Nintendo 3DS XL10.07.2012, Paul Kautz
Nintendo 3DS XL

Special:

Nintendos 3DS ist noch nicht mal anderthalb Jahre alt - und hat schon eine der bewegendsten Geschichten überhaupt im Bereich der Spielehardware hinter sich: Hoher Preis, niedriger Preis, Botschafter-Geschenke, Stick-Erweiterung, Online-Laden, und jetzt steht auch schon der Quasi-Nachfolger in den Startlöchern. Ein 3DS XL, eine große Lupe & wir - was kommt dabei raus?

Das große Fasten

Das ist er: der 3DS XL. Seinem Namen entsprechend ist er deutlich größer als sein Vorgänger, die Bildschirme bieten fast doppelt so viel Bild. Man stellt sich allerdings die Frage, wieso Nintendo auf das zweite Schiebepad verzichtet hat.
Das ist er: der 3DS XL. Seinem Namen entsprechend ist er deutlich größer als sein Vorgänger, die Bildschirme bieten fast doppelt so viel Bild. Man stellt sich allerdings die Frage, wieso Nintendo auf das zweite Schiebepad verzichtet hat.

Kompakt ist es, das Päckchen, das man erhält, wenn man seine 200 Steine beim Spielehändler seiner Wahl gegen den 3DS XL tauscht. Kompakt, aber mit der inneren Dichte des Sonnenkerns. Denn obwohl es gerade mal 18x13x6cm misst, ist es bis unter den Rand vollgestopft. Nicht mit der Hardware, obwohl diese "XL" im Namen trägt. Sondern vielmehr mit voluminösen Handbüchern in fünf Sprachen - was merkwürdig genug ist, wenn man bedenkt, dass Nintendo seinen 3DS-Spielen schon seit einiger Zeit nur noch Zettelchen beilegt und die eigentlichen Handbücher in elektronischer Form auf die Module bannt. Was ebenfalls nicht beiliegt: ein Netzteil. Okay, man kann die Standardkabel des DSi bzw. 3DS nutzen; Nintendo scheint davon auszugehen, dass jeder Besitzer dieser Handhelds freudig auf den XL-Zug aufspringen oder zusätzlich zum neuen Spielgerät auch noch ein Ladekabel kaufen wird. Mutig, mutig - vor allem, wenn man bedenkt, dass man, wenn man den 3DS XL neu kauft, nach etwa fünf Stunden des Spielens nichts mehr mit ihm anfangen kann. Vorausgesetzt, dass er überhaupt geladen ist, was bei mir nicht der Fall war.

Hier die beiden Geräte im direkten Nebeneinander. Die Spiele profitieren erheblich vom größeren 3D-Bildschirm.
Hier die beiden Geräte im direkten Nebeneinander. Die Spiele profitieren erheblich vom größeren 3D-Bildschirm.
Aber gut, packen wir das Gerät doch mal aus. Sofort fällt auf: Uuuuh, angenehme Haptik! Die grundsätzliche Eckigkeit des 3DS wurde zugunsten runder, weicher Oberflächen fallen gelassen; der 3DS XL liegt sehr angenehm in der Hand. Auch die lackierte Oberfläche wurde für eine Matt-Optik aufgegeben - und darüber kann man durchaus geteilter Meinung sein. Ich mag das Matte, es vermeidet hässliche Fingerabdrücke. Auf der anderen Seite verleiht es dem 3DS XL einen leicht billigen Look. Aber okay, ich will damit keine Schönheitswettbewerbe gewinnen. Ich will spielen.

Der Stick bleibt allein

Bevor ein Modul in den unverändert am oberen Ende des Handhelds befindlichen Schacht wandert, wird der Rest des XL unter die Lupe genommen: Die drei unter dem Touchscreen befindlichen Tasten (Home, Start & Select) sind jetzt richtige Buttons und nicht mehr die wabbeligen Pseudo-Knöpfchen - sehr schön. Ein echter Baufehler des 3DS wurde ebenfalls korrigiert: Dort lag der 3D-Bildschirm noch direkt auf dem Rand des Touchscreens auf, was kurzfristig Schlieren und langfristig richtig störende

Der Stylus besteht jetzt wieder aus festem Plastik, statt einer 2GB- gibt's jetzt eine 4GB-SD-Karte. Nintendo will ja zukünftig seine Spiele auch online vertreiben.
Der Stylus besteht jetzt wieder aus festem Plastik, statt einer 2GB- gibt's jetzt eine 4GB-SD-Karte. Nintendo will ja zukünftig seine Spiele auch online vertreiben.
Kratzer nach sich zog. Die sind jetzt ausgeschlossen: Kleine Abstandshalter sorgen für sichere Distanz zwischen den beiden Screens. Trotzdem schadet es auch hier nicht, ein Läppchen dazwischen zu legen, alleine der Staubfreiheit wegen. Neu ist auch der Stylus - bzw. wieder neu, denn wie schon bei DS, DSi und DSi XL besteht er wieder aus ganzem Plastik, ohne Ausziehgestell wie beim 3DS. Trotzdem ist er fast genauso groß, schlummert jetzt aber wieder an der rechten Seite, nicht mehr oben.

