James Noir's Hollywood Crimes 3D25.11.2011, Jens Bischoff
James Noir's Hollywood Crimes 3D

Im Test:

Bis Professor Layton seine charmanten Rätsel-Recherchen auf dem 3DS aufnimmt, wird es noch eine Weile dauern. Mit James Noir's Hollywood Crimes hat Ubisoft aber einen Herausforderer ins Rennen geschickt, der ebenfalls Weise Rätsel- und Adventure-Elemente verbindet und sich dabei auch die Besonderheiten des Nintendo-Handhelds zunutze macht. Können die Krimi-Knobeleien ähnlich begeistern wie die des Zeichentrick-Professors?

Blutige Quizshow

Ubisofts Puzzle-Adventure entführt den Spieler ins Hollywood der 60er Jahre, wo er an einer TV-Quizshow teilnimmt, in deren Umfeld es zu einer mysteriösen Mordserie kommt. Während in der Sendung ein heißer Zweikampf um den Hauptpreis entbrennt, wird man nebenbei auch in die eher schleppend verlaufenden Ermittlungen des FBI involviert. Anfangs wirkt die Symbiose noch sehr konstruiert, spätere Rätsel sind jedoch harmonisch in Spiel- und Storyverlauf eingeflochten.

Die eigentliche Suche nach dem Mörder verläuft jedoch völlig linear und ohne jeden Mucks des selbst gespielten Protagonisten. Zwischen den Quizshow-Auftritten wird man automatisch zum nächsten Tatort bzw. Schauplatz kutschiert, wo man eine Reihe von Rätselaufgaben serviert bekommt, bevor es wieder zurück ins Aufnahmestudio geht. Man muss weder Indizien abwägen, noch Entscheidungen treffen oder irgendwelche Nachforschungen anstellen. Man kann sich auch nicht frei bewegen, Zeugen befragen oder versteckte Hinweise ausfindig machen.

Willkommen im Knobelexpress

3DS-Funktionen wie die Kamera werden gut, aber sehr selten genutzt
3DS-Funktionen wie Kamera oder Bewegungssensoren werden clever, aber zu selten genutzt.
Der Ermittlungszug fährt quasi ganz von allein, während man selbst nur hin und wieder Hindernisse von den Schienen entfernt. Der Fahrplan hält zwar den ein oder anderen Überraschungsstopp parat, der Zielbahnhof wird aber schon nach wenigen Fahrtstunden erreicht. Immerhin bringt der Krimizug das 60er Jahre-Flair gut rüber und macht zuweilen auch interessanten Gebrauch von den Möglichkeiten des 3DS: Die 3D-Darstellung unterstreicht die Wirkung plastischer Rätsel, die Bewegungssensoren verwandeln den Handheld in ein Kipplabyrinth und dank Kameranutzung findet man sich sogar in Spiegeln und Zeitungen wieder.

Insgesamt werden diese Funktionen in den über 140 Knobelaufgaben aber viel zu selten bemüht, lediglich der Touchscreen kommt regelmäßig zum Einsatz. Manche Aufgaben wiederholen sich auch mehrfach, wobei das Spektrum unterm Strich jedoch genügend Abwechslung bietet. Das Gros besteht dabei aus logischen Lege-, Dreh-, Kipp- und Schieberätseln im Stil japanischer Vorlagen wie Sudoku , Shikaku oder Hashiwokakero . Es werden aber auch Elemente aus westlichen Vorbildern wie Slotter , Minesweeper oder Dame bemüht. Hin und wieder sind auch einfach nur Rechentalent, räumliches Vorstellungsvermögen oder Merkfähigkeit gefragt - kreatives Um-die-Ecke-Denken inklusive.

Rätsel lösen leicht gemacht

Wer mal nicht weiter weiß, kann sich nach und nach mehr oder weniger brauchbare Tipps geben lassen, was aber kaum Konsequenzen hat. In den Quizshows muss man dann halt einfach mehr Aufgaben lösen, um die zum Erreichen der nächsten Runde vorgeschriebenen Punktzahlen zu erzielen, während bei Storyrätseln ein abnehmender Hinweiszähler zum Einsatz kommt, den selbst der hilfloseste Ermittler nie zum Versiegen bringen dürfte. Möglicher Rätselfrust wird dadurch zwar verhindert, aber gleichzeitig mangelt es eben auch an sinnvollen Boni für Knobelprofis.

