Race Driver: GRID07.05.2008, Michael Krosta
Race Driver: GRID

Vorschau:

Auf DIRT folgt GRID: Wo ihr im letzten Jahr noch in Rallye-Boliden über staubige Pisten gebrettert seid, stehen im kommenden Sommer spannende Positionskämpfe in flotten Tourenwagen auf dem Programm. Ist der neue Racing-Titel aus dem Hause Codemasters ein würdiger Nachfolger der DTM Race Driver-Serie? Wir haben die Motoren zur Probefahrt angeschmissen...

Weg von der Simulation

Kennt ihr noch TOCA? Ja, die alten Rennspiele von Codemasters, von denen damals drei Teile auf dem PC und der PlayStation erschienen. Das waren noch Simulationen! Da hatte man noch alle Hände voll zu tun, die Boliden auf der Strecke zu halten. Ja, TOCA war damals das, was Titel wie GTR oder rFactor heute sind. Doch schon mit DTM Race Driver ging Codemasters erste Kompromisse ein, um auch Nicht-Profis einen Einstieg in die Welt des Motorsports zu ermöglichen. Gleichzeitig wurde die Anzahl der Rennserien immer weiter aufgestockt, so dass nicht länger nur die DTM (bzw. das britische Gegenstück TOCA) im Mittelpunkt stand, sondern Spieler ein komplettes Motorsport-Paket von der Formel BMW bis hin zu Oldtimer-Events bekamen. Das hatte zwar mit einer Hardcore-Sim immer weniger zu tun, aber zumindest fanden die Entwickler bei der Fahrphysik immer einen guten Kompromiss zwischen Zugänglichkeit und Anspruch. Auch bei GRID wagt Codemasters erneut diesen Spagat - und macht dabei eine ausgezeichnete Figur! Es fühlt sich zunächst ähnlich an wie PGR 4, wenn

Auch bei Nacht liefert ihr euch spannende Positionskämpfe in den bombastischen Kulissen.
ihr mit den über 40 lizenzierten Geschossen wie der Dodge Viper, dem Subaru Impreza oder Exoten wie dem Koenigsegg CCXR lässig durch die Kurven driftet, euch im Windschatten an den Vordermann ransaugt und am Ende der Geraden einen Überholversuch startet.

Anspruchsvoller als PGR

Trotzdem ist GRID insgesamt anspruchsvoller als der Kudos-Raser von Bizarre Creations: Schaltet ihr die Fahrhilfen wie Grip-Kontrolle sowie den Brems- und Lenkassistenten ab, kommt ihr hinter dem Lenkrad noch mehr ins Schwitzen, wenn euch auch noch die angriffslustige KI am Heck klebt. Das Fahrerfeld umfasst hier je nach Serie bis zu 20 Piloten, die sich aber oft etwas zu rabiat durch die Blechkolonne pöbeln. Genau wie schon bei DIRT und dem letzten DTM Race Driver schießen euch die Konkurrenten gerne mal ab, was nicht selten in einem fatalen Unfall endet, der sogar bis zum Totalschaden hinführen kann. Doch auch die vielen "menschlichen" Fehler der KI ziehen oft verheerende Kettenreaktionen nach sich, wenn sich euer Vordermann plötzlich vor euch dreht und damit den Grundstein für eine Massenkarambolage legt. Im Gegensatz zu PGR 4 ist das Schadensmodell in GRID mit spektakulär umher fliegenden Teilen, abfallenden Türen und Stoßstangen nicht nur optischer Natur, sondern beeinträchtigt auch die Fahrphysik! Also ist Vorsicht angebracht, wenn ihr mit Vollgas über den heißen Asphalt rast und euch mit der KI anlegt. Landet ihr nach einem missglückten Fahrmanöver trotzdem mal im Reifenstapel und verwandelt dabei den sportlichen Luxus-Flitzer in einen Schrotthaufen, ist das Rennen für euch vorbei&oder ihr zieht den Joker: Genau wie bei SCAR habt ihr auch hier die Möglichkeit, schwere Fehler rückgängig zu machen, indem ihr einfach während der Sofortwiederholung an der Stelle die Taste drückt, in der ihr wieder ins Geschehen einsteigen wollt. Allerdings sind solche "Korrekturen" nur begrenzt möglich - entscheidet ihr euch für den so genannten Profimodus fallen sie zusammen mit möglichen Neustarts sogar komplett unter den Tisch. Außerdem müsst ihr mit Einbußen bei der Bonuszahlung leben, die ihr euch neben den Preisgeldern verdienen könnt.

