Frontlines: Fuel of War07.12.2007, Michael Krosta
Frontlines: Fuel of War

Vorschau:

Counterstrike war der Vorreiter und die Battlefield-Serie die konsequente Weiterführung eines Konzepts, das sich mittlerweile großer Beliebtheit erfreut: Shooter, in denen man zusammen als Team agiert. Die entsprechende "Team-Deathmatch"-Option findet man heute praktisch in allen onlinefähigen Actiontiteln von R6: Vegas bis Call of Duty 4. THQ zielt mit Frontlines: Fuel of War (ab 1,86€ bei kaufen) in die gleiche Richtung, doch sollen neue Features frischen Wind ins Genre bringen. Wir haben uns in erste Multiplayer-Gefechte gestürzt und einen Blick auf die Kampagne geworfen...

Der Kampf ums schwarze Gold

2024: Das Erdöl wird langsam knapp! Um die letzten verbliebenen Energieressourcen entbrennt ein Kampf zwischen Ost und West. Während sich die USA und Europa zur Westlichen Koalitionsfront zusammengeschlossen haben, kämpfen Russland und China gemeinsam als Rotstern-Allianz. Wurde bisher ein Status quo zwischen den beiden Mächten gehalten, werdet ihr in der Kampagne Zeuge davon, wie Russen und Chinesen in westliche Territorien einfallen, um sich die dortigen Ölreserven unter den Nagel zu reißen. Dabei spannen die Entwickler sogar einen Bogen zur Gegenwart und verwenden im Intro u.a. Originalzitate

Die Bazooka ist mit zielsuchenden Raketen ein gutes Mittel, um sich gegen angreifende Jets zur Wehr zu setzen. 
 von Präsidenten wie George W. Bush, Bill Clinton und Wladimir Putin zur Zukunft der Energieversorgung. Eure Aufgabe in der Kampagne dürfte klar sein: Verteidigt die Ölreserven und schickt die Invasoren wieder dorthin zurück, wo sie hergekommen sind!

Eroberungs-Prinzip

Das Spielprinzip von Frontlines unterscheidet sich von den typischen Missionen, die euch in anderen Ego-Shootern erwarten. Anstatt durch enge Levelschläuche zu hetzen, erinnern eure Aufgaben hier mehr an die Multiplayer-Variante "Eroberung". Dabei habt ihr mehrere Punkte auf der Karte, die ihr einnehmen müsst. Mal gilt es, einen Computer zu hacken, ein anderes Mal eine Satellitenschüssel oder Raketenstellung zu zerstören und auch Geiselrettungen stehen auf dem Programm. In welcher Reihenfolge ihr die Ziele in Angriff nehmt, bleibt dabei in der Regel euch überlassen. Wichtig ist nur, dass ihr die Front immer weiter nach Norden verlegt und die gegnerische Armee zurückdrängt. Dabei seid ihr nicht alleine: Anstatt euch Rambo-like als eine Ein-Mann-Armee durchzuschlagen, stehen euch KI-Kameraden zur Seite, die euch gegen die Gegnerhorden unterstützen. Leider habt ihr keine Möglichkeit, euren Jungs Befehle zu erteilen. Stattdessen ziehen sie ihr Ding alleine durch, bleiben aber meist in eurer Nähe. Eine große Hilfe sind sie allerdings nicht, denn selbst auf kurze Entfernung schießen sie meist daneben. Das Verhalten der Gegner-KI ist nicht viel besser: Genau wie bei Kane & Lynch präsentieren sich die Feinde meist als reines Kanonenfutter, gleichen aber auch hier ihre Dummheit durch Masse aus. Die Entwickler

Ihr dürft hinter dem Steuer von über 60 Vehikeln Platz nehmen.
haben hier noch eine ganze Menge Arbeit vor sich, wenn man wirklich packende Schusswechsel realisieren will. In seinem jetzigen Stadium erinnert Frontlines zu sehr an einen stupiden Run and Gun-Shooter mit vielen Gegnerwellen.

