Midnight Club: Los Angeles24.07.2008, Michael Krosta
Midnight Club: Los Angeles

Vorschau:

Rockstar drückt endlich wieder aufs Gaspedal! Mit neuer Engine, einem überarbeiteten Karrieremodus, zig Tuning-Optionen und einem traumhaften Fuhrpark will Midnight Club L.A. der Konkurrenz auf und davon rasen. Wir wollten uns selbst davon überzeugen und sind auf der Xbox 360 mit röhrenden Motoren durch die Stadt der Engel geheizt...

Das GTA-Rennspiel

Schon in GTA IV hat Rockstars hauseigene RAGE-Engine (steht für Rockstar Advanced Game Engine) gezeigt, was in ihr steckt. Was liegt also näher, als die Technologie auch für die nächste Generation der Midnight Club-Serie zu verwenden, die sich ebenfalls am Open World-Konzept bedient?

Mitternachtsrennen sind von gestern. In L.A. gebt ihr rund um die Uhr Gas.
Richtig! So ist es kein Wunder, dass man nach den ersten paar Metern meinen könnte, wieder in Liberty City gelandet zu sein. Aber schnell werde ich vom typisch kalifornischen Flair eingefangen, während ich mit Vollgas an den sonnigen Stränden des Pazifiks vorbei zische und anschließend der 3rd Street Promenade in Santa Monica einen Besuch abstatte, bevor es mich nach Hollywood verschlägt, wo ich auch einen Blick auf den weltbekannten Schriftzug werfen kann. Grafisch sieht die HD-Premiere der Serie hervorragend aus! Zwar wurde die Stadt nicht vollkommen originalgetreu nachmodelliert, doch wer L.A. kennt, findet markante Orte ohne Probleme und freut sich überden hohen Wiedererkennungswert. Im Gegensatz zu den Vorgängern seid ihr hier nicht länger nur bei Nacht oder im Morgengrauen unterwegs, sondern genießt auch die kalifornische Sonne in ihrer ganzen Pracht, denn der neue Midnight Club hat dank eines dynamischen Tag-/Nachtwechsels 24/7 geöffnet.

Rush Hour

Während ihr in der Dunkelheit relativ ungehemmt durch die Straßen der Stadt heizt und dabei illegale Rennen austragt, erwartet euch bei Tag das leidige Phänomen einer jeden Großstadt: Stau! Wer sich in der Rush Hour auf einem verstopften Highway durch den Verkehr pflügen muss, hat alle Hände voll zu tun, nicht in einen fatalen Unfall verwickelt zu werden, der schnell in einem Totalschaden enden kann. Das Schadensmodell ist zwar insgesamt sehr nachgiebig, aber halt doch nicht nur rein optischer Natur, auch wenn ihr erst kurz vor dem Exitus etwas davon merkt, wenn der Wagen plötzlich stark in eine Richtung zieht. Schäden sind nicht nur ärgerlich - echten Autofreunden dürften bei den Kratzern im Lack und

Mit gezündetem Nitro-Boost geht hier ähnlich die Post ab wie in EAs Burnout-Serie.
den zunehmenden Beulen in der Karosserie die Tränen kommen -, sondern auch teuer. Wollt ihr aus eurem Wrack wieder ein schniekes Schmuckstück machen, müsst ihr bei der Werkstatt eures Vertrauens tief in die Tasche greifen.