Die Hoffnungen waren groß, aber Nintendo hat sie mit der ersten Ankündigung des 3DS XL gekillt: Es gibt kein serienmäßig verbautes zweites Schiebepad. Was merkwürdig genug ist, denn auf der rechten Seite wäre mehr als genug Platz dafür. Wer sich also daran gewöhnt hat, Resident Evil: Revelations wie auf der Konsole zu spielen, kann sich das gleich wieder abgewöhnen. Oder nochmals für ein größeres Schiebepad Pro XL latzen (das noch nicht erhältlich ist), denn natürlich ist das alte aufgrund der veränderten Hardware nicht mehr verwendbar. Schwach, Nintendo - sehr schwach!

Extra Large indeed!

Die im wahrsten Sinne größte Veränderung der Hardware betrifft die Bildschirme. Hatte dieser beim Vorgänger eine Diagonale von knapp 9cm (Touchscreen: knapp 8cm), hält der 3DS XL mit 12,5cm bzw. 10,5cm dagegen - das ist ein Größengewinn von gut 90% pro Bildschirm, was den 3DS XL in Vita-Dimensionen katapultiert!

Den Größenvergleich mit der Vita muss der 3DS XL nicht scheuen, die Bildschirme sind fast gleich groß.
Den Größenvergleich mit der Vita muss der 3DS XL nicht scheuen, die Bildschirme sind fast gleich groß.
Das Plus an Übersicht entpuppt sich gerade beim 3D-Display als wunderbare Erweiterung, die man schon nach kürzester Zeit nicht mehr missen möchte - wenn ich vom 3DS XL auf meinen "alten" 3DS blicke, habe ich das Gefühl, dem Game Boy micro ins Auge zu blicken. Von der vergrößerten Darstellung profitieren vor allem die Spiele, die einen "tiefen" 3D-Effekt propagieren, wie Super Mario 3D Land oder The Legend of Zelda: Ocarina of Time.

Allerdings bleibt die grundsätzliche 3DS-Auflösung von 400x240 Bildpunkten (eigentlich 800x240, da für beiden Augen berechnet) unverändert, was gerade bei älteren Spielen von Nachteil sein kann, sehen diese dadurch doch noch zerfusselter aus als vorher. Das merkt man sowohl bei DS- als auch bei GBA- oder NES-Spielen, wenn man sie nicht gerade in nativer Auflösung laufen lässt (zum Aufrufen die Start- und Select-Taste gedrückt halten): Viele große Treppchen bei 3D-Spielen, aufgepustete Pixel bei 2D-Unterhaltung. Am "Sweet Spot", also dem Punkt, etwa 30cm vom Bildschirm entfernt, an dem man das 3D-Bild klar und ohne "Ghosting" sieht, hat sich aber nichts geändert.

Größerer Bildschirm = höherer Energieverbrauch = na toll, schon die Laufzeit des 3DS war nicht gerade berauschend! Wie soll die denn jetzt erst aussehen? Antwort: Nicht schlechter. Ein Live-Test mit der automatisch laufenden Demo von Mario Kart 7 ergab eine Überlebensdauer des Akkus von etwas über sechs Stunden, bei vollem 3D-Effekt und höchster Helligkeitsstufe. Was in etwa dem 3DS entspricht.

Der Ärger des Botschafters

Der 3DS XL im Kreise einiger seiner Ahnen. Von oben im Uhrzeigersinn: Game Boy, Game Boy Advance, Game Boy micro, DSi XL, DS lite, GBA SP, 3DS XL. Man sieht: So gigantisch groß ist der neue Handheld im Vergleich gar nicht.
Der 3DS XL im Kreise einiger seiner Ahnen. Von oben im Uhrzeigersinn: Game Boy, Game Boy Advance, Game Boy micro, DSi XL, DS lite, GBA SP, 3DS XL. Man sieht: So gigantisch groß ist der neue Handheld im Vergleich gar nicht.
Wer den 3DS nicht nur mit im Laden gekaufter Software, sondern auch mit dem einen oder anderen Spiel aus dem eShop gefüttert hat, dürfte froh über die Nachricht sein, dass Nintendo dem 3DS XL keine 2GB-, sondern gleich eine 4GB-SD-Karte beigelegt hat. Angesichts der Tatsache, dass Big N seine Spiele künftig parallel im Handel und als Download verkaufen möchte, sicher keine schlechte Idee. Aber was ist denn nun mit all meinen DSiWare- und Virtual-Console-Spielen? Grundsätzlich macht Nintendo den Transfer einfach: Man startet das entsprechende Tool (das sich in den Systemoptionen versteckt) auf Ausgangs- und Zielsystem, bestätigt gefühlt tausend Mal, dass man wirklich alles übertragen möchte - und wartet. Hat man einige Einkäufe hinter sich, sieht man den putzig ackernden Übertragungs-Pikmin zwischen einer halben und einer Stunde bei der Arbeit zu. Und danach ist... nicht alles gut. Denn die Hälfte fehlt.

