicht nur schwer bewaffnete Elite-Truppen, die mit ihren Masken entfernt an die Helghast erinnern, in den Weg - auch genetisch veränderte sowie äußerst angriffslustige Dinosaurier von Raptoren bis zum T-Rex und anderes urzeitliches Getier machen euch das Leben schwer. Zum Glück könnt ihr auf ein reichhaltiges Waffenarsenal zurückgreifen, das von Pistolen über MGs und Shotguns bis hin zu futuristischen Plasmakanonen und sogar heißen Flammenwerfern reicht. Teilweise dürft ihr die Ballermänner sogar in verschiedenen Kombinationen beidhändig führen, wobei sich vor allem das Duo MG/Shotgun als sehr effektiv erweist. Doch nicht immer sind Patronen die Lösung: Mit Leuchtraketen erregt ihr die Aufmerksamkeit der Ur-Viecher Nicht fehlen dürfen in einem Turok-Spiel Pfeil und Bogen, mit denen ihr die Gegner lautlos ausschaltet. Dafür eignet sich auch das Messer sehr gut, doch müsst ihr dafür logischerweise sehr nah an sie heran. Oft lässt euch das Spiel die

Der Flammenwerfer ist eine der effektivsten Waffen für Kämpfe auf kurze Distanz.
Wahl, ob ihr die Feinde in Stealthmanier mit Nahkampfattacken eliminiert oder in einem offenen Feuergefecht auf Konfrontationskurs geht.

Passive Unterstützung

Dabei seid ihr nicht immer auf euch alleine gestellt, denn ab und zu stehen euch auch KI-Kameraden zur Seite, die Gegner z.B. mit gezielten Schüssen mit dem Scharfschützengewehr für euch aus dem Weg räumen. Allerdings habt ihr keine Befehlsgewalt über eure Kameraden, so dass ihr z.B. keine direkte Unterstützung anfordern könnt, falls ihr euch in ernsten Schwierigkeiten befindet Genau wie die meisten anderen Genre-Vertreter setzt auch das neue Turok auf ein regeneratives Heilsystem, bei dem ihr euch automatisch erholt, wenn ihr ein ruhiges Plätzchen findet. Werdet ihr dagegen verletzt, wird die Sicht mit jedem Treffer weiter eingeschränkt, bis ihr durch die zunehmenden Verfremdungen und Verzerrungen auf dem Bildschirm vollkommen die Orientierung verliert. Nach dem ersten Anspielen macht die Kampagne einen soliden Eindruck. Gerade am Anfang wirkt die Atmosphäre unheimlich beklemmend und dicht, wenn aus allen Kanälen Dinosaurier-Laute röcheln und ihr immer Panik vor einem Angriff der wilden Bestien aus dem Hinterhalt habt. Doch schnell weicht die anfängliche Begeisterung der Dschungelerkundung dem Shooteralltag: Eine Gegnerwelle mit durchwachsener KI hier, ein Dino-Rudel da, ihr haltet immer fleißig drauf und wünscht euch dabei nicht selten ein Deckungssystem, das die Schießereien etwas intensiver gestalten könnte sowie insgesamt mehr Abwechslung und Gegnervielfalt.

      

Echsen-Multiplayer

Interessanter präsentiert sich da schon der Mehrspielermodus, bei dem ihr euch auf sieben großen Karten austoben könnt. Dabei vereinen die Kulissen genau wie in der Kampagne eine moderne Science-Fiction- und eine urzeitliche Welt, wenn ihr euch z.B. durch Laborkomplexe bewegt und anschließend den dicht bewachsenen Dschungel betretet oder düstere Höhlensysteme unsicher macht. Obwohl Modi wie Deathmatch, Team-Deathmatch oder Capture The Flag eher zur Standardausstattung gehören, haben die LAN- und Onlinegefechte mit bis zu 16 Spielern trotzdem etwas Besonderes zu bieten. Und was? Dinos und anderes Urzeit-Getier! Genau wie in der Kampagne streifen die Biester auch in den Mehrspielergefechten durch die Kulissen und können euch unerwartet in den Rücken fallen - vor allem dann, wenn sie einer eurer Gegner mit einer Leuchtkugel auf euch hetzt. Ja, ihr könnt die gefährliche Fauna der Turok-Welt, zu der z.B. auch ein Riesenskorpion zählt, für eure Zwecke missbrauchen und zu unfreiwilligen, instinktgesteuerten Helfern machen. Ein spannendes Element, denn so müsst ihr nicht nur vor euren menschlichen Konkurrenten auf der Hut sein, sondern auch auf die tierischen Bedrohungen aufpassen, die überall lauern können. In diesem Zusammenhang würde ich mir aber auch etwas ausgefallenere Spielmodi wünschen als das Standardprogramm. Wie wäre es z.B., wenn ein Spieler in die Rolle eines mächtigen Dinosauriers schlüpft und die anderen Spieler jagt? Das wäre doch eine coole Variation von Last Man Standing... Jedes Dino-Opfer kehrt z.B. als Raptor in die Runde zurück, bis nur noch ein menschlicher Kämpfer übrig ist. Klar, die Standard-Modi machen mit dem reichhaltigen Waffenarsenal und möglichen Instant-Kills im Nahkampf via Messerattacke zusammen mit dem Dino-Faktor eine Menge Spaß, aber es dürften auch ruhig noch weitere unkonventionelle Ansätze verfolgt

Wenn dieses Monstrum den Bildschirm zum Wackeln bringt, solltet ihr besser rennen anstatt euch auf einen Kampf einzulassen.
werden. Zumindest der Modus War Games scheint etwas Abwechslung in den Deathmatch- und Flaggenklau-Alltag zu bringen, denn hier müssen die Teams diverse Aufgaben auf der Karte erfüllen, um zu gewinnen. Leider konnten wir diese Multiplayer-Variation aber noch nicht antesten...