Keine Deckung

Da passt es auch, dass auf ein Deckungssystem weitgehend verzichtet wird. Zwar dürft ihr in die Hocke gehen und auch ganz flach über den Boden kriechen, doch an Wänden oder anderen Schutzmöglichkeiten gibt es keine besonderen Funktionen, mit denen ihr z.B. vorsichtig um eine Ecke spähen könntet. Ihr müsst deshalb nicht selten Treffer einstecken, doch durch das regenerative Heilsystem erholt ihr euch relativ schnell, wenn ihr ein ruhiges Eckchen findet. Um Waffen und genügend Patronen müsst ihr euch keine Sorgen machen: In den meist staubigen, teilweise auch urbanen Endzeit-Kulissen, die gut aber nicht überragend von der Unreal Engine in Szene gesetzt werden, findet ihr überall Munitionskisten sowie Waffen von der Maschinenpistole bis zum Raketenwerfer. Besonders cool sind die Drohnen: Per Fernsteuerung dirigiert ihr bewaffnete Mini-Helikopter oder kleine Autos. So fliegt ihr z.B. über ein verschlossenes Tor, um auf der anderen Seite die Steuerungskonsole mit einer Sprengladung im Hubschrauber hochzujagen oder rast aus sicherer Entfernung mit dem Auto unter einen Panzer, um ihn mit der anschließenden Explosion in seine Einzelteile zu zerlegen. Ihr selbst dürft in bester Battlefield-Tradition ebenfalls das Steuer von bis zu 60 Vehikeln übernehmen. Dazu zählen u.a. Kampf-Quads, bewaffnete Jeeps, Panzer und sogar Hubschrauber sowie Düsenjets. Dabei übernehmt ihr in der Kampagne das Fahren und Ballern gleichzeitig - in Multiplayer-Partien können manche Aufgaben dagegen unter den Spielern aufgeteilt werden.

                 

         

Eine Multiplayer-Granate?

Und genau hier zeigt sich Frontlines von seiner Schokoladenseite: Während das Einnehmen von Punkten auf der Landkarte aufgrund der dummen KI-Horden und den fehlenden Befehlsmöglichkeiten über eure Kameraden in der Kampagne schnell öde wird, offenbart Frontlines in den aufregenden Mehrspieler-Matches sein ganzes Potenzial. Zunächst steht aber die Wahl der

Mit montierten MG-Geschützen ballert es sich doch gleich viel durchschlagender...
 Klasse an, die auch Einfluss auf eure Standard-Bewaffnung hat. Wer sich für die Assault-Klasse entscheidet, geht standesgemäß mit einem Sturmgewehr auf die Pirsch - Heavy Assault-Recken freuen sich darüber hinaus auf zusätzliche Granatwerfer. Als Sniper agiert man dagegen mit seinem Scharfschützengewehr eher im Hintergrund. Unauffällig geht es auch bei den Special Ops zu, die mit Schalldämpfern ausgestattet nahezu lautlos töten, aber auch mit ihren Sprengsätzen für Rabatz sorgen können. Das Gleiche gilt für die Anti-Vehikel-Jungs, die mit Bazooka gegen Panzer, Hubschrauber & Co ins Feld ziehen. Auch als Nahkampfspezialist könnt ihr eure Gegner mit einer Shotgun im Anschlag ordentlich aufmischen. Als ob diese Vielfalt an Klassen noch nicht genug wäre, setzten die Entwickler noch einen drauf, denn ihr könnt euch unabhängig von der Klasse auch noch eine von sechs Rollen zuordnen. Und damit geht der Spaß erst richtig los! Mal angenommen, ihr tretet als Scharfschütze der Partie bei und übernehmt gleichzeitig die Drone Tech-Rolle. Na, wie kann man diese Kombination wohl am besten ausnutzen? Steuert die Drone aus einer sicheren Position heraus über das Schlachtfeld und verschafft euch aus der Luft einen Überblick, wo sich eure Feinde aufhalten. Dann schaltet ihr einfach auf euren Scharfschützen zurück und schaltet ein Ziel nach dem anderen aus. Und falls euch einer entwischt oder sich sicher verschanzt, schaltet ihr zurück auf die Drone, verfolgt den Flüchtigen und zündet im richtigen Moment den Sprengsatz. Bumm! Ebenfalls nicht zu verachten ist die Rolle des Ground Support, in der ihr z.B. stationäre Geschützanlagen installieren könnt, die sich ideal zur Verteidigung der Basis eignen. Als Air Support leistet ihr eure Unterstützung dagegen aus der Luft, indem ihr es über markierten Gebieten auf Befehl Bomben regnen lasst. Bevorzugt ihr dagegen EMP Tech, habt ihr u.a. die Macht, durch einen elektromagnetischen Impuls die Schutzschilde eurer Feinde vorübergehend lahm zu legen oder umgehend die Position von Drohnen sowie den Inhabern der entsprechenden Fernbedienungen auszumachen. Jede Rolle bietet bis zu drei Fähigkeiten mit zunehmenden Auswirkungen. Allerdings stehen euch nicht gleich alle Fähigkeiten zu Beginn zu Verfügung. Stattdessen müsst ihr euch mit zunehmendem Erfolg "aufleveln", um weitere Möglichkeiten
Nur wer als Team gemeinsam vorgeht, wird im Kampf um die Territorien Erfolg haben.
pro Rolle freizuschalten. Ist die Runde vorbei, starten im Gegensatz zu Titeln wie Call of Duty 4 dagegen alle wieder bei Null - ihr behaltet die kompletten Rollenfähigkeiten also nicht dauerhaft, sondern müsst sie euch immer wieder neu erarbeiten.