Was übertragen wird: Alles systeminterne wie Einstellungen, Mii-Sammlungen, alles was mit Street Pass zu tun hat (inkl. Mii Plaza und allen dortigen Spielen), DSiWare-Einkäufe sowie eShop-Einstellungen inkl. Download-Historie und Guthaben. So weit, so gut.

  3DS XL 3DS
Gewicht 335g 235g
Maße 15,5  x 9,1 x 2,1cm 13,5 x 7,5 x 2cm
SD-Karte 4GB 2GB
3D-Bildschirm 10,6 x 6,4cm 7,7 x 4,6cm
Touchscreen 8,5 x 6,4cm 6,2 x 4,6cm
     
Was nicht übertragen wird: Internet-Einstellungen (Netzwerke müssen neu gesucht und eingetragen werden), SpotPass-Extradaten (wie die zusätzlichen Kostüme bei Dead or Alive: Dimensions) und -Einstellungen (die Informationen zum automatischen Download von Software sowie der Übertragung von Systeminformationen werden zurückgesetzt), Fotos. Letztere sollen laut Nintendo eigentlich übertragen werden, wurden sie bei mir aber nicht - ich musste den Umweg nehmen, meine alte SD-Karte (auf der die Fotos gespeichert waren) in den 3DS XL zu stecken und die Bilder von da auf den 3DS XL zu übertragen.

Viel ärgerlicher ist allerdings, dass weder die Botschafter-Spiele noch Virtual-Console-Titel kopiert wurden! Was nicht übertragen wird, kann natürlich kostenlos erneut aus dem eShop runtergeladen werden. Aber erstens dauert das eine ganze Weile und zweitens gehen einem dadurch alle Savegames verloren.

Die Hardware bleibt (mit Ausnahme des Akkus) unverändert - das "XL" im Namen bezieht sich nur auf die Größe. Extrem ärgerlich: Beim Wechsel vom 3DS auf den 3DS XL wird nicht die gesamte Software-Bibliothek übertragen. Ein Teil davon muss händisch transferiert werden, unter Verlust der entsprechenden Spielstände.
Die Hardware bleibt (mit Ausnahme des Akkus) unverändert - das "XL" im Namen bezieht sich nur auf die Größe. Extrem ärgerlich: Beim Wechsel vom 3DS auf den 3DS XL wird nicht die gesamte Software-Bibliothek übertragen. Ein Teil davon muss händisch transferiert werden, unter Verlust der entsprechenden Spielstände.
Aus der Perspektive des Außenstehenden ist es absolut nicht nachzuvollziehen, wieso die DSiWare-Spiele übertragen werden, die VC- und Botschafter-Titel dagegen nicht. Klar kann man die alte SD-Karte mit sich herumschleppen, sie in den ausgeschalteten 3DS XL stecken und ganz normal weiter spielen - aber wo bitte ist der Sinn dahinter?

*Update*: Wir scheinen nicht die einzigen zu sein, bei denen der Datentransfer lückenhaft abgeschlossen wurde. Gleichzeitig gibt es auch Stimmen, bei denen alles reibungslos funktioniert hat und die gesamte Software kopiert wurde. Das Ganze scheint also ein Bug zu sein. Genaueres wird man vermutlich erst wissen, wenn der 3DS XL offiziell veröffentlicht wurde und mehr Leute zum Transfer kommen. Wir sind im Kontakt mit Nintendo, um der Sache genauer auf den Grund zu gehen.

*Update 2*: Laut Nintendo gab es einen Fehler bei der Transferfunktion, der für die lückenhafte Übertragung sorgte, und der mittlerweile komplett behoben sein soll. Alle bisherigen 3DS-Einkäufe sollten also problemlos auf dem 3DS XL landen. Wir werden das in Kürze mit einem Zweitgerät überprüfen.

Fazit:

Für einen Neukäufer ist der 3DS XL mit Ausnahme des nicht vorhandenen Netzteils ein Segen: Das 3D-Display ist herrlich groß und die Spiele profitieren erheblich von dem vergrößerten Bild. Das System liegt gut in der Hand; ich mag das gerundete Design und den matten Farbton. Kleine Layout-Verbesserungen wie die Buttons unter dem Touchscreen oder der wieder rechts platzierte stabile Stylus ergeben ein tolles Gesamtpaket. Dank des dickeren Akkus werden auch keine Kompromisse in Sachen Laufzeit gemacht - jedenfalls im Vergleich zum 3DS. Aber wieso zum Henker gibt es keinen serienmäßig verbauten zweiten Stick? Spiele wie Resident Evil: Revelations oder Metal Gear Solid: Snake Eater 3D waren erst mit Schiebepad Pro richtig gut spielbar - und jetzt soll man schon wieder extra dafür bezahlen? Dieses Versäumnis ist schwach, ändert aber nichts daran, dass der 3DS XL ein feines Gerät ist..

 
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