Koop-Indianer

In den Koop-Modus konnten wir dagegen schon kurz reinschnuppern. Anstatt einfach die Kampagne zu nehmen, gehen die Entwickler den gleichen Weg, den auch Ubisoft bei der Ghost Recon: Advanced Warfighter-Serie eingeschlagen hat: Der Koop-Modus bekommt vollkommen eigenständige Missionen! Im Fall von Turok stehen derer drei zur Auswahl, wobei euch und euer Team jeder Auftrag mindestens eine Stunde beschäftigen sollte. Genau wie bei Halo 3 dürft ihr übrigens auch hier mit bis zu vier Spielern losziehen. Damit das Ganze nicht zu einem leichten Spaziergang wird, hat man die KI für den Koop-Modus bewusst eine ganze Stufe härter gemacht. Ein Fakt, den wir beim Anspielen schnell zu spüren bekamen, denn als uns an einer Stelle ein Bazooka-Schütze auflauerte, wurde ein Mitstreiter nach dem anderen zum hilflosen Opfer - und

Für die Messerattacke schleicht ihr euch am besten von hinten an, um euren Gegner mit einem gezielten Hieb zu erledigen.
das gleich mehrmals hintereinander. Wer also als Team eine Herausforderung braucht, dürfte bei den Koop-Missionen gut aufgehoben sein.

Lauf Turok, lauf...

Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings noch die Steuerung - oder viel mehr die Belegung. Die Standardaktionen wie Zielen, Laufen und Springen funktionieren zwar gut, doch sind manche Button-Belegungen etwas ungewöhnlich. So müsst ihr z.B. die Y-Taste drücken, um eure Standhöhe zu verändern - ein Klick auf den linken Analogstick wäre da sicher intuitiver. Vielleicht dürft ihr die Steuerung im fertigen Spiel manuell belegen. Außerdem habe ich eine Sprint-Taste vermisst: Gerade wenn einem die gefräßigen, flotten Dinos an den Versen kleben, wäre ein kleiner Spurt zur nächsten rettenden Leiter sicher nicht verkehrt. Gut gelöst ist dagegen die Waffenwahl, die sich auf dem Digitalkreuz befindet. Rechts und links schaltet ihr euch durch die Ballermänner und entsprechende Kombinationen. Drückt ihr nach oben, greift ihr auf Pfeil & Bogen zu, während ihr gegenüber euer Schlachter-Messer findet. Flotte Stechereien im Stil von Call of Duty 4 fallen damit aber unter den Tisch, da ihr die Klinge vor einem Angriff zuerst manuell auswählen müsst, während beim Activision-Shooter ein Klick auf den linken Analogstick genügt. Gut so, denn so werden die Nahkampfattacken nicht übermächtig und können normalerweise nur dann effektiv eingesetzt werden, wenn ihr euch vorsichtig von hinten an einen Gegner anschleicht.    

Ausblick

Der erste Eindruck fällt zwiespältig aus: Auf der einen Seite haben wir die Kampagne, die zwar dank der Power der Unreal Engine schöne Dschungel-Kulissen bietet, überwiegend flüssig läuft und zu Beginn auch gerade durch den beklemmenden Audiobereich eine packende Atmosphäre aufbauen kann, sich aber dann sehr schnell im Ego-Shooter-Einerlei verliert. Die Feind-KI ist noch nicht das Gelbe vom Ei, das Zusammenspiel mit euren KI-Kameraden bleibt aufgrund fehlender Befehlsmöglichkeiten dem Zufall überlassen und hat man die ersten Dinoduelle hinter sich, entpuppt sich der Überlebenskampf im Dschungel schnell als eine durchschnittliche Angelegenheit ohne große Abwechslung oder Besonderheiten. Demnach könnte dem neuen Turok das gleiche Schicksal drohen wie den Vorgängern: Es waren sicher keine schlechten Shooter, doch angesichts der starken Konkurrenz auch keine Highlights. Zum Glück hat der auferstandene Indianer für seinen neuen Auftritt aber einen Joker: den Mehrspielermodus. Zwar werden auch hier überwiegend Standard-Modi geboten, doch bringen die unberechenbaren Urzeit-Bestien und die Ablenkungsmanöver mit Leuchtkugeln frischen Wind in die Deathmatch-Partien. Auch der Koop-Modus mit bis zur vier Spielern scheint Potenzial zu haben. Wie sich das neue Turok endgültig schlägt, wird das Testmuster zeigen, das angesichts der geplanten Veröffentlichung am 8. Februar nicht mehr lange auf sich warten lassen wird... 

Ersteindruck: gut

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.