Eine schlagkräftige Armee

Doch gerade das Herumexperimentieren von Klassen und Rollen macht einen großen Reiz aus, durch den sich Frontlines von einigen Konkurrenten abheben kann. Gleichzeitig fördert es aber auch den Teamgedanken und die Kommunikation zwischen den einzelnen Mitgliedern. Gerade durch eine geschickte und breit gestreute, aber auch gezielte Verteilung der Fähigkeiten seid ihr in der Lage, eine schlagkräftige Mini-Armee aufzustellen, die sich gegenseitig unterstützt. Dem Teamaspekt kommt ebenfalls zugute, dass ihr Ziele für eure Mitstreiter markieren könnt, so dass sie wissen, wo sie zuschlagen sollten. Vor allem mit dem Überblick aus einem Hubschrauber heraus könnt ihr diese Funktion hervorragend für eure Zwecke nutzen. Und auf den großen Schlachtfeldern wird es wohl ordentlich rund gehen, wenn sich auf dem PC bis zu 64 Spieler auf ihnen tummeln. Über Xbox Live wird es dagegen etwas ruhiger zugehen, da man auf der 360 vermutlich mit 32 Spielern Vorlieb nehmen muss - was aber immer noch vorbildlich ist, wenn man bedenkt, dass sich auf der Microsoft-Konsole in der Regel nur maximal 16 Spielern ins Gefecht stürzen. Bei unseren Anspiel-Sessions hatte die 360 allerdings schon mit 16 Teilnehmern zu kämpfen und das Geschehen wurde noch von einigen Lags gestört. Auch die Unreal-Engine lief auf der Konsole mit Slowdowns, Textur- und Clippingfehlern noch nicht so rund wie auf dem PC. Dafür hat auch Letzterer noch mit einigen Problemen bezüglich der Netzwerkstabilität zu kämpfen, denn hier standen plötzliche Spielabbrüche aufgrund von Netzwerkfehlern noch auf der Tagesordnung. Hier haben die Kaos-Entwickler bis Februar noch etwas Arbeit vor sich, denn Frontlines steht und fällt mit der Mehrspielererfahrung.     

Ausblick

Stellt euch vor, ihr müsstet Counterstrike oder Battlefield alleine spielen und zusammen mit vollkommen eigenständig agierenden KI-Kollegen gegen KI-Feinde antreten. Klingt langweilig, oder? Ja! THQ gibt euch in der Kampagne von Frontlines: Fuel of War zwar die Möglichkeit dazu, aber der Fokus liegt ganz klar auf dem Mehrspielerbereich. Und der könnte es ganz schön in sich haben: Viele Klassen, dazu ein interessantes Rollen-Konzept; die Eroberung von Punkten auf großen Karten mit bis zu 64 Spielern; über 60 Vehikel vom Panzer bis zum Hubschrauber, bei denen das Steuer übernommen werden kann. Das alles dürfte Fans von Team-Shootern ein Leuchten in die Augen zaubern. Alleine das Herumexperimentieren mit den insgesamt 24 Kombinationsmöglichkeiten zwischen Klassen und Rollen macht Frontlines schon interessanter als manch anderen Genre-Vertreter. Bis der heiße Kampf ums Öl beginnt, müssen die Kaos Studios allerdings sowohl auf der Konsole als auch dem PC noch ein paar technische Hürden überwinden, um für reibungslose Online-Partien zu sorgen. Auf der Xbox 360 war die Grafikengine zudem noch von Performance-Problemen und Grafikfehlern geplagt. Abgesehen vom viel versprechenden Multiplayer-Potenzial sollte aber auch die Kampagne nicht außer Acht gelassen werden, die mit ihren strohdummen Kanonenfutter-KI-Horden momentan noch so weit vom Spaß des Mehrspielermodus entfernt ist wie Jean Claude van Damme vom Gewinn eines Oscars.

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