Kane & Lynch: Dead Men30.06.2007, Michael Krosta
Kane & Lynch: Dead Men

Vorschau:

Ein ehemaliger Söldner, dessen Familie von seinen totgeglaubten Kameraden als Geisel festgehalten wird. Ein Psychopath, der während eines Blackouts angeblich seine eigene Frau bestialisch abgeschlachtet hat. Zwei Männer, die nichts mehr zu verlieren haben. Zwei Männer, die trotz ihrer Differenzen zusammenarbeiten müssen, um ihre tödliche Mission auszuführen. Was könnt ihr von Eidos' schlagfertigem Duo Kane & Lynch erwarten?

Freikarte in den Tod

Keine Aussicht auf Erfolg. Die Mission? Ein Himmelfahrtskommando! Kane muss sterben, damit seine Familie leben kann. Dafür hat die Organisation The 7 gesorgt, der Kane einst angehörte. Doch beim letzten Auftrag ging etwas schief: Sein Team wurde ausgelöscht - nur er überlebte und wurde verhaftet. Ein Umstand, der seinem ehemaligen Arbeitgeber sauer aufstößt und Kane als vermeintlichen Verräter entlarvt. Und so etwas macht eine Truppe wie The 7 erst richtig sauer! Also wird der Gefangenentransport kurzerhand überfallen, um Kane zu befreien und in eine letzte Mission zu schicken, die er mit dem Leben bezahlen wird - ein angemessener Preis für den angeblichen Verrat! Zwei Versicherungen sorgen dafür, dass er die Sache wirklich durchzieht: Zum einen hält The7 Kanes Familie als Geisel und droht mit deren Hinrichtung, falls Kane seine Befehle verweigert. Zum anderen wird ihm der Psychopath Lynch auf Schritt und Tritt folgen, der auf den ersten Blick eine

Gejagt von den Cops und fiesen Ganoven: Kane steht unter Dauerbeschuss!
vollkommen eigene Geschichte hat. Welche Verknüpfung zwischen den beiden gegensätzlichen Charakteren besteht, wird erst der Test zeigen können, doch legen die Hitman-Macher von IO großen Wert auf eine ausgefeilte Handlung, die wie ein interaktiver Actionfilm wirken soll.

Wie im Kino?

Entsprechend wird auf HUD-Einblendungen wie eine Gesundheitsanzeige weitestgehend verzichtet, um Filmflair zu erzeugen. Auch diverse Grafikfilter und Ausleuchtungen der zerstörbaren Kulissen unterstreichen diesen Ansatz. Genau wie bei Titeln wie King Kong oder Rainbow Six: Vegas erholt ihr euch außerdem nach kurzer Zeit automatisch von euren Verletzungen anstatt ständig mit einem Verbandskasten zu hantieren. Werdet ihr trotzdem von einer der zahlreichen Kugeln ausgeschaltet, könnt ihr auf Lynch oder andere Mitglieder eures Söldnerteams zählen, die erste Hilfe leisten und euch wiederbeleben.

Psychopath Lynch ist eine tickende Zeitbombe, die gerne mal ausrastet.
Voraussetzung ist allerdings, dass sich die Kameraden in eurer Nähe befinden. Sind sie zu weit entfernt, haucht ihr euer Leben aus und müsst beim letzten Speicherpunkt einen neuen Versuch starten.

Gegnermassen

Viel Zeit zum Durchatmen bleibt nicht: Eure Feinde stürmen meist aus allen Richtungen heran und decken euch mit Gewehrsalven ein. Kugeln pfeifen an eurem Kopf vorbei und zerlegen die Kulissen mit ihren anfälligen Betonpfeilern, Möbeln und Fliesen in Schutt und Asche. Ihr steht immer unter Druck, euch weiter nach vorne zu arbeiten, da von hinten ständig Gegner nachrücken und versuchen, euch in die Zange zu nehmen. Leider war die KI der Vorschaufassung sehr rudimentär und konnte noch nicht überzeugen. Im Prinzip schießen sie in ihrem jetzigen Stadium nur blind durch die Gegend und warten darauf, von euch ausgeschaltet zu werden. Hier hat IO noch ein gutes Stück Arbeit vor sich, wenn man bei Feuergefechten vom Schlag eines R6: Vegas mithalten will.

