Naruto: Rise of a Ninja21.10.2007, Mathias Oertel
Naruto: Rise of a Ninja

Vorschau:

Es ist vollkommen egal, ob man etwas mit den so genannten Anime-Serien anfangen kann: Mittlerweile kann man sich weder im nationalen noch im internationalen Kinderprogramm umschauen, ohne irgendwelche japanischen Serien zu finden, die aufgrund der Popularität natürlich auch als Stoff für Spiele herhalten müssen. Doch mit Ausnahme des einen oder anderen DragonBall Z-Titels blieb die Qualität weitestgehend auf der Strecke. Vielleicht schafft Ubisoft mit Naruto - Rise of a Ninja die Wende...

Naru-Wer?

Nennt mich altmodisch. Nennt mich Spießer. Lacht mich aus. Aber seit Captain Future konnte ich mich nicht so richtig für Anime-Serien begeistern. DragonBall Z lässt mich kalt. Avatar macht mich überhaupt nicht an. Und auch Naruto, nach US-Marktstudien der erfolgreichste Vertreter seiner Art in den letzten zehn Jahren, ruft bei mir nur ein leichtes Stirnrunzeln hervor.

Nachdem das Vorab-Muster bei uns eingetrudelt ist, habe ich mir zwar ein paar Folgen angeschaut. Doch wie es eben so ist, kann man den gesamten Zusammenhang des Universums und den Aufbau der Charaktere erst begreifen, wenn man sich länger damit beschäftigt - oder aber wenn man das von Ubi Montreal entwickelte Rise of a Ninja spielt.

Die Welt von Naruto kann sich sehen lassen und ist dem Stil der Anime-Serie nachempfunden.
Denn im Gegensatz zu den bislang von diversen Publishern veröffentlichten Naruto-Titeln, die meist simpel gehaltene Prügler darstellen, für die man Vorkenntnisse braucht, um das Spiel vollends würdigen zu können, setzt Ubisoft auf ein Mischprinzip: Rise of the Ninja entpuppt sich als stilsicher inszeniertes Action-Adventure, in das einfach gehaltene, aber enorm unterhaltsame und teils sehr spektakuläre Kampfsequenzen eingebaut wurden.

Lizenz am Rande

Bei den ersten paar Stunden, die als Tutorial dienen und euch in nahezu alle verfügbaren Spielelemente einführen, stechen vor allem zwei Dinge heraus: Erstens, dass man keine Vorkenntnisse benötigt, um Spaß zu haben. Weil das Spiel zweitens mit seinen Mechaniken und vor allem seiner Kulisse eine Faszination erzeugt, die einen schnell vergessen lässt, dass es sich hier um eine Lizenzumsetzung handelt. Man bekommt den sympathischen Eindruck, dass das Konzept an die Lizenz angepasst wurde und nicht umgekehrt.

Die Kämpfe sind überzeugend inszeniert, verlassen sich dabei aber auf ein sehr einfaches System.
Doch worum geht es? Ihr folgt dem Nachwuchs-Ninja Naruto durch seine Ausbildung, erforscht dabei die sich immer weiter öffnende Stadt Konoha und erledigt Aufträge für die Bevölkerung sowie eure Lehrer.

Klingt nicht nur unkompliziert, sondern ist es auch: Neben dem üblichen Münzensammeln, das seit den ersten Auftritten eines Klempner-Bruderpaares nicht mehr aus Spielen wegzudenken ist, müsst ihr Freunde finden und die euch anfangs ablehnend gegenüber stehenden Zivilisten durch gute Taten auf eure Seite ziehen, Hold-und-Bring-Dienste erledigen und vieles mehr. Und natürlich müsst ihr die Wege des Ninjas lernen und anwenden. Selbstverständlich werden mit den neu erlernten so genannten Jutsus, die über Kombination von Schultertasten und den Handbewegung emulierenden Sticks initiiert werden, neue Möglichkeiten und meist auch Gebiete freigeschaltet. Ein Jutsu z.B. lässt euch Wände hochlaufen, ein anderes lässt euch dem Gesprächspartner gegenüber als verführerisches Mitglied des anderen Geschlechts erscheinen - sehr sinnvoll, wenn ihr den Liebeskummer einiger Bewohner vertreiben müsst.

   

Sehr unterhaltsam sind übrigens auch die Jutsu-Fehlversuche: Statt einer holden Schönheit steht z.B. auf einmal eine pickelgesichtige pummelige Magd vor euch, die entfernt an die Bilder von Britney Spears´ Exzessen erinnert...