Nur die Leistung zählt

Doch das ist nicht alles: Wie nicht anders zu erwarten, dürft ihr auch hier wieder jeden hart verdienten Cent ins Tuning und die Anschaffung weiterer Boliden investieren. Die Möglichkeiten erscheinen dabei wieder grenzenlos: Mit Teilen lizenzierter Hersteller wie Brembo, Castrol & Co sorgt ihr mit bis zu vier Motor-Ausbaustufen für mehr PS unter der Haube, verbessert eure Bremsen oder sorgt mit neuen Upgrades für euer Fahrwerk dafür, dass euer Karbon-Baby auf der Straße liegt wie ein Brett. Und auch wenn schon in der Serienausstattung die kernigen Motorklänge nicht zu verachten sind, röhren sie doch erst nach einer Behandlung durch den Tuning-Mechaniker richtig los und sorgen für eine wohlige Gänsehaut. Seid ihr euch nicht sicher, welche Kombination am sinnvollsten erscheint, wird der Teilekauf auf Wunsch auch - gemessen an euren finanziellen Mitteln - automatisch übernommen. Neben Leistungspaketen dürfen echte Autonarren ihren fahrbaren Untersätzen aber auch den richtigen Bling spendieren, denn die Optik darf selbstverständlich ebenfalls mächtig aufgemöbelt werden. Allein die Vielzahl verschiedener Lacksorten von matt über metallic bis hin zum trendigen Chamäleonlack sowie massig Optionen für die Erstellung eindrucksvoller Farbverläufe sind schon ein guter Anfang. Geht es dann weiter an die Karosserie, dürft ihr euch mit den neuen Teilen für Front, Heck und Seiten inklusive Spoilern sowie extravaganten Motorhauben weiter austoben, bis man kaum noch die Fahrzeug-Basis unter all dem Tuner-Schnickschnack erkennt. Der Weg zum Kunstwerk auf vier Rädern führt dabei auch über die auf Hochglanz polierten Felgen, die ihr mit etlichen Details eurem persönlichen Geschmack ins Sachen Design, Farbe und Größe anpassen könnt. Doch auch auf die inneren Werte kommt es bekanntlich an - und nicht nur die, die unter der Haube stecken. Deshalb stattet ihr auch das Renncockpit mit den Schalensitzen eurer Wahl, griffigen Sportlenkrädern und sogar neuen Instrumenten aus. Was will der passionierte Autoliebhaber mehr?     

Bunt gemischter Fuhrpark

Er will geile Karren! Er will die ungeschliffenen Rohdiamanten, die sich mit der Zeit zum prolligen Schmuckstück weiterentwickeln. Rockstar lässt sich nicht lumpen und stellt euch einen großen Fuhrpark aus lizenzierten Sportwagen und Muscle Cars zur Auswahl. Neben modernen Flitzern, wie z.B. dem aktuellen Shelby-Modell, stehen auch echte Tuning-Klassiker

Auch auf flotten Motorrädern klappt es nicht immer, den Gesetzeshütern zu entkommen.
wie der VW Scirocco oder der gute, alte 1er Golf beim Händler. Da geraten die Motorräder fast schon ins Hintertreffen, obwohl ihr natürlich auch auf den PS-starken Zweirädern Platz nehmen dürft. Doch damit nicht genug: Die Entwickler arbeiten erneut mit den Tuningverrückten vom DUB-Magazine zusammen, so dass ihr euch auch im neuesten Teil auf entsprechend stylische Einzelstücke freuen könnt. Und mein Gott, was sehen diese detailverliebten Polygonmodelle mit ihren schicken Lackspiegelungen und den originalgetreu nachgebildeten Innenräumen gut aus! Schade nur, dass die neue Cockpitansicht noch etwas zu unübersichtlich wirkt, da der Fokus zu weit nach hinten gelegt wurde und dadurch Lenkrad sowie Armaturenbrett zu viel Platz auf dem Bildschirm einnehmen. Bei einer so großen Auswahl an Vehikeln und Tuningteilen stellt sich die Frage, wo ihr das nötige Kleingeld herbekommt. Logisch, in den Rennen! Dabei müsst ihr nicht zwingend einen Sieg nach dem anderen einfahren, denn selbst ein letzter Platz wirft hier noch etwas für die Spardose ab. Wollt ihr nach einem schlechten Ergebnis lieber einen neuen Versuch starten, müsst ihr nicht wie bei Burnout Paradise wieder lästig zum Startpunkt zurück fahren, sondern startet das Rennen einfach auf Knopfdruck neu. Auch zu Duellen gegen andere Fahrer springt ihr komfortabel über die integrierte Karte, wenn ihr nicht bis zu ihnen hinfahren wollt. Damit gibt sich Midnight Club L.A. deutlich komfortabler als die EA-Konkurrenz, auch wenn man die Stadt mit all ihren versteckten Abkürzungen natürlich besser kennenlernt, wenn man auch abseits der Renn-Events die Straßen unsicher macht.