           

       

Taktik ist gefragt

Doch es dreht sich nicht alles um die reine Ballerei: Auch taktische Elemente werden eine tragende Rolle spielen. Zwar seid ihr die meiste Zeit als Kane & Lynch-Doppelpack unterwegs, doch zieht ihr manchmal mit bis zu fünf Kameraden in den Kampf. Im Gegensatz zu Taktik-Shootern wie GRAW oder Rainbow Six habt ihr hier sogar die Möglichkeit, das Team aufzuteilen und jedem Einzelbefehle zu erteilen. Diese beschränken sich jedoch nur auf grundlegende Anweisungen wie Positionswechsel, den Angriff auf ein markiertes Ziel oder "Feuer einstellen". Außerdem sammelt ihr per Knopfdruck das Team an eurer Position oder erteilt all euren Jungs gleichzeitig einen Marschbefehl. Gebt ihr keine dedizierten Anweisungen, ahmt euch eure Unterstützung einfach nach. Ihr kniet euch hin - sie kniet sich hin. Ihr eröffnet das Feuer - sie eröffnet das Feuer usw. Eine aktive Kontrolle über die Teammitglieder ist nicht möglich - ihr steuert als Spieler lediglich Kane. Leider verharrt die Kameraden-KI noch auf dem gleichen Level wie die eurer Gegner und stellt sich noch mehr dumm als intelligent und treffsicher an. Nützlich ist die Möglichkeit, die Waffen wie MGs, Pistolen, Rauch- und Splittergranaten im Team untereinander zu tauschen, falls ihr euch in der Nähe eines Mitstreiters befindet. Außerdem dürft ihr die Ballermänner

Mit einem Scharfschützengewehr steigt die Trefferquote. Doch auch eure Gegner betätigen sich gerne als Sniper.  
getöteter Feinde aufsammeln, so dass ihr nur selten in die unangenehme Situation kommt, keine Kugeln mehr im Magazin zu haben. In diesem Fall greift ihr auf einen Nahkampfangriff per Hand zurück, mit dem Kane sein Gegenüber ausschaltet.

In Deckung!

"Angriff ist die beste Verteidigung!". Getreu diesem Motto erzielt man auch zusammen mit Kane und Lynch die besten Erfolge. So ganz ohne Verteidigung geht es aber dann doch nicht, weshalb auch ein intuitives Deckungssystem zum Einsatz kommt, das eine Mischung aus GRAW und Rainbow Six: Vegas darstellt. Sobald an einer Wand, einem Vorsprung oder einem anderen Objekt die Möglichkeit besteht, geht Kane automatisch in Deckung. Haltet ihr an einer Ecke den linken Trigger gedrückt, schnellt er hervor, so dass ihr die fiesen Schergen wieder ins Fadenkreuz nehmen könnt und dabei immer noch besser geschützt seid als beim direkten Schlagabtausch auf freiem Feld. Auch wenn die Action im Vordergrund steht, gibt es auch Momente im Spielablauf, in denen ihr euch eher unauffällig verhalten müsst. So steht z.B. ein Besuch in einer gut besuchten Diskothek an, in der ihr euch bei Stroboskop-Licht und durch den feinen Nebel, vorbei an der tanzenden Meute zu hämmernden Techno-Beats an euer Ziel heranschleichen müsst. Werden die Wachen auf euch aufmerksam, wenn sie ihre starken Taschenlampen zufällig ins Kanes bedrohliche Visage halten oder der erste Schuss fällt, bricht umgehend Panik aus und die Gäste wuseln kreuz und quer durch den Kugelhagel. Ein Mehrspielermodus soll ebenfalls integriert werden, doch hütet Eidos noch das Geheimnis, wie dieser aussehen soll. Fest steht lediglich, dass ihr offline die Kampagne kooperativ im Splitscreen angehen könnt, wobei ein Spieler wie gehabt Kane steuert, während der andere die Rolle von Lynch übernimmt. Für Xbox Live sich die Entwickler von IO laut Eidos so coole und innovative Konzepte überlegt, dass man Informationen diesbezüglich aus Angst vor Kopien durch die Konkurrenz noch zurückhält.    

Ausblick

Verzweifelt. Verletzt. Verloren. So dürfte sich Kane in der Rolle fühlen, in die er von seinem ehemaligen Arbeitgeber gepresst wird. Keine Aussicht, lebend aus der Geschichte heraus zu kommen und dazu noch einen durchgeknallten Psycho als Wachhund an der Seite, ballert ihr euch im ansprechenden Ambiente durch die Gegnerhorden. Dabei geht es deutlich actionreicher zu als ich nach der ersten Präsentation vermutet hatte. Ihr steht fast ständig unter Dauerfeuer – Zeit zum Durchatmen gibt es kaum. Vor allem, wenn ihr während der Schießereien euren Kameraden auch noch taktische Anweisungen geben wollt, habt ihr alle Hände voll zu tun. Technisch hinterlässt das Duo mit seinen ansehnlichen und zerstörbaren Kulissen sowie dem meist flüssigen Spielablauf schon einen guten Eindruck. Allerdings hapert es noch an der KI: Wenn sich Schergen als Kanonenfutter präsentieren und das eigene Team leicht orientierungslos durch die Gegend rennt ohne etwas zu treffen, schreit das noch nach einer gehörigen Portion Arbeit für die Entwickler. Bleibt zu hoffen, dass IO nicht die gesamte Energie in den geheimnisvollen Mehrspielermodus investiert. Denn erst mit einer KI-Optimierung könnten die Dänen das gesamte Potenzial ausnutzen, das in Kane & Lynch steckt.

Ersteindruck: gut

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