Allerdings muss Naruto bei aller Größe der Spielwelt und dem gesammelten Humor im Dauertest mit der finalen Version beweisen, dass das Missions-Design auch so abwechslungsreich ist, wie es in den ersten Stunden scheint.

So einfach wie effektiv

Von Zeit zu Zeit müsst ihr auch harte Kämpfe ausfechten, bei denen das Spiel aus der Schulterperspektive in die klassische "Seitenansicht" wechselt, die Prügler von Street Fighter bis Virtua Fighter 5 kennzeichnet.

Für die Auseinandersetzungen hat sich Ubi Montreal ähnlich wie bei den Turtles für ein einfach zu bedienendes System

Der Action-Adeventure-Prügel-Lizenz-Mix könnte einer der Geheimtipps des Spielewinters werden...

entschieden, das trotz der spärlich belegt scheinenden Knöpfe zahlreiche Kombos ermöglicht.

Die Waffen wie Wurfsterne sowie die auch im Kampf nützlichen Jutsus, die richtig eingesetzt zu enorm effektiven und grandios in Szene gesetzten Superangriffen mit Quicktime Reactions führen können, ergänzen die Mechanik. Den Tiefgang eines Tekken oder gar eines Virtua Fighter erreicht man zwar nicht, doch für ein Action-Adventure bietet Naruto vielschichtige Auseinandersetzungen.

Fast wie in echt

Für sich alleine betrachtet sind sowohl die grundsätzlichen Mechaniken als auch das Kampfsystem nicht der Rede wert. Doch zusammen entfachen diese beiden Elemente einen Charme, der auch dank der sehr stimmigen Kulisse leichte Euphorie aufkommen lässt.

Angefangen von dem Comic-Umrandungen bei allen Charakteren bis hin zu den geschmeidigen Animationen werden die Protagonisten schön in Szene gesetzt und hauen sich bei den Kämpfen Effekt strotzend die Fäuste um die Ohren. Und das alles vor und in malerischen, teils (wie z.B. beim Gras) dynamisch animierten Umgebungen, die einen gekonnten Spagat zwischen Realismus und Comic (Verzeihung: Anime) hinlegen. Doch bevor wir hier zu schnell aufs Grafik-Gaspedal treten: Auch hier muss Naruto auf lange Sicht beweisen, dass im späteren Verlauf noch die eine oder andere positive Überraschung wartet und die Designer ihr Pulver nicht schon in den ersten paar Stunden verschießen.

Auch die deutsche Sprachausgabe muss zeigen, dass sie die von der Kulisse sorgsam aufgebaute Atmosphäre gekonnt zu unterstützen versteht. Wenn sie allerdings so überzeugend, so pathetisch und so witzig ist wie die englische Fassung, die uns vorlag, können wir Entwarnung geben. 

 

Ausblick

Es geht doch! Nach den unzähligen DragonBall Zs sowie den bisher veröffentlichten Narutos, bei denen deutlich die Lizenz im Vordergrund stand und das Spiel an sich eher die zweite Geige spielt, geht Ubisoft Montreal den entgegen gesetzten Weg: Rise of the Ninja hinterlässt nach den ersten Stunden einen sehr sympathischen Eindruck. Die Mischung aus konventionellem Action-Adventure und einfachen, aber spektakulären Kampfmechaniken sieht nicht nur gut aus, sie spielt sich auch sehr angenehm. Dass zudem die Lizenz gut eingebaut wurde und man durch das Spiel Lust bekommt, sich mal die eine oder andere Folge der Serie anzuschauen, passiert in heutigen Zeiten viel zu selten und sollte als Beispiel für zukünftige Lizenz-Umsetzungen dienen. Allerdings bleiben auch noch einige Fragen offen, die sich allesamt mit dem Zeitraum jenseits der Vier- bis Sechs-Stunden-Marke befassen: Ist die Kulisse auch später noch für die eine oder andere Überraschung gut? Ist im Missions-Design Platz für Abwechslung? Stagniert das komboreiche Kampfssystem? Wenn Ubisoft auf diese Fragen passable Antworten findet, dürfte mit Naruto - Rise of the Ninja zweifellos eines der interessantesten Lizenzspiele der letzten Monate auf die 360-Spieler warten!

Ersteindruck: sehr gut!

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