Metal Gear Solid: Snake Eater 3D08.03.2012, Michael Krosta
Metal Gear Solid: Snake Eater 3D

Im Test:

Was als selbstlaufende Demo ursprünglich nur die technischen Möglichkeiten des 3DS aufzeigen sollte, ist jetzt zum fertigen Spiel gereift: Konami schleicht sich mit einer Umsetzung des PS2-Klassikers Metal Gear Solid 3: Snake Eater auf Nintendos Handheld. Aber eignet sich die gealterte Konsolenschlange überhaupt für den mobilen Einsatz?

Zurück zum Anfang

Dass man ausgerechnet Snake Eater auf den 3DS portiert, hat zwei gute Gründe: Zum einen findet die komplexe Geschichte hier ihren Ursprung. Man ist nicht als Solid Snake unterwegs, sondern nimmt als dessen Vater Jack im Rahmen des Kalten Krieges den Schleicheinsatz an, der ihn schließlich von der „Naked Snake“ zum „Big Boss“ aufsteigen lässt und den Grundstein für die Pläne der Patriots legt. Zum anderen dürfte kein anderer Titel der Reihe in diesem Maße von den 3D-Fähigkeiten des Handhelds profitieren, denn die Dschungelkulisse ist geradezu prädestiniert für beeindruckende Effekte, wenn z.B. Teile der dichten Flora aus dem Bildschirm heraus ragen. Auch in den teils langen Zwischensequenzen - seit jeher eines der Markenzeichen der Serie - wird die 3D-Technik ausgiebig genutzt.

Überhaupt hat man sich Mühe gegeben, den Titel an die besonderen Fähigkeiten des Handhelds anzupassen, denn auch das Gyroskop wird genutzt, wenn man mit Snake z.B. über eine wackelige Hängebrücke läuft und das Gleichgewicht mit entsprechenden Bewegungen auspendeln muss. Eine nette Ergänzung, die aber zum Glück nicht überstrapaziert wird. Ebenfalls eine nette Idee ist die Möglichkeit, sich mit der integrierten Kamera eigene Tarnmuster zu kreieren, auch wenn diese keinen Vorteil gegenüber den mitgelieferten Uniformen bieten. Von daher ist es eher eine Spielerei - genau wie die versteckten Yoshi-Figuren, die bei Beschuss die typischen Laute des Knuddelsaurus von sich geben.

Bessere Bedienung

Nicht gerade die beste Tarnung...
Nicht gerade die beste Tarnung...
Spielerisch erweist sich vor allem der Touchscreen als Bereicherung: Auf ihm wird nicht nur ein Kartenausschnitt abgebildet, sondern man bekommt auch umgehend Zugriff auf Optionen wie die Verarztung von Wunden, die Nahrung, den Funk sowie die Tarnmuster und das Inventar. Neben dem aktuellen Tarnindex finden sich auch weitere HUD-Elemente wie Munition, Gesundheits- und Ausdaueranzeige. Die gewählte Waffe und Gadgets wie der Bewegungsmelder oder das Fernglas werden ebenfalls angezeigt und gewähren bei einem Druck auf das entsprechende Feld den Zugriff auf das komplette Inventar. Aufgrund der Masse an Funktionen ist es zwar immer noch etwas fummelig - gerade das ständige Verändern des Tarnmusters und „Fütterungen“ nerven mit der Zeit - doch wurde die Bedienung zumindest in diesem Bereich gegenüber dem PS2-Original verbessert.

Zwischen grausam und komfortabel

Im Hinblick auf die restliche Steuerung ist das Gegenteil der Fall, denn ohne einen zweiten Analogstick ist die 3DS-Version weit vom Komfort eines Controllers entfernt. Als Basis dient die Subsistance-Version, bei der die feste Kamera erstmals durch eine komplette

Gegner lassen sich auch als Geiseln nehmen.
Gegner lassen sich auch als Geiseln nehmen.
Kontrolle durch den Spieler abgelöst wurde bzw. nur noch eine Alternative darstellte. Genau wie beim PSP-Einsatz Peace Walker wird die Funktion des rechten Analogsticks und damit die Kamerakontrolle auf die Actiontasten gelegt. Im Gegenzug müssen Aktionen wie Ducken, Hinlegen oder der Schnellzugriff auf das Inventar auf das Digitalkreuz ausweichen. Vor allem Ersteres ist nervig, weil man ständig umgreifen muss. Die neue Zielhilfe, die sich optional aktivieren lässt, macht die krampfige Steuerung auch nicht besser. Abhilfe schafft der Anschluss eines Schiebepad Pro, denn genau wie Resident Evil: Revelations unterstützt auch Snake Eater die sinnvolle Peripherie (siehe Special). Erst mit der Erweiterung schleicht es sich am 3DS ähnlich prima durch den Dschungel wie beim Original. Für mich ist das Schiebepad Pro hier sogar noch mehr Pflicht als beim actionreichen Capcom-Horror.