 

     

Kein Tuning, kein Setup

Und was macht man mit all den Siegprämien? Wäre wir jetzt bei Gran Turismo oder Need for Speed, wäre die Antwort klar: Man steckt das Geld ins Tuning und schafft sich neue Karren an. Bei GRID beschränken sich die Einkäufe dagegen auf Letzteres, denn auf Tuning-Maßnahmen wird verzichtet. Selbst Einstellungen am Setup oder gar Boxenstopps dürfen nicht vorgenommen werden, so dass ihr euch voll und ganz auf das konzentrieren könnt, worauf es bei einem Racer eigentlich ankommt: Rennen fahren! Ohne langes Schrauben, zig Testkilometer und Vorbereitungswahnsinn geht es hier direkt hinters Steuer, während der Gasfuß schon nervös in der Startaufstellung zuckt. Schaltet die Ampel dann auf Grün, zeigt die EGO Engine wieder ihre ganze Klasse: Die Kulissen sehen phänomenal aus. Vor allem in Stadtkursen wie San Francisco oder Washington rasen die Häuserschluchten in einem Affenzahn an euren Augen vorbei und versetzen euch mit Motion Blur-Effekten in einen wahnwitzigen Geschwindigkeitsrausch, bei dem euch der Atem stockt. Vor allem in der detaillierten Cockpitansicht mit Wackelkamera fühlt ihr euch sofort mittendrin im Geschehen und erlebt jede Kollision, jedes Überholmanöver

Vor allem in der Cockpit-Perspektive erlebt ihr die packende Renn-Action hautnah.
und jedes Knacken im Getriebe hautnah mit. Technisch wird GRID ohne Zweifel eines der imposantesten Rennspiele überhaupt! Ich hatte oft das Gefühl, in einem Burnout-Teil mit lizenzierten Fahrzeugen und Strecken gelandet zu sein, bei dem der Fokus nicht länger auf dem reinen Arcade-Erlebnis liegt.

Internationale Karrriere

Doch nicht nur technisch gibt Codemasters Gas. Auch inhaltlich zeigt GRID viel Potenzial, denn der Karrieremodus orientiert sich deutlich an Colin McRae: DIRT. Genau wie im Rallye-Vorgänger arbeitet ihr euch auch hier durch diverse Events, die auf Europa, die USA und Japan verteilt sind. Dabei stehen nicht nur Rennen auf dem Programm, sondern ihr messt euch auch in Driftwettbewerben und tretet sogar in Stock Cars zum Destruction Derby an. Allerdings stehen euch nicht von Anfang an alle Türen offen. So braucht ihr neben entsprechend vorgeschriebenen Boliden auch einen bestimmten Fahrerrang, um an manchen Events teilzunehmen. Diesen baut ihr euch nach und nach in Rennen auf, denn neben Geld winken euch auch Punkte für euer Ansehen. Dabei macht ihr euch schneller einen Namen, wenn ihr euch für einen höheren der insgesamt fünf Schwierigkeitsgrade entscheidet und auch ohne Fahrhilfen an den Start geht. Werdet ihr am Anfang noch für kleine Gagen als Pilot angeheuert, besteht das Hauptziel darin, ein eigenes Team zu gründen, Sponsoren zu finden sowie später selbst KI-Raser für die eigene Truppe anzuwerben - und die wollen natürlich auch bezahlt werden. So seid ihr hier nicht nur als erfolgreicher Fahrer tätig, sondern müsst auch euer Talent als Team-Manager unter Beweis stellen. Denn nur so könnt ihr weltweit an die Spitze fahren! Seid ihr z.B. gerade in Japan am Start, gibt die KI-Konkurrenz parallel dazu in Europa und den USA Gas, um wichtige Punkte für die Rangliste einzufahren. Um das eigene Team in allen Regionen nach vorne zu bringen, müsst ihr Fahrer engagieren, die stellvertretend für euch antreten. Allerdings werdet ihr wohl nicht die Möglichkeit haben, die KI nach eurem Vorbild zu trainieren wie es noch im ersten Forza mit dem Drivatar der Fall war. Stattdessen steht euch ein Pool aus über 300 Piloten zur Verfügung, aus dem ihr gegen Bargeld eure Wunschkandidaten auswählt.    

Ausblick

DTM Race Driver ist tot – hoch lebe GRID! Auch wenn ich mir von Codemasters mal wieder eine ernsthafte Simulation im Stil von Gran Turismo wünschen würde, verspricht auch das Konzept hinter GRID ein Volltreffer zu werden. Hier steht das Fahrerlebnis im Mittelpunkt, das mit spektakulären Unfällen, dem gelungenen Schadensmodell und einem wahnwitzigen Geschwindigkeitsgefühl so intensiv ausfällt wie in kaum einem anderen Rennspiel. GRID wirkt wie ein PGR auf Speed – nur ohne Kudos, doch dafür mit vollem Schadensmodell und einer anspruchsvolleren Fahrphysik. Nervig ist nur, dass die KI immer noch etwas zu ruppig reagiert und euch mit unsauberen Brechstangen-Aktionen nicht selten ein ganzes Rennen versaut. Auch wenn ihr danach eure Zeitrückspul- Joker ziehen könnt, sorgen die Rempeleien eurer Konkurrenten immer wieder für Frust. Eine aggressive KI ist gut, aber wenn sie überwiegend zu unfairen Mitteln greift, ist es nervig. Bleibt also zu hoffen, dass Codemasters hier noch bis zum Release nachbessert, denn abgesehen davon hat GRID auch ohne Tuning- und Setup-Spielereien echtes Hitpotenzial!

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