Die Notizfunktion ist bei manchen Rätseln ungemein praktisch.
Die jederzeit transparent einblendbare Notizfunktion ist bei manchen Rätseln ungemein praktisch.
Zudem sind die Hinweise teils völlig banal oder wenig aufschlussreich. Auch die Erklärung der Aufgaben lässt teils zu wünschen übrig. Ein weiteres Ärgernis ist die oft sehr skurrile Schrifterkennung, die aber zum Glück keine schwerwiegenden Folgen hat, da man von Hand eingegebene Zahlen vor ihrer Auswertung immer erst bestätigen muss. Geschlampt wurde teils auch bei Aufgaben mit mehreren Lösungsmöglichkeiten, die nicht alle erkannt werden, was aber zum Glück nur sehr selten der Fall ist.

Hoher Komfort

Lob verdient hingegen die vorbildliche Notizfunktion, die sich transparent über die Rätsel legen lässt, um Markierungen zu setzen, Skizzen anzufertigen oder mehrere Lösungsansätze parallel zu verfolgen. Auch die Möglichkeit, sich jederzeit ins Hotelzimmer zurückziehen zu können, um bereits gelöste oder während der Quizshows übersprungenen Aufgaben nochmals anzugehen, ist trotz logischer Inkonsequenzen ein nettes Feature. Hier kann man auch in aller Ruhe seine mit weiteren Rätseln gespickte Fanpost durchstöbern, um sich zusätzliche Lösungshinweise zu verdienen.

Schön ist auch, dass man nach seiner Rückkehr zum eigentlichen Spiel oder dem Abschluss eines Kapitels stets eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse erhält. Die Inszenierung setzt dabei auf echte Schauspieler, die via Blue-Screen abgefilmt und anschließend in computergenerierte Kulissen eingefügt wurden. Allerdings hat man, wohl um Speicherplatz zu sparen, viele Bewegungen gekürzt und sie durch wiederkehrende Animationsschleifen ersetzt, was den Figuren trotz überzeugender Akteure und professioneller deutscher Synchronsprecher einen sehr mechanischen, mitunter fast masturbationsähnlichen Charakter verleiht...

Fazit

Wie Kollege Layton versucht auch Hollywood Crimes Rätsel- und Adventure-Spaß miteinander zu vereinen. Manche Rätsel sind auch vorbildlich in den Storyverlauf eingebunden, 3DS-Funktionen wie Kamera, Bewegungssensoren, Touchscreen und 3D-Darstellung werden clever genutzt und die Inszenierung im 60er Jahre-Stil kann sich durchaus sehen und hören lassen. Auf der anderen Seite wirkt aber auch vieles billig und unausgereift. Die kriminalistischen Recherchen des gänzlich stummen Protagonisten verlaufen völlig linear und sind viel zu schnell vorbei, die spärlichen Animationsschleifen sorgen für unfreiwillige Komik, während es die Hinweisfunktion an Konsequenz und Anschaulichkeit vermissen lässt. Hinzu kommen eine durchwachsene Schrifterkennung, logische Inkonsequenzen im Storyverlauf sowie gelegentlich unterschlagene Alternativlösungen. Rätselfüchse werden trotzdem ordentlich und teils originell unterhalten - an die Klasse eines Professor Layton reicht James Noir allerdings nicht annähernd heran.

Pro

über 140 Knobelaufgaben
gelungener 60er Jahre-Stil
sehr komfortable Notizfunktion
professionelle deutsche Sprecher
gute Nutzung der 3DS-Funktionen...

Kontra

sehr kurz & völlig linear
halbgare Hinweisfunktion
gänzlich stummer Protagonist
durchwachsene Schrift
& Lösungserkennung
...wenn auch leider viel zu selten

Wertung

3DS

Spielerisch solider, aber sehr kurzer und linearer Knobelkrimi, der trotz interessanter Ansätze weitestgehend blass bleibt.

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