Alterserscheinungen

Snake, so wie man ihn kennt.
Snake, so wie man ihn kennt.
Als Snake Eater vor fast genau sieben Jahren auf der PS2 erschien, war es trotz der fixen Kamera und den damit verbundenen Problemen technisch beeindruckend: Nie zuvor wurde ein lebendiger Dschungel derart gut umgesetzt wie hier - und das alles gepaart mit cineastischen Zwischensequenzen und gelungenem Soundtrack. Heute weicht am 3DS trotz der schicken 3D-Effekte die Begeisterung von damals einer Ernüchterung: Viele Texturen bestehen aus einem unansehnlichen Pixelbrei und auch ein Teil der Flora wird stellenweise erst spät eingeblendet. Gerade im Vergleich zu aktuellen Titeln wie Revelations wirkt die Technik der Dschungelschlange angestaubt. Der Mangel an Details ließe sich noch verschmerzen, doch von der flüssigen Darstellung der selbstlaufenden Demo ist nach Implementierung von KI & Co nicht mehr viel übrig geblieben. Vor allem im 3D-Modus kratzt die Bildrate sowohl im Spiel als auch den Filmsequenzen gerade noch so am Bereich des Erträglichen - von der Leistung der PS2 oder der jüngst veröffentlichten HD Collection ist man hier weit entfernt.

Störend sind außerdem die neuen Sprachaufnahmen, die vor allem im Tutorial verwendet werden und sich qualitativ deutlich von den übernommenen Dialogen unterscheiden. Man hat sogar manchmal das Gefühl, als würde plötzlich mitten in der Unterhaltung der Sprecher ausgetauscht. Abgesehen davon ist die Synchronisierung dank der professionellen Akteure rund um David Hayter so klasse wie beim Original.

Hungersnot    

Wichtige Funktionen werden für einen schnellen Zugriff auf dem Touchscreen ausgelagert - eine gute Entscheidung.
Wichtige Funktionen werden für einen schnellen Zugriff auf dem Touchscreen ausgelagert - eine gute Entscheidung.
Inhaltlich hat Snake mit Problemen zu kämpfen, die mich schon damals an der PS2 gestört haben - allen voran die Suche nach Nahrung. Der Einzelkämpfer hat Kohldampf ohne Ende und frisst wie ein Scheunendrescher, weshalb sein Magen ständig am knurren ist. Die Sättigung lässt immer noch viel zu schnell nach. Auch das häufige manuelle Wechseln der Tarnung und die Prozedur beim Versorgen von Wunden erweist sich auf Dauer als nervig - die automatische Anpassung des Hightech-Anzugs an die Umgebung im vierten Teil ist sehr viel komfortabler.

Doch dafür bekommt man im Gegenzug einen der besten Teile der MGS-Saga, was Geschichte, Charaktere und Bosskämpfe angeht. In dieser Hinsicht hat Snake Eater nichts von seiner damaligen Faszination verloren und kann mich trotz der Kritikpunkte auch an den 3DS-Bildschirm fesseln. Allerdings eignet sich der Schleicheinsatz nur bedingt für unterwegs: Während der PSP-Ableger Peace Walker mit kurzen Missionshäppchen perfekt für das mobile Spielen konzipiert wurde, ist und bleibt Snake Eater ein Titel, der für das interaktive Erlebnis im Wohnzimmer ausgerichtet ist. Dieses Spiel legt man nicht ein, wenn man mal kurz zehn Minuten Zeit überbrücken will. Hier kann eine einzige Zwischensequenz schon länger dauern als eine Fahrt mit der U-Bahn zum gewünschten Ziel.

Da fehlt doch was...

Ein weiterer Punkt ist der Preis: Knapp 40 Euro (UVP) möchte Konami für Snakes 3DS-Auftritt haben. Die kürzlich veröffentlichte HD Collection, die übrigens auch den Weg auf die Vita finden wird, bekommt man günstiger, bietet mehr Inhalt und eine bessere Performance. Hier stimmt einfach das Verhältnis nicht, wenn man zusätzlich bedenkt, dass auch der Mehrspielermodus von Subsistance sowie das Bonusmaterial (u.a. mit den beiden MSX-Titeln) am 3DS fehlen.

Fazit

Snake Eater hat auch heute noch seine Qualitäten: Vor allem hinsichtlich der Geschichte, Charakteren und Bosskämpfen ist Snakes Schleicheinsatz im russischen Dschungel ganz großes Spionagekino! Doch so ganz will sich die Begeisterung von damals am 3DS nicht einstellen, denn dafür wirkt die Technik mit ihrer grenzwertigen Bildrate und verschwommenen Texturen trotz des ansehnlichen 3D-Effekts zu antiquiert. Die Steuerung entpuppt sich ebenfalls als Spaßkiller: Ohne das Schiebepad Pro ist die schleichende Erkundung dank ständigem Umgreifen zwischen Analogpad, Digipad und Touchscreen eine Qual, obwohl Letzterer gut eingebunden wurde und die komplexe Bedienung zusammen mit der Zielhilfe sogar etwas vereinfacht. Weitere exklusive Features wie die Verwendung des Gyroskops oder versteckte Yoshi-Figuren wären zwar nicht nötig gewesen, stören aber auch nicht. Die beiden MSX-Klassiker und den guten Mehrspielermodus der Subsistance-Version hätte man aber ruhig beibehalten können. Metal Gear Solid: Snake Eater 3D in Kombination mit dem Schiebepad Pro ist auch am 3DS immer noch ein gutes Spiel - vor allem, wenn man das Original noch nie zuvor gespielt hat. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass es auf der Konsole immer noch besser aufgehoben ist.

Wertung

3DS

Snake schwächelt: Handlung, Inszenierung und Bosskämpfe sind immer noch erstklassig, doch Technik und Steuerung (ohne CCP) dämpfen die Schleichfreude.

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