Viele Rennmodi

Für Abwechslung sollen eine ganze Menge an Veranstaltungen sorgen. In den bekannten Checkpunkt-Rennen jagt ihr auf die gelben Rauchsäulen zu, die man besonders bei Nacht hervorragend erkennen kann. Schwieriger wird es, wenn euch lediglich ein Zielpunkt vorgegeben wird und ihr euch selbst den Weg durch den Großstadtdschungel suchen müsst, um als Erster die Ziellinie zu überqueren. Da der Navigationspfeil jetzt nicht mehr zentral auf dem Bildschirm, sondern recht klein in die Mini-Karte integriert wurde, fällt es schwerer, die nützliche Hilfe als solche zu nutzen. Denn bleibt euer Blick zu lange auf dem Pfeil, kann es bei dem mörderischen Tempo, das fast an die Burnout-Serie heran reicht, ganz schnell krachen. Vor allem in den neuen Highway-Rennen, in denen ihr über die Schnellstraßen in und um L.A. prescht, ist ein Geschwindigkeitsrausch vorprogrammiert, wenn die Kulissen in einem Affenzahn und intensiviert von Motion-Blur an euch mit konstanten 60 Bildern pro Sekunde vorbei zischen und damit selbst GTA IV hinter sich lassen. Übertreibt ihr es mit dem Einsatz des Gaspedals (und Nitro Boosts), ruft ihr allerdings schnell die örtlichen Cops auf den Plan, die zwar nicht allzu aggressiv auftreten, sich aber nur schwer abschütteln lassen und sich einige haarsträubende Verfolgungsjagden mit euch liefern. Wie in den Vorgängern, ist auch hier die Fahrphysik hauptsächlich auf Arcade getrimmt und so gehen spektakuläre Drifts ziemlich leicht von der Hand. Wer es mit der Geschwindigkeit übertreibt, wird in Kurven aber auch von plötzlich ausbrechenden

Mit qualmenden Reifen durch die Kurven. Sieht cool aus und ist mit der leicht zugänglichen Fahrphysik locker zu bewältigen...
Hecks überrascht, die eure Kiste schnell ins Schlingern bringen können. Damit ist Midnight Club zwar insgesamt zugänglich, aber in Sachen Fahrphysik trotzdem anspruchsvoller als die Speed- und Crashorgie Burnout Paradise.

Die Karriere präsentiert sich jetzt etwas offener und stellt euch von Anfang an mehrere Events zur Auswahl, die ihr frei abklappern könnt. Weitere Punkte gesellen sich hinzu, wenn euer Ansehen in der Renn-Community steigt - entsprechende Punkte erntet ihr neben den Preisgeldern ebenfalls in den Rennen. Euer Smartphone informiert euch darüber hinaus regelmäßig über die Ankunft neuer Möchtegern-Streetkings, die sich mit euch duellieren wollen. Zum Mehrspielermodus wollte Take 2 noch keine Details nennen, sondern noch bis zur Games Convention warten. Es wurde lediglich bekräftigt, dass er eine starke und wichtige Komponente im Gesamtpaket ausmachen soll. Wie diese genau aussieht, erfahren wir dann wohl in einem Monat... 

Ausblick

Schon bei der ersten Präsentation von Midnight Club: L.A. machte sich eine erste Vorfreude auf den neuen Racing-Titel aus dem Hause Rockstar breit. Jetzt, nachdem ich erstmals selbst durch die Straßen von Los Angeles und Umgebung geheizt bin, wurde diese keineswegs getrübt, sondern weiter verstärkt! Die nachmodellierte Stadt sieht fantastisch aus, das Geschwindigkeitsgefühl ist brillant und die Tuning-Optionen lassen neben dem gebotenen Fuhrpark erneut kaum Wünsche offen. Hier wird sich selbst das hervorragende Burnout Paradise vielleicht warm anziehen müssen, auch wenn das Schadensmodell bei Unfällen in L.A. nicht ganz so spektakulär aussieht, dafür aber leichten Einfluss auf die Fahrphysik hat. Besonders froh bin ich, dass ich nicht länger nur in der Dunkelheit die Straßen unsicher machen kann, sondern die Stadt mit ihrem markanten Locations auch bei sonnigem Tageslicht erleben darf. Etwas Sorgen bereitet mir nur noch der Karrieremodus, der trotz offenerer Struktur die Gefahr birgt, auf den Highway der Monotonie aufzufahren. Denn obwohl die Events auf den ersten Blick vielfältig erscheinen, sind sie sich inhaltlich doch zu ähnlich. Trotzdem hat Rockstar mit Midnight Club: Los Angeles einen ganz heißen Tuning-Kandidaten in der Werkstatt, der im Test sicher ordentlich Gas geben wird.

Ersteindruck: sehr gut

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