Lego Indiana Jones: Die legendären Abenteuer06.05.2008, Paul Kautz
Lego Indiana Jones: Die legendären Abenteuer

Vorschau:

Harrison Ford hat in seiner Schauspielerkarriere ja bereits so manche großartige Rolle gespielt, aber die Darstellung des kantigen Dr. Indiana Jones dürfte seine markanteste sein - und das nicht nur, weil er nachhaltig bewiesen hat, dass trotz aller gegenteiligen Behauptungen ein X gelegentlich doch das Ziel markiert. Die Trilogie war in der Vergangenheit bereits die Grundlage von so manchem großartigen Game - und mit Lego Indiana Jones deutet sich ein weiteres Mitglied dieser hehren Gemeinschaft an.

Der Klotz, der heißt wie ein Hund

Das Genre der Filmumsetzungen ist per se negativ behaftet: Zu viele zu schlechte Spiele versteckten sich in der Vergangenheit unter einem großen Namen, zu oft fielen zu viele Spieler auf die Versprechungen von Entwicklern herein, die in erster Linie auf deren Kohle aus waren. Aber es gab und gibt Ausnahmen - und eine der

Indy, wie man ihn kennt und liebt - jetzt auch im Klotz-Look!
besten davon ist die Lego Star Wars -Reihe aus der Traditions-Softwareschmiede Traveller's Tales. Und warum? Weil die Spiele das Kunststück geschafft haben, nicht nur die Essenz der Filme perfekt einzufangen, sondern das Ausgangsmaterial auch noch perfekt in das herrlich alberne Lego-Universum zu integrieren, ohne zu albern zu werden.

Die Indiana Jones-Trilogie ist daher eine dankbare Ausgangsbasis für eine VerLegosierung: Die Filme nehmen sich selbst nicht sehr ernst, überzeichnete Situationen gibt es am laufenden Band. Kein Grund für Traveller's Tales, da nicht noch eine Schippe draufzupacken: Wenn Indy dem grinsenden Belloq in der Eingangsszene des ersten Films nicht den gülden glänzenden Götzen übergibt, sondern zuerst versucht, ihm einen blauen Diamanten sowie den Kopf von C3PO aufzuschwatzen, dann bleibt wirklich kein Auge trocken - die Präsentation in unseren verspielten Hallen wurde von schallendem Gelächter übertönt, die brillant inszenierten Zwischensequenzen dürften allein wieder das Geld wert sein! Wie gewohnt gibt es keinerlei echte Sprachausgabe, sämtliche Aktionen werden von Gebrummel und sonstigen Lauten ganz wunderbar begleitet - die Mimik und Gestik der Figuren reicht für ein Verständnis völlig aus.

Das X markiert den Spaß

Stark vereinfacht gesprochen ist Lego Indiana Jones im Grunde Lego Star Wars mit neuen Texturen - das grundlegende Spielprinzip ist nämlich unverändert: Allein oder zu zweit rennt ihr durch den Filmen nachempfundene Levels, zerstört einen beachtlichen Teil

Mehr als 60 Figuren warten darauf, von euch kontrolliert zu werden - wie gewohnt sind einige Levelteile nur mit dem richtigen Charakter zu erreichen.
davon, um Lego-Steinchen aufzusammeln, baut kaputte Umgebungs-Elemente zusammen (wofür dieses Mal nicht die Macht, sondern solide Handarbeit genutzt wird) und sucht nach gut versteckten »Minikits«. Nach wie vor ist ein großer Teil der Levels nur mit bestimmten Figuren erreichbar, die erst nach und nach freigeschaltet werden - was dem Wiederspielwert natürlich zugute kommt. Insgesamt erwarten euch mehr als 60 mehr oder weniger bedeutende Nasen aus allen drei Filmen; neben Indy steuert ihr früher oder später auch seinen Vater, Marianne, Shorty, Belloq, Marcus Brody oder Donovan. Und falls euch das nicht reicht, könnt ihr aus vorhandenen Einzelteilen auch euren ganz persönlichen Traum-Protagonisten zusammenstecken.

       

Die wichtigsten Szenen der drei Filme kommen im Spiel vor - entweder als Level oder innerhalb einer der großartig inszenierten Zwischensequenzen.
 Grundsätzlich seid ihr mindestens zu zweit unterwegs: Die KI stellt sich geschickt an, übernimmt automatisch Hilfsaufgaben, stellt den Begleiter von selbst auf Schalter, die von zwei Personen gedrückt werden müssen oder schwingt ihn behände über Abgründe - die Hauptaufgaben muss man trotzdem immer noch selbst erledigen, das grundsätzliche Spielen nimmt einem der Computer logischerweise nicht ab. Wie gewohnt verfügt jede Figur über spezielle Eigenschaften oder Ausrüstungsgegenstände: Indy hat z.B. stets seine treue Peitsche dabei, während sein Begleiter im Einstieg eine Schaufel mit sich führt, mit der er u.a versteckte Statuen ausbuddeln kann. Der eine springt höher, der andere kann bestimmte Schalter bedienen - ein ständiger Wechsel zwischen den anwesenden Figuren ist nach wie vor oberste Legofreund-Pflicht. Im Idealfall wird der zweite Spieler von einem Zocker aus Fleisch und Blut gesteuert, der allerdings vor Ort sein muss - der großartige Online-Modus aus Lego Star Wars: Die komplette Saga hat es leider nicht ins Peitschenschwinger-Abenteuer geschafft. Unverändert ist bislang auch das Friendly Fire bzw. Friendly Gekloppe: Nach wie vor könnt ihr euren Begleiter in der Hitze des Gefechts versehentlich verletzen, was schlussendlich im Verlust von Lego-Steinchen endet - ärgerlich.

Indiana Jones und das grüne Plastikkrokodil des Todes

Lego Indiana Jones umfasst die ersten drei Filme des wühlfreudigen Doktors, der gerade kurz vor dem Kinostart stehende vierte Teil kommt hier nicht vor. Alle wichtigen Szenen der Trilogie werden verwurstet, als Bindeglied zwischen allen Levels dient die Universität: Wie in der Mos Eisley Bar in den Star Wars-Games könnt ihr hier frei herumlaufen, jeden Level anwählen (die Welten präsentieren sich als an der Wand hängende Karten), euch die bisher freigespielten 

Die Adventure- und Puzzle-Elemente treten bei Lego Indiana Jones stärker in den Vordergrund - aber natürlich gibt es immer noch mehr als genug Action.
Cutscenes wieder und wieder ansehen oder weitere Figuren freischalten.

Während die Star Wars-Games noch sehr actionlastig waren, geht Indy in eine etwas knobellastigere Richtung: Es gibt mehr Adventure-Elemente, mehr Puzzles und noch mehr Team-Aktionen. Aber banget nicht, Freunde der schnell gezückten Pistole - es geht auch hier gut zur Sache: Grüne Plastikkrokodile, agile Glänz-Spinnen oder fies grinsende Nazis warten nur darauf, von euch auseinander genommen zu werden; ihr dürft einen beachtlichen Teil der Umgebung als Waffe benutzen, wenn ihr nicht gerade spitzen Stacheln aus dem Weg geht, und Spitzen oder Giftpfeilen ausweicht. Apropos Nazis: Da Hakenkreuze und Bücherverbrennungen nicht gerade Lego-kompatibel sind, finden sich logischerweise keine nationalsozialistischen Symbole im Spiel. Die Schergen Hitlers sind einfach stramme Typen in Uniform, die verkloppt werden.

     

Ausblick

Ich bin grundsätzlich ein sehr fröhlicher Mensch, der die meiste Zeit des Tages mit nach oben gezogenen Lippen verbringt. Aber selbst ich habe schon sehr lange nicht mehr so gegackert wie beim Einstieg in Lego Indiana Jones: Spätestens als der fiese Belloq in eine brillante C3PO-Parodie verfiel, war es um mein Zwerchfell geschehen. Jetzt diese Zeilen niederzutippen und die herrlich alberne Gestik wieder ins Gedächtnis zurückzurufen reicht völlig aus, um wieder breit zu grinsen - Liebe pur! Abgesehen von den wundervoll doofen Zwischensequenzen verspricht Lego Indiana Jones eine konsequente Fortsetzung der Star Wars-Spielmechanik, an der es nur wenig zu meckern gab und gibt. Dass der prima Online-Koop-Modus der kompletten Trilogie dieses Mal über Bord fällt, ist allerdings bedrückend.

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